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Theologie an der Uni
#1
Den einen Tag hat mich an der Uni ein Theologiestudent angesprochen und gefragt ob er mir mit Hilfe der Bibel beweisen dürfe dass es auch einen weiblichen Gott gibt. Er müsse dies üben, da dies Teil seines Studiums sei. Da ich ohnehin bis zur Vorlesung Zeit hatte sagte ich zu.
Was er erzählte war auch interessant, soll aber hier jetzt mal nicht Gegenstand sein.
Hinterher fragte ich ihn jedenfalls noch einiges über sein Studium und was seine Professoren zu solch einer gewagten These wie einem weiblichen Gott sagen. Daraufhin erklärte er mir dass er gar nicht an der Uni, sondern irgendeiner privaten Eichrichtung studiert und die Theologiestudenten an den Universitäten ja ohnehin nur noch zeitliches Einordnen, Interpretieren der Bibel und dergleichen lernen würden aber überhaupt nicht mehr das Herauslesen wie zb. besagte These. Das Theologiestudium würde nicht versuchen die Schrift Gottes zu verstehen, sondern ausschließlich das heilige Buch im geschichtlichen Kontext einzuordnen und damit zu erklären versuchen.
Also eher wie eine Wissenschaft.
Diese Bemerkung hat mich etwas stutzig gemacht und ich musste feststellen dass ich eigentlich gar nicht weis, was ein Theologe im Studium so lernt.
Daher meine frage: Was lernt man im Theologiestudium? Ist es eher eine wissenschaftliche Herangehensweise an die Religion, ähnlich den Religionswissenschaften, der Islamistik und dergleichen? Oder wird auch versucht zu analysieren, was Gott mit der Bibel ausdrücken möchte, also Gottes Worte zu entschlüsseln?
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#2
(16-06-2011, 22:42)Gundi schrieb: Daher meine frage: Was lernt man im Theologiestudium?

Tatsache ist, dass an den Universitäten das Fach Theologie als Wissenschaft gelehrt wird, was naturgemäß mit gewissen Ansprüchen einhergeht.

Historische Theologie, systematische Theologie und praktische Theologie, das ist die Grobeinteilung des Studiums der Theologie.

Historische Disziplinen sind biblische Einleitungswissenschaft, Exegese d. ATs, Exegese des NTs und die historischen Fächer im engeren Sinn, wie Kirchen- und Theologiegeschichte, Patrologie etc.

Systematische Disziplinen sind philosophisch-theologische Propädeutik, Fundamentaltheologie, Dogmatik, Moraltheologie.

Praktische Disziplinen sind pastoraltheologische Homiletik, Liturgiewissenschaft, Religionspädagogik, Missionswissenschaft, Caitas-Wissenschaft, Sozialethik und Kirchenrecht.

Nebenbei werden die biblischen Sprachen gelehrt.
MfG B.
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#3
(16-06-2011, 22:42)Gundi schrieb: ... Oder wird auch versucht zu analysieren, was Gott mit der Bibel ausdrücken möchte, also Gottes Worte zu entschlüsseln?
Hm? Gott ist Gegenstand des Glaubens. Folglich ist die Frage, ob Gott etwas ausdrücken will nicht korrekt gestellt. Es sind Menschen (sowohl als Autoren als auch als Leser der biblischen Texte) die ihren Glauben untersuchen und mitteilen wollen, z. B. wie er gelebt wurde und wird, welche Lebensbeispiele es gab, und welche Rolle die Gestalt "Gott" dabei spielt oder spielen kann.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#4
(16-06-2011, 23:21)Bion schrieb: Tatsache ist, dass an den Universitäten das Fach Theologie als Wissenschaft gelehrt wird, was naturgemäß mit gewissen Ansprüchen einhergeht.

Historische Theologie, systematische Theologie und praktische Theologie, das ist die Grobeinteilung des Studiums der Theologie.

Historische Disziplinen sind biblische Einleitungswissenschaft, Exegese d. ATs, Exegese des NTs und die historischen Fächer im engeren Sinn, wie Kirchen- und Theologiegeschichte, Patrologie etc.

