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Markus 1, 10-13
#1
Das ist ein sehr schöner mystischer Text.

Hier ist der Urtext, den bion im Forum über die Bibel zitiert hatte.

καὶ εὐθὺς ἀναβαίνων ἐκ τοῦ ὕδατος εἶδεν σχιζομένους τοὺς οὐρανοὺς καὶ τὸ πνεῦμα ὡς περιστερὰν καταβαῖνον εἰς αὐτόν. καὶ φωνὴ ἐγένετο ἐκ τῶν οὐρανῶν. σὺ εἶ ὁ υἱός μου ὁ ἀγαπητός, ἐν σοὶ εὐδόκησα. Καὶ εὐθὺς τὸ πνεῦμα αὐτὸν ἐκβάλλει εἰς τὴν ἔρημον. καὶ ἦν ἐν τῇ ἐρήμῳ τεσσεράκοντα ἡμέρας πειραζόμενος ὑπὸ τοῦ σατανᾶ, καὶ ἦν μετὰ τῶν θηρίων, καὶ οἱ ἄγγελοι διηκόνουν αὐτῷ

Hier ist die Übersetzung aus der Elberfelder Bibel:

Und alsbald, als er von dem Wasser heraufstieg, sah er die Himmel sich teilen und den Geist wie eine Taube auf ihn herniederfahren. Und eine Stimme geschah aus den Himmeln: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden. Und alsbald treibt der Geist ihn hinaus in die Wüste

Die Änderungen in meinem Text sind eher minimal - aber die Deutung ist anders.

Die Deutung, die ich kenne, war: Jesus kommt aus dem Wasser, der Himmel im Sinne von Firmament reißt auf und jesus sieht den Geist in Gestalt einer Taube - die ddann auf ihn schnell herunterfliegt. Dann kommt gleich darauf die Ansage aus dem Firmament und der Geist treibt - wiederum sofort, Jesus in die Wüste.

Das ist vielleichtIcon_arrowd so deutbar - aber doch eher nicht.

Die griechischen Wörter, die zur Auswahl für die Übersetzung zur Verfügung stehen:

Gefunden im Wörterbuch: Griechisch > Englisch.
ουρανός
o
noun
+
heaven (also Himmel im Sinne von "Himmelreich, das nicht materielle Reich Gottes")
+
sky
+
welkin



ειδεν
sehen, ansehen, erblicken, (mit den Augen) betrachten, achtgeben, zusehen, aufblicken, schauen, wahrnehmen, kennenlernen, einsehen, erfahren, erleben, (an)erkennen, beachten, sich zeigen, sich vorsehen, sich hüten, Acht geben, besorgt sein, wissen, erfahren, verstehen, kennen, etwas (be)merken, begreifen, erscheinen, scheinen, sich ähnlich sehen, ähnlich sein, gleichen, sich stellen, können, sich auf etwas verstehen, gesinnt sein, besuchen (Hebräer 13,23) Generell ist οραω eher allgemein gehalten während βλεπο eher das gezielte Richten der Aufmerksamkeit in auf eine bestimmte Sache darstellt. Aorist: ειδω


καταβαινον
zu finden waren nur ähnliche Begriffe, die aber alle etwas mit Riss, Spalte zu tun hatten


σχιζομενους
herabsteigen, herabkommen, herabschweben, herabfallen, runterfallen, hinabstoßen, hinabstürzen, hinuntergehen, auftreten (als Redner), abtreten, niederfallen, herabfahren, niederfahren, sich zu etwas herablassen, auf etwas zu sprechen kommen, schließen, enden

Und alsbald, als er von dem Wasser heraufstieg, nahm er wahr, dass sich das Himmelreich aufriss - und der Gottesgeist senkte sich auf ihn herab gleichsam wie eine Taube. Und eine Stimme geschah aus den Himmeln: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden. Und alsbald treibt der Geist ihn hinaus in die Wüste

Wenn man dann das Letztere interpretiert - WIE kommt eine Taube herab? Nicht blitzartig oder schnell - sondern ihr Flug erscheint mühsam, schwerfällig und langsam.

Weder steht im Text noch kann man es nach dem Beispiel deduzieren, dass das Herabkommen des Gottesgeistes auf Jesus blitzartig oder auch nur schnell und mühelos geschah (für Letzteres hätte man in z. B. der Möwe bessere Beispiele gehabt.

Der Text sagt nur, dass *irgendwann* anschließend Gott zu Jesus sprach. Dazwischen können Jahre gelegen haben und mühsame Anstrengung, wie es das Beispiel vom Herabkommen "wie eine Taube" nahe legt..

Als er sich dem Endstadium des Wegs zur Erleuchtung oder auch absolute Hingabe an Gott näherte, und in diesem schwierigenIcon_exclaim Stadium steckte, sprach Gott ihm Mut zu - vielleicht hörte Jesus da tatsächlich eine Stimme, wie es beschrieben ist.

