Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Patent fuer Alkoholiker
#16
Nun es gibt keine Drogen, die ohne schädliche Nebenwirkungen sind.

Ich kenne aber auch so etwas wie eine Sucht. Es passiert mir zum Glück selten, daß ich esse, bis der Kühlschrank absolut leer ist oder ich absolut vollgestopft bin. Ein Kick bring das nicht, ist aber auch nicht gerade gesund.

Gruß
Gerhard
Zitieren
#17
Möchte zum Begriff "Droge" hinzufügen, daß auch Heilmittel bzw. Kräuter als Drogen bezeichnet werden. Wie bei allen Dingen, gilt immer das Maß, von dem Heilung, Wirkung oder Schädigung abhängt. Was wir in unserer Umgangssprache als "Drogen" bezeichnen, benennt hauptsächlich die abhängigmachenden (Sucht) Substanzen; dazu zähle ich auch Alkohol.
Das Thema "Sucht" ist ein weites Feld.
Sucht will (vielleicht) etwas stillen, was der Mensch vermisst, gesättigt werden - wie an der Mutterbrust - da gibt es Nahrung, Liebe, Wärme, Zärtlichkeit.

Lea
Zitieren
#18
Hallo Lea!

Das war mir jetzt nicht geläufig, daß auch Wirkstoffe in der Pharmazie, physiologisch wirksame Substanzen als Drogen bezeichnet werden.

Zitat:Sucht will (vielleicht) etwas stillen, was der Mensch vermisst, gesättigt werden - wie an der Mutterbrust - da gibt es Nahrung, Liebe, Wärme, Zärtlichkeit.

ja, ich denke, da ist etwas dran.

Gruß
Gerhard
Zitieren
#19
Ich weiß jetzt nicht, ob das, was ich über Sucht denke, hier jetzt hilfreich ist, aber ich schreib's mal für alle Fälle. Ich meine nämlich erkannt zu haben, dass es Sucht auch in dem Sinne gibt, dass sie zum Typus bestimmter Menschen gehört und dass der Gegenstand der Sucht nicht das Entscheidende ist, sondern das Grundbedürfnis, sich mit einer Sache total zu identifizieren. Ich zum Beispiel sehe mich als mit einem solchen Grundbedürfnis ausgestattet. Und darum werte ich die Tatsache, dass ich schon als Kind gelesen und gelesen habe, als genau dies: Ich fühlte mich in der Bücherwelt wohler als in der realen. Ich habe später das Bedürfnis gehabt, "alle" Philosophen zu studieren, "alles" von dem und dem Schriftsteller zu lesen etc. Dahinter steckt das Bedürfnis, etwas "total" zu machen und in seiner "ganzen" Tiefe auszuloten - und je nach Ausmaß können die Bücher einen dann von den realen Aufgaben weglocken.
Ich würde sogar sagen, dass es letztlich ein "religiöses" Bedürfnis ist, das einen in eine einzige Sache so vollkommen versinken lässt, dass man darüber alles andere vergisst oder vergessen will. Man sucht nach einer Ureinheit.

Nach den Büchern war es jahrelang das Fernsehen, das mich in den Klauen hatte, zur Zeit ist es der PC. Ob man es einfach als Ersatzobjekt bezeichnen kann, weiß ich nicht, glaube ich eigentlich nicht. Das Grundbedürfnis, eine Sache vollkommen auszuloten, ist auf Erden ja ohnehin immer nur punktuell zu schaffen, und sicher auch nur durch Konzentration auf eine begrenzte und festumrissene Sache. Der introvertierte Mensch sucht wohl eher dort sein Feld, während der Extravertierte vermutlich nicht so darauf aus ist, eine einzige Sache zu vertiefen, sondern möglichst viele Dinge zu betreiben. Die Veranlagung zur Sucht ist dann eventuell eher dem Introvertierten zuzuschreiben.

Der Alkohol spielt da ebenfalls eine Rolle. Er verhilft zu dieser Konzentration, er verhilft dazu, dass das Viele ausgeblendet wird und man in diese innere Welt gerät, von der man sonst abgelenkt wird. Auch da sehe ich als Kern das "religiöse" Bedürfnis.

Bei mir war es zum Glück immer so, dass jede Abhängigkeit immer schlagartig aufhörte. Plötzlich ekelte mich der Fernseher so, dass ich ihn von heute auf morgen verstauben ließ. Der PC ist allerdings noch gefährlicher, weil er eine Art der Verbundenheit mit Menschen schafft, die in der Form früher nie möglich war. Das ist keine "Ersatzdroge" (jedenfalls in meinen Augen nicht), sondern erfüllt tatsächlich ein Bedürfnis. Aber es ist nicht wie bei Essen und Trinken, wo man dann, wenn man gesättigt ist, aufhört. "Religiöse" Bedürfnisse sind unersättlich, genau, wie es das Bedürfnis nach Sex sein kann. Insofern ist es nicht die Einsicht, die einen treibt, das zu befriedigen, sondern der Trieb. Man "entscheidet" sich nicht für etwas, sondern "man kann nicht anders".

Menschen mit Suchtgefahr - ich verallgemeinere das nicht auf alle, ich meine nur den hier beschriebenen Typus - sind Getriebene, oft Gottsucher,
oft Wahrheitssucher. Sie suchen die "Alleinheit", es ist ihr Grundbedürfnis, und sie werden abhängig da, wo sie sie am ehesten noch finden.

In meinen Augen gilt das auch für den Alkohol. Der Preis für das Gewonnene ist aber auch hier hoch, darum war ich jetzt zum Beispiel auf diesem Gebiet nie wirklich gefährdet. Die Abhängigkeit von diesen Dingen - die mich physisch beschädigten - streifte ich instinktiv ab, obwohl ich die Vorteile des Alkohols sehr gut kenne. Aber ich kann diese Objekte der Sucht gut gegen andere Objekte austauschen

- aber ich glaube, das ist der Punkt, auch bei Alkoholsucht: wenn dem eine Grundveranlagung von Sucht zu Grunde liegt, muss man das Objekt austauschen, das einen genauso oder noch besser das gibt, was im alkoholisierten Zustand möglich wird. Wenn man die Suche nach dem "Absoluten" oder dem "Göttlichen" dahinter einmal erkannt hat, kann man sich das auch woanders holen, wo der Körper nicht so angegriffen wird.

Darum ist der Gedanke mit der Schokolade eigentlich goldrichtig. Erst mal sehen, dass das Objekt ausgetauscht wird, damit die körperliche Abhängigkeit aufhört. Damit man freier entscheiden kann, welches Objekt man wählt, mit dem man sich identifizieren kann. Tatsächlich kenne ich jemanden, der drogensüchtige Schüler mittels Meditation von ihrer Sucht befreit hat. Denn die Meditation bot auch das, was gesucht wurde: die Tiefe der Erfahrung.

Was genau es aber ist, was der Alkohol einem bietet, das muss man selber ergründen. Und dann kann man ein Äquivalent suchen, das körperlich nicht schädlich ist, aber das einem das gibt, was man braucht.

Grüße,
Karla
Zitieren
#20
man kann sich aus dem einen suchtverhalten katapultieren, in dem man die energie in eine andere bahn lenkt...also einen andere "sucht" erschaft, die dann aber nicht immer negativ sein muss.
Zitieren
#21
Man sucht also etwas anderes ohne (schädliche) Nebenwirkungen.

Sollte es denn mit der Schokolade tatsächlich funktionieren so könnte man ein Gewichtsproblem oder ein verstärktes Gewichtsproblem bekommen.

Da muß man schon aufpassen, daß die Lösung nicht schließlich zum (neuen) Problem werden.

http://de.wikipedia.org/wiki/Problem

Zitat:Probleme stellen Hindernisse dar, die überwunden oder umgangen werden müssen, um von einer unbefriedigenden Ausgangssituation in eine befriedigendere Zielsituation zu gelangen.

Ich denke, man sollte die Lösungen tatsächlich immer wieder daraufhin überprüfen, ob sie einen helfen "von einer unbefriedigenden Ausgangssituation in eine befriedigendere Zielsituation zu gelangen."

Trifft das nicht oder nicht mehr zu, so sind neue Lösungen zu suchen.

