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Die Auferstehung und das Leben danach

Der Glaube

Wenn man in einer Wortkonkordanz [2] zur Bibel nach Stellen mit den Worten „auferwecken“, „auferstehen“, „Auferstehung“ oder „Leben, ewiges“ sucht, dann findet man jeweils eine Stelle, vielleicht zwei in den neueren Teilen des Alten Testamentes (AT) und ganz viele Stellen im Neuen Testament (NT). Diese einfache Suche offenbart auf eindrucksvolle Art, dass sich der Gedanke der Auferstehung erst im Laufe der Zeit entwickelt und durchgesetzt hat.neue Hoffnung

Die erste Erwähnung, die ich finden konnte, findet sich beim Propheten Jesaja (740-701 v. Chr.). Er verbindet die Auferstehung als Belohnung für ein Leben, das sich mit ‚Gott verbunden hat. Jes. 26, 19: „Deine Toten“ (im Gegensatz zu denen der Fremdherrscher im Lande) „werden leben, die Leichen stehen wieder auf; wer in der Erde liegt, wird erwachen und jubeln. / Denn der Tau, den du sendest, ist ein Tau des Lichts; die Erde gibt die Toten heraus.“

Der Gedanke wird fortgeführt als ein intensiverer Kulturaustausch - oder auch eine Auseinandersetzung - mit der griechischen Kultur und Mythologie in der Spätantike stattfindet. Im 2. Buch der Makkabäer Kap. 12 wird der edle Judas erwähnt, der eine Sammlung für ein Sühnopfer für die Gefallenen veranstaltet. Vers 43ff “Damit handelte er sehr schön und edel; denn er dachte an die Auferstehung“ (der Gefallenen). Die nicht-kanonischen Makkabäerbücher handeln von den Kämpfen der Juden gegen die Seleuziden im 2. Jahrhundert vor Christus.

Im NT ist die Vorstellung bereits so verfestigt, dass sie tief in die Vorstellungen um Jesu Tod und Auferstehung einfließt. Es gab auch Gegner der Auferstehungslehre. Markus erwähnt in 12, 18 die Sadduzäer, die lehren, es gebe keine Auferstehung.

Der Islam enthält die Vorstellung eines Paradieses, in das Gott die Menschen unter den Bedingungen des Glaubens nach dem physischen Tod hinein ruft. Von Beginn an ist die Lehre des Korans um die Belohnung für die Taten des Glaubens und die Bestrafung des Unglaubens bemüht. Der Koran lässt nicht den geringsten Zweifel an einer Auferstehung im Jenseits.

Was man zu der damaligen Zeit wenigstens eindeutig feststellen kann: Die Auferstehung – wo auch immer – ist eine spekulative Lehre, die aus der Vorstellung einer geistigen Existenz neben der körperlichen entwickelt worden ist. In einer Forumsdiskussion hat mir ein Jude diese Vorstellung erst in jüngster Zeit nochmals erläutert. Da er kein Naturwissenschaftler ist, stützt er sich dabei weiterhin auf diese Spekulation. Ein weiteres Indiz für eine reine Spekulation ist die Anwendung dieser Lehre in Bezug auf die Erziehung des Menschen: Strafe eines bösartigen Verhaltens – Belohnung und damit Förderung des ethisch Guten. Da es sich hierbei allein um die Wertung menschlicher Verhaltensweisen handelt, die stark kulturabhängig sind, stammt die Lehre keines Falls aus einer absoluten Quelle.

Soweit die Vergangenheit. Was lässt sich aus naturwissenschaftlicher Sicht zur Auferstehung sagen?

Soziologie

Zweifellos kann der Glaube an eine Auferstehung zwei wesentliche Aspekte menschlichen Lebens und Zusammenlebens beeinflussen.
  • Die Moral
  • Die Akzeptanz des Sterbens
Die Argumentation folgt der Frage, was diese Anschauung (Teilaspekt eines Weltbildes i. S. von [7]) zum Überleben einer Gesellschaft sichert und optimiert. Der Optimierungsprozess führt nach dieser Betrachtungsweise zu einer Zunahme der Population.

Grob betrachtet führt Moral zu einer Schonung der inneren Ressourcen einer Gesellschaft und damit zum Erhalt in Krisenzeiten, die sich aufgrund äußerer Umstände gelegentlich ergeben. Ferner führt ein moralisches Verhalten zur Integration von Zuwanderung, die zur inneren Erneuerung einer Gesellschaft führt. Je gefestigter die Moral ist, umso weniger Energie wird auf Auseinandersetzungen verschwendet. Eine Belohnung durch ein Paradies oder dergleichen kann unter bestimmten sonstigen kulturellen Anschauungsweisen eine solche Verfestigung bewirken.

Die Akzeptanz des Sterbens liegt ebenfalls auf dieser Linie. Man kann sagen, dass Akzeptanz des Sterbens die Erneuerung und damit Anpassung einer Gesellschaft bewirkt. Ferner bewirkt der angstfreie Umgang mit den individuellen Möglichkeiten die effektivere Umsetzung von als nützlich erkannten Zielvorstellungen.Gewordenes vergeht
Gleichgültig, ob die Vorstellung einer Auferstehung anders begründbar ist, sie führt in jedem Fall zu einer lokal vorteilhaften Entwicklung einer Gesellschaft. Damit setzt sich diese gegen andere auch ohne kriegerische Auseinandersetzungen im Laufe der Zeit durch.

Die Frage ob diese Entwicklung global wünschenswert ist, und damit das Überleben der Menschheit sichert, soll hier nicht weiter vertieft werden. Es bleibt festzuhalten, dass menschliche Gesellschaften mit solchen Vorstellungen sich lokal durchsetzen werden, womit sich diese Gedanken selbst aufrechterhalten und verstärken – auch wenn sie jede sonstige Grundlage entbehren sollten. (Zur Entwicklung und Wertung von Weltbildern siehe [7], S. 272 – 289, v. a. S. 288/289)

Biologie

Offensichtlich ist, dass der Zeugungsprozess mit anschließender Individualentwicklung bis zum individuellen Tod die Antwort der (biologischen) Art ist, den Genotypus immer wieder auferstehen zu lassen. Winzige Veränderungen führen auf das, was wir als Entwicklungsgeschichte der Art kennen. Ganz allmählich passt sich die Art auf diese Weise an äußere Lebensumstände an.

Vorausgesetzt, die Lebensumstände ändern sich nur allmählich, dann lebt die Art in einem lokalen Sinne „ewig“, zumindest sehr lange gemessen an der Lebensdauer des Individuums.Himmelsvolk?

Walter R. Fuchs [8], Fred Hoyle und andere haben Arbeiten durchforstet, die zeigen, dass Lebensbausteine im Weltall entstehen und Sporen des Lebens (auch von der Erde kommend) dort über extrem lange Zeiten überdauern können. Getrieben von Teilchenströmen, die von den Sonnen ausgehen, werden sie über astronomische Entfernungen verfrachtet. Zum Schluss können sie in Planetenatmosphären eindringen, den Boden erreichen und dort die Entwicklung des Lebens in Gang setzen. Voraussetzung ist nur eine große Vielfalt der Lebensbausteine einerseits und an ökosphärischen Bedingungen andererseits. Irgendwo und irgendwann finden die Lebensbausteine dann das für sie günstige Milieu und die Auferstehung beginnt.

Im Prinzip ist der Vorgang beliebig oft wiederholbar. Frank Tipler baut u. a. auf diesem Gedankengang seine Physik der Unsterblichkeit [9] auf. In diesem Zusammenhang geht es ihm um die allmähliche Besiedlung des Universums durch Leben.

Kultur

Im voran gegangenen Abschnitt hatte das Leben der Art das Wort. Aber auch das Leben der Kultur – hier als eine Gesellschaft verstanden, deren Individuen durch eine Kultur verbunden zusammenleben – hat eine Antwort auf den individuellen Tod: (mündliche) Überlieferung und Schriftsprache. Wer immer sich mitteilt, verändert das Bewusstsein des Partners oder vieler anderer Individuen. Manche Autoren gehen soweit, kulturelle Entitäten, so genannte Mnemone, zu postulieren, die sich auf der Menge der kulturell verbundenen Individuen verselbständigen und ausbreiten. Selbstverständlich bilden sie sich in der nachwachsenden Generation ab, so dass sie auferstehen. Eigentlich sterben diese kulturellen Partikel gar nicht, sondern überleben ihre Träger – so, wie das Genom die Individuen überlebt. Nachkommen

Psychologie

Die Psychologie hat für uns zwei wesentlich verschiedene Ansichten. Einmal zeigt sie uns eine Außenansicht, zum anderen erklärt sie so manche Innenansichten im Denken, Fühlen und Handeln.