Dadurch merke Jesus, dass er auf dem richtigen Weg war und ging in die Einsamkeit - in Israel wäre das die Wüste - wo er noch viele Anfechtungen durchmachen musste, bevor sein Ziel erreicht war.

-----------

All das kann man in der Literatur über die Mystiker genau so oder sehr ähnlich finden - von daher meine Bemerkung am Anfang des Beitrags.



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#2
Du hast Dir viel Mühe gemacht Agnostik. Es stimmt was Du sagst, bei den Mystikern findet man das so. Man kam auch deshalb nie weiter als bis zur Mystik. Dort war das Ende der Fahnenstange. Das Spagettimonster, das über den Tellerrand blickt... Das ist deshalb besonders gefräßig, weil es gefährlich ist. Die heiligen Texte werden bei ihm nämlich unheilig.

Bei Bibeltexte hatte ich einen kleinen Teil von Markus 1 in der Leseweise des AT gezeigt. Schau es Dir mal an, wie die Gedanken dort weiter gehen...

Markus 1 (habe ich nicht wörtlich genau, sondern jeweils nur als "Bild". Kursiv = Verständnis aus AT)

Der Anfang einer frohen Botschaft ist:
Es ist Erlösung, es spornt an, ist ihr Bestes.

Das Evangelium von Jesus Christus, Sohn Gottes.

Weil es gut ist und kommen soll, so schickt man die Botschaft vorher,
dass der Weg dazu bereitet wird.

Wurde geschrieben in den Propheten: ich sende meinen Engel, der den Weg vor dir bereitet.

Leicht ist das zu sagen - man sagt wie es sein soll. Ringen sie mit der Steigerung?
Die Stimme des Predigers in der Wüste. Bereitet den Weg des Herrn, macht seine Steige.

Wird gefallen sagt man. Dort taucht ein, ruft alle Nuancen auf die gut sind, sagt was restauriert gehört, überlegt was verborgen wird, ob man etwas büßen muss. Was käme dabei heraus?
Johannes in der Wüste taufte und predigte von Buße zur Vergebung der Sünden.

So geht das ganze Loben im Land hervor und sie sehen das Vollkommene,
sie tauchen ein, es wird geschluckt und gemerkt was fehlerhaft wäre.

Das ganze jüdische Land und die von Jerusalem ließen sich taufen im Jordan.


Die Taube hat eine andere "sprachliche" Rolle. Sie ist als jona, dem kritisieren, aufschäumen, irritieren zugeordnet. Bei dem Rausstieg aus dem Wasser (maim) nahm man ein ma im, was ist vielleicht. Da schwebte die Taube, das kritisieren, darüber.





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#3
(11-07-2011, 22:38)MaSofia schrieb: Du hast Dir viel Mühe gemacht Agnostik. Es stimmt was Du sagst, bei den Mystikern findet man das so. Man kam auch deshalb nie weiter als bis zur Mystik.

Bei Deinem Zitat " Man kam auch deshalb nie weiter als bis zur Mystik. frage ich mich, ob Du Dich je mit "Mystik" beschäftigt hast. Icon_wink

Die Frage ist rein rhetorisch - weil ich nicht mehr schreibe.
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#4
(12-07-2011, 12:29)agnostik schrieb: Die Frage ist rein rhetorisch - weil ich nicht mehr schreibe.


Ich verstehe Dich, agnostik. Ich habe auch oft so gehandelt. Aber inzwischen sehe ich ein, dass es um so notwendiger ist, zu schreiben, je mehr Gegenwind man bekommt. Man muss versuchen, was geht. Ich muss oft an die kleinen Pflänzchen denken, denen man den Lebensraum auf den Straßen durch Zubetonieren genommen hat.

Was tun sie? Sie finden ihre Lücken. Sobald irgendwo auch nur ein Hauch von Riss im Beton ist, sprießen sie aus diesem Riss heraus und sagen: 'Wir sind da, uns gibt es.'

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#5
Der "Gegenwind" ist nicht so sehr das Problem - das Problem ist die "Intension des Gegenwindes"....

Die Interpretation von MaSofia, Agnostik und der "reine Text" aus der Eleberfelder Bibel - also ich kann das "nebeneinander" lesen und finde im Vergleich nichts Widersprüchliches, sondern sehe das sich die Texte untereinander und zueinander ergänzen.
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#6
agnostik,
wie schade, dass du gerade jetzt nicht mehr schreibst.
Das Bild der Taube und das Bild eines zarten, dennoch starken Pflänzchens - beiden ist die Kraft gegeben, etwas zu durchbrechen... -, ist das Symbol für diese unbeugsame Kraft der Hoffnung, des Geistes und ebenso des Widerstehens. Man kann einem Menschen all sein Hab und Gut nehmen, seinen Job, seine Anerkennung, seinen Geist nie.

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