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Jesus (s.a.) im Islam
#1
Hallo ,


da wir nächste Woche ein Chat über dieses Thema haben, möchte ich euch schon mal einen kleinen Einblick geben wie der Islam über Jesus(s.a.) lehrt.

Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen



Neben Noah, Abraham, Mose und Muhammad zählt Jesus (arabisch Isa) zu den wichtigsten prophetischen Persönlichkeiten, die im Qur'an erwähnt werden. Im Dialog zwischen Christen und Muslimen nimmt er eine Schlüsselposition ein, denn hier finden sich in beiden Religionen wesentliche Gemeinsamkeiten, aber auch die entscheidenden Unterschiede.

Von Jesu Leben und Wirken berichten uns kanonische und apokryptische Evangelien und zahlreiche andere christliche Überlieferungen. Diese werden im Qur'an - ähnlich wie bei den anderen Prophetengestalten, deren Lebensgeschichten im Alten Testament bzw. in der altarabischen Tradition überliefert wurden - als bekannt vorausgesetzt. Der Qur'an will auch nicht Geschichtsbuch sein, sondern greift diese Überlieferungen punktuell auf, um wichtige Aspekte zu erläutern und - da in diesem Falle das tatsächliche historische Leben Jesu aus den vorliegenden Quellen nicht mehr rekonstruierbar ist - Kriterien bereitzustellen, die uns ermöglichen, die vorhandenen Texte zu untersuchen und Nutzen daraus zu ziehen.

Jesu Geburt
Jesus wird im Qur'an als 'Sohn der Maria' bezeichnet. Damit soll nicht nur das Wunder seiner Geburt betont werden (vgl. Sure 19:17-55), sondern auch die wichtigste Position seiner Mutter. Maria war bereits vor ihrer Geburt Gott geweiht worden und wuchs in der Obhut von Zacharias auf - selbst ein Priester und ein Prophet seiner Zeit - den ihre enge Verbindung mit Gott und ihre besonderen geistigen Gaben oft in Erstaunen versetzten (vgl. Sure 3:36-38 und 3:43-33). Als Entgegnung auf polemische Verleumdungen wird im Qur'an deutlich hervorgehoben, daß Maria 'ihre Keuschheit wahrte' und daß Gott 'ihr von Seinem Geist einhauchte und sie und ihren Sohn zu einem Zeichen für die Menschheit machte' (Sure 21:92). In Sure 66:13 wird sie besonders als Beispiel oder Vorbild für gläubige Menschen erwähnt.

'Jesus ist vor Gott gleich Adam' (Sure 3:60), d.h. er ist ein Geschöpf Gottes und als solches aus Materie und von begrenzter Lebensdauer. Nach islamischer Vorstellung ist jedoch der Mensch darüber hinaus ein Wesen, das mit hochentwickelten Fähigkeiten ausgestattet ist, so daß er nicht nur wie andere Geschöpfe in Harmonie mit den übrigen Geschöpfen in seiner Umgebung leben kann, sondern auch in der Lage ist, gestaltend auf diese Erde einzuwirken und ihrer Entfaltung beizutragen. Dabei ist er jedoch nicht zu Eigenmächtigkeiten befugt, die letztendlich zu Disharmonie und Zerstörung führen würden, sondern er ist dem Schöpfer und Eigentümer gegenüber für dei Verwendung seiner Kräfte verantwortlich. Im Qur'an wird der Mensch dementsprechend als 'Statthalter Gottes' (siehe Sure 2:31-34) bezeichnet. Das irdische Leben ist ein Lernprozess, bei dem sich der Mensch immer wieder auf seine eigentliche Aufgabe und Würde besinnen und oft genug auch aus seinem eigenen Fehlern lernen muss. Innere Läuterung und manchmal auch Einsicht in die eigene Begrenztheit machen den Menschen empfänglich für göttliche Offenbarung und ermöglichen eine unmittelbare Verbindung mit Gott. Diesbezüglich wird von Jesus wie von Adam gesagt, daß Gott ihm 'von Seinem Geist einhauchte' (siehe Sure 15:29-30 und 2:254). Gottes Geist (arab. Ruh = Lebenshauch, der wahres menschliches Leben ermöglicht) ist Seine Ausstrahlung und Sein Offenbarungsträger an alle Seine Gesandten, der meist auch personifiziert als Engel Gabriel vorgestellt wird, aber auch sonst in der Schöpfung wirksam ist, die Gläubigen stärkt (Sure 58:23) und ihnen durch das Bewusstsein von Gottes Nähe und Barmherzigkeit inneren Frieden gibt (sakina, Sure 48:5).

Leben und Wirken
Die Aufgabe der Gesandten Gottes besteht darin, durch Lehre, menschliches Vorbild und Ermutigung den Menschen bei diesem Prozess der Entfaltung und Entwicklung zu helfen, sie immer wieder an ihr eigentliches Wesen und an ihre Verantwortung vor Gott zu erinnern, sie vor folgenschweren Irrtümern zu bewahren und ihnen die frohe Botschaft von Gottes Barmherzigkeit zu verkünden. Jesu Auftrag ist besonders in Sure 3:49-52 zusammengefasst:

"Und Er wird ihn das Buch lehren und die Weisheit und die Tora und das Evangelium und (wird ihn entsenden) als einen Gesandten zu den Kindern Israels (daß er spreche): 'Ich komme zu euch mit einem Zeichen von einem Herrn. seht, ich erschaffe für euch aus Ton die Gestalt eines Vogels und werde in sie hauchen, und sie soll ein beschwingtes Wesen mit Allahs Erlaubnis werden; und ich werde die Blinden und die Aussätzigen heilen und die Toten lebendig machen mit Allahs Erlaubnis; und ich werde euch verkünden, was ihr essen und was ihr aufspeichern sollt in euren Häusern. Wahrlich, darin ist ein Zeichen für euch, wenn ihr gläubig seid."

Gott lehrt Jesus, und zwar die 'Schrift' (die für das individuelle und gesellschaftliche Leben gültigen Werte und Normen) ebenso wie die 'Weisheit', die hinter diesem steht. Jesus erhält Gottes Vollmacht, auf der Grundlage des Gesetzes (der Torah) den Menschen die frohe Botschaft von Gottes Barmherzigkeit (das Evangelium; arab. Injil; gemeint ist immer Jesu Verkündigung, nicht die überlieferten Berichte davon) zu verkünden. Damit soll er 'das Gesetz erfüllen'. indem er es ergänzt und mit Sinn erfüllt, nachdem es im Laufe der Geschichte mehrfach durch fremde Einflüsse überlagert, oft aber auch aus Sorge um die Wahrung der Identität des jüdischen Volkes gegenüber den Einflüssen einer Fremdherrschaft zum Selbstzweck gemacht und verkompliziert wurde (z.B. durch den 'Zaun um das Gesetz').

Im Neuen Testament kommt dieser Gedanke z.B. in Jesu Auseinandersetzung mit den Pharisäern und Schriftgelehrten zum Ausdruck, wo Jesus betont, der Mensch sei nicht um des Sabbaths willen geschaffen, sondern der Sabbath um des Menschen Willen. In der Praxis führt dies zu einer Erleichterung des Alltagslebens und zur Abschaffung selbstauferlegter ritueller Einschränkungen (vgl. Sure 3:51) mit dem Ziel, Sinn und Form wieder miteinander in Einklang zu bringen. Wie alle anderen Gesandten Gottes, so ruft auch Jesus dazu auf, Gott allein zu dienen und sich damit von fremden, imaginären Mächten zu befreien. Im Neuen Testament kommt dies sehr anschaulich durch Jesu Aussage zum Ausdruck, daß niemand "Gott und dem Mammon gleichzeitig dienen" dienen kann. Ein weiterer wichtiger Punkt in Jesu Lehre ist die Aufforderung, Gott und die Mitmenschen zu lieben - ein Gegenmittel gegen Selbstgerechtigkeit und egozentrische Haltung. Liebe zu Gott und den Mitmenschen spielt eine besonders wichtige Rolle in der islamischen Mystik und wird auch anhand von Beispielen aus dem Leben Jesu illustriert.

Gemeinsame Ansätze von Muslimen und Christen
Für Christen und Muslime könnte es hier Ansatzpunkte für gemeinsame Aufgaben geben:

den Sinn des menschlichen Lebens und ethische Werte in dieser so sehr vom Materialismus bestimmten Zeit wieder zur Geltung zu bringen

Menschen durch Erinnerung an ihren wahren Wert vor Gott und an ihre Aufgabe auf dieser Erde innerlich zu befreien und zu einer verantwortlichen Lebensführung zu befähigen.


Wie es bei allen Gesandten Gottes der Fall ist, so beschränkt sich auch Jesu Aufgabe nicht darauf, zu lehren und zu verkünden, sondern er lebt Gottes Botschaft vor. Er ist demütig und liebevoll, besonders auch seiner Mutter gegenüber. Manche seiner Handlungen werden von seinen Zeitgenossen als Wunder empfunden: Blinde werden sehend, Tote werden auferweckt usw. Bereits auf dieser materiellen, greifbaren Ebene legen diese Handlungen Zeugnis ab vom Gottes Wirken durch den auserwählten Menschen, denn Jesus tut dies alles "mit Gottes Erlaubnis". Wir würden jedoch der qur'anischen Sprache nicht gerecht, wenn wir uns beim Verständnis dieser wunderbaren Handlungen mit der sinnlich wahrnehmbaren, buchstäblichen Ebene begnügen würden, denn sie greifen weit über diese hinaus. So werden durch Jesu Leben und Wirken geistig Blinden die Augen geöffnet; "Aussätzigen" der Gesellschaft wird ihr Selbstwertgefühl wiedergegeben, so daß sie sich als eigenständige Individuen in eine lebendige Gemeinschaft integrieren können, tote Herzen werden durch göttliches Licht und neue Hoffnung zum Leben erweckt; der Hunger nach geistiger Nahrung wird durch reichhaltige und vielfältige Speise vom Himmel gestillt (Sure 5:113-116); Wesen, die sich völlig mit dieser Materie Identifizieren ("Tonvögel") werden vom Hauch seiner Botschaft ergriffen, so daß sie in der Lage sind, zu den Höhen ihrer eigentlichen Bestimmung aufzufliegen. Nicht zufällig trägt Jesus im Qur'an (4:171) den Ehrentitel "Geist Gottes" (ruhullah) und "Wort Gottes" (kalimatullah): Gott wirkt durch ihn als den Prototyp aller Menschen, die sich Ihm aufrichtig hingeben, sich Seinem Licht öffnen und sich als Sein Werkzeug verstehen.

Auch hier können wir vielleicht Anknüpfungspunkte für gemeinsame Aufgaben finden:

der Kurzsichtigkeit entgegenzuwirken, die in unserer Zeit nur die naheliegenden, vergänglichen Lebensziele gelten lässt

auf unsere Gesellschaft einzuwirken, daß Menschen nicht aufgrund von Hautfarbe, Geschlecht, Religion, sozialer Stellung, nationaler oder kultureller Identität usw. diskriminiert werden

mehr Raum zu schaffen für geistige, seelische und ethische Weiterentwicklung, und Zugang zu geistiger Nahrung zu ermöglichen.


"Nur" ein Prophet
Jesus wird im Qur'an (vgl. Sure 3:45) oft als "Messias" (arab. masih) bezeichnet. Dies bedeutet "Gesalbter" und ist im Alten Testament auf Propheten und Könige angewendet worden, die sich besonders um das Gottesvolk verdient gemacht haben. Aus diesem Ehrentitel entwickelte sich schließlich die Erwartung des "Messias", der das Gottesvolk befreien und Frieden und Gerechtigkeit wiederherstellen sollte. Dies entsprach Jesu Auftrag, mit dem er völlig in der Tradition früherer israelitischer Propheten stand. Mit aller Entschiedenheit weist der Qur'an alle Vorwürfe der Gegner Jesu und seiner Mutter Maria zurück. Gleichzeitig warnt er jedoch davor, Jesus zu stark zu idealisieren und ins Übermenschliche zu heben. In Sure 4:157-158 wird den Juden und Christen sein angeblicher Kreuztod nicht bestätigt: "Sie haben ihn weder erschlagen noch gekreuzigt, sondern es erschien ihnen nur so.. Vielmehr hat Gott ihn zu sich in Ehre erhöht." Jesus wird vom Tod am Kreuz bewahrt, wodurch der christliche Erlösergedanke im Islam keine Rolle spielt. Jesus selbst versteht sich als unser Mitmensch; er fordert uns auf, "mit ihm gemeinsam Gott zu dienen" (vgl. Sure 3:32). Ebenso war in Sure 3:43-44 Maria aufgefordert worden: "Bete an mit den Anbetenden!" Dem entspricht auch der biblische Bericht davon, daß Jesus zu Gott betete und zum Dienst Gottes aufrief. Gesandte Gottes sind immer in erster Linie Menschen, Sie müssen Fähigkeiten, Möglichkeiten und Probleme derer verstehen können, zu denen sie gesandt worden sind, um zu ihnen "in ihrer eigenen Sprache sprechen und in Wort und Tat auf sie eingehen zu können. Ebenso müssen die Menschen in der Lage sein, ihren Propheten zu verstehen und ihm zu folgen. Wäre ein Gesandter Gottes ein übermenschliches Wesen, dann wäre keine echte Nachfolge mehr möglich.

Gott verlangt von keinem Menschen mehr als dieser zu leisten vermag (vgl. Sure 2:287). Er führt jeden Einzelnen schrittweise und den jeweiligen Fähigkeiten entsprechend auf dem Weg der Entfaltung und Vollendung voran. Es wäre eine verhängnisvolle Utopie, wenn Menschen versuchen wollten, Gott gleich zu werden. Ebenso wenig kann die Rede davon sein, daß Gott - die absolute Realität, die alles ins Dasein gebracht hat und zu der letztendlich alles Existierende zurückkehrt, der Urgrund des Seins - "Mensch wird". Es geht vielmehr um die Menschwerdung des Menschen, um seine Erziehung über jene tierische Stufe hinaus, in die er immer wieder so gern zurückfällt, wenn dies seinem Ego lobenswert erscheint. Es geht darum, daß er tatsächlich das Ziel erreicht, das seiner Würde entspricht, nämlich "Statthalter Gottes auf Erden" zu werden. Gerade dazu braucht der Mensch menschliche Vorbilder, die das ansprechen, was in seinem Inneren bereits angelegt ist und ihm den Mut geben, dies zu verwirklichen, indem sie ihm zeigen, daß es menschenmöglich ist. Tatsächlich sind ja auch viele Menschen in Demut, Liebe und Opferbereitschaft Jesus nachgefolgt und können uns ihrerseits durch ihr Beispiel lehren und ermutigen.


islamic-centre-hamburg
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#2
Shia schrieb:Jesus wird im Qur'an (vgl. Sure 3:45) oft als "Messias" (arab. masih) bezeichnet. Dies bedeutet "Gesalbter" und ist im Alten Testament auf Propheten und Könige angewendet worden, die sich besonders um das Gottesvolk verdient gemacht haben. Aus diesem Ehrentitel entwickelte sich schließlich die Erwartung des "Messias", der das Gottesvolk befreien und Frieden und Gerechtigkeit wiederherstellen sollte.

Ich beschäftig mich schon seit längerem mit dem Thema Dialog zwischen Islam und Christentum, auch schulischerseits und hab jetzt diesen Artikel gelesen. ER wurde zwar schon vor ein paar Jährchen geschrieben aber vielleicht kann mir trotzdem jemand eine Antwort darauf geben;)

Wird Jesus im Islam auch als der Messias angesehen? Wenn ja von was hat Jesus die Muslime erlöst, denn sie glauben doch gar nicht an die Erbsünde?! Muslime kritisieren doch die christliche Soteriologie, also glauben sie doch nicht an die Kreuzigung, Auferstehung und dadurch an die Erlösung durch Jesus, oder?!

Ich hoffe, dass mir jemand darauf antworten kann;)

Liebe Grüße fenster0011
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#3
Hallo fenster0011!

Ich habe nicht viel Ahnung von Islam, jedoch kann ich Deine Frage insofern doch beantworten, bzw. sie ist bereits durch Shia beantwortet worden:

Shia schrieb:Neben Noah, Abraham, Mose und Muhammad zählt Jesus (arabisch Isa) zu den wichtigsten prophetischen Persönlichkeiten, die im Qur'an erwähnt werden. Im Dialog zwischen Christen und Muslimen nimmt er eine Schlüsselposition ein, denn hier finden sich in beiden Religionen wesentliche Gemeinsamkeiten, aber auch die entscheidenden Unterschiede.

Jesus ist im Islam weder gekreuzigt worden noch von den Toten auferstanden. Ich denke, insoweit wird er auch nicht als Messias angesehen. Eine Erbsünde kennt der Islam auch nicht. Jesus ist der Prophet vor Mohamed und Jesu Mutter wird als solche auch Islam verehrt. Mal schauen, ob jemand genauer antwortet.

Gruß
Gerhard
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#4
Hallo, gruess Dich, Neuer :)
Fritz fasst zusammen:
Zitat:Jesus ist im Islam weder gekreuzigt worden noch von den Toten auferstanden.
Ich denke, insoweit wird er auch nicht als Messias angesehen.
Eine Erbsünde kennt der Islam auch nicht. Jesus ist der Prophet vor Mohamed und Jesu Mutter wird als solche auch Islam verehrt.

Ja, im Islam ist es nicht vorstellbar, dass Jesus am Kreuz starb, und schon gar nicht, inwiefern darin etwas Wichtiges und Entscheidendes fuer das Christentum liegt, dass es aber ja passierte und darin eine grosse Heilung von einem vorher bestehenden Schaden der Menschheit geschah, dass Jesus dazu bereit war, so schrecklich zu sterben. Das Christentum - sagt St.Paulus sogar ausdrueckliich - waere ohne dieses Ereignis eine ganz absurde Angelegenheit.

Ausserdem erlebten einige Christen ja auch noch, dass Jesus nachher nochmal 40 Tage lang als von diesem garantiert toten Totsein mit seinen Getreuen lebte und sie noch einige wichtige Dinge lehrte, dass er anfassbar war und mit ihnen ass, also kein Geist war - und dann ging er in den Himmelzustand. Das ist ebenfalls fuer den Islam nicht zu glauben vorgesehen, aber haengt ja auch damit zusammen, dass von den gruendenden Muslimen die berichtete Kreuzigung Jesu fuer eine Verwechslung mit der Kreuzigung von jemand Anderem gehalten wurde. Damit entfiel fuer sie ja zunaechst auch die Frage seiner direkt erfolgten Auferstehung.

Die Befreiung von der Erbsuende ist auch etwas in der suedlicheren Umwelt weniger Gelaeufiges, so als sei das im Reich der Roemer sehr viel Bekannteres gewesen. Juden koennen damit auch nicht so viel anfangen, und fuer Juden ist der Gesalbte (Messias), den wir erwarteten, so jemand wie Koenig David - eben ein Befreier des von Fremden und ihren Religions-Zwaengen bevormundeten Volks Israel und Helfer der Moeglichkeit seines Volkes, G0TT anzubeten.
Durch diese spezielle Salbung bekam einer den Vorrang, regieren zu koennen, wenn z.B.ein zweiter schon fast naeher dran war, das war etwas mehr interkonfessionell und international und keine rein juedische Sache, denke ich.

Man erwartet als Jude von einem Messias nichts, was ein David, ein Salomo, ein Joasch oder auch vorher Koenig Schaul nicht auch konnten, und im Altertum zeigen einige Schriften, dass auch Andersglaeubige und Auslaender ebenso mal einen Messias-Auiftrag erfuellten
- es war kein Kuscheljob, liest man mal nach, was vom Gesalbten Aramaeer-Feldherrn Jehu geschrieben steht, der dann Koenig von Samaria wurde, oder Nebukadnezar - man sagt, auch der Feldherr Sanherib v.Assur war ein gueltig Gesalbter - also ein Messias aus dieser Bedeutung, doch er habe es nicht geschafft. Das komme auch vor.

Auch Alexander d.Gr. sei nochmal so ein Reichs-Messias gewesen, und es bestand zur Zeit Jesu die Frage, ob nun der 7. kaeme und das dann der letzt-moegliche von 7 Grossen sein werde, oder ob es 10 werden wuerden (in einem apokryphen Text der Apostelzeit steht das)

Dass sie getoetet werden und auferstehen, ist nicht typisch dafuer, sie erloesen auch niemanden von irgendwelchen geerbten Schuldigkeiten - das Wort dafuer waere nicht Moschiahh (Gesalbter, latein.: Christus), sondern Goel (Ausloeser, latein.: Redemptor).

Im Islam gibt es den Begriff des Messias auch, zum Beispiel im Titel "Musleh-e-Maud".
Ein "Maud" ist im Westen bekannter ein "Mahdi", das ist auch eine besonders bevollmaechtigte Person, die anscheinend aber nicht durch einen Propheten gesalbt werden muss, sondern, wie es jemand formulierte, "den G0TTES Gnade mit Heiligkeitsgeist gesalbt habe", der also mit soviel Talent und Begabung und Kraft ausgestattet geboren wurde
- im Zeitraum um 1400 des islam.Kalenders gab es (es wurde erwartet) zwei sehr verschiedene:
- der "Mahdi" in Sudan-Aegypten dieses Amt auf sich Beziehende war ein schrecklicher, gewalttaetiger und ziemlich primitiver Mann mit einem noch schlimmeren Nachfolger, die in der Region fuer einen nachhaltigen Schock sorgten,
- der andere, der "Musleh-e-Maud" in Indien, war hingegen ein sanfter, freundlicher, der seine Macht mehr durch das Argument und seine Gaben und Visions-Erkenntnisse begruendete und Kriege ganz ablehnte, an dessen Echtheit heute schon ca.200 Mio.Menschen glauben, damals aber kaum ein paar tausend.

Dass am Ende der Tage, wenn G0TTES grosser Tag der allgemeinen Auferstehung und endgueltigen Rechtsprechung kommt, auch Jesus wieder kommen wird, glaubt man auch im Islam. Er wird die Menschen darauf noch etwas vorbereiten, und zusaetzlich erwaehnen einige Prophezeiungen dann den Propheten Elias und ausserdem den Bundes-Boten-Engel, der unseren Propheten Moses aus dem Dornbusch her ansprach.

Eigentlich ist der christliche Messias-Begriff inzwischen ganz anders als das, was die andern beteiligten Religionen sich darunter vorstellen, denn Jesus stellte sich durch eben diese Kreuzigung, Auferstehung und besonderen Lehren als jemand heraus, der nach christlicher Erkenntnis einfach nicht nur ein Mensch war.

Er spricht und zitiert ja auf sich bezogen nicht das Wort Moschiahh, sondern das Wort "Menschensohn"
- im Hebraeischen Umfeld ist das zweierlei. Ben Adam ist direkt auf Adam bezogen - dieser erste, der wusste, was ein Vater ist, den Namen nimmt man mitunter fuer "Mensch", allgemein, es bedeutet aber nicht bio-logisch einen Homo-sapiens, sondern geistlich den Anfang der sich bewussten Menschlichkeit, die vollstaendige Familien bildet und einander lehrte, die erneut durch Noah gestartet wurde, weil die ersten damit noch nicht umzugehen verstanden. Noah brachte hinzu, dass man nicht nur die eigenen Kinder lehrt, sondern auch die Kinder anderer dazu aufnehmen kann. Ab dann bildeten sich feste Zivilisationen. Also ein "Ben Adam" gezieht sich darauf.

Ein Bar Enosch ist auch in der Uebersetzung "Menschensohn", das ist halb aramaeisch, BAR =Sohn ist aber schon in der Keilschrift ein mehr vielseitiges Wort, das auch sowas wie Oberhaupt bedeutet, so wie der den Vater vertretende Sohn Oberhaupt einer Gemeinschaft sein kann, diese Silbe kann auch MASCH gelesen werden, was an das Wort Messias naeher herankommt, wenn man dieses nun auf die christliche Sicht auf Jesus bezoege
- noch auffaelliger: diese Silbe schreibt sich + als Kreuzzeichen.
BAR bedeutet ausserdem auch manchmal Gerste und erinnert an die Gleichnisse mit dem Getreidekorn, das "sterben" muss, damit Getreide fruchten kann.

Problem daran ist aber das:
Die Keilschrift wurde zur Zeit Jesu fast nirgendwo mehr praktiziert. Jedoch die Propheten, auf welche sich das junge Christentum hauptsaechlich bezieht, die lebten im Umfeld der Keilschrift. Christen bezeugen, dass niemand wusste, wo Jesus gelernt haben sollte, er selbst nennt - ganz gegen die damalige Gewohnheit - niemanden als seinen Lehrer.
Das spricht fuer meine Begriffe auch dagegen, dass er in Qumran bei den Aussenseitern gelernt haette - es waere damals ja gar nicht peinlich gewesen, sie zu erwaehnen. Die 40 Tage in der Einoede nach der Reinheits-Tauchung im Jordan - das haette zu gar nichts als Lehrzeit gereicht.

Wie auch immer, Jesus hatte seine ganz eigene Lehre und Art, und uns liegen nur griechische Texte vor, der "Menschensohn" in den von ihm zitierten Stellen ist eher ein "Bar Enosch". Das ist schwerer zu erklaeren was an Enosch, dem Enkel Adams, so besonders war, dass es den Propheten zur Assyrerzeit ein Bild wurde, fuer jemanden, der einer-fuer-alle unter Anderen sehr leidet, doch selber sanft ist, und auch auf diesem Weg verhilft er dem Recht zum Siege.

Fuer Enosch ist biblisch nur erwaehnt, dass Adam seinen Enkel anschaute und erfreut oder verwundert bemerkt: der ist mein Bild-und-Gleichnis - wie er selbst Bild-und-Gleichnis G0TTES genannt ist, als er zu allererst geschaffen wurde. Er begriff wohl damit, dass das, was ihn von den Lebewesen als besonders kennzeichnet, diese "zweite Ebene" ist, die einen Menschen mit G0TT verwandter macht als mit den Tieren, auch wenn wir ein Leben lang ein biologisches Wesen verliehen bekommen - das "Ich" ist schon vorher ein Individuum, ein Du fuer G0TT, der "Wir" zum Menschen anbietet, und das wird den irdischen Tod ueberstehen und weiter da sein.

Das Wort "Enosch" ist aber auch sprachlich verwandt mit den Woertern fuer Mann (Isch) - Frau (Ischa) - Mannschaft (Anschej) - Frauenschaft (Naschim) in Hebraeisch.
Der Name Abel kommt im Babylonischen Gesetz als Typ-Wort fuer "Jemand, irgendein Mensch" vor.
Das Wort Adam hat ansonsten keine abgeleiteten Worter.

- na, ich kuerze das mal ab: soweit ich weiss, ist auch das im Islam nicht normalerweise vorstellbar, dass der Adam, den sie auch als Propeten anerkennen, auch nur entfernt Aehnlichkeit oder so eine Beziehung des "Wir" zu G0TT haben konnte und ein Mensch Bild-und-Gleichnis G0TTES ist.

Diese Kenntnis teilen nur Juden und Christen und haben dazu einen anderen Kulturkreis gehabt, als es offenbarte Lehre wurde. Der Islam entstand ja 700 Jahre danach und die Region um Mekka war nicht so ausdruecklich im Reich von Alexander d.Gr. oder von Rom besetzt gewesen. Sie uebernahmen zwar ziemlich schnell auch Bereiche, wo vorher die ostroemische Kirche lehrte, und der Gelehrten-Austausch war eigentlich auch immer ganz munter, aber bestimmte Bereiche der Lehre im "Abendland" wurden dort bei den damaligen Jemeniten um Mekka nicht heimisch. Deren Leben waren die grossen Karawanen und der Seehandel, was bedeutete, dass man regelmaessig sehr wenig an Ausstattung fuer die Religion dabei hatte, die hatten in der Antike eine ganz eigene darauf zugeschnittene Weltanschauung. Ihnen gab wohl das Christentum nicht so viel, und sehr viele von ihnen waren ja auch nie Juden gewesen, wohl aber im Kulturkreis gemeinsam mit Abrahams Nachkommen. Rom und Sparta rechneten sich auch zeitweise dazu.

Wenn es im Islam eventuell auch jemand formuliert haette, dass Jesus ausser Prophet auch deshalb, weil er dem Juengsten Tage voraus noch einmal kommen wird, ein "Messias" genannt werden kann, dann hiesse das eben doch nicht das selbe, wie wenn es ein Christ sagt. Es ist fuer einen Muslim etwas, das G0TT einem kleinen Menschengeschoepf verleihen kann, um fuer IHN eine besondere Aufgabe unter den Menschen zu bewirken, mehr nicht.

mfG WiT :)
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#5
Ein Gesalbter (erwarteter, ersehnter Hoffnungsträger, Erlöser,"Held") soll demnach das erfüllen, was ein Volk an Wünschen, Veränderungen benötigt.
Eine Projektion (Erwählung, Bestimmung), damit ein Volk überlebt? Ich überlege gerade, wie wichtig derartige Prozesse (auch rein psychologisch) sein könnten, um ein Überleben zu gewährleisten.
Das menschliche Phänom "Kultur" spiegelt innerhalb einer Gesellschaft Bedürftigkeit, Zustand und Hoffnung ab. Schauen wir auf die politischen, sozialen Verhältnisse, wie sie in der Zeit eines Jesus Christus herrschten, erfüllte eben ein Jesus Christus, der Messias, diese Erwartungen nach Befreiung; zumindest eine innere Befreiung, die die Ketten von Besatzung und Tradition auslösen sollte. Nur ein innerlich befreiter Mensch, kann seine äusseren Fesseln lösen. War das die Botschaft eines neuen Himmels und Erde?

So gesehen, kann/konnte Jesus Christus eine Prophetenstellung innerhalb des Islam einnehmen. Ein Prophet seiner Zeit, den Erwartungen der Menschen entsprechend (erhofft), gewiss auch nötig - für jene, die danach suchten.
Ich versuche die Zusammenhänge rein psychologisch zu verstehen, ohne den Faktor Theologie.
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#6
Hallo Lea :)
Zitat:Ein Prophet seiner Zeit,
den Erwartungen der Menschen entsprechend (erhofft),
gewiss auch nötig - für jene, die danach suchten.
Ich versuche die Zusammenhänge rein psychologisch zu verstehen,
ohne den Faktor Theologie.
- ja, guter Ansatz, danke, Lea :)
In solchen Dingen ist es immer hilfreich, die verschiedenen Ebenen eines Phaenomens einzeln zu untersuchen, denk ich auch. Ungeklaerte Begriffe, ueber die man sofort was "los-meint" fuehren oft zu erbitterten Streitigkeiten, bei denen aber jeder etwas ganz anderes meint, wovon die Rede sei.
Bezueglich des "Messias"-Aspektes Jesu stiess ich kuerzlich beim Surfen auf eine 1902-1908 die Medien Amerikas und wohl auch Indiens sehr interessierende Aufforderung zu einem G0TTES-Urteil mithilfe des Betens.

In Aegypten-Sudan war doch 1880 der grausame "Mahdi"-Aufstand, der sich erst 1898 gewaltsam beenden liess.
"Mahdi" scheint so etwas wie einen "Messias" zu bedeuten, aber aus alt-noachitischen Urspruengen des Amtes her abgeleitet. Es ist ein Einzelmensch, der kurz mal alle besonderen Vollmachten zur Regierungsgestaltung und zur Konfessions-Auspraegung haben sollte, ueber alle verfuegbaren Nationen, also der gruendet ein "Reich" im urspruenglichen Sinne und wird irgendwie genealogisch ermittelt durch eine fast unmoegliche Bedingung und erst wieder neu nach ca 540 Jahren. Im Bereich des Islam stand einer an fuer das islam.Jahr 1400, das ist etwa 1885/6 gewesen.
Der "Mahdi", den die mystischen Orden der "Tanzenden Derwische" als den Erwarteten definiert hatten, schlug mit deren Unterstuetzung 1880 mit voller Wucht los, Tuerken und Briten aus der Gegend Sudan-Aegypten physisch auszurotten und sich rundherum die Menschen zu versklaven, soweit sie diesem nicht folgten. Er schaffte es grad noch 1885, das hoch befestigte Khartum einzunehmen und fiel dann. Sein 1.Nachfolger (Khalif) war simpel und primitiv und der Schock, den sein Regiment hinterliess, ist heute - 100 Jahre spaeter - noch anhaltend.
Aus der Richtung sind die "Moslembrueder" mit ihrem Attentats-Hang.

Europaeer waren verbluefft und auch irgendwie darueber beleidigt und verunsichert, zu erleben, wie fast unbewaffnete und ungebildete Menschenmassen dazu zu bringen sind, dass sie sich ohne zu zoegern in Tance einem hochgeruesteten Heer stellen konnten, und am Tag der der letzten Schlacht 1898 war das ganze "Mahdi"-Heer 2-mal komplett gefallen und ein 3.Heer trat, davon scheinbar nicht beeindruckt oder gar nicht informiert noch unvermindert opferwillig an.

Genau nachdem dieser "Mahdi" Mohammed Ahmed -1985^ gefallen war, kam es zu einer im Qur'an genannten astronomischen Raritaet, die man als das Datum ansehn koennte, wann der "Mahdi" da sein muesste: 1885 und 1886 im Offenbarungs-Fasten-Monat Ramadan gab es 2 sichtbare Sonnen-und Mondfinsternisse und zusaetzlich einen grossartigen Sternschnuppen-Schauer zu Ende Nov.1885.

Die einen am Nil sahen darin wohl die Beglaubigung ihres "Mahdi", und abgesehn von einem mehr folkloristisch wirkenden kleineren Kreis, der jaehrlich am Grab seiner gedenkt, sind von diesem Konzept vielleicht ca.10'000 auch-Muslime beeinflusst, die es gern so hinstellen, wenn sie Schrecken verbreiten, als vertreten sie allein die Milliarde Muslime der Welt ganz alleine.

Doch in Indien gab es ab nun genau 1885 einen anderen, der sich nun dort im Pandschab offenbarte und der m.E.dem Amt viel realistischer gewachsen scheint, "Mahdi" Mirza Ghulam Ahmad (Af*1835-1908^), zu dessen Gefolgschaft inzwischen immerhin 200 Mio.Muslime zaehlen, die Ahmadi der "Ahmadiyya".

Diese beschraenken sich auf die Macht des guten Argumentes und lehnen Kampf und physische Kriege ganz ab, ohne direkt pazifistische Wehrdienst-Verweigerer zu sein, denn was normal ist, verweigern sie nicht, vertragsgetreu mitzumachen. In ihren Gastlaendern gab es mit ihnen auch keine ordnungspolizeilichen Zwischenfaelle, sie foerdern Schulen, gute Bildung, und caritative Werke, wo sie missionieren.

Es gibt aber 1 Punkt in der Selbstdefinition dieses "Mahdi", ueber den Christen ihm unmoeglich beipflichten koennen: er definierte eine alte Grabstaette in SriNagar als das Grab Jesu v.Nazareth, der nach der Kreuzigung nicht ganz tot gewesen sei, nun aber auswanderte und als geachteter Lehrer in hohem Alter dort in der Ferne begraben worden sei - der "Verheissene Messias" dessen Wiederkunft sei nun er, Mirza Ghulam Ahmad von Qadian.
Er stammt aus einer waehrend der Maharadjas aus Persien nach Qadian im Pandschab eingewanderten alten Noblen-Familie, die noch unter der Sikh Regierung diente, nun aber nach denen weder reich noch maechtig war, doch immerhin hatte er sehr intensiven Hausunterricht durch Privat-Lehrer und ein standesentsprechendes Umfeld, bildete sich auch ueber die andern Religionen weiter und war ein Vertreter des rationalen weit-umfassend gebildeten Islam, dessen Traditionen aelter sind als die der eher nur dumpf fremdenfeindlichen sich Wirkungen vom Horror versprechender Volks-Aufstaendler.

Man muss dabei beruecksichtigen, dass Indien rundherum in der Reinkarnation nichts Auffaelliges sehn kann, Wiedergeburten von jedem Lebewesen erwartet, und auch im Falle Isa =Jesu, der im Islam einfach ein geachteter Prophet ist wie mehrere, die der Qur'an erwaehnt, ein Mensch, hoechstenfalls eine Besonderheit saehe wie es der Dalai Lama als Phaenomen ist, das ist eine Reinkarnationslinie ueber mehrere Individuen nacheinander, deren Talente, Kraefte und Erfahrungen sich zu einem "Wesen" addieren, seit einem Ersten (von dem es allerdings nachher 4 parallele gewesen sein wollen).

Ein bisschen faerbt das als Gedanken-Moeglichkeit auch auf den dort einheimischen Islam ueber, meine ich. Er wuerde aber darin auf keinen Fall eine Verg0ettlichung sehen, ein "wiedergekommener Messias" zu sein.

Juden erwarten nicht, dass ein schon gehabter Moschiahh wie David selbst wiederkommt - bei Prophet Elija, der ja keiner war, aber einen solchen zu salben ermaechtigt war (Koenig Jehu), liegt es so, dass er noch-immer lebt und nie starb, also er waere es immer selbst, wo er sich einmal zu erkennen gibt. Ein Moschiahh ist auch nicht unbedingt ein ethisch durchgehend "guter Mensch", wenn er Menschen heilt, ist das weder Mitleid noch Zuneigung, sondern einfach sein Zeichen, es verschafft ihm natuerlich auch Dank, wenn er Kranke heilt oder gar einen Toten ins Leben noch einmal zurueckholt. Aber die frz.Koenige nach ihrer Salbung in Reims hatten auch eine Heilungskraft erhalten, die beruht psychologisch auf etwas, was man "tremendum fascinosum" nennt, ein Erschauern aus Respekt - es besagt nichts darueber hinaus fuer die Froemmigkeit des Gesalbten als Person, wohl aber dessen Heiligkeit als Unantastbarkeit im Namen der ganzen Gemeinschaft.
Seine Rechtsprechung ist nicht die ermittelnde und Umstaende naeher beruecksichtigende, sondern ein Fried-Recht im Namen der Gemeinschaft, die kurzerhand nach Gefuehl willkuerlich einem noch nach Gerichtshof-Besuchen andauernden Streit im Namen der ganzen Gemeinschaft einen Schlusspunkt setzen soll. Das macht auch Sinn fuer ein Volksganzes, wird aber eben oft verwechselt und fuer eine ungerechte Rechtsprechung gehalten. Es ist eine Recht-Verleihung ohnne juristische Bedeutung, kein Praezendenzfall fuer ein andermal.
Das darf dann aber eben nur sparsam gehandhabt werden.

So ist an sich das sakrale Koenigtum schon normalerweise ein Amt fuer Gesalbte, historisch, aber nicht im "messianischen" Sinne, denn dann erstreckt es sich auch auf andere Nationen und Konfessionen, soweit man es halt schafft, waehrend die sakralen Koenige nur ihrer Nation und Kultur-Religion zugehoeren.

Also - ob zufaellig oder Fuegung, ebenfalls ab 1885 stieg ein Pastor in Melbourne aus der Kongregationalisten-Kirche aus und wurde ein kirchlich autonomer Wunderheiler, Dr.John Alexander Dowie (Zg*25 Mai 1847 Edinburgh (Schottland) -9.Mrz 1907^Zion City (Illinois, USA), Sohn armer, ca.1859 nach Australien ausgewandeter Schneider und Schuster, der als 6j schon die Bibel einmal ganz durchgelesen hatte und das Temperenzler-Versprechen ablegte (Alkohol zu meiden und zu bekaempfen) und wohl so begabt war, dass die Familie ihm 2-3J Universitaet in der Heimat finanzierte, wo er aber nur Philosophie und Politologie hoerte, weil er sich fuer beraten genug hielt, sich die Bibel allein durchzustudieren, das genuegte zu einer Stellung als Kongregationalisten-Pastor.
Nach dem Tod seiner kleinen Tochter wechselte er von Sidney nach Melbourne und als 1876 dort eine Epidemie seine Gemeinde heimsuchte, und schon 50 Tote zu beklagen waren, packte ihn sowas wie ein heiliger Zorn, und er konnte durch Beten und Haendeauflegen die 30 schon erkrankten Weiteren retten und fuer seine Gemeinde die Seuche zum Stillstand bringen.

Er politisierte aber als militanter Anti-Alkoholiker bereits in Sidney und auch hier wieder so aggressiv, dass er immer wieder verhaftet wurde und schliesslich natuerlich dann auch von seiner Kirche gemahnt, dass er sich 1882 von ihr loeste und es mit einem Christentum in voelliger Konfessions-Unabhaengigkeit versuchte: "International Divine Healing Association" - er machte -1884/5- fuer diese Gruendung eine Weltreise als charismatischer Heilungs-Prediger und kam 1888 schliesslich in USA in Evanston (Illinois) unter.

Damals spekulierten viele darauf, dass etwa 1899 die Welt untergehen und der Messias Jesu wiederkommen muesse, daher entstanden nun etliche Sekten, und ihre Streitigkeiten bescherten Zeitungen gute Auflagen.

Hier errichtete Dr.Dowie sich 1897 einen "theokratischen" Staat aus Spenden der Verehrer City-of-Zion am Michigansee, noerdl.von Chicago, was wohl eher ein Dowie-kratischer wurde, wo Alkohol, Nikotin und Schweinefleisch, Aerzte und Arzneien ganz verboten waren, aber auch Sachen zu glauben vorgeschrieben wurden, die nicht ohne weiteres hingenommen werden muessten - etwa, dass die Erde eine Scheibe sei, weil es "so geschrieben stehe" (obwohl er sie selber umreist hatte)
- und schlimmeres:
er sei eigentlich der Apostel Paulus, er sei der Bundes-Boten-Engel, der dem Moses im Dornstrauch erschien, und schliesslich noch: er sei als 1.Bischof der City of Zion der alte "Prophet Elija III" - wieder.  
So etwas entnahm er dem Lesen in der Bibel (Hebraeisch lernte er dazu nicht, aber etwas Griechisch) und den Inspirationen oder auch Visionen im Beten und Fasten, und inszenierte es kaufmaennisch, da er vor der Universitaets-Zeit auch schonmal Verkaufen gelernt hatte.

Nun, vielleicht - 1896, mit Gruendung der "Christian Catholic Apostolic Church" mit ca.500 eingetragenen Mitgliedern, wurde er als deren "Bischof Elias III" nebenbei ein Mitgruender der "Pfingstler"-Gemeinden, die es noch gibt, also auch an seiner Initiative war etwas brauchbar fuer spaeter.

Aber in seinem Blaettchen "Leaves of Healing" (Blaetter der Heilung) ging der "zornige Prophet", zu dem er sich ernannt hatte, mit voller Wucht auf den Islam los, dieser muesse komplett abgeschafft werden
- einerseits sei da dieser arabische "Wahnsinnige" am Nil (die wurden ja erst 1898 besiegt) und andererseits dieser andere angebliche Messias in Indien mit dem "Jesusgrab". Er gewaehrte ihnen allen zusammen (nach der Erinnerung in James Joyce's "Ulysses") den untersten Ort in der Hoelle, falls sie nicht bald zu ihm kaemen, sich Geist-taufen zu lassen und "keinen G0TT ausser Jesus" anzubeten, dessen Prophet sei ja er alleine.
(Davon abgesehn - wenn auch kein Trost fuer den Muslim: Katholiken, Landeskirchen, Ostchristen und Juden kamen bei ihm in vergleichbarer Pauschal-Verdammung auch reihum "dran", und natuerlich erst recht noch Freimauerer, Kommunisten, Schnapsfabrikanten und was noch. Niemanden liess er gelten ausser sich, andere sah er als Verschwoerer gegen sich - also gegen sein "G0tt" - an.)

Diese Zeitung war vermutlich nicht von theologisch hoeherem Wert als ein Streitgespraech zweier eher Unwissender, mehr ein Traktaetchen zur Werbung fuer sein "alkoholfreies Zion", und die Jesus-Episoden darin auch recht schlicht, sich nicht darum kuemmernd, was man in der naechsten Nummer der Zeitung vom selben Jesus erzaehlen wuerde, und bei einigen darin vorgetragenen Behauptungen mussten sich sicherlich einem Normal-Christen "die Zehnaegel kraeuseln". Aber der Volksmund sagt ja "Wer heilt hat recht" - und darauf verliess er sich wohl, war ja auch technisch beschaeftigt mit seiner Stadt. Sie hatte bis 1906 immerhin 6000 Bewohner mit Infrastruktur zu versorgen.

Doch dies polemische Blatt wurde zur Mission auch weithin verteilt und kam dem "indischen Mahdi" zur Kenntis, der sich das bis 1802 erstmal ansah, wie der "Heiler" dort gezielt z.B.die Frauen gegen den Islam aufhetzte.
1902 schliesslich forderte der "Verheissene Messias" Mirza Ahmed den  "wieder-offenbaren Propheten Elias" Dr.Dowie in mehreren Zeitungen, die den erreichhen mussten, zu einem Ordal auf:
Er sei uber 70 und kraenklich, Dowie aber ca 20J juenger und fit - sie sollten, weil sie einander nicht erkennen, aber wohl beide fuer von G0TT her Ermaechtigte ansehen, nun zugleich ein Gebet vor Zeugen beginnen, G0TT moege den von ihnen beiden, der im Unrecht sei mit seinem Anspruch, zu Lebzeiten des anderen sterben lassen. Das sei, damit die Gemeinden wissen, woran sie seien, zu deren Schonung.

Vermutlich - ich weiss es nicht - nahm er auch mal als Argument, dass er doch selbst "Elija, der Zurechtbringer" und Vorlaeufer des Juengsten Gerichts und des Richter-Messias Jesus sei, er wisse doch, welchem Messias er vorausgehe - einem "mohammedanischen" jedenfalls nicht.  
Zuerst reagierte Dr.Dowie gar nicht darauf, schliesslich liess er 1903 auf ein "Ultimatum" des anderen hin in seiner Zeitung ein kurzes Gebet um Vernichtung des Islam abdrucken, nachdem er den andern vorher als "solche Muechen und Fliegen, die er ohne weiteres zertreten wuerde, ihnen aber die Chance zur Flucht liesse", so grob wie moeglich beleidigt hatte.

"Ich sage das nicht aus Eigenem, dass ich der "Verheissene Messias" bin. G0TT Der die Himmel und Erde schuf gibt Zeugnis fuer mich. (...)
- Wenn ich dies alles nur aus Eigenem sage, liege ich falsch, aber wenn ER das Zeugnis ueber mich gibt, darf niemand mich falsch nennen (...)
- Ein Bezeugungs-Zeichen ist es,
dass - wenn Mr.Dowie meine Herausforderung annimmt,
und stellt sich, mir entgegen - ausdruecklich oder implizit -,
wird er dies Leben noch zu meinen Lebzeiten unter Sorgen und Pein verlassen.
- Dowie hat auf meine Herausforderung bisher noch weder geantwortet noch hat er sie in seiner Zeitung erwaehnt.
Deshalb garantiere ich ihm eine Frist von 7 Monaten ab dem heutigen Datum 23.August 1903. (...)
Ich mache mir keine Sorgen ueber diesen Alterunterschied, weil die Angelegenheit keine Frage des Alters ist. Es beruht vollstaendig bei G0TT - Welcher ist Der G0TT der Himmel und Erden und ER ist der beste Richter.
- Falls Mr.Dewie vor meinem Wettstreit wegrennt, rufe ich die Menschen Amerikas und Europas zu Zeugen auf, dass dies nur zu seiner Niederlage beitragen wird,
- und in diesem Falle sollte daraus gefolgert werden koennen, dass sein Anspruch, Elias zu sein, blosse Prahlerei und Taeuschung ist.
- Er mag versuchen, in dieser Weise dem Tod zu entfliehen,
- aber er sollte sich klarmachen, dass bereits seine Flucht vor diesem Wettstreit eine Art des Todes darstellt.
- Seid gewiss, deshalb,
dass ganz sicher sehr bald ein Unglueck sein "Zion" befallen wird."

Nun ja, das war nicht unhoeflich, aber klar gesprochen.
Auch ein kleiner Vertreter einer Konfession braucht es sich und seinen Glaubensbruedern nicht bieten zu lassen, dass man sie alle erstmal ganz alleine "beschreibt", das so erstellte "Bild" der anderen dann logischerweise verdammt, aber dann den LIEBEN G0TT darum bittet, sie - die lebendigen Menschen, die es gibt - insgesamt zu zerstoeren!

- Entweder war Dr.Dowie aber zu dumm fuer eine an sich intelligente und religioes wirklich nicht unfaire Aufforderung, fuer seinen Glauben an das von ihm fuer sich beanspruchte Prophetenamt, gar Elias persoenlich zu sein, den auch der Islam kennt, in Demut vor G0TT, DER allein es erweisen koennte und aus Gewissenhaftigkeiit seinen Anhaengern gegenueber damit einverstanden zu sein
- oder er dachte andersrum, ein Eingehen auf solch eine Forderung sei ein Zeichen, er haette einen geringsten Zweifel an seiner Behauptung, wer er sei, und auch das sei "schon wieder eine Verschwoerung" gegen ihn.

Wie auch immer, er meldete sich zu dieser Sache nun gar nicht mehr - und ab nun war es schon passiert, sein "Stern" sank rapide:
- seine "Buerger von Zion" fuehlten sich unangemessen bevormundet und nicht wohl,
- seine Spender fuehlten sich reingelegt,
- seine Goenner mochten diese hasstriefende Art nicht,
- etliche Geheilte wurden wieder krank, und er nannte sie dafuer Suender in des Satans Gesellschaft, die nur niicht heil sein wollten
- und dann das Groesste: er selbst bekam einen Schlaganfall
- und das, wo er doch gelehrt hatte, wer krank wird, habe gesuendigt und also den "Satan zugelassen" - autsch! -  
- er liess sich von Aerzten beraten, eine Erholung in suedlichem Klima zu suchen - was er seinen Anhaengern doch selbst als "Satanswerk" streng verboten hatte: krank zu werden, Aerzte und Arzneien - - -  

- kaum war er abgereist, wendeten sich seine Vertrauten von ihm ab, auch seine Familie und er kriegte es nur noch hin, -1907^ in seiner Stadt Zion zu sterben, nicht irgendwo in Florida oder auswaerts.

- der "Mahdi" Mirza Ghulam Ahmad hatte also das Ordal so besehen gewonnen und starb, zufriedener als er, -1908^ in seiner Heimat-Stadt Qadian, und im Kreis seiner Familie und Getreuen.

Dafuer bekam im Laufe des 20.Jhds seine Ahmadiyya am meisten unter andern Muslimen zu leiden, bis dahin, dass sie es vom Militaer-Staat Pakistan verboten bekamen, sich als Muslime zu bezeichnen und man sogar fuer das einfache Glaubensbekennen (die Fatiha) zu G0TT und Mohammed ins Gefaengnis geworfen wurde - ihre Kalifen residieren seitdem in London, im Exil, doch bereits jeder 6.Muslim der Welt haelt sich inzwischen lieber zu ihnen, weil sie physische Gewalt einfach nicht brauchen, auch nicht da, wo man ihnen wirklich Boeses antut.

Zur Psychologie solcher Dinge:
- es ist unbedingt logisch und konsequent, wie dieser kultiviertere Mann in Indien seine Ueberzeugung, es akzeptieren zu muessen, er sei ein Messias, er sei sogar ein bestimmter Messias "wieder", verteidigt.
Fuer ihn war ja der christliche Jesus niemals dasselbe wie fuer die Christen - auf keinen Fall ein G0tt, oder DER G0TT-inclusive.
Zugleich, wenn er ueber die Darstellungen Jesu in jenen Traktaetchen ironisch wird, betont er, wie sehr wertvoll und verehrenswert ihm der Prophet Jesus ist, der er ja nun "wieder ist". Das muss er ja, wenn er sich selbst einen notwendigen Wert im Amt beimisst, ja auch achten.

Es ist unerheblich dafuer, ob er es ist oder nur meinte, es zu sein, und auch, ob sein Gegner am andern Ende der Welt es waere oder sich irrig dafuer hielt. Hier schlossen sich zwei Religioese aus, weil sie beide an diesem Punkt ja nicht allein waren, zu vermuten, das "Gericht ueber die Welt" sei genau nun durch sie beide angekommen, auch wenn da beide nicht allzuviel Gefolge hatten, und nur in den Medien wirkte es gross, was zwischen ihnen da ablief.

Mir scheint auch ganz persoenlich, dass Dr.Dowie im Grunde damals schon mehr auf dem Erfolgstrip in geschaeftlicher Hinsicht war und es nie durchdacht hatte, was er theologisch damit beanspruchte, wenn er sich als "Elias selber" ausgab, und dass es eher so war, dass der "Mahdi" in Indien mit vollem glaeubigen Ernst bei der Sache war und auch erstmal damit innerlich klarkommen musste, sich in seiner Umgebung fuer Jesu Reinkarnation im Messias-Amt beglaubigt zu sehen, dass er das aber wirklich mit Ehrfurcht ansah.

Fuer beide konnte sich in jener total unruhigen und von Eiferern und Sektieren und Heilspropheten verwirrten Zeit nicht herauskristallisieren, ob "die Welt" auch noch auf sie zwei - und etwa nur sie beiden - gewartet habe.

Wenn sie beide echt waeren, haetten sie sich aus christlicher Sicht doch sowieso schon durchgehend aus dem Himmelzustand her gekannt: Elija lebt ja "noch immer" und Jesus seit der Auferstehung auch, nach so langer Erfahrung der Christen mit Beten

- an sich ein spannender Gedanke, der wirklich nicht logisch aufloesbar waere: fuer Muslime starb Jesus nicht am Kreuz und erstand folglich nicht von den Toten auf und ist nicht Mitglied der Trinitaet - aber nur das macht sein "Wiederkommen in Herrlichkeit" nach dem wissen der Christenheit moeglich.
Fuer Muslime ist ein "Messias" wiederum nicht so rar und so einzig wie bei Christen, die dabei nnur noch an Jesus denken und es geradezu als Synonym fuer "G0TT" nehmen koennen (was Juden nicht moeglich ist)
- doch wenn die Reihenfolge so waere, dass Elija dem Juengsten Tag und dem Messias vorhergehe und die Gebote klaere, ginge in der Sicht des "Mahdi" Mirza das Christentum dem Islam als Dienst voraus - samt deren Jesus-Vorstellung in der Trinitaet G0TT.  

Der Irrtum bei Muslimen, Dr.Dowie fuer einen Katholiken zu halten - die der doch als viel zu traege Konfession sehr ablehnte - wegen des irrefuehrenden Titels "Christian Catholic Apostolic Church" seiner Gemeinschaft, war damals der Mode zu verdanken, dass Alt-Katholiken, die sich nach dem 1870-Konzil als Nationalisten-Sekte in zig Varianten abgesprengt hatten, wo man sich preiswert und wie am Fliessband zu "Bischoefen in echt apostolischer Weihe-Sukzession" weihen lassen konnte (vielleicht holte sich Dr.Dowie das auch noch?), sodass manche ganze "Kirche" aus 90 Prozent hohen Geistlichen mit 5 Prozent "Herde" entstand...... - dieser Irrtum ist begreiflich (und war fuer den interkonfessionellen Fortschritt gewiss nicht erfreulich bis auf den heutigen Tag), und vielleicht hielt der indische "Mahdi" diesen Eiferer deshalb fuer heilsmaessig bedeutsamer als der es jemals war.

Am Wind in den Medien laesst sich so etwas ja ueberhaupt nicht abschaetzen. Deren Nachruf war etwa wie diese: "Danville Gazette" 7.Jun 1907: "Hut ab vor Ahmed und seine Anhaenger (may be pardoned for taking some credit) fuer die Akkuratesse, mit welcher die Vorhersage vor einigen Monaten eintraf"
- und: "Herald of Boston", 23 Jun 1907: "Dowie starb einen jammervollen Tod, mit Zion City zerrissen und zerfressen (tom(?) and frayed) durch interne Streitigkeiten."

Damit wandte man sich einfach anderen Tagesfragen zu und interessierte sich keineswegs weiter fuer die eigentlich aufgeworfene Frage, ob ein "Zeichen-und-Wunder" darueber entscheiden darf, wo es eine logische Rechtfertigung nicht schafft, eine Religion, die zum selben G0TT wie die andere betet, als 1-fuer-nun-alle zu "beweisen".

Sehn wir es mal von G0TT aus, worum ER gebeten wurde, war in sich und psychologisch durchaus wohl "unschuldig" entstanden - man darf ja sogar direkt um den Tod eines schlimmen Menschenschinders beten. Es liegt trotzdem bei IHM, aus Seinem groesseren Ueberblick heraus die Leben da enden zu lassen, wo es urspruenglich angesetzt war und lediglich an den sonst ein Leben verlaengernden "Verdiensten" (wie das Ehren der eigenen Eltern) wieder zu streichen, was einer durch sein Verhalten wieder verwirkte:
Also wer von beiden ein Betrueger sei, solle als erster sterben wollen - sogar selbst G0TT darum zu bitten mitmachen -

Nun, um sich klarzumachen, was man andern eigentlich damit Boeses antut, sie pauschal und unbesehen zu verdammen, ist das immerhin ja mal ein Thema zum Durchmeditieren:
Wuerde man mit seinem eignen Leben dafuer buergen wollen, dass jeder von den anderen es etwa verdiene, abgeschafft zu werden aus der Welt? Warum also redet man so ungnaedig und schadet all den Harmlosen, die nur aus sozialer Verbundenheit treu an ihrem Glauben in ihrer Gemeinschaft haengen?

Es ist aber implizit eine weitere Frage darin gewesen:
Christentum - generell - oder diese Art Islam? Was soll bleiben?

In dieser Hinsicht ist ein Paradox erbeten worden:
Der Tod eines Verleumders und sich Heiligkeit anmassenden Betruegers ist eine ganz andere Ebene - wenn es aus Notwehr erbeten wuerde:
es zu erhoeren, wenn das zugleich bedeuten sollte, dass rund die Haelfte SEINER Verehrer sich seit damals rund 1850 resp.1400 Jahren in einem so schwerwiegend suendhaften Zustand befinde, der ab nun sofort behoben werden muesse - entweder diese oder jene - das ist nicht vollziehbar und nicht mehr aus Notwehr bedingt.
Das ist eine ganz andere Dimension!

Sehn wir nochmal auf die Daten:
"Deshalb garantiere ich ihm eine Frist von 7 Monaten ab dem heutigen Datum 23.August 1903." war die letzte Herausforderung des "Mahdi".
Am -9 Mrz 1907^ starb "Bischof Elias III" Dr.John Alexander Dowie
- am -26.Mai 1908^ starb "Der Verheissene Messias saw" Hazrat Mirza Ghulam Ahmad in Lahore.
Maerz ist zwar 1 x 7 Monate nach August, aber 1907 ist von 1903 an nicht "bald" - doch immerhin, zwischen dem Maerz 1904 und 1907 kam das Unheil, das er angerichtet hatte, auf den Wunderheiler nieder. So sahen es wohl die Zeitungen, folgerten daraus aber auf weiter nichts.
Mai 1908 ist aber auch 2 x 7 Monate nach Maerz 1907, als sei auch das kein purer Zufall.

Man sagt mitunter, jemand, der mit seinem anscheinend durch jemand anders beeinflussten Todesdatum nicht zufrieden war, wende sich im Himmel an die zustaendigen Gerichte, jenen anderen auch bald dorthin zu "holen", und mit dem Tod suehnte man ja auch einiges ab und komme zu sich. Der Schotte war bestimmt auch mal ein frommes Kind und ehrlich, und wenn er hier nun von Geschaeften ruhen musste, die ihn derart hingerissen hatten, konnte er sich auch eine gerechtere Sicht auf die Muslime G0TTES bilden, und sein Unrecht einsehn.

Fuer's Erste stellen wir uns vor, dass man im Jenseits eine kleine Art von Gerichtsverhandlung vor den Engeln und schon Seligen bekommt, die erstmal festlegen, wie es ihm gehn solle bis zum Juengsten Tag, wenn G0TT alles endgueltig klaeren wird, aber das dann mit allen.

Das durch eines Menschen Sterben Entscheiden lassen Wollen ueber 2 so alte grosse Weltreligionen ist deshalb eine leere Bitte, weil schon Geschehenes nicht nachtraeglich durch Beten abzuaendern ist.

Es greift doch irgendwie G0TT vor, der beides doch seit so vielen Jahrhunderten gedeihen liess, weil sie IHN anbeten und um Seinetwillen einen Armen unterstuetzen, einen Kranken retten, einen Toten bestatten, also IHM fuer das Menschsein dankbar sind und auch den Benachteiligten das Leben ermoeglichen, wenn sie Pech oder Ungeschick hatten. Sie versuchen zu tun, was ER will.

Das noch aeltere Judentum kann sich durchaus vorstellen, dass G0TT auch verschiedene Wege betreut. ER ist doch anwesend.
Zitat:Lea: Ein Gesalbter (erwarteter, ersehnter Hoffnungsträger, Erlöser,"Held") soll demnach das erfüllen,
was ein Volk an Wünschen, Veränderungen benötigt.
Eine Projektion (Erwählung, Bestimmung), damit ein Volk überlebt?
Ich überlege gerade, wie wichtig derartige Prozesse (auch rein psychologisch) sein könnten,
um ein Überleben zu gewährleisten.

Die Datierungs-Ideen, die man hier eine Rolle spielen sieht, schliessen eigentlich aus, dass eine psychologische "Uebersprung-Handlung" aus existentieller Bedrohung heraus eine "Messianische Erwartung" erzeugt.
Ein bisschen spielt hinein, dass das direkt erste Lesen des Inhalts der Hl.Schriften ziemlich regelmaessig dazu fuehrt, zu glauben, ab nun gerade gehe die Welt unter zum Gericht - und auch: als sei das Gericht nur etwas Schlimmes - und die Menschen rennen gleich zum naechst-angebotenen Rettungsboot hin, was doch unlogisch ist  

zumal - wo doch die wahre Gerechtigkeit niemals schlimm sein wuerde, sie ist erwuenschbar und macht endlich mal jeden Beteiligten zufrieden! Auch das steht in dem selben Hl.Buch. Man uebersiehtt es zunaechst, wenn einem klarwird, was alles eine Suend-und-Schande ist und doch dauernd passiert. Aber wem wir etwas schon vergeben, dem wird es auch im Himmel vergeben bleiben, uns-selbst-bezueglich - und wem wir nicht vergaben, dem kann immer noch nach Aufklaerung, was da ueberhaupt war, doch auch was ganz vergeben werden.
Wozu sonst versprach G0TT uns Menschen dieses von Anfang an, wenn nicht deshalb, dass wir ohne IHN nicht genug ueber einander innerlich kennen?

Deshalb muss man nicht hier schon alles richten - wir wissen ja zu wenig. Ein das Soziale einigermassen ordnender Rechtscodex genuegt, wenn er so viele wie moeglich leben laesst, aber Vergehen, die jammer erzeugten, nicht direkt unbestraft lassen muss.

Der Jesus v.Nazareth, als er ein juedischer Rabbi, also Lehrer, war, hat die Erwartungen anderer wohl erfuellt. Denen ausserhalb eines gerecht frommen Judentums, an die er sich nach Aussage der Evangelien ausdruecklich ausschliesslich wendet, kannten ja gar nicht die Moeglichkeit dieses, wie Du sagst: innere Befreiung, die die Ketten von Besatzung und Tradition auslösen sollte.
Doch die religioes frommen Juden kannten sie und haben sie noch immer - Auschwitz etc ertragen zu muessen, fuehrte viele aus dem Liberalismus und Vergessen direkt zur Tradition zurueck. Diese ist doch gar keine Fessel oder schmerzende Kette, sie gibt erst diese Hilfen.

Das Peinigende jeder Fremdbesatzung, die einem ein Volkes-Messias vom Leib schaffen soll, ist es doch, dass sie dies selbstverstaendlich Gewesene - und daher so leichte - zu einer "Buerde" verfremdet, unterhoehlt und zu etwas macht, das man glaubt, aufgeben zu muessen, um ein Eintraechtiger mit mehr Menschen zu werden, die das ja als Fremde nicht kennen.

Damit hat man aber noch gar nichts gewonnen, sondern wird entwurzelt sein - solche Besatzer haben anderswo ihr Zuhause
- und dort ist man weiter der Fremde, ginge man mit ihnen hin.

Darueber musst Du bitte nochmal nachdenken, es passt nicht in 1 Atemzug sagbar zusammen, sowohl eine Fremd-Besatzung als auch die eigene Tradition loswerden zu wollen.
Nur ganz wenige Menschen - etwa solche wie dieser verunglueckte Visionaer Dr.Dowie - halten es fuer toll, sich als Gemeinschaft niemals festlegen zu wollen
- so war 1877 sein Konzept, als er loszog, um Gebets-Heiler zu werden:
"Ich sagte ihnen, ich wuenschte fester als je zuvor die Unfehlbarkeit der Bibel als dem Worte G0TTES verkuenden.
Ich erzaehlte ihnen (...) dass ich dazu bestimmt sei, in jeder Hinsicht unabhaengig von der "Congregationalisten Union" zu sein..." schrieb er stolz seiner jungen Braut, warum er eine angebotene recht gute Kirchenposition ablehnte und dann sogar austrat aus dem Christentum.

mfG WiT :)
(PS: ich referiere diese Biografien und das mit dem Gebets-Wettstreit noch ausfuehrlicher bei mir im interConfessio-Forum, weil ich dazu noch einiges aus dem Englischen uebersetzen muss) -
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#7
Hallo WiTaimre, :)

gut, dann werde ich mir zuerst deinen Kommentar/Darstellung ausdrucken - sonst werden meine Augen vor dem Computer noch trüb (bei dem Quantum an Text). Was du mir allerdings als Schlussgedanken dazugelegt hast, lieber WiTaimre, trifft einen wesentlichen inneren Zustand, der sich fremd und entwurzelt anfühlt (in mir). Trotzdem bin ich mir gewiss, dass das (der Verlust/Entwurzelung, Zweifel...) wiederum - in einem grösseren Zusammenhang und Ganzen - wichtig ist. Damit zu leben, ist kein einfacher Weg, er sondert aus.
Im Zusammenhang mit Fremdbesatzung (räumlicher und geistiger Art) trifft es natürlich diejenigen am leichtesten, der/die entwurzelt und losgelöst aus ihren Traditionen leben. Der Boden wäre ja da, doch die verkleinerten, abgedorrten Würzelchen werden von jedem Wind, aus der Erde gerissen. Phänomen "Inflation der Religionen, Esoterik-Welle, politische Überzeugungen usw....". Es braucht schon einen starken Rücken und ebensolche Wurzeln, diesen Geistern zu widerstehen. Alles wird in Frage gestellt, alles ist möglich. Wir stehen vor einer sinnentleerten Welt, jede neue Idee, wird als rettende Übergangs-Religion, dankbar in die einsamen Seelen gesogen. Brave new World.
Vielleicht verfehlt mein Kommentar deine Überlegungen; aber.... wer weiss, auf welche Aspekte wir dadurch noch stossen könnten.
"Ich aber will dich begreifen/wie dich die Erde begreift;/mit meinem Reifen/reift/dein Reich./Ich will von dir keine Eitelkeit,/die dich beweist./Ich weiß,/ daß die Zeit/anders heißt/als du./ Tu mir kein Wunder zulieb./Gieb deinen Gesetzen recht,/die von Geschlecht zu Geschlecht/sichtbar sind." (Rilke)

Lea
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#8
Hallo Lea :)
Danke - doch ja, Du hast es gut formuliert, was ich meinte mit meiner zugegeben langen Schilderung der so verschiedenen "Heilsbringer" und dem Gebets-Duell etx. Es lohnt sich direkt, es in Punkte zu unterteilen:
Zitat:a) Im Zusammenhang mit Fremdbesatzung (räumlicher und geistiger Art) trifft es natürlich diejenigen am leichtesten, der/die entwurzelt und losgelöst aus ihren Traditionen leben.
Zum Beispiel wenn die Bevoelkerung damals uebermmaessig viele Sklaven ethielt, die sind am bittersten entwurzelt - zu Christi Zeit etwa 90 Prozent der Einwohner des Reichs Rom - aber auch im 19.Jhd einerseits die fruehindustriell Entwurzelten im Abendland und die vielen nationalistisch "hinweg-Bereinigten" Vertriebenen bei den Gruendungen der neuen Reiche und Nationen, die zusaetzlich noch die Trauer tragen mussten, eine ganze Welt "tot" zu wissen, aus der sie kamen, buchstaeblich - also die Nachkriegs-Neigung zu einem Welt-Ordner, der wenigstens das Hineinkommen in neue Vernetzungen fuer alle gebietet, damit das Leben weitergehe.
Zitat:Der Boden wäre ja da, doch die verkleinerten, abgedorrten Würzelchen werden von jedem Wind, aus der Erde gerissen. Phänomen "Inflation der Religionen, Esoterik-Welle, politische Überzeugungen usw....".
Genau, das soll man auch nicht unterschaetzen in Familien-Splittern, die zuhause kein gemeinsames Thema mehr traegt und Schulen, die nach Leistungsgrad die Jugend immer neu auseinanderreissen - das ab dem Kinderkarten einklagbare Laissez-faire (alles im Prinzip duerfen zu sollen) - sowas erzeugt ein soziales Geflirre, worin man nicht mehr jemandem zu trauen wagt, erst recht nicht dem Letzten in der eignen Familie oder dem Ehe-Partner und seinen Aequivalenten.
Zitat:Es braucht schon einen starken Rücken und ebensolche Wurzeln, diesen Geistern zu widerstehen.
Ja, der Rotchina-Effekt dass die im Untergrund ausharrenden Verfolgten generell stehenbleiben muessen, weil sie die Zentralgemeinschaft nicht erleben koennen, um zu wissen, warum sie etwas lockern konnten, aus der Gemeinschafts-Vergewisserung um den Sinn des Ganzen heraus. Der Durchhalter wurde ja darauf vorbereitet und nach Kraeften ermuntert, aber ist nachher unter den eignen Leuten das traurige "Fossil".
Da kann es passieren, dass es irgendwo noch einen groesseren Gemeinschafts-Brocken gibt, die sich unbehindert weiter wandelten, deren viele vieles "nicht so eng sehen", die nicht begreiffen im Haufen, was aus allem, was die Gemeinschaft zuvor lehrte, dem Einsamen am staerksten half - das gaben sie laengst sorglos weg wie die Katholiken das Fluechtlings-integrierende weltweite Liturgie-Latein und die dt.Kirchen die vertrauten auswendig gekonnten Lieder
- und der Einsame "mit dem starken Ruecken" wirkt auf die zum Lachen oder als fuer das wirklich atmende Leben zu starr, wenn er "entronnen" endlich wieder zu ihnen kommt, der allein durchhaltend gezwungenermassen auch wirklich in der Lehre Gelehrtere wird als "Fundamentalist" abgekanzelt, der mit 3-4 Daten schon stur loshandle und Neues, weil Fremdes, gar nicht erst ansehen mag
- er wird beginnen, sich sodann auch gegen ihre Neuerungen genauso zu wehren, "sola scriptura"-(nur das Hl.Buch)-Sekten, ob islamisch, juedisch, christlich oder politisch, wagen es dann eben gar nicht mehr, muendlich-anderen Gewissheiten zu trauen, weil sie diese Leute nicht mehr als die erinnerten Ihren anerkennen koennen.
Die aus der Mitte einer groesseren Kommunitaet koennen ihre Wandel ja dem Heimkehrer auch oft nicht erklaeren, schon gar nicht logisch, denn so leben Gemeinschaften "selbstverstaendlich" vertrauens-hierarchisch. Man kann "wen lernen lassen, der wird sich schon melden, wenn etwas zu weit geht" - der 9-Mann-Splitterguppe war das so ja nicht moeglich, aber auch sie wandelte ab, was dem Abgrenzen beim Durchhalten mehr Sicherheit gab. .
Zitat:Alles wird in Frage gestellt, alles ist möglich. Wir stehen vor einer sinnentleerten Welt,
Und das ist es auch:
der eine entsetzt sich, ob vielleicht an seinem Buch ein Makel sei
- und seine alten Gegner jubeln: das sagten wir ja schon immer, wirf es weg!
- waehrend seine eignen Leut ihm heiter erzaehlen: Das musst Du alles nicht so woertlich nehmen.
Zitat:jede neue Idee wird, als rettende Übergangs-Religion, dankbar in die einsamen Seelen gesogen. Brave new World.
Jede nicht, sondern am ehesten die, die verspricht, etwas fuer alle und vorlaeufig immer anbieten zu koennen, dafuer ist auch der russ. "Vissarion" der "Sibirischen Einigungskirche" ein klassisches Exemplar: er sah zuletzt seine Grossmutter froomm orthodox sein, als er 6j war, dann wurde die Familie zum Homo sowjeticus nach hier und da verlagert - exakt 1991 kommt er als "Wiedergeborener Jesus" zutage mit modernster "veganer" Diaet-Lehre und der Konstruktion, unter seiner fachkundigen Beratung (er sei ja selbst Jesus) koennten Christen aller Art, Juden, Muslime und Buddhisten ganz einfach und noch vor dem Ende dieser Welt im Jahre 2000 (so etwa 15 Jahre lang schlimmste (auch modern: "Umwelt")-Katastrophen zu ueberstehen noetig, schaetzt er ab) sich mit "Mutter Natur" in eine geldfreie Gesellschaft des Heiles der wenigen Ueberlebenden retten
- in seiner sowjet-gepraegten Welt-Vorstellung sind "Ausserirdische Intelligenzen" die Spender hoechster Begabungen und auch gefaehrlich, und ein Sachzwang, in den auch Der Liebe G0TT hineingeboren sei, materialistisch "natuerlich" so grausam, doch er und Der VATER komme ja, um das alles zu mildern.
www.wissarion.info/fragen5.htm Die Lehrtexte von Wissarion (Vissarion) - ("Jetzt" =1993 gesagt - Anm. Übersetzer)
- man steigt besser in der Mitte der Fragen ein und kann dann voran-oder zurueckblaettern. Es zeigt sich, dass er offensichtlich orthodox christlich weise Ratschlaege und Einsichten dabei hat - andererseits aber wieder voellig un-nachvollziehbare Theorien, "sehr gruen" genau beachtet, was im Westen grad "in" waere, und "sehr normal" ebenfalls das "Jahr 2000"-Syndrom mit zahllosen anderen Heils-Lehrern bietet.

Wir muessen unterscheiden: der Beduerfnis-Stand bewirkt aber nicht, dass man einen Messias im historischen Sinne bekommt, sondern das war wirklich sehr selten, wie ich sagte - je 540/560-"1000"-jaehriger Abstand und von internatioaler Regulierung getragen, eigentlich. Jesus v.Nazareth war etwa zur Zeit des 7.dieser Dimension, und deren Zweck war hinsichtlich der oben geschilderten Notwendigkeiten, hin und wieder wirklich mal ein "alles neu fuer alle" anzuordnen weise.

Seit dem Reich des Augustus "in dieser Welt" war dann ja auch praktisch alle bewohnbare Erdoberflaeche an Nationen vergeben.
Es wirkt sich aber aus, dass Historia eine der 9 Musen ist, also die jeweilige Geschichts-Schreibung "komponiert" veredelnd die Gruender, als sei etwas, was ohnehin anstand, auf Tugenden, Begabungen, Zeichen und persoenlichen Besonderheiten eines Menschen gemacht worden - daher trat schon zur Apostelzeit (in der "7.messianischen Runde") ein Suchverhalten ein, ob man so einen Menschen nicht auch direkter auffinden koenne.
Der Caesar-Augustus war ja durch "subscriptiones" (Ausschreibungen zur Ausrottung bestimmter Bevoelkerungs-Erblinien unter irgendwelchen Vorwuerfen an einen daraus) und Feldzuege vereinzelt, ermittelt, worden, wie es aussieht, wenn man die Geschichte der Republik Rom mit Bedacht durchsieht. Jesu Passionsgeschichte ab dem Kindermord zu Bethlehem passt genau dazu, indem von ihm 42 resp.77 Vorvaeter plus ihm dokumentiert werden - die Ahnen des Augustus werden eher unterschlagen, aber er kam ins Amt als Nachkomme einer Linie "Venus-Verein zu Sizilien" und einer anderen "Mars-Vereinigung" im Norden (vielleicht sogar hier, suedlich von Paderborn lokalisiert) als eine Art Coup, und eine der fuer ihn abgeschafften Erblinien stammte aus dem Bauernkind Marius (der 7-Konsul), "Marianer" (- klingelt was?)
Der Augustus wurde "Friedensfuerst", weil es zu seiner Zeit 2 mal moeglich war, festzustellen, dass kurzfristig im ganzen Rom-Bereich weder ein Aufstand noch ein Krieg sich regte - der Preis aber war gewaltig hoch gewesen: 90 Prozent aller Menschen entwurzelt und versklavt.

Nun dazu im Gegensatz das Christentum mit einem ganz eigenen Konzept, gleich kein "Reich von dieser Welt" zu erstreben, sondern ein rein geistiges - und ich denke, das war wirklich neuartig und entspricht aber eben nicht dem von Juden gemeinten Moschiahh - und in diesem Punkt alleine, dass es eine Religion gibt, die nicht natonal oder geografisch verankert ist, das hatte Volk Israel ja zwischen der babylon. Verbannung und der Unabhaengigkeit des Makkabaeer-Judaea Staats erlebt und nebenbei fuer die Diaspora beibehalten.
An Diesen G0TT - stellte man fest - ueber den Tod hinaus zu glauben, weil ER uber das Bundesbuch an jeden Ort der Welt mitkaeme, in jede soziale Stellung "passte", wohlwollend blieb, auch wenn niemand fuer ihn permanent Opfer verbrannte, ein gemeinsame den Glaeubigen, den Freien und Unfreien, auch den Fremden und Neuling umfassendes Recht - das alles hatten die anderen Voelker ueberall noch nie gehabt.

Jesus v.Nazareth ist durchaus jemand ganz eigenes in der Menschen-Historie, und die zur Zeit inflationaer zu bemerkenden "Jesusse" sind nur ein Beweis, dass es zerquatscht worden ist, was am Christentum neu war und mehr war als "nur" dass da wieder ein Prophet der Juden nicht so recht angehoert worden war: was er lehrte oder bewirkte, das war nicht Judentum, sondern eine Erfahrung aus dem Judentum, die anderen auch sehr helfen wuerde, ihre Leben zum Leben zu ordnen unter egal welchen Konditionen der Umgebung. Was an den Fruehchristen auffaellt ist ein Fehlen von Mittelschicht - die mobilen Staende griffen als erste zu: Sklaven, Legionaere und Wehrbauer-Veteranen, Bettler - und hoehere Beamte - alles Menschen ohne Heimaten.

Den Haerte-Test, ob dies nun auch blutige Verfolgungen unbeschadet uebersteht, wurde nach kath.Zaehlung 10mal bestanden - im Judentum zaehlt man einfach 10 einzelne "Glaubenszeugen" vor, die erwiesen es auch in mehreren Richtungen:

Man beachte, der 1.dieser 10 Heiligen kam um durch genau die eigene juedische Regierung aus den priesterlichen Makkabaeer-Koenigen, als nun, nachdem man die Freiheit bekommen hatte, seinem Glauben zu dienen in eigenem Land, die juedische Lehre nicht so toll fanden wie jenen Hellenismus, gegen den man den Freiheitskrieg noetig gehabt hatte. Gab es in der Antike wohl eine schlimmere Situation, als dass die eigene Priesterkaste die Lehrer der eigenen Lehre verjagte?

Der Messias Koenig David, den man deshalb um so hoeher schaetzte, der hatte sie ueber sich selbst gestellt, und damit geschah den Armen Gerechtigkeit. Er hatte es auch formgerecht abgebogen, nicht etwa als Koenig fuer den Thron vergoettlicht zu werden. Israels festes Haus G0TTES hatte von vornherein auch einen Platz fuer nichtjuedische Beter - sollte man auch mal bedenken - "durfte" man in fremde Heiligtuemer mit beten gehn, ohne selbst zu deren Religions-Vereinen gehoeren zu muessen? - In Mekka z.B.darf man es nicht.

Mohammed saw sah sich als Prophet, nicht als Mahdi oder Messias
- er war ein Lehrer, kein Gesalbter, aber auch ein Kaufmann, die damals eine kleine Streitmacht haben mussten, um ihre Fern-Karawanen zu sichern.
Wie sich die Welt fuer eine Kaufleute-Kaste gestaltet, ist voellig anders als die Welt der Sesshaften sonst. Sie sind ein Leben zwischen Niederlassungen und Strassen, international war das ein auch-"geheiligter" Bereich, denn alle Voelker brauchen Waren, um nicht zu verelenden. Ich denke, was das vor Mohammed bedeutete, laesst sich an der Kaufmanns-Kaste der Azteken durchdenken.

Mir fallen aus dem alten Europa dazu keine Vergleiche ein, stelle aber fest, dass hier die Hanse, die Levante, die "Christliche" Seefahrt, und die Kaufmannsstaende sprunghaft wuchsen und sich relativ bald die Standes-Handwerker und Kaufleute der Religion annahmen, diese zu illustrieren (Passionsspiele, Comedias, Altartafelbilder ("Volksbibel" mit allem lokalen Warenangebot darauf), zu re-formieren, und zu nationalisieren oder da gegen wiederum sie mit "sola-scriptura"-Prinziip wieder zu internationalisieren (Wiedertaeufer -> Mennoniten entstanden durch Schneider und Weber-Meister, die ev. "Reformierten" unterstuetzte die Kaufmannschaft - wenn Staedte sich gegen Bischoefe und Adel erfolgreich auflehnten, besagt "Stadt": Patrizier werden kaufmaennisch und von Handwerksmeistern gestellt und in Staedten war seit den sumerischen Stadtrepubliken das Prinzip, dass sie, von alterher multikulturell, immer aus vielen Religionen und Nationen "Gassen" oder "Quartiere" besassen unter 1 Stadt-G0tt)
- das war alles ncht vor der Kreuzfahrerzeit europa-typisch. Aber ab dann. Nun erst entstanden doch auch viele Staedte, systematisch.

Zu Messias-Frage - hm - vielleicht erkennt man es hieran am besten: die spielte in ihrer Welt wohl die geringste Rolle. Kaufleute koennen vermutlich nicht ersehnen oder brauchen, dass alles mal wieder von Grund auf zerrieben und neu geordnet wird, die Grosskaufleute machen zwar Ruestungs-Geschaefte auch, wenn ein Anlass da ist, sind aber besser dran, wenn Teddybaeren das Geschaeft wuerden, weil Kriege und der ganze Unfriedensstil des rituellen "Spitzel-Abwehrens" und "andere-Verteufelns" ja die Strassen am staerksten behindern und die mitverbundenen Seuchen und Hungersnoete fuer Handel und Verkehr sehr unerwuenschbar sind.

Jesus v.Nazareth sagte: "Man kann nicht G0TT und Mammon zugleich bedienen" - und laut ihm ist es schwierig, als Reicher ins Hiimmelreich zu kommen, ja fast unmoeglich. Aber das ist keine kaufmannswidrige Lehre in sich.

Ich hab mal durchdacht, was der Franziskaner-Orden des Kaufmanns-Sohns "Franzoeschen" im Abendland gegenueber dem System der Albigenser-Waldenser gerettet hatte. Die Franziskaner hatten auch nie ernstlich Aengste oder Probleme wegen des Islams, nur sie durften nach dem Sieg Sala-ad-Din's im Hl.Land bleiben. Sie schauten sich unbefangen den Mongolenhof an, sie gelangten nach Japan und China, und auch die Jesuiten, der andere Armen-Orden, bei dem zusaetzlich jeder ein Handwerk lernte, in der Urfassung. Als Dritte die Dominikaner - alle drei Orden haben Regeln, dass weder der Eine darin selbst ueber Gueter verfugen darf noch die Niederlassung eines Klosters von ihnen.

Diese Orden sind nie in der vordersten Linie, die "Welt untergehen" zu lassen und den Messias sofort zu "bemerken" und bei Neuerungen in der ganzen Situation sogleich die Rettungsboote klarzumachen. Darin sind sie ziemlich juedisch *g* - es gibt ein frei-williges Ausweichen nach "unten" und dann muss die Welt nicht zusammenbrechen an Neuerungen und zuviel Fluktuation der Bevoelkerungen.

mfG WiT :)
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