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Glauben - Eine Folge von naturwissenschaftlichen Bildungslücken?
#1
Ich bezeichne mich als kritischen, freidenkenden Theisten, wobei ich mich keiner Religion zugehörig fühle. Ich vertrete meinen eigenen, ganz persönlichen Glauben, mit welchem ich mich beständig kritisch auseinandersetze. Mit meiner universitären wirtschaftswissenschaftlichen Ausbildung bin ich dem naturwissenschaftlichen Gedankengut gegenüber positiv eingestellt. Trotzdem kann ich mir die Existenz eines Schöpfers vorstellen. Meines Erachtens besteht ein Zusammenhang zwischen naturwissenschaftlichen Bildungslücken und dem Glauben an einen Schöpfer.
Die Faszination für beispielsweise das Leben und das Universum veranlassen einen bestenfalls mässig naturwissenschaftlich gebildeten Mitmenschen (wie mich), die Bildungslücken mit einem Schöpfer zu füllen. Überdurchschnittlich naturwissenschaftlich gebildete Mitmenschen hingegen verstehen die Zusammenhänge rund ums Leben und das Universum vertieft und können dadurch viele kreationistische und theologische Argumente naturwissenschaftlich widerlegen. Als naturwissenschaftlich nur mässig gebildeter Mitmensch kann ich den naturwissenschaftlichen Argumentationen vielfach einfach nur glauben, da es mir (zeitlich und möglicherweise auch intellektuell) nie möglich sein wird das entsprechend Fachwissen anzueignen. Da für mich persönlich jedoch Naturwissenschaftler eine grössere Glaubwürdigkeit besitzen als Theologen, erachte ich deren Argumente als plausibler. Ich vertraue den für mich oftmals schwer verständlichen naturwissenschaftlichen Argumenten mehr als den verhältnismässig leicht verständlichen Ausführungen aus religiösen Schriften.

Die aktuellen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse beantworten indessen jedoch (noch) nicht abschliessend alle Fragen zur Existenz des Lebens und des Universums. In den nachfolgenden Jahrtausenden werden diese Wissenslücken naturwissenschaftlich immer mehr mit Wissen aufgefüllt werden. Möglicherweise werden eines Tages alle relevanten Fragen beantwortet sein. Da dies jedoch aktuell noch nicht der Fall ist und ich nicht darauf vertrauen kann, dass dies auch so sein wird, ziehe ich die Existenz eines Schöpfers derzeit in Betracht.

Andererseits ist beispielsweise die Unendlichkeit zwar intellektuell fassbar und in mathematischen Modellen nachvollziehbar, meines Erachtens ist sie aber mit unserem Versand nicht in ihrer Ganzheitlichkeit fassbar. Dazu fällt mir Douglas Adams‘ „Totaler Durchblicksstrudel“ aus seiner Anhalterreihe ein, welcher einem in einem kurzen Augenblick die ganze Unendlichkeit der Schöpfung bewusst macht, was unweigerlich die Vernichtung des Hirns zur Folge habe. Unserem menschlichen Verstand sind möglicherweise Grenzen dergestalt gesetzt, dass immer Raum für die Existenz eines Schöpfers offengehalten werden könnte.

Zusammenfassung: Naturwissenschaftliche Bildungslücken führen möglicherweise zu einer verstärkten Tendenz zum Theismus. Aber auch mit einer hohen naturwissenschaftlichen Bildung gilt es einzugestehen, dass aktuell noch Wissenslücken bestehen und Phänomene wie die Unendlichkeit existieren, welche der Mensch mit seinem Verstand in seiner Ganzheitlichkeit vielleicht nie wird erfassen können. Stand heute ist demnach ein allfälliger Schöpfer nicht ganz auszuschliessen.

Aber wie gehen Atheisten mit der Möglichkeit um, dass die Existenz eines Schöpfers nicht ganz auszuschliessen ist? Ist einer der möglichen Schlüssel in der Wahrscheinlichkeitsrechnung zu finden? Der beispielsweise extrem geringen und nicht mehr fassbaren (Un-)Wahrscheinlichkeit einer zufälligen Entstehung des Lebens auf unserer Erde steht eine unendliche Anzahl paralleler Multiversen oder eine in vergangene und zukünftige unendliche Anzahl von wiederkehrender Universen gegenüber. Die Unendlichkeit besiegt dabei die extrem geringe nicht mehr fassbare (Un-)Wahrscheinlichkeit und macht die zufällige Entstehung des Lebens auf unserer Erde demnach wieder wahrscheinlich? Scheint für mich eine mögliche Variante zu sein. Aber hier beginnt mein anfängliches Problem wieder: Ich bin in Physik derart ungebildet und/oder habe einen derart fehlenden Intellekt, dass mir diese Variante genauso abstrakt vorkommt, wie die Existenz eines Schöpfers.

Ich möchte an dieser Stelle nicht eine Richtig- oder Falschdiskussion eröffnen und habe auch keinen Standpunkt zu verteidigen. Auch würde ich mich an Wortklaubereien stören. Ich bin ein einfacher kritisch und frei denkender Theist, welcher sich erhofft, aufgrund eurer Rückmeldungen seinen Horizont erweitern und sich darauf basierend weiterhin mit dem persönlichen Glauben kritisch auseinandersetzen zu können.
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Glauben - Eine Folge von naturwissenschaftlichen Bildungslücken? - von Raudi - 24-11-2014, 21:31

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