Wenden wir uns zunächst der Außenansicht zu: Wir, die wir uns als Individuen empfinden, unterliegen vielen Funktionen, die im Experiment leicht nachstellbar sind. So „funktionieren“ wir alle, bis in unerwünschte Einzelheiten hinein. Im Büchlein von Manfred Spitzner (Herausgeber) [17] findet sich z.B. eine Untersuchung darüber, warum wir bei Nebel dazu neigen, viel zu schnell zu fahren, obwohl wir wissen, dass es falsch ist. (Bei fehlendem Kontrast können wir die Geschwindigkeit nicht mehr schätzen und sind allein auf die Bordinstrumente angewiesen). Das Beispiel zeigt, dass wir keineswegs so subjektiv funktionieren, wie wir uns gerne einbilden. An dieser Stelle ist sicher noch viel Nachholbedarf, was u. a. für ergonomischere Fahrzeuge sorgen sollte z. B. eine automatische Tempobegrenzung bei Nebel oder schlechter Sicht – für alle Fahrzeuge.

Dieses Beispiel zeigt, dass auch unser Tod nicht als losgelöst von unserer Funktionsweise gesehen werden kann. Letztere ist uns allen gemeinsam, gehört gewissermaßen zum „ewigen Leben“ unserer Art oder wenigstens unserer Gesellschaft. Wir existieren in neurophysiologischer Beziehung in einem überindividuellen Kontext. Vieles spricht dafür, dass der zuvor beschriebene kulturelle Zusammenhang hier seine Ursache hat. sehr verzweigt!

Und nun zu den Erklärungen, wie wir innerlich funktionieren: Unbestritten ist, dass der Mensch lernfähig ist, seine Umwelt auf eine Innenansicht abbildet und darin auch sich und die Mitmenschen einbezieht. Es ist mithin nicht falsch zu sagen, dass unser Ich ein Abbild der Mitwelt ist. Hoimar von Ditfurth weist verschiedentlich u. a. in [7] darauf hin, dass viele unserer besonderen psychischen Fähigkeiten bereits sonst wo in der Natur zu finden sind. Offenbar hat unser Genom diese Fähigkeiten nicht selbst erfunden, sondern geerbt. Insofern sind wir eine Kombination wieder erstandener Eigenschaften der Natur.

Es ist richtig, dass bei der Vielzahl individueller Erfahrung und individueller Eigenschaften und Fähigkeiten jeder Mensch ein Unikat ist. Denn wenn man nur hundert verschiedene Eigenschaften beliebig miteinander kombiniert, dann übersteigt die Zahl solcher Kombinationen die Zahl aller Menschen und aller Tiere bei weitem. Allerdings verändert das fortschreitende Leben diese Kombination. Nach ein paar Wochen unseres Lebens haben sich so viele Dinge in uns geändert, dass wir nicht mehr dieselben sind, obwohl wir es anders empfinden.

Deshalb ist es aus der Sicht unserer Funktionsweise zulässig zu sagen, dass wir trotz der Unterschiede nach unserem individuellen Ableben wieder auf der Bühne des Lebens erscheinen.

Kybernetik / Informationstheorie

Unsere physikalische Welt besteht nicht nur aus Raum, Zeit und Materie. Eine ihrer weiteren Grundausstattungen heißt „Wechselwirkung“. Im Grunde ist damit die Möglichkeit beschrieben, dass die einzelnen Teile unserer Welt auf andere Teile Einflüsse ausüben. Die Informationstechniker sprechen davon, dass „Nachrichten ausgetauscht“ werden. In diesem Sinne sind wir ein Informationen verarbeitendes System. Dieses System erhält sich dadurch aufrecht, dass es andere Systeme mit thermodynamisch höherwertiger Energie, also Nahrung, anzapft (isst) und damit den eigenen Informationsgehalt aber auch fremde Informationsgehalte verändert. Folge dieser Veränderung ist Abwärme, eine Art minderwertiger Energie (die Physiker sprechen von Entropie). Da auf diesen Sachverhalt im nächsten Abschnitt noch näher einzugehen ist, sei hier nur auf das Prinzip hingewiesen.

