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Kreuzauffindung durch Protonike (Protonikelegende)
#1
Die ↗Legende der Kreuzauffindung durch Protonike, der Frau des ↗Kaisers Klaudius, ist nur in syrischer und armenischer Sprache überliefert. Sie dürfte in der ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts entstanden sein. Abgesehen von den Wundern, über die berichtet wird, leidet die Erzählung schon an der Tatsache, dass es eine Kaisergattin Protonike nicht gegeben hat. Sie ist ein Produkt der Phantasie des Autors.

Jedenfalls liegt, wie bei der ↗Kyriakoslegende auch, ein sehr antijüdischer Text vor.

Protonike, die in Rom Predigten des ↗Apostels Petrus hört und Christin wird, fährt mit ihrer Tochter und zwei Söhnen nach Jerusalem. Dort wird sie mit Ehren empfangen und wohnt im Palast des ↗Herodes. Der ↗Herrenbruder Jakobus sucht sie auf. Über den Besuch ist sie erfreut. Sie wünscht die Hinrichtungsstätte Jesu, ↗Golgota, ↗Jesu Grab und das ↗Heilige Kreuz zu sehen. Jakobus erklärt ihr, dass das nicht gehe, weil die Juden die heiligen Stätten verwalten und dies nicht zuließen. Darauf befiehlt sie den Oberen der Juden, dass Golgota und das Grab freizugegeben seien. Sie geht mit ihren Kindern zur Hinrichtungsstätte und zum Grab. Als sie ankommt, fällt die Tochter tot um. Die Tochter wird mit den an der Grabstätte aufgefundenen Kreuzen in Berührung gebracht. Die Berührung mit dem richtigen Kreuz erweckt sie augenblicklich wieder zum Leben. 

Das Kreuz wird Jakobus übergeben. Über dem Grab lässt Protonike eine Kirche errichten. Als sie später ihre Erlebnisse Klaudius erzählt, lässt dieser alle Juden aus Rom vertreiben.

Die Erzählung wurde später durch eine Episode ergänzt, die sich während der Regierungszeit ↗Traians begeben haben soll. "Die Juden", so behauptet der anonyme Erzähler in einer syrischen Handschrift, hätten den Jerusalemer Christen das Heilige Kreuz wieder abgenommen und es 20 Klafter tief in der Erde vergraben. Somit war die Voraussetzung geschaffen, dass später die ↗Kaisermutter Helena (bzw. Helena mit Hilfe des ↗Judas Kyriakos) das Kreuz ein zweites Mal finden konnte (vgl. Nestle 77ff.).


Literatur:
Eberhart Nestle. Abgar-Literatur. In: Theologische Literaturzeitung 2. Jg 1877. Leipzig. Verl. Hindrichssche Buchhandlung.
Richard Adelbert Lipsius. Die edessenische Abgar-Sage kritisch untersucht. 1880 Braunschweig. Verlag C. A. Schwetschke und Sohn.
Joachim Jeremias. Golgotha. 1926 Leipzig. Verlag Eduard Pfeiffer.



● Zum Inhaltsverzeichnis des Lexikons
MfG B.
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