04-02-2009, 23:39
(04-02-2009, 23:14)Ekkard schrieb: Die Antwort lautet also: Abgesehen von solch einfachen Wahrheiten stehen in Heiligen Schriften keine wirklichen Wahrheiten, sondern sie sind Glaubensbekenntnisse (Glaubenszeugnisse), Lehrmeinungen, Konventionen.
Beispiel: "Jesus spricht: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben"
Es gibt weder eine Bestimmung, unter welchen Voraussetzungen und bei Anwendung welcher Logik dies eine wahre Aussage sein könnte, noch eine empirische Methode, die Wahrheit und sei sie nur vorläufig, durch Experiment festzustellen.
Also handelt es sich nicht um eine Wahrheit sondern um ein Bekenntnis. Der Anhänger diese Glaubens kann der Aussage zustimmen, oder sie ablehnen.
Ich glaube Ekkard du liegst hier einem grundlegendem Missverständnis auf. Nämlich, dass die Richtigkeit und empirische, logische Überprüfbarkeit von Sachverhalten einziges Kriterium für Wahrheit sind.
Sicher richtig ist deine Beschreibung empirischer Sachverhalte. Hier sprechen wir davon, dass ein Sachverhalt wahr ist, wenn wir ihn genauso wahrnehmen wie es der Hypothese entspricht.
Aber schon bei geistigen Dingen, wie der Mathematik wird dies problematischer. Kreis und Kreisumfang sind geistige Konstrukte nicht empirisch erfahrbares. Die Wahrheit wird hier bestimmt von der logischen und geometrischen Korrektheit der Bedingungen (und Formeln).
Bei beidem gilt, dass Wahrheit selbst kein Sachverhalt ist, sondern ein Urteil des Verstandes! So gilt folgendes:
"Wahrheit (alêtheia, alêthes, veritas, verum) ist ein Normbegriff (s. d.), ein theoretischer Wertbegriff. Die Wahrheit ist keine empirisch vorfindbare Eigenschaft eines Dinges, sie ist auch nicht ein Ding, etwas Selbständiges, Reales, sondern das »Wahr« ist ein Erkenntnischarakter, eine besondere Charakterisierung von Urteilen, Sätzen. Der Wahrheitsbegriff entsteht als solcher erst durch ein Beurteilen, durch ein (charakterisierendes, wertendes) Urteil über Urteile." Eisler (phil. Wörterbuch)
Insofern gibt es nicht nur formal-logische, sondern auch transzendentale, materielle und metaphysische Wahrheiten. Sie müssen je nach Art des Urteils in Übereinstimmung zum Gegenstand des Urteilens stehen. Insofern haben auch heilige Schriften vielschichtige Dimensionen von Wahrheit. Eine Frage des Bekenntnisse, des (axiomatischen) Glaubens ist es ob man an eine Wahrheit glaubt, die grundlegend für alles ist. Im christlichen Glauben ist dies Gott.
Soweit Presbyter
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
-
Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
-
Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)