Was geschieht nun weiter mit dem Informationsgehalt in einem Lebewesen? Das allermeiste ist genetisches Material, das die Zellen einschließlich der Nervenzellen aufbaut. Dieses Material wiederum wirkt als Programm für die vielen Lebensvorgänge wie Atmung oder Bewegung. Ein relativ kleiner Teil wird für Steuerungsaufgaben benutzt, wie Optimierung der Nahrungs- und Partnersuche, Abwehr von Feinden usw.. Ein nur beim Menschen nennenswerter Anteil geht in eine Abbildungsfunktion im Großhirn, die ein differenziertes Weltmodell aufrechterhält. Was eigentlich „Ich“ bedeutet, und an welcher Stelle es sich physiologisch einordnen lässt, darüber wird im Bereich der Psychologie und Neurologie heftig gestritten. Häufig wird auch von einer Ich-Illusion gesprochen. Allerdings ist dabei nicht klar, auf wen oder was sich die Täuschung beziehen soll. (Wenn „ich“ eine Illusion ist, wer wird dadurch getäuscht?)

In jedem Falle bleibt festzuhalten, dass wir Informationen aufnehmen, speichern, verarbeiten und wieder an die Mitwelt abgeben. Wir sind damit „in eine bestimmte Zeit“, nämlich in unsere Lebenszeit eingebunden. Gleichwohl stellen wir nur einen Knoten in einem Beziehungsnetz dar – ähnlich wie ein Telefon-Netz – in dem ständig ein breiter Strom von Informationen aller Art hinein und wieder hinaus fließt.

In einem solchen Netz ist der Ausfall eines Knotens verhältnismäßig unwichtig in Bezug auf den Informationsstrom. Im Falle eines Ausfalls (hier dem individuellen Tod) am Ende der Lebensdauer gehen nur zeitlich begrenzt und nur lokal ein paar Informationen verloren. Der Hauptstrom hat den Knoten längst verlassen und ist an vielen Stellen gespeichert. Damit ist sichergestellt, dass nahezu jede Information rekonstruiert werden kann – und bei Bedarf wird. In unserer Zeit nehmen wir an einer Art „ewigem Leben“ teil, das durch den individuellen Tod nicht nennenswert gestört wird.

Wenn wir darüber hinaus durch unsere Kulturtechniken dafür sorgen, als wertvoll erachtete Informationen als geschlossenen Block mehrfach an verschiedenen Orten und Zeiten zu speichern, dann lässt sich die Störung durch den individuellen Tod auf ein Minimum reduzieren.

Physik / Kosmologie

Lee Smolin [4] beschreibt in seinem sehr lesenswerten Buch die Entwicklungsgeschichte des Universums. Er fügt dann einen Schritt ein mit der Frage, was in den „Schwarzen Löchern“ passiert. Das ist zwar hoch interessant, trägt aber zum Thema im Moment nicht bei. Hingegen zitiert er informationstheoretische Eigenschaften des Kosmos, die hier eine wesentliche Rolle spielen.

„Schwarze Löcher“ sind Sterne am Ende ihrer Lebensdauer. Sie haben ihren Vorrat an (atomarem) Brennmaterial (Wasserstoff, Helium, Lithium) verbraucht. Ihr Innendruck ist zu klein geworden, um sich gegen die Schwerkraft ihrer Masse durchzusetzen. Wenn dieser Zustand erreicht ist, stürzen sie in sich zusammen, werden immer kleiner und kleiner und verabschieden sich aus der uns bekannten physikalischen Natur der Materie. Zurück bleibt ein Schwerkraftzentrum, in das alles hinein stürzt, was ihm zu nahe kommt – einschließlich Licht und Strahlung, daher der Name: Schwarzes Loch! „Zu nahe“ wird nach dem Physiker Schwarzschild entweder Schwarzschild-Sphäre oder auch Ereignishorizont genannt. Was hinter dem Ereignishorizont (oder innerhalb der Schwarzschild-Sphäre) passiert, entzieht sich der Physik des übrigen Universums mit Ausnahme seiner zusätzlichen Schwere.

Kosmologen haben nun diese Schwerkraftzentren näher untersucht z.B. Stephen Hawking [14]. Wichtig ist, dass zwar alle Materie und alle Strahlung in ein Schwarzes Loch fallen aber die Informationen, die sie tragen am Ereignishorizont verbleiben.

Wäre dies nicht so und die Informationen würden dem übrigen Universum entzogen, dann wäre dies gleichbedeutend mit einer Rakete, die mit vollem Schub durch den Ereignishorizont unserem Universum entflöhe. Uns bliebe nur die Abwärme dieses Vorgangs. Diese wäre allerdings gewaltig, so gewaltig, dass wir zurück Bleibenden auf astronomische Temperaturen aufgeheizt würden. (Klar ist: wir würden überhaupt nicht existieren!)

Da Schwarze Löcher schon einige Milliarden Jahre existieren, und unsere Welt noch besteht, muss man davon ausgehen, dass der genannte Informationsverlust nicht eintritt. Folglich versammeln sich alle Informationen früher oder später auf den Schwarzschild-Sphären der Schwarzen Löcher. Es mag zwar sein, dass es noch andere Sammelstellen gibt, z.B. auf den Oberflächen von Neutronensternen, aber das weiß zur Zeit niemand.

In diesem Zusammenhang sei auf Frank Tiplers Physik der Unsterblichkeit [9] verwiesen. Dieses Werk ist sehr spekulativ. Aber die dahinter stehende Physik wird durch zahlreiche Laborergebnisse gestützt. Diese Physik besagt vereinfachend das Folgende (s. z. B. [12], [13]):

Jedem Teilchen (Atom, Molekül, Elektron, Meson usw. aber auch Lichtquant, Neutrino, Farbladung, Gluon) wohnen zwei Grundeigenschaften inne. Da sind einmal sein Impuls und zum anderen seine Wellenfunktion.

„Impuls“ ist uns allen geläufig. Der ist mit Masse und Geschwindigkeit verbunden und kann auch mit Durchschlagskraft oder Wucht (z. B. bei Steinwürfen oder Gewehrkugeln) bezeichnet werden. Der Impuls wird durch Kräfte vergrößert, verkleinert oder einfach nur in seiner Richtung verändert.

Die „Wellenfunktion“ ist nicht aus der Alltagserfahrung heraus zu verstehen. Sie wird uns ein Wenig vertrauter, wenn wir uns klar machen, dass unsere Welt eine Welt von wechselseitiger Beeinflussung ist. Anderenfalls wäre sie ein Haufen unabhängiger Gebilde und uns gäbe es gar nicht. Diese Wellenfunktionen greifen über das Teilchen in den Raum hinaus und melden ihm dessen Beschaffenheit, insbesondere die Anwesenheit anderer Teilchen (und deren Wellenfunktion). Der Wortteil „Welle“ wurde nicht willkürlich gewählt. Die Wellenfunktionen benehmen sich ähnlich wie Wasserwellen, die ein oder mehrere Steine erzeugen, die man in einen stillen See wirft. Die erzeugte Wellenbewegung der Wasseroberfläche bildet ein sehr regelmäßiges Muster aus Wellenbergen und -Tälern. Nach einem solchen „Wurf“ von (Experiment mit) Teilchen besagen die Wellenberge, wo man seine Teilchen oder ihre Bruchstücke wieder finden– und die Täler, wo man wahrscheinlich vergebens danach suchen wird.Wellenfunktion

Dies ist der eine Teil der Wahrheit. Der andere ist die merkwürdige Verbindung, die nach einer Wechselwirkung – und davon gibt es ja ständig welche – durch eine gemeinsame Wellenfunktion der beteiligten Teilchen beschrieben wird [10].

Hieran wird deutlich, dass die zuvor schon mehrfach erwähnten Informationen offensichtlich in den „gemeinsamen Wellenfunktionen“ der Teilchen gespeichert werden und zum anderen, dass es bei dem Alter und der Entwicklungsgeschichte unseres Kosmos keine unabhängigen Wellenfunktionen (mehr) gibt.

Wie ein Nebelschleier durchzieht eine große, gemeinsame Wellenfunktion diesen Kosmos und heftet sich schließlich an den Schwarzschild-Sphären der Schwarzen Löcher. Dort, wo wir Teilchenansammlungen finden, also insbesondere in unserem Körper, weist diese Wellenfunktion ein paar heftige Schwingungsbäuche (Wellenberge) auf, dort wo wir nichts oder wenig finden, hat diese Funktion Täler oder Flachstellen.

