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Konversion
#1
Guten Tag
Gibt es hier unter euch einige Konvertiten, die mir von ihren Erfahrungen berichten können? Wie hat das Umfeld reagiert?
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#2
Hängt davon ab von welcher Religion zu welcher Religion.
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#3
(20-04-2017, 13:58)Sinai schrieb: Hängt davon ab von welcher Religion zu welcher Religion.

spielt keine rolle.
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#4
(20-04-2017, 16:16)layken schrieb:
(20-04-2017, 13:58)Sinai schrieb: Hängt davon ab von welcher Religion zu welcher Religion.

spielt keine rolle.


Aha. So so
Es gibt Religionen (ich nenne keine Namen) bei denen der Austritt mit dem Tode geahndet wird.
Dort wo sie absolut herrschen, öffentlich - dort wo sie das nicht tun, geheim

Andere Religionen sind tolerant, oder sagen wir gleich polytheistisch

Dazwischen gibt es Mischformen unterschiedlichen Grades wie zum Beispiel die Christentümer
- Katholiken erscheinen trotz aller Beteuerungen extrem polytheistisch (Heiligenverehrung)
- Protestanten sind nur schwach ausgeprägt polytheistisch, aber immerhin glauben sie neben Gott auch an Jesus und weiters je nach konkreter Denomination mehr oder weniger an den Heiligen Geist
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#5
(20-04-2017, 19:12)Sinai schrieb: Andere Religionen sind tolerant, oder sagen wir gleich polytheistisch

Dazwischen gibt es Mischformen unterschiedlichen Grades wie zum Beispiel die Christentümer
- Katholiken erscheinen trotz aller Beteuerungen extrem polytheistisch (Heiligenverehrung)
- Protestanten sind nur schwach ausgeprägt polytheistisch, aber immerhin glauben sie neben Gott auch an Jesus und weiters je nach konkreter Denomination mehr oder weniger an den Heiligen Geist
Sinai: Die Wiederholung von (früherem) Unsinn erzeugt auch hier keinen Sinn. Und polytheistisch zu glauben macht nicht tolerant.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#6
OT von Sinai entfernt!
MfG B.
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#7
(21-04-2017, 00:46)Ekkard schrieb: Sinai: Die Wiederholung von (früherem) Unsinn erzeugt auch hier keinen Sinn.  Und polytheistisch zu glauben macht nicht tolerant.

2. Versuch:  Ein Vergleich der verschiedenen Religionen zeigt zweifelsfrei, daß polytheistische Religionen weitaus toleranter sind als monotheistische.
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#8
(23-04-2017, 08:38)Sinai schrieb: 2. Versuch:  Ein Vergleich der verschiedenen Religionen zeigt zweifelsfrei, daß polytheistische Religionen weitaus toleranter sind als monotheistische.

Woran machst Du das fest? An der Verfolgung der Muslime in Myanmar (Burma) durch Buddhisten? An aehnlichen Verfolgungen von Muslimen und Christen durch Hindus in Indien? An der zunehmenden Bereitschaft indischer Gerichte, wissenschaftliche Aussagen oder Interpretationen durch andere Religionen als Beleidigung des Hinduismus zu ahnden?


Zum Threadthema: Leider haben wir hier anscheinend niemanden, der sich angesprochen fuehlen koennte. Wir haben zwar oefter mal Konvertiten, die hier kurz Station machen und nach Hilfen fragen; aber da die Zahl der regulaeren Benutzer hier relativ gering ist und das Thema "Konversion" meist nur in einem sehr kurzen Lebensabschnitt ein Problem darstellt, ist mir zur Zeit niemand bekannt, der hier weiterhelfen wuerde.
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#9
(23-04-2017, 14:50)Ulan schrieb:
(23-04-2017, 08:38)Sinai schrieb: 2. Versuch:  Ein Vergleich der verschiedenen Religionen zeigt zweifelsfrei, daß polytheistische Religionen weitaus toleranter sind als monotheistische.

Woran machst Du das fest? An der Verfolgung der Muslime in Myanmar (Burma) durch Buddhisten?