Systematische Disziplinen sind philosophisch-theologische Propädeutik, Fundamentaltheologie, Dogmatik, Moraltheologie.

Praktische Disziplinen sind pastoraltheologische Homiletik, Liturgiewissenschaft, Religionspädagogik, Missionswissenschaft, Caitas-Wissenschaft, Sozialethik und Kirchenrecht.

Nebenbei werden die biblischen Sprachen gelehrt.

Jetzt wüsste ich nur noch gern, wie es möglich ist, dass Absolventen solcher Studien noch Christen sein können. Eusa_think

Gruß
Vitoria
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#5
Gewohnheit ? Icon_wink
Aut viam inveniam aut faciam
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#6
Für mich war das Studium eine wahre Bereicherung meines christlichen Glaubens.
Alle oben genannten Themenbereiche der Theologie befassen sich mit der Bibel und mit Klärungen der kirchlichen Bibelnutzung in späteren Zeiten oder anderen Zusammenhängen..
Die Bibel selbst ist eine Sammlung von Glaubensbekenntnissen, in denen unterschiedliche Menschen zu unterschiedlichen Zeiten bekennen, was ihnen der Glaube an den Gott Abrahams und an Jesus Christus bedeutet.
So kann man wunderbar prüfen, wie man die Einsichten auf unsere heutige Zeit und ihre Zusammenhänge und Problem übertragen kann. So entstehen echte Hilfen für das christliche Leben heute.
Wer ohne jegliche theologische Grundkenntnisse die Bibel liest und die Texte wie Reportagen für die heutige Welt versteht, der kann ganz schön viel Unheil anrichten, wie z.B. das wörtliche Verständnis von Paulus mit seiner Ansicht, die Frau solle dem Mann untertan sein und ein jeglicher seiner Obrigkeit.
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)
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#7
(27-06-2011, 11:35)Mandingo schrieb: Die Bibel selbst ist eine Sammlung von Glaubensbekenntnissen, in denen unterschiedliche Menschen zu unterschiedlichen Zeiten bekennen, was ihnen der Glaube an den Gott Abrahams und an Jesus Christus bedeutet.
So kann man wunderbar prüfen, wie man die Einsichten auf unsere heutige Zeit und ihre Zusammenhänge und Problem übertragen kann. So entstehen echte Hilfen für das christliche Leben heute.

Kannst Du das näher erläutern?
Welche Hilfen entstehen für das christliche Leben, wenn man die Bibel als Glaubensbekenntnis liest?
An welche Einsichten hast Du dabei gedacht?


(27-06-2011, 11:35)Mandingo schrieb: Wer ohne jegliche theologische Grundkenntnisse die Bibel liest und die Texte wie Reportagen für die heutige Welt versteht, der kann ganz schön viel Unheil anrichten, wie z.B. das wörtliche Verständnis von Paulus mit seiner Ansicht, die Frau solle dem Mann untertan sein und ein jeglicher seiner Obrigkeit.

In Ordnung.
Wie geht man aber mit den Texten um?
Ich meine, es steht da - und wie erklärt man Leuten, dass es nicht da steht? Wie erklärt sich, wo Paulus danebenlag, und welches Gebiet man von ihm glauben könnte, dürfte, etc.

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#8
Nehmen wir z.B. die Glaubensbekenntnisse des Volkes Israel (Mose-Sage in den Büchern Mose), das sich von nomadisierenden Stämmen zu einem sesshaften Volk entwickelt.
Es erfährt in der Wüste und in den bewohnten Gegenden, die es erobert, um dort selbst Fuß zu fassen, dass alles, was sie später in den sog. "10 Geboten" zusammenfassen, für sie lebenswichtig war und ist, also, nicht zu stehlen, zu töten, Feiertage einzuhalten usw..
Sie setzen darum an die Stelle, an der andere Völker ihre Götterbilder u.ä. haben, ein Gesetz, das für sie von Gott gekommen ist, also von der Kraft, die ihr Leben erhält.
Sie erfahren außerdem das Wesen ihres Gottes in ihrer Geschichte, nicht in der Natur oder der Tiefe individueller Seelen.
Also erzählen sie bei ihren Feiern von dieser Geschichte, zeigen ihren Kindern das Wirken ihres Gottes.
Wir können daraus lernen, das auch wir die Kräfte unseres Gottes spüren, wo wir unsere Gesellschaft und Umwelt verantwortungsvoll erhalten und schützen. Wir erfahren, dass Nächstenliebe Leben erhält, aber auch ökologisches Denken und Handeln usw...

Was man zum Verständnis der biblischen Texte braucht, ist wie bei allen Texten die Kenntnis der Entstehung, des Verfassers, seiner Lebensumstände usw.. Jeder Autor will von seinen Lesern verstanden werden, schreibt deren Sprache, setzt deren Denken, deren Klischees und Lehrsysteme voraus, zu denen er seine Einsichten in Bezug setzt.
Paulus wächst in einer patriarchalischen Gesellschaft auf, in der der Mann das Sagen hat. Also ist es für ihn schon viel, wenn er fordert, dass der Mann seine Frau liebt. Man kann keine Emanzipationsgedanken in dieser Welt verlangen, muss es aber heute.

Ähnlich ist es mit dem Gehorsam gegenüber der Obrigkeit. Demokratische Gedanken sind damals undenkbar. So ist es schon viel, wenn Paulus dazu sagt: Man soll aber Gott mehr gehorchen als den Menschen. Gehorsam zu fordern war auch wichtig, um sich in dem damaligen Staat nicht noch mehr Verfolgungen auszusetzen.

So könnte man noch viele Einzelheiten aufzeigen, aus denen wir nur lernen können, wenn wir die Umstände der Entstehungszeit mit unseren vergleichen und entsprechend verändern im Geiste von Jesus.
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)
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#9
Zitat:So ein Tourist bucht auch einen Ausflug nach Karnak oder nach Kairo und kann danach nicht mehr recht glauben, wenn ihm der Pfarrer oder Pastor diesen Unsinn "von früher" erzählen will. Vor Ort sieht es anders aus!
Von dem, was dem Touristen der Pfarrer erzählt hat, wirst du natürlich wenig auf einer Ägyptenreise entdecken. Die Glaubensbekenntnisse im AT befassen sich eben mit Interpretationen der Geschichte und Welt, nicht mit Denkmälern. Deshalb sieht die Theologie ja auch die Geschichte vom Exodus und Mose ja auch als Sage und nicht als Tatsachenbericht.
Dabei geht es, genau wie du sagst, um "das Festigen der Gesetze der Gemeinschaft" in dem Geist, der die Israeliten überzeugte, und nicht der Glaube an gottgleiche oder gottgesandte Pharaonen.
Deshalb nahmen sie eben nicht die religiöse Pharaonen-Kultur der Ägypter mit, sondern zogen später mit einer Holzkiste (Bundeslade) mit Gesetzen (10 Gebote) durch die Wüste, die sie auch später, als sie sesshaft wurden anerkannten. Das war schon Entmythologisierung pur!

In Kontext der Sage sind auch die "Wunder" Interpretationen von Erfahrungen. Ein gelungener Durchgang durchs Schilfmeer bei Ebbe und günstigem Wind und das Ertrinken der Verfolger bei Flut ist für das fliehende Volk die Rettung und somit eine Tat ihres Gottes. In Sagen und Legenden wird das nun mal so dargestellt. Es ist anschaulich und pägagogisch geschickter als abstrakte Lehrsätze über einen "allmächtigen Gott". So kannst du alle Wundergeschichten verstehen.

Zitat:Paulus sprach nicht über Mann und Frau....Es geht um das Abwägen, auch nicht um Mann und Frau sondern um philosophische Gesetze. Die Namen hatten philosophische Entsprechungen...
Von Philosophie verstand Paulus wohl wenig. Es ging ihm um die Liebe im Zusammenhang der damaligen patriarchalischen Welt. Er fordert, dass der Mann die Frau nicht beherrscht, sondern liebt (an mehreren Stellen seiner Briefe). Dass er die Unterwerfung der Frau im Sinne der damaligen Soziologie so belässt, hat später schlimme Folgen für die Emanzipation der Frau gehabt, muss deshalb heute anders gesehen und gelehrt werden. Ebenso ist es mit dem Gehorsam gegenüber der "Obrigkeit". Das hat unzählige Menschen das Leben gekostet.