Dies muss man sich wie einen großen, tiefen Ozean vorstellen, der an manchen Stellen Schwarzschild-Sphären aufweist. Diese werden überzogen mit einem Netz, dessen Knoten die Vorgeschichte ganzer Systeme im Lauf der Zeiten (auf dem freien Ozean) speichert. Mehr noch: Sie koppeln an alle anderen Wellenfunktionen des ganzen Kosmos. Einfacher ausgedrückt: sie schwatzen miteinander und mit anderen. Die große Masse eines Schwarzen Loches bedeutet zugleich, dass die dort angehefteten Wellenfunktionen sehr hohe Wellenberge und damit eine sehr hohe Aktivität aufweisen.

Physiker, die sich intensiv mit dieser Welt-Wellenfunktion beschäftigt haben, fanden eine Merkwürdigkeit der zugrunde liegenden Gleichung (Wheeler-de Witt-Gleichung [10]), deren „Lösung“ die Welt-Wellenfunktion ist. Diese Grundgleichung ist zeitlos – im Gegensatz zu den uns bekannten Teillösungen, die samt und sonders zeitbehaftet sind.

*

Damit endet, was man aus naturwissenschaftlicher Sicht zum Thema Auferstehung und dem Leben danach beisteuern kann. Aber ich denke, auf jeder Ebene finden sich Anhaltspunkte, die nicht allein auf Spekulation beruhen, sondern auf experimentell nachweisbaren Erfahrungen. Eines bleibt allerdings festzuhalten: Die naturwissenschaftliche Methode endet immer genau da, wo wir nach der Bedeutung für uns fragen – oder, was dasselbe ist, nach dem Sinn, dem „Warum überhaupt“.

Noch einmal: Der Glaube

Ich befinde mich in guter Gesellschaft, wenn ich nun noch einmal den Glauben anspreche: Frank Tipler, Lee Smolin, Paul Davis und viele andere Naturwissenschaftler beschränken sich in ihren Büchern nicht auf die physikalischen Tatsachen allein. Sie räumen in ihren Schlusskapiteln ihren Überzeugungen einen relativ breiten Raum ein. Dies wird verständlich, wenn man sich die Motivation vor Augen führt, ein Buch zu recherchieren und zu schreiben.

Hermann Henssen [16], S. 42 fasst diesen Wunsch so zusammen: „Ein ganzes Menschenleben reicht nicht aus, um die tiefsten Wahrheiten des Lebens zu begreifen. Aber schon ihre Umrisse, die wir schemenhaft wahrnehmen, lassen uns ihre Kraft erfahren. / Dann möchten wir das Erfahrene auf eine Punkt bringen, wie Strahlen auf einen Brennpunkt bündeln. Wir möchten ihm einen Namen geben, damit wir es benennen und ansprechen können – einmal und immer wieder.“

Offensichtlich ist Auferstehung möglich. Wenn wir die Auferstehung in der eigenen Tradition nicht allzu genau nehmen, erstehen wir täglich in anderen und im Zusammenhang mit unserer Kultur auf. Nach unserem individuellen Tod werden wichtige Aspekte unseres Daseins noch hier auf Erden nachwirken, von anderen aufgegriffen und tradiert. Das wäre kaum anders, wenn wir weiterleben würden, solange wir uns nicht als sture Betonköpfe verstehen, sondern als lern- und anpassungsfähige Teilnehmer eines Kulturkreises oder gar der ganzen Menschheit.

Wir sind der sehr viel langlebigeren säkular-kulturellen und religiösen Lebensgemeinschaft teilhaftig, unserer Geschichte und schließlich der ganzen Menschheit.

Darüber hinaus, sind wir, die wir eine begrenzte Zeit gelebt haben, Teil der überzeitlichen Ewigkeit, die sich nicht nur kulturell-religös fassen lässt, sondern auch physikalisch-real.

Freilich birgt dies auch beunruhigende Aspekte, die durchaus Anklänge in den Religionen finden. Die Dynamik und Vernetzung von Wellenfunktionen schließt die unmittelbare Rückkopplung mit dem oder den von uns Betroffenen ein. Wir werden folglich Täter und zugleich Opfer unseres Tuns.

Wenn wir unsere Existenz in jener Ewigkeit als real glauben, dann werden wir kaum umhin können, so zu leben, dass alle anderen genauso leben können. Wer herrschen will, wird dienen müssen, und wer dienen will, wird herrschen. Wer tötet, wird sterben, und wer ein Leben gibt, wird Leben gewinnen. Das kommt uns doch irgendwie bekannt vor! Die spekulativen Lehren der Religionen nehmen Erkenntnisse vorweg, die wir heute umrisshaft als real sehen können.

Ich möchte mit einem Zitat schließen, das ich im Vorwort von Hermann Henssen [16] gefunden habe:

„Den hier aufgezeichneten Gedanken [gemeint sind die Gedanken in «… und die Wahrheit wird euch frei machen»] liegt der unbeirrbare Glaube zugrunde, dass in dem, was die Christen Evangelium nennen, was in den Büchern der Bibel beschrieben ist, was die Kirche seit 2000 Jahren bewegt, etwas steckt, das zu erkennen sich zutiefst lohnt. – mehr noch, wesentlich und von anderer Seite gesehen – dass dieses Etwas einen gültigen, unbedingten Anspruch erhebt, von uns erkannt und verstanden zu werden. / Aber es fällt uns schwer, aus den alten Texten dieses Etwas heraus zu lesen.“

Meine Recherche und Gedanken mögen als Hinweise zu einer möglichen Übersetzung der alten Wörter und Begriffe in die heutige Zeit dienen. Den Rest muss ich meinen Lesern überlassen.
Ekkard, den 19. Juli 2004


Literatur

[1] Die Bibel, Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, Gesamtausgabe, 2. Auflage 1982, ISBN 3-920609-25-5

[2] „Bibel von A – Z / Wortkonkordanz zur Lutherbibel 1984“, Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart 1994, ISBN 3-438-06203-8

[3] Der Koran / Das heilige Buch des Islam, Orbis Verlag 1993, ISBN 3-572-00637-6

[4] Lee Smolin: „Warum gibt es die Welt? / Die Evolution des Kosmos“, dtv Taschenbücher Bd.33075/2002. ISBN: 3423330759

[5] P. C. W. Davis und J. R. Brown (Hrg.): „Der Geist im Atom, eine Diskussion der Geheimnisse der Quantenphysik, insel taschenbuch 1499/1993

[6] Paul Davis: „The Mind of God / Science and the Search for Ultimate Meaning, Penguin Books 1992, ISBN 0-140-15815-4

[7] Hoimar v. Ditfurth: „Unbegreifliche Realität“, Rasch und Röhring 1987, ISBN3-89136-129-7

[8] Walter R. Fuchs: „Leben unter fernen Sonnen? / Wissenschaft und Spekulation“, Droemer Knaur München 1973, ISBN 3-426-04559-1

[9] Frank J. Tipler: „Die Physik der Unsterblichkeit / Moderne Kosmologie, Gott und die Auferstehung der Toten“, dtv 2490/3. Aufl. 1998, ISBN 3-492-03611-2

[10] Lexikon der Physik, Spektrum Akademischer Verlag: Quantengravitation, [Wheeler-de Witt-Gleichung], ISBN 3-86025-294-1

[11] John Gribbin: „Auf der Suche nach Schrödingers Katze / Quntenphysik und Wirklichkeit“, Piper 1353, 5. Aufl. 1999, ISBN 3-492-21353-7

[12] Tony Hey, Patrick Walters: „Das Quantenuniversum / Die Welt der Wellen und Teilchen“, Spektrum Akademischer Verlag 1998, ISBN 3-8274-0315-4

[13] Brian Greene: „Das elegante Universum / Superstrings, verborgene Dimensionen und die Suche nach der Weltformel“, Siedler, Berlin 2000, ISBN 3-88680-699-5

[14] Stephen W. Hawking: „Eine kurze Geschichte der Zeit“, Rowohlt Tb. ASIN/ISBN-Nummer: 3-4996-0555-4

[15] Stephen W. Hawking: „Das Universum in der Nussschale“, dtv 2004

[16] Hermann Henssen: „… und die Wahrheit wird Euch freimachen /Gebete, Gedichte, Gedanken“, Didot Verlag 1998, ISBN 3-9804014-8-0

[17] Manfred Spitzer: „Geist, Gehirn & Nervenheilkunde / Grenzgänge zwischen Neurobiologie, Psychopathologie und Gesellschaft“, Schattauer Stuttgart 2000, ISBN 3-7945-2037-8

[18] Spektrum direkt / Die Wissenschaftszeitung im Internet, http://www.wissenschaft-online.de/abo/ticker/725441: Inzwischen konnte Stephen Hawking zeigen, dass die Informationen über die Entstehungsgeschichte eines Schwarzen Loches in der Umgebung gespeichert werden und dort verbleiben.