Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
'Du sollst dir kein Bildnis machen'. Über Bilder und Worte.
#1
Neulich hörte ich das geistige Wort einer Pfarrerin im Radio. Sie erwähnte ihren Religionsunterricht und dabei schilderte Sie die Frage der Schülerin Lotta: 'wie genau sieht der Heilige Geist aus?'

Am Ende Ihrer Worte fragten Sie die Hörer: 'Woran erkenne ich den Heiligen Geist?' Einige Tage später sagte sie in einem anderen geistigen Wort: 'Du sollst dir kein Bildnis machen', um es zu relativieren: 'Gott hat den Menschen zu seinem Ebenbild geschaffen. Wenn er gewollt hätte, dass ich ohne Bilder lebe, hätte er mich nicht so ausdrücklich sein Ebenbild nennen müssen'.

Daran knüpfen sich einige Überlegungen über Bilder und Worte. Als Lotta fragte: 'wie genau sieht der Heilige Geist aus?' ging sie davon aus, dass sie bei Gott oder Jesus nicht nach dem Aussehen fragen mußte. Denn dazu gab und gibt es ja für sie vermutlich genügend Bilder in einer Welt mit so vielen Abbildern. Der Heilige Geist, weil er nur die Taube zum Symbol, aber kein Abbild hat, gehörte nicht zu dieser Bilderflut.

Was er ist? Vielleicht eine Art Erscheinung wie der Hungerkünstler bei Kafka, bildtechnisch gesprochen? Vielleicht stimmt ja auch der folgende Satz: 'Wenn Gott gewollt hätte, dass wir mit Abbildern von ihm leben, hätte er sie uns nicht so ausdrücklich verboten'.

Aber was stimmt denn nun? Wenn Gott die unermeßliche Fülle des Seins wäre, dann wäre alles, was lebt und spürt, sich freut und leidet, wächst und vergeht, auch sein Ebenbild. So sollte es gemeint sein, aber so ist es im Wortlaut nicht gemeint, zumindest sehe ich es anders, nämlich hierarchisch, vor allem mit dem Menschen, mit dem Mann und (wie ich noch erkläre) mit dem weißen Mann als Krönung der Schöpfung.

Bilder sind die eine Sache, angebetete Wesen auf dem Altar sind noch eine andere Sache, obwohl schon das Bild einen Sockel gibt. Im AT strafte Gott jedenfalls die Anbeter des Goldenen Kalbes. Im NT geht es vor allem um die Hingabe des Sohnes für den Foltertod am Kreuz (auch hier ein Bild: 'der neue Adam').

Ich will Debatten über Aporien ('`Der Sohn ist der Vater, der Vater ist der Sohn') und kaum nachvollziehbare Theorien zur 'Fleischwerdung des Worts', der 'pränatale Existenz von Christus', der 'Anbetung eines Foltertodes' und den Debatten über Maria (ist sie die 'Gottesmutter' oder die 'Christusmutter'?), vermeiden. Aber das Wunder der Geburt geht ja immer von der Frau aus und wir stehen zu unserem Sein als Mensch.

Bilder, wie unser heiliger Jesus Christus gerade aus dem Schoss von Maria Stück für Stück heraus kommt, Geburtsbilder, sie wurden, trotz einer Welt der Bilder, trotz des Ebenbildes, aber noch nicht gemalt.

Stattdessen sah man das Bild des Fisches als Zeichen der frühen Christen, nie das Kreuz! Erst mit der Umwandlung zur Staatsreligion im 4.Jh. kam die Trinitätslehre und die Sehnsucht nach anderen Bildern, statt Fischen. Die Verehrer machten aus dem Tod am Kreuz ein Abbild, stellten es golden auf Sockel und beteten einen neuen Herkules an (er war halb Gott, halb Mensch, und vollführte Wundertaten).

Doch am Anfang war das Wort (logos). Und das Wort sagte: 'Du sollst dir kein Bildnis machen'. Wenn es den Christen gereicht hätte, die es ja dann zur Staatsreligion machten. Eine Staatsreligion mit einem Fisch oder einer Taube? Man stelle sich vor: ein Kreuzzug unter den Fahnen von Fisch und Taube. Wie kann man dann Städte plündern?

Bilder am Kreuz, sie bewegen uns bis heute, bis zum Gefangenen von Abu Ghuraib, gekreuzigt auf dem Podest, mit einem Elektrokabel im Penis. Wir würden sie aber nicht anbeten. Bilder können ja auch lügen.

Erinnern wir uns an das Bild von Kyrill I., dem Patriarchen der orthodoxen Kirche. Er ließ seine teure Golduhr mit 'PhotoShop' aus den Bildern retouschieren. Es blieb die Spiegelung der Uhr auf dem Tisch. Bilder sagen manchmal mehr als Worte, vor allem, wenn Fälschungen auffallen.

Auch die Mormonen in den USA (ehemaliger Bischof war Mitt Romney) glauben an die Sichtbarkeit und an das Spiegelbild Gottes. Zumindest als weißhäutiger Mensch, denn Gott ist bei christlichen Mormonen weiß. Das Buch Mormon erklärt, wie es zu dunklen Hautfarben kam. So strafe Gott die Indianer, die Nachfahren jüdischer Stämme, laut Buch Mormon.

Dunkle Hautfarben sind eine Strafe Gottes, so schreibt es ein Lehrer des eventuell zukünftigen Präsidenten der USA, Brigham Young. Er schrieb:

„Ihr seht einige Klassen der menschlichen Familie, die schwarz, ungehobelt, ungepflegt, unstimmig und niedrig in ihren Gewohnheiten sind, wild und offensichtlich mit Mangel an all den Segnungen der Intelligenz behaftet sind, die großzügig auf die Menschheit verteilt wurde....und der Herr setzte auf ihn (Kain) ein Zeichen, die schwarze Hautfarbe und die flache Nase. Verfolgt die Entwicklung der Menschheit von der Flut bis heute und Ihr werdet sehen, dass ein weiterer Fluch auf diese Rasse ausgesprochen wurde - dass sie die 'Diener aller Diener' sein sollen...." (Brigham Young, Journal of Discourses, Vol. 7, S. 290, 1859).

Da wäre es doch besser, auf das Wort: 'Du sollst dir kein Bildnis machen' zu achten. Und doch geschieht die Macht der Bilder ständig vor den Spiegeln dieser Welt, als Kirchenfürst, als zukünftiger Präsident oder als Germanys Next Top Modell. Die Welt der Worte liegt hinter den Spiegeln.
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
'Du sollst dir kein Bildnis machen'. Über Bilder und Worte. - von Robert1111 - 14-08-2012, 00:44

Möglicherweise verwandte Themen…
Thema Verfasser Antworten Ansichten Letzter Beitrag
  Adam & Eva : ein individueller Erklärungsansatz über den Entstehungshintergrund Kreutzberg 73 11187 26-03-2023, 23:34
Letzter Beitrag: Ekkard
  "Kein ökumenisches Kaffeekränzchen" Davut 47 15448 04-01-2021, 12:21
Letzter Beitrag: Ekkard
  Kein Sex vor der Ehe? kavuch 56 36919 01-01-2021, 02:41
Letzter Beitrag: Ekkard

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste