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Normale Version: Bonifatius (Päpste)
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Bonifatius I., Hl. (418-422)

Bonifatius wurde am 28.12.418 von der Mehrheit der römischen ↗Presbyter in das Amt gewählt. Der am Vortag von den römischen ↗Diakonen (zunächst mit Unterstützung durch Kaiser ↗Honorius) ins Amt gehobene ↗Eulalius konnte sich nicht durchsetzen und fungierte bis etwa April 419 als Gegenpapst. Der Streit wurde von Kaiser  Honorius beendet, indem er Eulalius in Verbannung schickte und Bonifatius als rechtmäßigen Papst anerkannte.

Bonifatius war bemüht, die Streitigkeiten, die unter Papst ↗Zosimus entstanden waren, beizulegen und den Primatsanspuch des  Römischen Bischofs zu stärken. Zu diesem Zweck eignete er sich mit Rückgriff auf die Anfänge der römischen Kaiserzeit den Titel "principatus" an. Die unter Zosimus zu Gunsten von ↗Arles geänderte Metropolitanordnung stellte er wieder her. Den mit der afrikanischen Kirche ausgetragenen ↗Appellationsstreit konnte er nicht beilegen.

Bonifatius II.

Bonifatius (530-532) war gotischer Herkunft und bekleidete vor seiner Wahl das Amt des römischen ↗Erzdiakons. Er wurde von seinem Vorgänger, ↗Felix III., zum Nachfolger ernannt. Gegen den von der Mehrheit der Presbyter gewählten Diakon ↗Dioskur, musste er sich nicht durchsetzt, da dieser etwa drei Wochen nach seiner Wahl verstarb. Danach zwang Bonifatius seine Gegner, ihn im Amt anzuerkennen. Mit seinem Versuch, zu Lebzeiten einen ihm genehmen Nachfolger (einen Diakon namens ↗Vigilius) zu bestimmen, scheiterte er allerdings.

Bonifatius III. (607)

Vor seiner Wahl Diakon und ↗Apokrisar in Konstantinopel.

Unter Bonifatius wurde durch kaiserliches Dekret (durch Kaiser ↗Phokas) die ↗Römische Kirche zum Haupt aller Kirchen bestimmt. Papstwahlen wurden geregelt, indem es zukünftigen Päpsten untersagt wurde, Nachfolger zu bestimmen. Die ↗Papstwahl durfte nunmehr frühestens drei Tage nach dem Tod des Amtsinhabers stattfinden.

Bonifatius IV., Hl. (608-615)

Unter Gregor I. Diakon.

Bonifatius berief 610 eine ↗Synode ein, die sich mit dem Leben in ↗Klöstern und der englischen Kirche befassen sollte.

Von Kaiser Phokas wurde ihm das ↗Pantheon überlassen, das er zur Kirche weihte (Santa Maria ad Martyres) und umgestalten ließ. Mit der Weihe des Pantheons (13.5.610) wurde von Bonifatius in Rom das ↗Allerheiligenfest (zu Ehren ↗Mariens und aller ↗Märtyrer) eingeführt.

Bonifatius V. (619-625)

Förderer der englischen Kirche. ↗Akolythen verbot Bonifatius, Taufen vorzunehmen und bei ↗Reliquienerhebungen zu amtieren.

Bonifatius VI. (April 896)

Von Gegnern seines Vorgängers, ↗Formosus, ins Amt gehoben, verstarb der unwürdige, als ↗Subdiakon und Presbyter mehrfach des Amts enthobene Bonifatius nach nur 15tägiger Amtszeit.


↗Bonifatius VII., Gegenpapst (974-985)


Bonifatius VIII. (1294-1303)

Zuvor Benedetto Caetani. Jurist. 1276 ↗päpstlicher Notar. 1281 ↗Kardinaldiakon von San Nicola in carcere Tulliano, 1291 ↗Kardinalpriester von San Martino ai Monti. Als Diplomat des ↗Heiligen Stuhls erfolgreich.

Mit Benedetto Caetani, einem Neffen ↗Alexanders IV., kam eine machtbewusste, skrupellose und gewalttätige Persönlichkeit auf den päpstlichen Thron.

Nachdem  ↗Cölestin V. auf das Papstamt verzichtet hatte, wurde Caetani, wohl mit Unterstützung ↗Karls II. von Neapel, am 24.12.1294 in Neapel zum Papst gewählt. Seine Krönung fand am 23.1.1295 statt. Alle Schlüsselpositionen der ↗Kurie besetzte er mit Personen seines Vertrauens. Als Papst setzte er alle administrativen Maßnahmen seines Vorgängers, den er zudem einkerkern ließ, außer Kraft. Insbesondere die Privilegien, die Cölestin den verschiedenen Armutsbewegungen eingeräumt hatte, waren dem neuen Papst ein Dorn im Auge gewesen. Als Colestin bald danach (am 19.5.1295) verstarb, wurde Bonifatius das angelastet.

Von politischem Interesse waren für Bonifatius vor allem ↗Sizilien und ↗Frankreich.

Die anfängliche Unterstützung durch ↗Philipp IV. (dem Schönen) von Frankreich, gleich Bonifatius ein skrupelloser, gewalttätiger Charakter, wandelte sich, nachdem der französische König die Besteuerung des ↗Klerus verfügt hatte. Diese war zur Füllung der Kriegskasse von Nöten gewesen, was Bonifatius aber nicht dulden wollte. Er beanspruchte die päpstliche Gewalt über die Kronen der Völker und drohte dem König mit entsprechenden Maßnahmen. Festgehalten sind schon früher geäußerte Ansprüche in der Bulle Unam Sanctam v. 18.11.1302 (Einzigkeit und Vollmacht der Kirche).

Ein folgenreicher politischer Fehler passierte Bonifatius als er, ohne die Zustimmung des französischen Königs einzuholen, für einen seiner Günstlinge in Frankreich ein ↗Bistum einrichtete und den Sitz des Bistums zur Stadt erhob. Philipp erklärte die päpstlichen Anordnungen für nichtig und machte sie rückgängig. Als der Papst ihm danach mitteilte, dass Gott den Papst über den König gesetzt, Philipp päpstlichen Anweisungen bedingungslos zu entsprechen habe und eine Synode in Rom einberief, um auf dieser die Neuordnung des Königreichs Frankreich und Maßnahmen zur Besserung des Königs  beschließen zu lassen, eskalierte der Streit.

Philipp ging in die Offensive, ließ ↗Pamphlete in Umlauf bringen, die den Papst der ↗Häresie bezichtigten. Philipp stellte fest, dass ein Häretiker nicht Papst sein könne und das Amt daher Vakant sei. Abhilfe könne nur ein ↗Konzil schaffen, das einen neuen Papst wählen müsse. Als Draufgabe ließ Philipp verbreiten, der Papst habe seinen Vorgänger  ermorden lassen.

Der Papst verfasste daraufhin eine ↗Bulle, wonach der Philipp exkommuniziert sei. Die Bulle wurde allerdings nicht mehr veröffentlicht. Die Maßnahmen des französischen Königs kamen dem zuvor.

In Absprache mit der Familie ↗Colonna und anderen von Bonifatius bekämpften, gedemütigten und enteigneten Adelsgeschlechtern hatte Philipp eine Strafexpedition auf den Weg geschickt, die die Gefangennahme des Papstes und seine Verbringung nach Frankreich zum Ziel hatte.

Der Papst wurde in seinem Palast in ↗Anagni belagert, überwältigt und schließlich, so wird berichtet, in vollem Ornat auf dem Thron sitzend von seinem Todfeind, Sciarra Colonna, geohrfeigt. Mit Hilfe von Bürgern Anagnis konnte sich der Papst befreien. Er floh in den Vatikan, um sich in Sicherheit zu bringen, verstarb aber bald darauf.

Bonifatius IX. (1389-1404)

Zuvor Pietro Tomacelli.

Pietro Tomacelli war ungebildet, leutselig und bauernschlau gewesen. Beeinträchtigt wurde das Pontifikat durch das Wirken zweier Gegenpäpste (↗Clemens VII. und ↗Benedikt XIII.) in ↗Avignon.

Seine Herrschaft war im wahrsten Sinne des Wortes "ungeistlich" gewesen. Im Gegensatz zu seinem Namensvorgänger war er gesellig und hatte ein kollegiales Verhältnis zu den Kardinälen. Was seine Bereicherung, die seiner Verwandtschaft und der verschwägerten Familien betraf, war er höchst erfolgreich. Er wusste Geldquellen erfolgreich auszunutzen. ↗Ablasshandel und der Verkauf von Ämtern wurde von ihm erfolgreich betrieben. Der Kirchenstaat wurde in ↗Vikariate aufgeteilt und an zahlungskräftige Familien verpachtet.

Mit dem ↗Königreich Neapel fand er den Ausgleich. Er erkannte ↗Ladislaus von Durazzo, den Sohn des ermordeten ↗Karls III. , als rechtmäßigen Herrscher an. Ladislaus revanchierte sich dafür mit großzügigen Schenkungen von Ländereien an die Familie Tomacelli.


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