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Normale Version: Abraham
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Als Abraham noch Abram hieß und Sarah Sarai, zogen sie "wegen der Teuerung" nach Ägypten. Im modernen Sinn: Sie waren Wirtschaftsflüchtlinge. Aus Angst, Sarah könnte dem König seines Gastlandes gefallen und dieser könnte ihn töten, gab er sie als seine Schwester aus (Gen12.11-15). Und "als die Fürsten des Königs sahen, dass Sarai schön war und ihm dies berichteten", wurde sie in den Harem des Königs aufgenommen. Das war "dem Herrn" nicht recht, und er sandte den Ägyptern viele Plagen, bis der König die beiden wieder ziehen ließ. "Also zog Abram aus dem Ägypterland mit allem, was er hatte … Abram aber war sehr reich an Vieh, Silber und Gold…" (Gen13.1, 2).

Gott bestraft, den der, ohne es zu wissen, Ehebruch begangen hat, den aber, der wissentlich Beihilfe geleistet hatte, den belohnt er. Dem Pharao dürfte das anständig was gekostet haben, wenn der Wirtschaftsflüchtling Abram nach seinem Auszug "sehr reich" war.

Die Geschichte wiederholt sich im Land der Gerer (Gen20.1, 2). Dem König Abimelech bietet er seine Frau an (Er sprach von seinem Weib: Es ist meine Schwester), und wieder bedroht Gott nur den Abimelech (wegen des Ehebruchs) mit dem Tod. Also ließ dieser Sarah und Abraham ziehen: „Da nahm Abimelech Schafe, Rinder, Knechte und Mägde und gab sie Abraham und gab ihm wieder sein Weib Sarah (Gen20.14). Und eine "Ehrengabe in Silbergeld" bekam er als Draufgabe.

Die Geschichten sind Mythen, das ist mir klar, und niemand muss es mir erklären.

Mich beschäftigt die Ethik, die dahinter steht: Wer mit Gott ist, darf lügen und betrügen und zieht seinen Vorteil daraus. Den Schaden haben die Belogenen und Betrogenen. Was ist der Grund? Sie verehren den falschen Gott.

Wenn jemand eine bessere Deutung der Geschichte hat, lass er es mich bitte wissen.

Epicharm

Lhiannon

Epicharm schrieb:Mich beschäftigt die Ethik, die dahinter steht: Wer mit Gott ist, darf lügen und betrügen und zieht seinen Vorteil daraus. Den Schaden haben die Belogenen und Betrogenen. Was ist der Grund? Sie verehren den falschen Gott.

Das siehst du richtig. Dieser Gott hält zu seinem Volk, auch wenn sie andere betrügen. Es sind die Gläubigen besser als die Ungläubigen, auch wenn die Ungläubigen sich korrekt verhalten und die Gläubigen unkorrekt.

Ähnliches findet man auch im Koran. Den Ungläubigen verfolgt Allah mit Hass, egal was der Ungläubige sonst Gutes tut.
Dem Gläubigen "deckt er seine Sünden zu".

Darin drückt sich ein altes Stammesgottheitdenken aus.


Im übrigen spiegelt sich in Abrahamsgeschichte, wie auch in anderen Geschichten des AT die Dominanz der Ägypter in der damaligen Zeit. Ägypten herrschte lange über das israelische Bergland und machte es zum Vasallenstaat.
Man musste sich Mut machen angesichts eines Herrschers, der viele Götter verehrte und dessen Götter offenbar mächtiger waren als der Gott Israels.

Frei nach dem Motto: Heute knechten uns die Ägypter. Aber damals hat Abraham ihnen die Zähne gezeigt.


Lhiannon
Hallo Lhiannon,

ist alles OK, was Du sagt.

Offenbar erwählte Abraham El und El Abraham. Und die anderen Götter wurden nach und nach vergessen.

Wer ist der Gott El aus dem später Jahwe wurde? Der Name El gehörte ursprünglich zu einem Gott aus Ugarit, einer kanaanitischen Stadt, die dort lag, wo sich heute das syrische Ras Shamra befindet. In 1929 in Ras Shamra gefundenen Texten wird El als Vater aller Götter mit Ausnahme des Gottes Baal (der sein Widersacher war) beschrieben. Bei den Hethitern wurde El zu Ellel. El mischte sich (als kanaanitischer und hethitischer Göttervater) nur selten in die Angelegenheiten anderer Götter und praktisch nie in jene der Menschen. Diesen El erwählte Abram zu seinem (einzigen) Gott, und El erwählte Abram und gebot ihm, sich Abraham zu nennen. Abraham ergriff also für El Partei, der (nach ugaritischen Texten) mit Baal um die Vorherrschaft im Götterhimmel stritt.
El war vermählt mit Ashera, der Schwester des Baal, die mit ihrem Gemahl den Bruder bekämpfte.

Anderen Erzählungen nach war der Sturm-, Donner- und Regengott Baal (= Besitzer, Herr) ebenfalls Sohn des Göttervaters El.

Einige Jahrhunderte später war Baal in Mesopotamien (aber auch in Kanaan als Baal-Zebul = der Erhabene) zur höchsten Gottheit aufgestiegen. Im Laufe der Jahrhunderte hatte er nämlich die Identität Melkarts, des Stadtgottes von Tyrus, angenommen und wurde später mit Herakles und schließlich, wie Herodot berichtet, mit Zeus identifiziert.

Es ist derselbe Baal, der später als Baal Zebub (Herr der Fliegen) zum Teufel wurde.

Liebe Grüße v. Epicharm
Diese (und ähnliche) Geschichten zeigen eines: Unsere ethischen Begriffe (von heute) sind nicht einfach vom Himmel gefallen, sondern in einem historischen Prozess gebildet und schließlich so verinnerlicht worden, dass wir die alten Vorstellungen als minderwertig empfinden. Zu ihrer Zeit waren sie häufig fortschrittlicher als die der Nachbarn.

Der erwähnte Reichtum ist ein Symbol für Gottesgehorsam (Einhaltung Seiner Sittenregeln, im Zweifel: der Zehn Gebote) - Verhalten = Ergehen!