Da magst Du schon recht haben.  In der Gürtelmode sind die Behörden von Birma ekelig intolerant. Und das Vermummungsverbot gilt dort ausnahmslos für alle Menschen, schöne Frechheit. Und das schächten bei lebendigem Leib ist dort auch untersagt. Und das Wirbel machen um Mitternacht auch Icon_cry
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#10
Lieber layken,

jetzt gibt es jemanden Icon_wink Ich habe selbst eine Konversion (Evangelisch-Lutherisch zu Bahá'í) hinter mir und bin mit einer Frau verheiratet, die diesen Weg ebenfalls gegangen ist. Ich könnte dir also beide Versionen berichten, wenn du noch daran interessiert bist.
"Nicht mitzuhassen, mitzulieben bin ich da." - Sophokles: Antigone, Vers 523
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#11
Nun, layken hat anscheinend schon lange nicht mehr vorbeigeschaut, zumindest nicht eingeloggt.

Wie auch immer, mich wuerde hier interessieren, wie jemand dazu kommt, seinen Glauben relativ "radikal" zu wechseln, also anders als nur zwischen christlichen Konfessionen. Ich habe da uebrigens keinerlei negative Grundgedanken bei dieser Frage; mich interessieren nur die Beweggruende, wie der Kontakt zustande kam, was ein derartiges Faszinosum war, diesen Weg zu gehen, und was den alten Glauben so unattraktiv machte, dass man gewillt war, ihn aufzugeben und durch einen neuen zu ersetzen. Die Ursprungsfrage zur Reaktion des Umfelds ist natuerlich auch interessant.
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#12
(06-09-2017, 14:05)Ulan schrieb: Wie auch immer, mich wuerde hier interessieren, wie jemand dazu kommt, seinen Glauben relativ "radikal" zu wechseln, also anders als nur zwischen christlichen Konfessionen. 

Gibt da meines Erachtens zwei Ansätze des Wechselns... der eigene Glaube hat sich über Monate/Jahre grundlegend so geändert, dass er eher dem neuen Glauben entspricht, womit der Wechsel nur formaler Natur wäre.

Ein Motiv kann auch sein, dass man merkt, dass hinter den schönen Worten keine gelebte Praxis ist (z.b. fehlende Nächstenliebe in der christlichen Heimatgemeinde, oder wenn z.b. ein Bahai merkt, dass der Glaube, Baha'u'llah wäre in einem bestimmten Zeitabschnitt der letzte Prophet, sich wenig von den Religionen unterscheidet, die den Anspruch auf den letzten Propheten erheben, oder in einer Moscheegemeinde ein völlig verdreckter Waschraum (alles zu Ehren Gottes?)). Beispiele würden mir noch ein paar einfallen.

Die grundsätzlich Erkenntnis, dass absolut gesetzte religiöse Normen nur zeit/kulturbedingt sind und deshalb die eigene Religion etwas als verpflichtend deklariert, was einen sozialen Kontext hat und jegliche Einsicht fehlt, hier Anpassungen vorzunehmen.

Die grundsätzliche Einsicht, dass ein Gott existiert, wenn man vorher das Gegenteil annahm, oder auch umgekehrt.

Das würde mir an Möglichkeiten einfallen.
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#13
Ich setze einmal voraus, dass hier im engeren Sinne von einem Glauben an eine transzendente (durchscheinende) Welt die Rede ist. Für Menschen, die erkannt haben, dass unsere Welt in Bezug auf den Menschen die einzig mögliche ist und sich buchstäblich alles in dieser Welt aufeinander bezieht, für den ist diese Art des Glaubens im wahrsten Sinne un-glaubwürdig.

Was dann noch bleibt, ist die gute Beziehung innerhalb einer Gesellschaft. Tatsächlich kann man in fast allen Religionen Ansätze für "gute Beziehungen" finden (Hans Küng, Weltethos). Das ganze mythologische Drumherum kann höchstens ein Merk-Umfeld darstellen. Ich persönlich bin aus diesen Gründen "aus den Mythen des Christentums gefallen", würde nun aber auf keinen Fall auf die Idee kommen, die christlichen durch andere Mythen zu ersetzen.

Ganz undenkbar sind für mich Personen auf einem "hohen Sockel" (Jesus = Gott, die Propheten Mohammed und Bahà'u'llah, der Papst, der Landesbischof etc.). D. h. ich "brauche" eine liberale Gemeinde - und die habe ich hier. Was anderes kommt überhaupt nicht infrage.

Für micht stellt sich somit eine Konversion als etwas Unvernünfiges dar; es sei denn, man hat eine passende Gemeinde gefunden.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#14
Ulan schrieb:...mich wuerde hier interessieren, wie jemand dazu kommt, seinen Glauben relativ "radikal" zu wechseln, also anders als nur zwischen christlichen Konfessionen. Ich habe da uebrigens keinerlei negative Grundgedanken bei dieser Frage; mich interessieren nur die Beweggruende, wie der Kontakt zustande kam, was ein derartiges Faszinosum war, diesen Weg zu gehen, und was den alten Glauben so unattraktiv machte, dass man gewillt war, ihn aufzugeben und durch einen neuen zu ersetzen. Die Ursprungsfrage zur Reaktion des Umfelds ist natuerlich auch interessant.

Tatsächlich wäre ich für diese Fragestellung genau der falsche Ansprechpartner, da ich meinen eigenen Weg eigentlich nicht als Bruch und auch nicht als allzu radikal empfunden habe. Das ist aber, so meine Erfahrung, auch etwas sehr bahá'í-typisches.

Ich für meinen Teil bin ein sehr "verkopfter" Mensch, der so lange über eine Frage philosophieren muss, bis er eine halbwegs sinnvolle Antwort gefunden hat. Entsprechend war ich auch schon seit meiner Jugend sehr theologie-interessiert und habe die maßgeblichen christlichen Glaubenslehren (Erbsünde, Erlösung durch den Opfertod Jesu, Auferstehung, Trinität, Jüngstes Gericht...) hinterfragt. Ich war damals evangelisch-lutherisch, konfirmiert und in meiner Heimatgemeinde durchaus glücklich, ich hatte aber das Gefühl, dass ich keiner noch so tollen Gemeinde angehören kann, wenn meine eigenen theologischen Gedanken sich fundamental von der offiziellen Lehre unterscheiden. Diesen Konflikt habe ich für mich damals nicht auflösen können und es hat auch kein christlicher Theologe oder Pastor vermocht, mich von der Sinnhaftigkeit der genannten Lehren zu überzeugen.

Erst als ich angefangen hatte, Religionswissenschaft zu studieren, bin ich auf die Bahá'í gestoßen. In meinem ersten Enführungsseminar sollte ich eine Hausarbeit schreiben und habe meinen Dozenten gebeten, er möge mir doch bitte "was schön Exotisches" raussuchen^^ Das war dann die Fortschreitende Offenbarung, also die absolute Basislehre der Bahá'í-Theologie. In dem Zuge habe ich natürlich angefangen, in den Bahá'í-Schriften zu lesen und habe relativ schnell gemerkt, dass auch Jesus und die Beschäftigung mit der christlichen Theologie einen nicht unerheblichen Teil des Materials durchziehen. Da habe ich dann auch privat angesetzt und mir all das zu Gemüte geführt, was in den Bahá'í-Schriften zu diesem Thema zu finden war. Rein von der Ratio her konnten mich die Ansätze der Bahá'í deutlich mehr überzeugen, als die Ansätze der christlichen Theologie. Ich habe im Grunde auch vieles bestätigt gefunden, was ich mir schon vorher überlegt hatte, damit aber innerchristlich immer allein stand. Erst später habe ich dann einen "emotionalen" Moment gehabt, der dann für mich der entscheidende Punkt war, die Bahá'í-Schriften nicht nur logisch nachvollziehbar und sinnvoll zu finden, sondern auch glaub-würdig. Diesen Moment hatte ich beim Lesen eines Textes, den Bahá'u'lláh für einen Christen geschrieben hatte und der heute als "Sendbrief an die Christen" oder Lawh-i-Aqdas veröffentlicht ist. Da hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass mich aus dem Text etwas "anweht", wenn man das so sagen kann, das ich auch aus dem Neuen Testament kannte. Dass Gott die Menschheit irgendwann vor 2000 Jahren sich selbst überlassen haben sollte, war mir schon vorher unverständlich, ab dem Punkt konnte ich aber glauben, dass er es tatsächlich nicht getan hat. Erst nachdem ich ein Jahr lang Bücher gelesen und philosophiert habe, habe ich die ersten Bahá'í getroffen und mich in die Gemeinde meines Studienortes eingelebt.

