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Religionszugehörigkeiten 2022
#1
Der Titel dieses Threads ist identisch mit dem jaehrlichen Bericht zum Stand der Religionen in Deutschland durch die "Forschungsgruppe Weltanschaungen in Deutschland" (fowid) fuer das Jahr 2022. Der Artikel auf ihrer Webseite ist auf Ende August dieses Jahres datiert. Hier der Link:
*https://fowid.de/meldung/religionszugehoerigkeiten-2022

Der Traeger von fowid is die Giordano-Bruno-Stiftung, die sich selbst als Vertreter eines "evolutionaeren Humanismus" bezeichnet. Naeheres siehe hier.

Die Zahlen fuer die beiden Grosskirchen sind ziemlich genau; bei anderen Religionsgemeinschaften muss oft geschaetzt werden, da das offizielle Deutschland keine Zahlen mehr erhebt und die Selbstauskuenfte oft sehr fragwuerdig sind. Die genauen Methoden sind ausfuehrlich im Artikel dargelegt. Kleine Religionsgemeinschaften geben oft seit Jahren dieselben, meist aufgerundeten Zahlen an, die Zahlen fuer die Orthodoxen aus der Ukraine sind voellig uebertriebenes Wunschdenken der dortigen Orthodoxen Kirchen, und bei Muslimen muss wohl zwischen Glaeubigen und "Kulturmuslimen" (eine Uebersetzung des im englischsprachigen Raum gebraeuchlichen Begriffs "cultural Muslim") unterschieden werden, da die meisten Muslime den Begriff nicht nur im religioesen Sinn verwenden, sondern auch als "hat einen kulturellen Hintergrund aus einem Land im islamischen Raum".

Ergebnisse

Die Mitglieder der beiden Grosskirchen machten mit 48% mittlerweile weniger als die Haelfte der Einwohner Deutschland aus, 25% fuer die RKK und 23% fuer die EKD. Die Gruppe der Konfessionsfreien und solcher ohne Religion lag bei 44%, also knapp dahinter. Wohlgemerkt, das sagt erst einmal nichts ueber Glaeubigkeit an sich aus, was aber auch fuer die Kirchenmitglieder gilt und hier nicht gefragt ist. Getrennt von diesen Gruppen ausgewiesen sind Orthodoxe (2%), die mittlerweile einen merklichen Anteil an der Bevoelkerung ausmachen, konfessionsgebundene Muslime (4%) und Andere (2%).

Interessanter als die reinen Mitgliederzahlen sind aber die zu "praktizierenden Glaeubigen", also solchen, die z.B. Gottesdienste besuchen. Wiederum sind die Zahlen fuer die beiden Grosskirchen verlaesslich, weil die Zaehlsonntage etc. haben. Bei Muslimen oder evangelikalen Christen wurden jeweils 50% angenommen, was aus Umfragen zum Glauben geschlossen wurde, aber natuerlich ungenau bleiben muss. Hier kommen wir dann auf Zahlen, die bei manchen Leuten Schnappatmung erzeugen, wie dass es mehr praktizierende Muslime in Deutschland gibt als praktizierende Katholiken oder Evangelische (EKD). Ein Blick auf die Zahlen ordnet das aber ein (alle Prozentzahlen auf die Gesamtbevoelkerung bezogen): der Anteil praktizierender Katholiken betraegt 1,4%, bei Evangelischen 0,4%. Das zusammen wird durch den (geschaetzen) Anteil praktizierender Muslime mit 1,9% geschlagen. Sonstige praktizierende Glaeubige werden mit 2,5% geschaetzt. Und das ist die interessanteste Zahl in der Studie: alle praktizierenden Glaeubigen in Deutschland machen zusammen gerade mal 6,2% der Bevoelkerung aus.

Um das Fazit des Artikels zu zitieren:
"Von 100 Bundesbürgern nehmen inzwischen 94 nicht mehr an Gottesdiensten teil, nur 6 von ihnen besuchen regelmäßig eine Kirche, Synagoge oder Moschee. Kaum eine andere statistischen Kennzahl zeigt so deutlich, wie weit die Erosion des Glaubens bereits vorangeschritten ist."
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#2
Danke für die Zusammenfassung. Sehr interessant.
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