23-06-2023, 15:01
Der Kaschmir-Shivaismus entstand während des 8. oder 9. Jahrhunderts n. Chr. in Kaschmir. In der kaschmirischen Schule des Shivaismus gilt Shiva als das unerschaffene Absolute, das höchste Selbst, Prinzip des unendlichen Lichtes. Das Universum wird in dieser Theologie gedacht als Projektion Shivas, so dass es erfüllt ist von göttlichem Bewusstsein.
Im kaschmirischen Shivaismus wird angenommen, dass es in Wahrheit keine Kluft zwischen Gott und der Welt gibt. Die Welt stellt sich hier nicht als eine Illusion (Maya) wie im Advaita-Vedanta dar, sondern die Wahrnehmung der Dualität wird als die Illusion angesehen. Die Überwindung der irdischen Welt ist das Ziel der spirituellen Anstrengungen.
Es liegt zwar eine Identität aller Wesen mit Shiva vor, doch sind diese unrein und von Maya beeinflusst, so dass die wahre Identität mit Shiva nicht realisiert wird. Aus diesem Grunde gibt es im kaschmirischen Shivaismus spirituelle Praktiken zur Wahrnehmung dieser Einheit mit Shiva.
Sowohl im hinduistischen Shivaismus als auch im kaschmirischen Shivaismus hat Shiva einen schrecklichen oder dynamischen Aspekt in Form von Bhairava. Diksha, Initiation durch den Guru, ist im kashmirischen Shivaismus von zentraler Bedeutung, denn diese führt zu Sadhana, spiritueller Praxis und Anugraha, göttlicher Gnade. Das Ziel des Sadhana ist die Befreiung im Leben, Jivanmukti.
Das Vijñāna-bhairava-Tantra (VBT) ist ein Shaiva-Tantra aus der Kaula-Trika-Tradition des Kaschmir-Shaivismus. Die VBT wird als Diskurs zwischen Bhairava (dem „Gewaltigen“ oder „dem Furchterregenden“) und der Göttin Bhairavi in 163 Sanskrit-Strophen gerahmt. Es werden kurz und bündig rund 112 tantrische Meditationsmethoden (yuktis) oder Zentrierungstechniken (dhāraṇās) in sehr komprimierter Form vorgestellt.
Diese Praktiken sollen zur Erkenntnis der wahren Natur der Realität, des „gewaltigen“ oder „ehrfurchtgebietenden“ Bewusstseins (d.h. vijñāna-bhairava) führen. Dazu gehören verschiedene Varianten des Atembewusstseins, Konzentration auf verschiedene Zentren im Körper, nicht-duales Gewahrsein, Mantra-Praxis, Visualisierungen und Kontemplationen. Eine Voraussetzung für den Erfolg in jeder der Praxen ist ein Verständnis davon, welche Methode für den Praktiker am besten geeignet ist.
Im kaschmirischen Shivaismus wird angenommen, dass es in Wahrheit keine Kluft zwischen Gott und der Welt gibt. Die Welt stellt sich hier nicht als eine Illusion (Maya) wie im Advaita-Vedanta dar, sondern die Wahrnehmung der Dualität wird als die Illusion angesehen. Die Überwindung der irdischen Welt ist das Ziel der spirituellen Anstrengungen.
Es liegt zwar eine Identität aller Wesen mit Shiva vor, doch sind diese unrein und von Maya beeinflusst, so dass die wahre Identität mit Shiva nicht realisiert wird. Aus diesem Grunde gibt es im kaschmirischen Shivaismus spirituelle Praktiken zur Wahrnehmung dieser Einheit mit Shiva.
Sowohl im hinduistischen Shivaismus als auch im kaschmirischen Shivaismus hat Shiva einen schrecklichen oder dynamischen Aspekt in Form von Bhairava. Diksha, Initiation durch den Guru, ist im kashmirischen Shivaismus von zentraler Bedeutung, denn diese führt zu Sadhana, spiritueller Praxis und Anugraha, göttlicher Gnade. Das Ziel des Sadhana ist die Befreiung im Leben, Jivanmukti.
Das Vijñāna-bhairava-Tantra (VBT) ist ein Shaiva-Tantra aus der Kaula-Trika-Tradition des Kaschmir-Shaivismus. Die VBT wird als Diskurs zwischen Bhairava (dem „Gewaltigen“ oder „dem Furchterregenden“) und der Göttin Bhairavi in 163 Sanskrit-Strophen gerahmt. Es werden kurz und bündig rund 112 tantrische Meditationsmethoden (yuktis) oder Zentrierungstechniken (dhāraṇās) in sehr komprimierter Form vorgestellt.
Diese Praktiken sollen zur Erkenntnis der wahren Natur der Realität, des „gewaltigen“ oder „ehrfurchtgebietenden“ Bewusstseins (d.h. vijñāna-bhairava) führen. Dazu gehören verschiedene Varianten des Atembewusstseins, Konzentration auf verschiedene Zentren im Körper, nicht-duales Gewahrsein, Mantra-Praxis, Visualisierungen und Kontemplationen. Eine Voraussetzung für den Erfolg in jeder der Praxen ist ein Verständnis davon, welche Methode für den Praktiker am besten geeignet ist.
- Konzentriere dich auf den Atem und erkenne die Quelle des Lebens in dir.
- Lasse deinen Geist von äußeren Objekten ab und erfahre die innere Stille.
- Beobachte die Empfindungen deines Körpers und erkenne ihre Vergänglichkeit. Erfahre dich als das unveränderliche Bewusstsein, das hinter ihnen liegt.
- Stelle dir vor, dass dein Körper ein leuchtendes Energiefeld ist und verschmelze mit diesem Licht, um die Grenzen des Selbst zu überwinden.
- Wiederhole ein heiliges Mantra und lasse dich ins Licht führen.
- Visualisiere ein heiliges Bild (Buddha, Shiva, Mandala) und erkenne die Erleuchtung in allem.
- Spüre die Energiezentren in deinem Körper, die Chakren, und bringe sie in Einklang. Erfahre die Kundalini-Energie, die von der Basis deiner Wirbelsäule aufsteigt.
- Lasse deinen Geist von Gedanken befreit sein. Lebe in der Ruhe.
- Nimm wahr, dass du nicht der Körper und der Geist bist, sondern das zeitlose Bewusstsein, das alles durchdringt. Erkenne deine wahre Natur als das erleuchtete Sein.
- Man kann sein Leben aufgeben, aber die Erleuchtung darf man nie aufgeben.
- Wer den Namen Shivas (Buddhas) beständig wiederholt, wird zu Shiva (Buddha).
- Wer seinen Geist auf den äußeren Raum konzentriert, gelangt in ein Einheitsbewusstsein.
- Der Weg der Erleuchtung ist der Weg der Mitte zwischen Anhaftung und Ablehnung.
- In Wirklichkeit gibt es weder Reinheit noch Unreinheit. Gott ist in allem.
- Wenn das innere Glück erwacht, gelangt der Yogi in eine glückselige Trägheit. Er kann weder denken noch handeln.
- Durch meditatives Gehen, Tanzen oder Bewegen kommt man ins Glück.
- Shiva (Buddha, Gott) ist allgegenwärtig, allwissend und allmächtig. Wenn der Yogi diese Eigenschaften in sich spürt und sich damit identifiziert, wird er zu Shiva (Buddha, Gott).
- Wenn der Yogi sich mit allen Wesen identifiziert, gelangt er in die Einheit. Das ist der Weg der umfassenden Liebe.
- Wenn man die Identifizierung mit dem Körper aufgibt und in der Einheit verweilt, entsteht Glück.
- Man soll Gleichmut bewahren gegenüber Freunden und Feinden, gegenüber Freude und Leid. Man soll auf keinerlei Weise Anhänglichkeit oder Hass empfinden. Dann entfaltet sich Brahman in der Mitte.
- Wo immer der Geist seine Erfüllung findet, darauf sollte man sich konzentrieren. Wenn man das tut, was einen begeistert, gelangt man ins Glück.
- Wenn ein Yogi eins wird mit weltlichem Genuss, Musik, Malerei und schönem Essen, gelangt er ins Licht.
- Wenn man auf die Fülle meditiert, entsteht inneres Glück. Wenn man in der Göttin Kundalini ruht und ihrer Energie nachgeht, nimmt man am Ritual der großen Seligkeit teil. Wenn man mit dieser Göttin vereinigt ist, erlangt man den höchsten Bhairava.
- Gott und seine Energie (der Heilige Geist) sind untrennbar verbunden. Man erkennt Shiva durch seine Energie.
- Die Wirklichkeit ist immer vollkommen. Wenn man das erkennt, wird man voll Freude.
- Die äußere Welt ist substanzlos wie ein Traum. Wenn man das erkennt, ruht man im inneren Frieden.
- Alle Erfahrungen von Freude und Leid entstehen durch die Verbindung mit den Sinnesorganen. Wenn man das erkannt hat und die Sinne losläßt, ruht man in sich.
- Wahre Übung ist es, sich immer wieder die Erleuchtung zu vergegenwärtigen.
- Wenn man fest im spirituellen Weg ist, wird man von Tag zu Tag fortschreiten, bis man im Zustand der Erfüllung ist.
- Man soll das Wissen nicht beliebig weitergeben, weder an einen Bösen, noch an einen, der keine Liebe zum spirituellen Weg besitzt. Man soll es nur an geistige Helden und großmütige Seelen weitergeben, und an die, die den Guru und sein Wissen verehren.
Mögen alle Wesen glücklich sein. Möge es eine glückliche Welt geben.