26-01-2005, 19:09
Jazzter schrieb:Das hab ich nicht auf mich bezogen, sondern generell auf das Christentum, das s.g. traditionelle. Das wird gerne mal gesagt, homosexualitaet ist prinzipiell etwas schlechtes, aber das wir keine Kleindung aus gemischten Textilien/Stoffen tragen sollten, ne das galt dann nur fuer die Israeliten.
Ich stimme mit dir bei diesem Vergleich (Homosexualität/Stoff) überein. Wenn jemand so klar das AT und NT verknüpft, dann müsste er sich auch an die im AT geforderte Kleiderordnung halten.
Dennoch: Im AT ist in den Geboten von "Ehebruch" die Rede. Was ist Ehebruch? Fremdgehen eines Partners in einer Ehe? Wenn ja, welche Ehe? Nur Hetero-Ehen oder auch Homo-Ehen?
Und was ist dann Unzucht? Dieses Wort wird im NT oft verwendet. Auch in den Evangelien. Siehe Matthäus 15,19 und Markus 7,21. In Matt. 15,19 wird neben Unzucht noch Ehebruch benannt. Also sind offenbar Ehebruch und Unzucht nicht identisch.
Was aber ist Unzucht?
GV unter Ledigen?
GV unter Verwandten?
Homosexualität?
Pädophilie?
Polygamie?
Prostitution?
Masturbation?
Um zu Erfahren, was sich hinter dem Wort Unzucht verbirgt, bleibt uns doch keine andere Lösung, als ins AT zu schauen.
Was aber soll vom AT für einen Christen noch Geltung besitzen? Nur die 10 Gebote? Also wäre dann Unzucht nur Ehebruch (Eheform ist nicht definiert)? Warum aber erwähnt Jesus neben Ehebruch dann noch ausdrücklich die Unzucht?
Gilt etwa doch das gesammte AT (Thora) mit Ausnahme der dort verhängten Strafen (siehe Jesus und die Ehebrecherin)?
Dann wären auch Homosexualität, Pädophilie, GV unter Verwandten, Masturbation, Prostitution und GV unter Ledigen nicht erlaubt.
Paulus schreibt in einem Korintherbrief, er sei entsetzt gewesen, dass ein Gemeindemitglied die Frau seines Vater hat. Korinther 5,1 Das verweist deutlich auf die Regeln der Thora, wo GV oder auch Ehen unter Verwandten verboten waren. Dann aber hätten auch alle anderen Gesetze der Thora in Bezug auf die Sexualität volle Gültigkeit.
Der Unterschied zur Thora besteht im Strafmaß. Die Höchststrafe unter Christen für solche Vergehen wäre dann der Ausschluß aus der Gemeinde. Siehe Apostelbriefe.
Ich möchte zum Schluß auf die Pfingstbotschaft des Petrus verweisen, der das prophetische Reden jedes Christen und jeder Christin voraussagte. Also dürfen Christen demnach durchaus ihre Einstellung zur Homosexualtität überdenken und den wissenschaftlichen Erkenntnissen Rechnung tragen.
Doch sollte man bei Begründungen durch die Bibel, seien sie nun konservativ oder modern, vorsichtig sein.
Auch sei die Stelle in einem Paulusbrief benannt, wo dieser einen Streit schlichtete in dem es um Beschneidung-ja-nein ging. Er machte das Verhalten des Christen dort von dessen Gewissen abhängig. "Wer sich beschnitten wohler fühlt soll beschnitten werden. Wer sich unbeschnitten besser fühlt, soll unbeschnitten bleiben. Wer Opfertierfleisch äße, als sei es Fleisch wie jedes andere, der solls essen. Wem beim Essen von Opfertierfleisch skrupel kämen, der soll es lassen." Dieser Satz könnte auch auf die Sexualtität angewendet werden. Das Ehepaar, das gerne "swingen" geht, solls machen. Wer das abstoßend findet, solls lassen.
Einzige Einschränkung: Niemand darf gezwungen werden. Kein Ehepartner zum Swingen, kein Mensch zum Sex, vor allem kein Kind.
Wichtig ist hier vielen die Art und Weise, wie Jesus lebte. Und das ist gut so. Also nimmt man die Evangelien als Leitwort der Liebe und nicht als Gesetz.
Im übrigen sind die Evangelien ja nur Nacherzählungen mit einem ganz bestimmten Ziel. Darum ist letztendlich fraglich was Jesus unter Unzucht verstanden hat.
Auch das Wort Richten bekommt heute für viele Christen in Bezug auf die Homosexualität eine neue Bedeutung. Warum soll ich jemanden richten (aus der Gemeinde ausstoßen) den Gott von Geburt an homosexuell gestaltet hat und der mit seiner Art der Sexualität niemandem schadet (Im Gegensatz zum Pädophilen). Gleiches gilt für den GV unter Ledigen und weiträumiger Verwandten und die Masturbation. Außerdem sollte man nicht die Prostitution verurteilen sondern die Zuhälterei.
So kann man feststellen, dass sowohl Jazzter mit seiner Auslegung als auch Yentl mit ihrer Auslegung Recht haben. Yentl hält sich weitestgehend an das Wort und Jazzter hält sich weitestgehend an den Geist, der aus den Evangelien spricht
... und jeder soll nach seinem Gewissen handeln (Paulus)
Gruß Lhiannon