Zitat:"Geist von Jesus", wie meinst Du das?
Ich kenne die zwei bis drei Schienen: Etwas Mystik am Altar.
Im NT aber ist ein unsinniger Satz nach dem anderen.
"Geist von Jesus" ist für mich der Geist der Bergpredigt (Mt., Kap. 5-7), den ich für das Spezifisch Christliche halte. Wer seinen Nächsten wie sich selbst liebt und auf Vergeltung verzichtet, auf Versöhnung setzt usw. der hat im Grunde den Maßstab für das Verständnis aller Bibelstellen, also auch für die Interpretation von Paulus-Lehren oder Kritik an den Geschichten vom Auszug aus Ägypten.
Der kann dann auch die Völkermord-Geschichten beim Einzug in Kanaan nicht mehr mit Gott in Verbindung bringen oder Frauen den Männern unterordnen. So etwa meine ich das.


"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)
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#10
Thema geteilt und off-Topic Beiräge verschoben d.n.
Aut viam inveniam aut faciam
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#11
Zur Erinnerung: Hier geht es um Theologie an der Uni, und nicht um irgendwelche Deutungen der Bibel
Aut viam inveniam aut faciam
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#12
(15-07-2011, 12:21)d.n. schrieb: Zur Erinnerung: Hier geht es um Theologie an der Uni, und nicht um irgendwelche Deutungen der Bibel

Die Theologie an der Uni sollte den Studenten die voller Wahrheit über die Bibel lehren, ein ideales Menschenbild zeigen, das sie vorbildliche weitergeben und nicht wie sie die Gläubigen als dumme Schäfchen zum Melken züchten.

Reicht das d.n.?
Oder soll ich etliche Seiten aus Psychologiereporten von Geschädigten als Zitate bringen?
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#13
(16-06-2011, 22:42)Gundi schrieb: ......
Daher meine frage: Was lernt man im Theologiestudium? Ist es eher eine wissenschaftliche Herangehensweise an die Religion, ähnlich den Religionswissenschaften, der Islamistik und dergleichen? Oder wird auch versucht zu analysieren, was Gott mit der Bibel ausdrücken möchte, also Gottes Worte zu entschlüsseln?

Das war die eigentliche frage Evil5,...Im übrigen geht es nicht um ws sie lehren sollte, sondern um die Frage wie das aktuelle Studium aufgebaut ist,...
Aut viam inveniam aut faciam
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#14
(16-07-2011, 08:35)d.n. schrieb: Das war die eigentliche frage Evil5,...Im übrigen geht es nicht um ws sie lehren sollte, sondern um die Frage wie das aktuelle Studium aufgebaut ist,...
Das ist "Insiderwissen". Ich weiß nur, das Lehrer eines Theologiestudiums egal welcher Konfession nur von diesen "Interessengemeinschaften" ein Lehramt bekommen.
Also ist forschen und hinterfragen wohl kaum erwünscht, weil der Lerninhalt diktiert wird.

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#15
So einfach verhält es sich nun doch nicht. Religionslehrer kann man auf unterschiedliche Weise werden. Wer katholischen Religionsunterricht z. B. geben will, also ein diesbezügliches Berufsziel anstrebt, muß katholisch sein und die nötigen Voraussetzungen erfüllen (Studium, Prüfungen, Erlaubnis der Diözese ect.). Und dann kann Theologie auf der wissenschaftlichen Ebene studiert werden. Wer sich für genauere Inhalte und Stuktur eines Theologiestudiums interessiert, holt sich am besten eingehendere Informationen von den Universitäten ein. Sprachkenntnisse in Latein, Griechisch, Hebräisch oder auch Arabisch (je nach Studiengang), sind wohl Voraussetzungen für ein wissenschaftliches Studium.
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