(17-08-2010, 16:27)Lars schrieb: [ -> ]1. Auf ontologischer Ebene sind Sein und Nichts näher beieinander als man es auf den ersten Blick sieht. Gott, als das kleinste Seinsprinzip, das in Allem enthalten ist, das existiert, und somit auch wesentlich verschieden von allem ist: wenn wir alle Eigenschaften eines Gegenstandes wegnehmen und zu seinem reinen Seinskern vordringen wollen, so ist es am Ende aller seiner Eigenheiten beraubt und somit "nichts" mehr. Die Abwesenheit von Allem, was das Ding zum Ding macht, ist reines Sein, vom individuellen Aspekt aus betrachtet ist das Ding aber dann nicht mehr wirklich als eigenständiges Ding vorhanden.
Ick sache mal so: Alles was als "Ding" (Phänomen, Form, Geformtes, "Schöpfung") existiert, existiert nur aufgrund von "Leerheit" (sunnata/sunyata), Leerheit von einem jeweils festen, exklusiv nur in diesem Ding enthaltenen Kern - gäbe es einen solchen "Kern" könnte der wegen seiner Exklusivität mit nichts in Beziehung stehen - also ist es unerheblich, ob er
so existiert oder nicht.
Was das Ding zu einem Ding macht ist "sunyata" - wirklich allumfassende Bedingtheit - das wäre dann der "reine Seinskern".
(17-08-2010, 16:27)Lars schrieb: [ -> ]2. Reduziert es sich darauf aber natürlich nicht. Gott ist ein persönlicher Gott und offenbart sich biblisch-historisch, der Buddhismus ist hingegen ein rein intellektuelles Konstrukt, da Buddha Gautama die hinduistische Idee der Seele nicht einleuchtend fand.
vom historischen Buddha ist in jeder Hinsicht - sowohl als Legende des "Ausritts" als auch innerhalb der Lehrreden - überliefert, daß er einzig und allein an einer praktischen Frage interessiert war: Was ist das Leiden, welche Ursachen hat es und kann man es beenden. Und genau an dieser praktischen Frage prüft er alle damals gängigen Theorien, u.a. die eines personalen/persönlichen Schöpfergotts (issara'/'ishvara) so wie der etwa Moses gegenübertritt, wenn man das wörtlich nimmt.
Der Weltentstehungsmythus im Buddhismus ist ne relativ nebensächliche Frage, er illustriert nur was auch anders gesagt werden kann.
man verzichtet eben ganz auf eine überweltliche autoritive Instanz, von der man eh nichts sagen kann ohne sich in heillose Widersprüche zu verwickeln. Man soll sich eben kein Bild machen.
(17-08-2010, 16:27)Lars schrieb: [ -> ]Er würde die christliche Idee einer Seele wohl auch nicht einleuchtend finden, und schon gar nicht die Idee des Ewigen Lebens (Stichpunkt: "Vergänglichkeit").
Es ist ja wohl so, daß die "christlichen" Meinungen, was denn "Seele" und "ewiges Leben" sei ebenso weit gefächert und u.U. unvereinbar sind, wie etwa "buddhistische" zu "Wiedergeburt".
Man muß wirklich vorsichtig sein, die Begriffe meinen oft was anderes als sie oberflächlich immer so klar scheinen.
(17-08-2010, 16:27)Lars schrieb: [ -> ]3. Ist es schwer, von dem Buddhidmus zu sprechen. Hinayana und Mahayana sind voneinander stark abweichend, gerade in der Erlösungsfrage,
Stimmt, manchmal hab ich den Eindruck, da wären völlig unterschiedliche Religionen am Werk. "Hinayana" hat übrigens eine Doppelbedeutung - einerseits ist es ein rein westlicher religionswisssenschaftlicher - oder besser religionshistorischer Begriff und umfaßt die sog. "älteren Schulen" inkl. Theravada, die als einzige von diesen überlebten. Im Mahayana andererseits ist es aber ein Begriff für "falsche Haltung" und ist nicht an "Richtung", "Schule" oder "Orden" gebunden. Die Theravada lehnen ihn ganz ab - insbesondere als Bezeichnung ihrer Richtung - völlig zu Recht.
Relativ einfach ist die Unterscheidung von Theravada (südlich), Vajrayana (nördlich), Zen und Amitabha-Buddhismus (beide östlich).
Und dann zwischen Volks- und "Hoch"-Religion. Undnatürlich zwischen den Buchstabengläubigen und Praktikern.
Immer riesige Unterschiede.
(17-08-2010, 16:27)Lars schrieb: [ -> ]dazu kommt noch der Tantrayana-Buddhismus als Teil des Mahayana-Buddhismus, der aber dennoch als eigenständiger dritter Teil gilt: dieser würde eher mit dem Gnostizismus bzw., in modernen Formen, dem Satanismus konform gehen.
Halte ich für ne absurde Idee monotheistische Kategorien auf Buddhismus anzuwenden.
(17-08-2010, 16:27)Lars schrieb: [ -> ]4. Wenn man sowieso alles vermischt, weil es so ähnlich ist, kann man auch bei einem bleiben.
Stimmt zwar, aber jeder Mensch geht nun mal seinen eigenen - oft mehr als verschlungenen Weg
(17-08-2010, 16:27)Lars schrieb: [ -> ]Und vor allem: bringt es einen weiter? Bietet es Wahrheiten, die die einzelnen Richtungen noch nicht gefunden haben? Oder ist es nicht vielleicht einfacher für einen, weil man sich die bequemen Wahrheiten heraussuchen kann und auf die unbequemen Wahrheiten einer der beiden Religionen verzichten, weil man diese einfach durch die Wahrheiten der anderen Religion ersetzen kann?
Ich biete mal noch ne dritte Möglichkeit an: Manchmal helfen andere Sprachkonventionen, ein und die selbe Sache verständlicher zu machen. Erst mal einen roten Faden an einem Ende zu fassen bekommen - das sich Rausheddern aus dem Labyrinth ist dann so oder so noch einmal ein mühsamer Prozess. Aber wenn man sich diesem aber dann nicht unterwirft, ist das eh nur alles Gequatsche. Dann bleibt man eben drin in der Höhle ob nun mit Buddhismus oder Christentum.
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