Ich habe es auch nie so empfunden, dass ich das Christentum aufgegeben hätte, als ich Bahá'í geworden bin. Jesus und seine Botschaft sind auch weiterhin ein prägender Teil meines Lebens, auch und gerade weil Jesus in den Bahá'í-Schriften an vielen Stellen präsent ist und Bahá'u'lláh und sein Sohn 'Abdu'l-Bahá immer wieder die Verbindungslinien zurück zur Bibel ziehen. Für mich stellt sich die Anerkennung Bahá'u'lláhs als "Wiederkunft Christi" als logische Folge meines Christseins und der Anerkennung dessen dar, dass mich seine Schriften in gleicher Weise berührt und geprägt haben, wie die Evangelien und der Rest der Bibel.

Mein Umfeld hat da relativ unemotional drauf reagiert, würde ich mal behaupten. Meine Mutter hat anschließend betont, mich mit voller Absicht zu einem selbstständig denkenden, freien Menschen erzogen zu haben und mir daher zu zuzutrauen, eine verantwortliche Entscheidung zu treffen. Mein Bahá'í-Sein ist in meiner Familie voll akzeptiert und spätestens nachdem meine Eltern mit bei einem Vortrag waren, den ich über das Jesusbild der Bahá'í gehalten habe, sehen es auch meine Eltern so, dass die inhaltliche Differenz eigentlich vernachlässigbar ist.

Meine Freunde haben, je nach eigener Weltanschauung, interschiedlich reagiert. Manche fanden es am Anfang schade, nicht mehr mit mir trinken zu können oder hatten plötzlich Hemmungen, selbst allzu viel zu trinken, weil ich mich ja im Anschluss ganz genau an alles würde erinnern können :D Aber im Großen und Ganzen hat sich inzwischen auch in meinem Freundeskreis die Erkenntnis durchgesetzt, dass dieser Lebensentwurf genau zu mir passt. Und das ist ja die Hauptsache Icon_wink

So, das war glaube ich erstmal das Wesentliche. Weitere Detailfragen immer gern.

Was deine Liste angeht, sanctus, kann ich als Religionswissenschaftler das meiste davon bestätigen, wobei mir die konkreten Beispiele aus Islam und Bahá'í-Religion, die du angeführt hast, bislang noch nicht begegnet sind. Tatsächlich habe ich noch von keinem Bahá'í gehört, dass er die von dir geäußerten Bedenken teilen würde. Die häufigsten Austrittsgründe, die ich aus meiner Erfahrung kenne, sind tatsächlich der Umgang mit Homosexualität, die Autorität des Hauses der Gerechtigkeit oder auch persönliche Differenzen innerhalb der Gemeinde.
"Nicht mitzuhassen, mitzulieben bin ich da." - Sophokles: Antigone, Vers 523
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#15
Danke fuer die ausfuehrliche Antwort.

Trotzdem bleibt es mir, wenn ich mir die "Datenlage" so anschaue, unverstaendlich, wie man aus rationaler Erwaegung einen Glaubensschritt wie diesen tut. Sich dazu noch etwas aus einem fremden Kulturkreis auszusuchen, hat so etwas davon, dem Reiz des Exotischen zu erliegen, was Du ja auch ansprichst. Dieser Satz soll uebrigens nicht "exotische" Kulturen irgendwie negativ erscheinen lassen, sondern ich beziehe mich dabei auf den Verlust des kulturell Verbindenden und sozial Einbettenden, das die einheimischen Grosskirchen bieten, zumindest theoretisch. Wobei kleinere Religionsgemeinschaften eventuell intensivere Kontakte bieten, noch dazu wegen der Wagenburg-Mentalitaet, die dort oft aufkommt.

Den Schritt zum eigentlichen Glauben (also, wirklich die Lehren diesr Religionsgemeinschaften als wahre Offenbarungen zu begreifen) bleibt mir aber weiterhin nicht verstaendlich. Wurde da ein vorhandener Glaube "umgeformt"?
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