Gruß
Gerhard
Zitieren
#22
Hallo Karla,
darf ich mal einen Punkt rausgreifen? Dann wähle ich den Begriff "religiöse Bedürfnisse", welche nach deiner Meinung "unersättlich" sind. Ich erinnerte mich an einen Kommentar, den ich vor einiger Zeit las, wo der Autor (Name entfallen) genau diesen Punkt ansprach. Es gibt auch eine religiöse Sucht. Die Gier, das Verlangen nach immer mehr ....(?) "religiöser Erfahrung" - hier wieder der Begriff - nach religiösen, spirituellen Events usw...; in der Art erlebe ich den Trend, der neu entdeckten Spiritualiät, den wachsenden Markt an geistigen Führern (siehe Literatur!). Das Bedürfnis der Menschen nach Sattwerden und trotzdem nie wirklich zufrieden und satt zu sein, spiegelt sich im Konsumverhalten des "immer mehr", in den spirituellen Ratgebern, den Kursen usw...
Warum und woher dieser Hunger? Und warum kann auch das, in eine Abhängigkeit münden? Wenn denn Religion in eine Freiheit geleiten soll, steht das im Widerspruch zu manchen "religiösen" Wegen oder wie auch immer. Ignatius von Loyola spricht vom Unterscheiden der Geister, welche mir behilflich sein können, richtige Wege zu gehen, Gewissheit zu erfahren für das Richtige. Ich spüre dem nach, nehme wahr, was es für ein Gefühl hinterlässt.
Etwas in seiner Tiefe total ausloten, hat sicher eine religiöse Dimension - ist religiös. Im Eigentlichen ist das ganze Leben nichts anderes als religiöse Erfahrung. Das Leben ist Religion. Wir sind mittendrin und suchen ausserhalb, wie ein Fisch, der nach Wasser fragt und im Element schwimmt.

Gruß
Lea
Zitieren
#23
Hallo Lea,

an Deinem feedback merke ich, dass ich einen Gedanken ausgelassen habe oder nicht deutlich genug gesagt habe. Ich versuch's jetzt nachzuholen:

Lea schrieb:Hallo Karla,
darf ich mal einen Punkt rausgreifen? Dann wähle ich den Begriff "religiöse Bedürfnisse", welche nach deiner Meinung "unersättlich" sind. Ich erinnerte mich an einen Kommentar, den ich vor einiger Zeit las, wo der Autor (Name entfallen) genau diesen Punkt ansprach. Es gibt auch eine religiöse Sucht.
Ich glaube, dass es diese religiöse Sucht gibt. Aber es wird dann zur Sucht, denke ich, wenn es nicht wirklich sättigt. Aber das sagst Du ja auch. >>>


Zitat:Die Gier, das Verlangen nach immer mehr ....(?) "religiöser Erfahrung" - hier wieder der Begriff - nach religiösen, spirituellen Events usw...; in der Art erlebe ich den Trend, der neu entdeckten Spiritualiät, den wachsenden Markt an geistigen Führern (siehe Literatur!). Das Bedürfnis der Menschen nach Sattwerden und trotzdem nie wirklich zufrieden und satt zu sein, spiegelt sich im Konsumverhalten des "immer mehr", in den spirituellen Ratgebern, den Kursen usw...
Ja. Aber wer schon schafft es, von heut auf morgen das zu erreichen, was er sucht? Der Weg ist legitim, weil es besser ist, einen Weg zu gehen, als all dieses Suchen in sich zu ersticken. Irren ist ein Teil des Wegs. Man muss nur schauen, dass man aus Sackgassen wieder herauskommt.

Zitat:Warum und woher dieser Hunger?
Er ist angeboren wie der physische Hunger. Wir müssen essen, um zu erleben, und trinken. Nur wenn wir beides nicht bekommen, werden wir danach süchtig.


Zitat:Und warum kann auch das, in eine Abhängigkeit münden?
Vielleicht eben wegen dieses Mangels. Ich erkläre es mir oft so, dass unsere Kultur so rationalistisch ausgerichtet ist und das Suchen nach dem Absoluten da so wenig Platz drin findet. Darum ist der Hunger so immens. Es gibt bei uns keine wirkliche "Kultur" dieses Bedürfnisses. Darum muss jeder selber irgendwie rum tappen und in Mülltonnen gucken, ob da Essen drin ist.

Aber das erklärt natürlich noch nicht wirklich die Gefährdung durch die Abhängigkeit.


Zitat:Wenn denn Religion in eine Freiheit geleiten soll, steht das im Widerspruch zu manchen "religiösen" Wegen oder wie auch immer. Ignatius von Loyola spricht vom Unterscheiden der Geister, welche mir behilflich sein können, richtige Wege zu gehen, Gewissheit zu erfahren für das Richtige. Ich spüre dem nach, nehme wahr, was es für ein Gefühl hinterlässt.
Wenn man den richtigen Weg gefunden hat, ist man wohl auch nicht mehr so gefährdet. Aber die Abhängigkeit lauert meines Erachtens überall. Darum sagt Buddha ja auch, dass man nie sehr lange an einem Ort bleiben soll. Man sehnt sich nach einem "Zuhause", nach einem endgültigen Zuhause - und schon ist man abhängig. Innere Freiheit heißt tatsächlich, loslassen können. Innere Bindungen abstreifen können.
Aber Abhängigkeit und Freiheit sind nur zwei Seiten der selben Medaille. Man ist abhängig, weil man eigentlich nach Freiheit sucht. Klingt paradox, aber ich glaube dennoch, dass es so ist.

Zitat:Wir sind mittendrin und suchen ausserhalb, wie ein Fisch, der nach Wasser fragt und im Element schwimmt.
Genau, Lea. Das ist ja das, was ich immer versuche zu beschreiben. Und wenn man das begriffen hat, dann ist man von der Sucht ebenfalls befreit.
Weil man dann ja ständig ohnehin ernährt wird, praktisch durch jede Sekunde des Lebens. Aber das zu verstehen geschieht halt oft sehr spät, und auf dem Weg dorthin wird man von einer Abhängigkeit (oder Intensität) zur nächsten geschleudert. Man kann sich aber den Alkohol auch aus der Luft holen, auch seinen Rausch.

Gruß, Karla
Zitieren
#24
Hallo Karla,

die abschliessenden Gedanken sind eigentlich der Kern und auch das Beruhigende, was uns gelassener werden lässt. Selbstverständlich dürfen wir irren, auf der Suche gehen wir alle wohl die "irrsten" Umwege und an Abgründen entlang. Kennst du den Unterschied zwischen Irrgarten und Labyrinth? Im Irrgarten verirre ich mich tatsächlich, im Labyrinth finde ich den Ausgang und Mittelpunkt; d.h., wie und wo bin ich unterwegs. Zu einem Irrgarten mutieren Dinge, Alltag usw...lerne ich aus den Fehlern nicht, mache weiter, das hinterlässt oder fördert z.B. eine Sucht.
Ich würde auch nicht zu streng oder kaltherzig mit den eigenen Bedürfnissen umgehen, denn sie sagen mir doch recht konkret, was ich brauche - um zufrieden und glücklich zu sein. Beim Alkohol ist das ein verdammt schmaler Grad. Eine Freundin von mir arbeitet in der Suchtberatung, mit Schwerpunkt Gefängnisarbeit, Betreuung der Häftlinge, die wegen Suchtdelikte einsitzen, oder die Sucht mitbringen.
Als wir uns über ihre Arbeit unterhielten, meinte ich, das Ziel wäre, dass ein Suchtkranker von seiner Abhängigkeit loskommt. Das verneinte sie. Das Ziel richtet sich auf eine andere Ebene, der Abhängige müsse selber erkennen...Vielleicht deutete sie den Punkt an, welcher hinter einer Abhängigkeit wirkt, jenes persönliche Bedürfnis, das in Sucht seinen Ausdruck findet. Zum Problem wird das Ganze, wenn sich alles ausschliesslich um diese Sucht dreht, Beschaffungs-Kriminalität daraus folgt, das Leben aus allen Fugen gerät.
Hinter jeder Sucht wirkt/steht ein Grundbedürfnis eines Menschen. Hab ich das Ganze jetzt ein wenig auf die Reihe bekommen?

So, mein Frühstück wartet.

Lea
Zitieren
#25
Ich denke mal , dass sucht nicht immer etwas mit suchen zu tun hat. Vielleicht sucht schon, aber nicht jedes konsumieren von Drogen ist gleich sucht (!!!)

Siehe die Indianderstämme , die sicher genug Rauchzeug und betäubende Mittel eingenommen haben, ohne gleich süchtig zu sein. Der Alkohol war dann halt ihr Untergang. Ich denke , ohne dem Alkoholkonsum der Indianer würde das Amerika heute anders aussehen.

Ich glaube, Sucht ist zu komplex, dass man einfach nur ein religiöses Bedürfnis daraus ableiten könnte. Ich sehe sucht voll psychologisch.
Zitieren
#26
Hallo Adagio!

Ich denke, nicht nur ich kann Dir da in allen Punkten zustimmen, jedoch war m.E. auch nicht gemeint, dass die Sucht ein religiöses Bedürfnis sei, sondern dass es auch eine Sucht nach Religiösem* geben kann. Das ist ein Punkt, den ich mir durchaus vorstellen kann.

(wenn ich nur noch und ausschließlich von Wallfahrtsort zu Wallfahrtort fahre, jeden nur erdenklich erreichbaren Katholiken-, Kirchentag oder Heiligtumsfahrt besuche usw, aber sonstiges im Leben findet keine Beachtung mehr, wäre das m.E. schon bedenklich und ist m.E. sicherlich auch nicht im Sinne einer Nachfolge Jesu Christi.)

Gruß
Gerhard
Zitieren
#27
Im Kontext ging es darum, allen Formen und Spielarten von Sucht, liegt ein Urbedürfnis bzw. Grundbedürfnis zugrunde. Anhand des Beispieles der Indianer, kann davon ausgegangen werden, es handelt sich um das Ur-Bedürfnis sich mit dem grossen Geist - mittels Rauschmittel - in Verbindung zu setzen. Dazu standen aber noch andere Mittel zur Verfügung. Oder die sprichwörtliche Friedenspfeife rauchen; dazu gebrauchten die Indianer den Tabak. Es gab noch zahlreiche andere heilige Pflanzen, die für Zeremonien verwendet wurden, wie z.B. in der Schwitzhütte. Diese Verwendungsformen von Drogen haben nichts mit den heutigen Formen von Drogenkonsum zu tun. Ich denke schon, hier existiert eine klare Grenze.

Gewiss, nicht jedes Konsumieren von Drogen führt gleich in eine Sucht. Aber wann beginnt eine Sucht, wo hört sie auf? Das ist die hauchdünne (Schutz)Schicht, die durchbrochen wird und dem Konsumieren einer bestimmten Droge oder Drogen generell, ist schliesslich Tür und Tor geöffnet. Hier greift ein Mechanismus, da etwas beim Konsumieren befriedigt wird - aber nur für die Zeitspanne der Wirkung der Drogen.
Zitieren
#28
Gerhard schrieb:Man sucht also etwas anderes ohne (schädliche) Nebenwirkungen.

Sollte es denn mit der Schokolade tatsächlich funktionieren so könnte man ein Gewichtsproblem oder ein verstärktes Gewichtsproblem bekommen.

Da muß man schon aufpassen, daß die Lösung nicht schließlich zum (neuen) Problem werden.
Ich denke, dass es vor allem nötig ist, erst mal aus einer wirklich physischen Abhängigkeit - die immerhin zum Tod führen kann - herauszukommen. Gewichtsprobleme als Gegenargument anzuführen finde ich hier nicht haltbar. Von Schokoloade kann man nicht im gleichen Maß abhängig werden wie von Alkohol, und Dickwerden kann man leichter in den Griff bekommen wie den Alkohol. Und falls nicht, so sind die Folgen nicht so verheerend. Ich empfehle also dringend die Schokolade, wenn jemand spürt, dass sie ihm helfen kann.
Wie ich versuchte zu erklären, müssen die Gegenstände der Sucht ausgetauscht werden. So, wie schwarze moewe ja auch sagte:

"man kann sich aus dem einen suchtverhalten katapultieren, in dem man die energie in eine andere bahn lenkt...also einen andere "sucht" erschaft, die dann aber nicht immer negativ sein muss."

Für den Abhängigen ist es mit Sicherheit eine erleuchtende Erkenntnis, wenn er begreift, dass er die Objekte austauschen kann. Und wenn Schokolade dazu verhilft, sollte man ihm das nicht ausreden mit dem Hinweis, er würde dann dick und bekäme neue Probleme. Nein, er hat dann das grundlegende Problem gelöst: dass er nicht mehr Opfer ist, sondern Handelnder.
Zitieren
#29
Hi Karla,
Karla schrieb:Ich meine nämlich erkannt zu haben, dass es Sucht auch in dem Sinne gibt, dass sie zum Typus bestimmter Menschen gehört und dass der Gegenstand der Sucht nicht das Entscheidende ist, sondern das Grundbedürfnis, sich mit einer Sache total zu identifizieren. [...] Dahinter steckt das Bedürfnis, etwas "total" zu machen und in seiner "ganzen" Tiefe auszuloten - und je nach Ausmaß können die Bücher einen dann von den realen Aufgaben weglocken [...]
Ich würde sogar sagen, dass es letztlich ein "religiöses" Bedürfnis ist, das einen in eine einzige Sache so vollkommen versinken lässt, dass man darüber alles andere vergisst oder vergessen will. Man sucht nach einer Ureinheit.

