(27-07-2011, 00:57)Tyko schrieb: [ -> ]ich fürchte nur, dass wir ohne einheitliche, funktionierende definitionen nirgendwohin gelangen werden.
Wir können nicht definierend die Aussagen andeer Philosophen festlegen.
Wir können uns nicht
als erstes darauf einigen, was die Aussage eines Philosophen ist. Studien von - sagen wir mal Eckhart oder Spnizoa - müssen ergebnisoffen sein.
Jeder Verfasser einer wissenschaftlichen Studie definiert seine eigenen Begrifflichkeiten. Das heißt, er stellt sein Arbeitsinstrumentarium vor.
Aber er kann nicht festlegen, wie ein anderer Philosoph oder Wissenschaftler seine Begrifflichkeiten definiert.
Beide Wissenschaftler müssen nur sehr präzise ihre Begriffe definieren, mit denen sie arbeiten und mit denen sie andere Werke oder Befindlichkeiten untersuchen.
Will ich zum Beispiel die Weltsichten heutiger Menschen erforschen, interviewe diese und versuche sensibel herauszufinden, was deren - vielleicht unbewusste - Sicht der Dinge ist, dann können eine ganze Menge spannender Sachen rauskommen. Vielleicht stellen sie dann fest, dass es ja doch irgendetwas Stabiles in ihrem Leben gibt, das ihnen bisher Halt gegeben hat, obwohl sie eigentlich immer dachten, sie würden an gar nichts glauben.
Hätte man ihnen aber gleich von vornherein einen Katalog von Begriffen mit eindeutigen Definitionen vorgelegt, dann wäre nur ihr ratio befragt worden, ihre bewusste Einordnung.
Das hat dann viel damit zu tun, wie sie sich gerne sehen wollen, als was sie nach außen hin gelten wollen. Ist dann so was Ähnliches wie Möbelkauf. Imagepflege.
Ich kann auch als Philosoph differenziert denken. Ich kann also sagen: Spinoza zählt als Pantheist. Der Begriff beinhaltet "Gott". Gott ist die unendliche Substanz. "Unendlichkeit" ist primär ein religiöser Begriff.
Im 21. Jahrhundert wird der Begriff "Pantheismus" modern, zum Teil durch Naturverbundenheit. Man erlebt die Natur vielleicht religiös. Man will aber nicht den Begriff "Gott" dabei haben.
Was hindert nun den differenziert denkenden Philosphen, eine Begriffs
geschichte zu schreiben? Zu zeigen, wie sich der Begriff im Laufe der Geschichte gewandelt hat? Oder wie er in unterschiedlichen Kreisen unterschiedlich verstanden wird?