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"Arbeitslosigkeit"
#1
Mir geht das immer undeutlicher werdende Gerede "Arbeitslosigkeit" immer mehr auf die Nerven

Heute sind alle Medien voll mit der nichtssagenden Meldung "Arbeitslosigkeit in den USA geht weiter zurück"

Doch was ist Arbeitslosigkeit?
Wenn Menschen nicht bereit sind, deutlich unterhalb der - in jedem Staat unterschiedlichen - Sozialhilfe zu arbeiten.

Wenn ich 1000 Silberlinge Sozialhilfe bekomme, wäre ich blöd, für 900 Silberlinge schwer zu arbeiten!

Aber vor allem ist zu sagen, dass Sozialhilfe, Miete und Lebenshaltungskosten in jedem Staat anders sind.

Man kann nicht Äpfel mit Birnen vergleichen
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#2
Die Wirtschaft in den USA boomt halt gerade. Dass auch da die Lebenshaltungskosten zum Teil drastisch gestiegen sind, ist allerdings richtig. Nichtsdestotrotz laeuft's da gerade gut.

In grossen Teilen Europas geht's ja auch aufwaerts. Deutschland ist da abgehaengt, vor allem, weil es von allen EU-Laendern am meisten unter dem Brexit leidet. Die Abhaengigkeit von der Autoindustrie ist auch nicht gerade ein positiver Zukunftsfaktor. Da die geburtenstarken Jahrgaenge demnaechst alle in Rente gehen, sind die Prognosen duester.

Fuer den Arbeitsmarkt bedeutet das, dass wohl viele offene Stellen zu erwarten sind, so dass selbst eine schrumpfende Wirtschaft nicht zu hohen Arbeitslosenzahlen fuehren sollte, solange die Arbeitssuchenden gut ausgebildet sind. Ob es aber ohne drastische Rentenkuerzungen abgeht, wage ich zu bezweifeln.
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#3
(04-08-2023, 22:44)Sinai schrieb: was ist Arbeitslosigkeit?
Wenn Menschen nicht bereit sind, deutlich unterhalb der - in jedem Staat unterschiedlichen - Sozialhilfe zu arbeiten

kannst du dir deine dumme hetze nicht mal einfach ersparen?
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#4
Hallo Ulan
Ich wollte eigentlich über die Unmöglichkeit des Vergleichs von "Arbeitslosigkeit" in verschiedenen Ländern diskutieren

Man nehme einen Sozialstaat (Schweden 1980)
Dann kommen marktgläubige Kräfte ans Ruder der Wirtschaft, und die Sozialleistungen werden nicht mehr ganz der Inflation angepasst; zwanzig Jahre später sind sie nicht mehr geeignet, die Lebenshaltungskosten zu tragen

Dies zwingt die Arbeitslosen dazu, jeden miesen Notberuf anzunehmen. Die Arbeitslosenrate sinkt drastisch!

Dies ist aber kein positiver Effekt, sondern sehr traurig. Durch sukzessive Auflassung des Sozialstaats sinken die Arbeitslosenzahlen

Dies erklärt auch die folgenden traurigen Statistiken:
Frankreich 8,1 %
Niger 0,8 %


Quelle:
Liste der Länder nach Arbeitslosenquote - Wikipedia

Niedrige Arbeitslosenquoten sind kein Zeichen einer florierenden Wirtschaft, sondern oft Zeichen dass kein Sozialstaat vorhanden ist
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#5
Manchmal sind die miesen Notberufe diejenigen, auf die unser Sozialstaat aufbaut.
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#6
Ja, das ist sehr unfair



Die Krankenschwestern als Paradebeispiel eines gesellschaftlich nützlichen Berufs werden immer schlechter behandelt.
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#7
Die Frage wäre, was Du unter miesen Notberuf verstehst.
Nur weil jemand einen Beruf abwertet, ist der nicht schlecht.
Wenn jemand studiert hat, mag nachvollziehbar sein, dass er gerne einen entsprechenden Job möchte, möglicherweise hat er aber auch am Markt vorbei studiert und ist insofern selbst verantwortlich, wenn er überqualifiziert ist.
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#8
(06-08-2023, 01:28)Mensch schrieb: Die Frage wäre, was Du unter miesen Notberuf verstehst.

Krankenschwestern bekommen einen 30-Stunden Vertrag. Aber "bei Bedarf" müssen sie 60 Stunden arbeiten!
Das ist sehr familienfeindlich. Für eine Mutter eines 6-jährigen Kindes die Hölle! Und für das Kind auch!



Dies begann Mitte der 80er Jahre und wird jetzt von Jahr zu Jahr schlimmer
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#9
(06-08-2023, 01:47)Sinai schrieb:
(06-08-2023, 01:28)Mensch schrieb: Die Frage wäre, was Du unter miesen Notberuf verstehst.

Krankenschwestern bekommen einen 30-Stunden Vertrag. Aber "bei Bedarf" müssen sie 60 Stunden arbeiten!
Das ist sehr familienfeindlich. Für eine Mutter eines 6-jährigen Kindes die Hölle! Und für das Kind auch!



Dies begann Mitte der 80er Jahre und wird jetzt von Jahr zu Jahr schlimmer

Soweit sie Mehrstunden leisten, ist dies vertraglich vereinbart. Ich setze bei einem mündigen Erwachsenen voraus, dass er seinen Arbeitsvertrag liest, bevor er ihn unterschreibt.
Davon abgesehen ist mit Veröffentlichung des Dienstplans die Weisungsbefugnis des Arbeitgebers erloschen, etwaiges Einspringen erfolgt immer freiwillig im gegenseitigen Einvernehmen. Und wird in vielen Kliniken zudem noch mit mehreren hundert Euros honoriert.
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#10
(05-08-2023, 23:27)Sinai schrieb: Niedrige Arbeitslosenquoten sind kein Zeichen einer florierenden Wirtschaft, sondern oft Zeichen dass kein Sozialstaat vorhanden ist

Mag sein. "Arbeitslosengeld" bekommt man uebrigens auch in den USA, aber das ist begrenzt bezueglich der Lebensarbeitszeit (das war irgendsoetwas wie zwei oder drei Jahre in einem ganzen Leben).

Aber ich habe mir diesen Satz herausgepickt, weil ich denke, dass das der falsche Ansatz fuer die Loesung eines Arbeitslosenrproblems ist. Der Staat, also die Gesamtheit der Bevoelkerung, ist nicht dazu da, strukturelle Fehler im System ueber Geldleistungen aufzufangen. Ich faende es wichtiger, Luecken in der Beitragspflicht zu stopfen, Scheinselbststaendigkeit zu unterbinden, Unternehmer fuer ihre Subunternehmer in die Pflicht zu nehmen, etc., also hier systemrelevante Ungerechtigkeiten zu unterbinden, damit Arbeitnehmer nicht von staatlichen Zuzahlungen (sprich Subventionen von Anbietern von Berufen, die den Lebensunterhalt nicht abdecken) abhaengig werden.
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#11
(06-08-2023, 01:47)Sinai schrieb: Krankenschwestern bekommen einen 30-Stunden Vertrag. Aber "bei Bedarf" müssen sie 60 Stunden arbeiten!
Das ist sehr familienfeindlich. Für eine Mutter eines 6-jährigen Kindes die Hölle! Und für das Kind auch!



Dies begann Mitte der 80er Jahre und wird jetzt von Jahr zu Jahr schlimmer


(06-08-2023, 02:10)Mensch schrieb: Soweit sie Mehrstunden leisten, ist dies vertraglich vereinbart. Ich setze bei einem mündigen Erwachsenen voraus, dass er seinen Arbeitsvertrag liest, bevor er ihn unterschreibt.

Genau das ist das alte Paradigma des Liberalismus, das nun wieder zum Vorschein kommt.
Wer mit den ungünstigen Bedingungen im Arbeitsvertrag nicht einverstanden ist, kriegt den Job nicht.
Da heißt es halt "friss oder stirb"


(06-08-2023, 02:10)Mensch schrieb: Davon abgesehen ist mit Veröffentlichung des Dienstplans die Weisungsbefugnis des Arbeitgebers erloschen, etwaiges Einspringen erfolgt immer freiwillig im gegenseitigen Einvernehmen. Und wird in vielen Kliniken zudem noch mit mehreren hundert Euros honoriert.

Leider stimmt das mit der "Freiwilligkeit" nicht, wer nicht mitspielt wird nach wenigen Monaten den Job verlieren.
Und das Einspringen wird heutzutage sehr gering honoriert . . .

Auch junge, ledige Krankenschwestern ohne Kinder machen das daher nur mehr widerwillig, für eine Mutter oder gar eine alleinerziehende Mutter ist das schrecklich!

Niemand will mehr Krankenschwester werden, Deutschland ist in der Pflegekrise



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#12
(06-08-2023, 01:47)Sinai schrieb: Krankenschwestern bekommen einen 30-Stunden Vertrag. Aber "bei Bedarf" müssen sie 60 Stunden arbeiten!
Das ist sehr familienfeindlich

nein, das ist so pauschal einfach blödsinn

(06-08-2023, 12:42)Sinai schrieb: Wer mit den ungünstigen Bedingungen im Arbeitsvertrag nicht einverstanden ist, kriegt den Job nicht.
Da heißt es halt "friss oder stirb"

die zeiten sind vorbei, zumal im pflegebereich
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#13
(06-08-2023, 05:28)Ulan schrieb:
(05-08-2023, 23:27)Sinai schrieb: Niedrige Arbeitslosenquoten sind kein Zeichen einer florierenden Wirtschaft, sondern oft Zeichen dass kein Sozialstaat vorhanden ist

Aber ich habe mir diesen Satz herausgepickt, weil ich denke, dass das der falsche Ansatz fuer die Loesung eines Arbeitslosenrproblems ist. Der Staat, also die Gesamtheit der Bevoelkerung, ist nicht dazu da, strukturelle Fehler im System ueber Geldleistungen aufzufangen.


Die Gesellschaft hat sich demokratisch für den globalen freien Markt entschieden, weil es dadurch sehr preiswerte Waren zu kaufen gibt. Allerdings muss die Gesellschaft auch für die Opfer dieser Politik sorgen (Verursacherprinzip)

Der freie Markt führt immer zu unerwünschten Phänomenen, das war schon früher so
Damals wurde das Textilhandwerk durch die Textilindustrie ruiniert, es gab Verelendung
Siehe den Schlesischen Weberaufstand von 1844
"Ursache
. . . vor allem vorindustrielle Heimarbeiter, die vorwiegend Baumwollwaren herstellten. Wirtschaftlich war ihre Existenz jedoch von sogenannten Verlegern abhängig. Während die Verleger, in der Regel vermögende Kaufleute, Garn auf dem Markt aufkauften, sollten die Baumwollweber daraus zu einem vereinbarten Preis die gewünschten Stoffe produzieren. Für ihre Ware wurden die Heimarbeiter entlohnt und der Verleger verkaufte die Baumwollprodukte weiter.
. . .
Die Forderungen der Weber richteten sich dabei auf gerechten Lohn und eine angemessene, würdige Behandlung durch die „Fabrikanten“."
Weberaufstand - Wikipedia



Und auch der Achtstundentag kam nicht freiwillig durch die Arbeitgeber, er war auch nicht Ergebnis der Marktmechanismen von "Angebot und Nachfrage", sondern kam erst durch massiven poitischen Druck (Streik) der organisierten Arbeiterbewegung zustande.
Achtstundentag - Wikipedia

Die heutige Generation der Arbeiter, Unternehmer, Politiker, Wähler hat das nicht persönlich miterlebt und kennt das nur, wenn sie Geschichtsbücher studiert.
Da dies heute nur wenige tun (Internet-Spielen ist lustiger) geriet all das stark in Vergessenheit.

Was hilft es, wenn die Masse der WählerInnen heute dieselben Fehler macht wie zu Beginn der Industrialisierung ?
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#14
(06-08-2023, 12:42)Sinai schrieb: Leider stimmt das mit der "Freiwilligkeit" nicht, wer nicht mitspielt wird nach wenigen Monaten den Job verlieren.
Und das Einspringen wird heutzutage sehr gering honoriert . . .

Viel zu pauschal.
Es ist eine bewusste Entscheidung, Krankenpflegekraft überhaupt zu werden, dafür musst Du eine Ausbildung machen, in die Dich niemand zwingt.
Dass in einem Schichtsystem eine gewisse Verfügbarkeit erwartet werden muss, ist normal, und jede, der diese Ausbildung macht, weiß das vorher.
Bei Einspringdiensten reden wir von bis zu 500 Euro pro Dienst. Als Examinierter hast Du auch keine schlechte Bezahlung.
Davon abgesehen war es eher mein Thema, wie du über bestimmte Berufe denkst. Das Problem des Berufs ist nämlich nicht das Schichtsystem, sondern dass Leute wie Du es als "miesen Notberuf" abwertest. Also spiel Dich bitte nicht als Retter der Pflegekräfte auf, nachdem Du über sie abwertend gesprochen hast.
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#15
(06-08-2023, 12:42)Sinai schrieb: Wer mit den ungünstigen Bedingungen im Arbeitsvertrag nicht einverstanden ist, kriegt den Job nicht.

Der geht in eine Leasingfirma, wo er von vorn herein klar macht, dass er zum Beispiel nur Frühdienste von Montag bis Freitag machen kann. Wer aber nur vormittags 8-16 arbeiten will, geht auch nicht in einen Pflegeberuf.
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