Mir fehlt in diesen Ausführungen ein wichtiger Aspekt: Nach meiner Einschätzung ist das wesentliche Kennzeichen einer Sucht die fehlende Freiheit, das Suchtverhalten trotz gegenteiligen Wollens unterbinden zu können. Eine "Sucht" drängt mich zu einem Tun, ohne dass ich dieses mit meinem innersten Willen und mit meinem Urteil in Übereinstimmung bringen könnte.

Was Du beschreibst, hört sich für mich eher an wie eine "Leidenschaft". Man ist davon zwar "gänzlich erfasst" und fühlt sich mit "jeder Faser des Seins" hingezogen zu dem "Objekt der Begierde" - aber man besitzt letzlich noch Hoheit über die Entscheidung, dem inneren Drängen nachzugeben oder nicht (was im Einzelfall natürlich schmerzlich und quälend sein kann).

Erst wenn der dem Wesen nach als "fremd" und "ungewollt" empfundene Impuls sozusagen meine innere Handlungsvollmacht übernimmt und mich zwingt, etwas zu tun, das ich "eigentlich" nicht will - dann kann man m.E. von Sucht sprechen.

Gruß
Sangus
Zitieren
#30
bei mir ist die sucht eigentlich immer willentlich beeinflußbar. aber das problem ist, dass ich nicht will. ich wollte z.B. ganz aufhören zu rauchen , und es ist mir gelungen. Fairerweise muß ich dazu sagen , dass ich nie ein richtiger raucher war. aber beim alkohol würde es auch gehen, aber ich will nicht so richtig. Bier kann ich z.B. überhaupt keines mehr trinken, irgendwie schmeckt mir kein Bier mehr. Ich glaube, dass manchmal sehr wohl der wille zum aufhören vorhanden wäre, aber dieser wille einfach nicht eingesetz wird, weil die gefahr nicht erkannt wird:

2 beispiele: ein bekannter von mir hat kehlkopfkrebs(war kettenraucher). und der krebs war in einem sehr fortgeschrittenen stadium. die ärtzte haben ihn nicht viel mut gemacht,.........
die op ging gut, aber er raucht natürlich nicht mehr. Er hat von heute auf morgen aufgehört und es fiehl ihm auch nicht schwer. ob der krebs völlig geheilt ist und nie wieder kommt ?? ich hoffe es.*
ich hab schon leute gesehen, die in der lungenabteilung wegen krebs stationiert sind nicht mehr reden können die ganze zeit husten und trotzdem noch rauchen.
ich glaube, im ersten falle ist die sucht nicht fremdgesteuert gewesen, und der wille wäre stark genug gewesen um aufzuhören, aber die gefahr wurde einfach unterschätzt. Warum aufhören zu rauchen wenn es mir gefällt ich keine gefahr spühre .......

ein anderer hat gesoffen und war nur betrunken. das ging über jahre(jahrzehnte) und er war von heute auf morgen plötzlich weg. ich glaube auch ,dass er nicht fremdgesteuert von der Sucht war. Er hätte jederzeit aufhören können. Aber als es dann zur diagnose kam war es schon zu spät . das geht dann schlag auf schlag und er starb binnen kurzester zeit.
wenn sich gewohnheiten einmal festsetzen , dann ist es glaub ich einerseits schwer davon loszukommen und anderseits wollen viele auch nicht davon loskommen weil sie nicht wissen wohin das führt.


*aber ich glaub nicht an zufall. für mich ist krebs zu 100% psychosomatisch, wie alle krankheiten auf der welt. ich glaub ich hab das wesen des krebs verstanden, weil ich 3 leute kenne die krebs haben(hatten):
den einen von dem beispiel, jemand in meiner verwandschaft hatte krebs und Lance Armstrong hatte auch krebs. Wenn man krebs verstehen will, dann reicht es die berichte über Lance Armstrong zu lesen. vor allem die Berichte die seine Mitstreiter über ihn schreiben -> über seinen charakter
Das beschreibt genau krebsmenschen. ABer es gibt glaub ich noch eine andere Art von Krebsmenschen die nicht so einen charakter wie Armstrong haben sondern genau einen gegenteiligen charakter.
Zitieren


Möglicherweise verwandte Themen…
Thema Verfasser Antworten Ansichten Letzter Beitrag
  Wer bezahlt fuer Online-Inhalte? Sinai 15 6298 04-08-2021, 11:06
Letzter Beitrag: Ulan

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste