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synoptische frage: drei evangelien im vergleich
#1
hi leute,

ich habe folgende hausaufgabe bekommen:


ich soll herausfinden

1. nach welchen prinzipien die evangelisten bei ihrer tätigkeit verfahren sind?

2. worin sich das Joh.- Ev. von den übrigen unterscheidet?

ich weiß nur das die drei evangelisten:

Markus, Matthäus, Lukas und Johannes sind!

wäre toll wenn ihr mir ein paar anhaltspunkte geben könntet.

mfg sunshine
#2
Weites Feld das! Hier ein paar Stichworte:
Benutzung bestimmter Quellen
Markus, das kürzeste Evangelium, wird von Matthäus und Lukas verwendet. Lukas verwendet darüber hinaus eine eigene, Jesus nähere Quelle. Johannes trägt eine hellenistische Theologie vor, ist von der Gnosis beeinflusst. Es gibt Kommentare, die gleichlautende Stellen parallel aufführen, die mutmaßlich verwendeten Quellen beschreiben und auf Unterschiede hinweisen. Du kannst bei allen Neuen Testamenten Querverweise unterhalb der Verse finden.
Prinzipien: Zunächst versuchen die Evangelien den Lebens- und Leidensweg Jesu nachzuzeichnen und zu deuten. Dabei setzen sie verschiedene Schwerpunkte: z. B. Lukas das Ideal der Armut.

Ohne Buch oder sonstige Literatur wirst Du aber kaum zurecht kommen. Es wäre daher wichtig, erst einmal "Literatur zu sammeln" (Google?, Bibelserver.com und Ähnliches).
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
#3
hi,

ich habe einen zettel bekommen und da stehen die texte zum vergleichen drauf, das hilt mir allerdings auch nicht viel weiter.

von Querverweisen steht nichts in der bibel....

danke
#4
Der unter dem Namen Markus bekannte Evangelist ist wohl der erste, der die in den Christengemeinden kursierenden Erzählungen gesammelt und niedergeschrieben hat. Entstanden dürfte das Markusevangelium vor 70 nC sein. Die Priorität des Markus war allerdings – insbesondere unter Katholiken – lange nicht anerkannt. Seit Augustinus sah die katholische Kirche das MkEv als einen Auszug aus dem Matthäusevangelium an. Diese Position wurde bis tief in das 19. Jh. gehalten, dann aber auch von kath. Theologen nach und nach aufgegeben.

Bei der Bewertung der beiden Evangelien nach Matthäus und Lukas (wahrscheinlich entstanden zw. 70 und 80 nChr), geht man heute von der so genannten Zwei-Quellen-Theorie aus. Nach dieser Theorie war Markus die Quelle für Matthäus und Lukas. Das MkEv besteht aus 661 Versen. Rund 620 davon übernahm Matthäus (1068 Verse), etwa 350 Lukas (1149 Verse).

Aus der Abhängigkeit von Mt und Lk von Mk erklärt sich die Übereinstimmung. Die zweite Quelle, die Mt und Lk offenbar zur Verfügung stand, ist die von der Forschung als Q bezeichnete Spruchsammlung. Von dieser Quelle Q existiert kein Beleg.

Schließlich verfügt sowohl Mt als auch Lk über ein Sonderwissen. Dieses Sonderwissen umfasst bei Mt um die 330, bei Lk etwa 550 Verse. Die Herkunft dieses Sonderwissens liegt im Dunkeln. Ein guter Teil davon dürfte aus dem Gestaltungsdrang der Evangelisten resultieren. So ist beispielsweise die Kindesmordgeschichte mit großer Wahrscheinlichkeit unhistorisch.

Das Johannesevangelium unterscheidet sich von den drei synoptischen (Synopse = griech. Zusammenschau) grundlegend. Es wird nicht versucht, die historische Wirklichkeit zu erzählen, es ist vielmehr ein theologisches Programm. Literarisch ist es wohl das qualitätvollste der vier Evangelien. Die drei vorangegangenen Evangelien zeichnen den Menschen Jesu, im JohEv steht seine Göttlichkeit im Vordergrund.

Zu den Querverweisen: Leider gibt es Bibelausgaben, die keine Querverweise und Fußnotenkommentare haben. Um sich mit der Materie erfolgreich zu beschäftigen, ist eine einigermaßen kommentierte Ausgabe der Schrift sehr hilfreich.

Mit besten Empfehlungen

Epicharm
#5
sunshine schrieb:zettel bekommen und da stehen die texte zum vergleichen drauf, von Querverweisen steht nichts in der bibel....
Pech, dann ungeeignete Bibelübersetzung ;(
http:www.bibleserver.com
http://www.joerg-sieger.de
http://joerg-sieger.de/einleit/nt/02evan/nt_e2.htm

Bibelkunde- und Einleitungsliteratur
Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Jerci Stanislaw Lec)

Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
#6
Eine Frage jahrelang gibt mir keine Ruhe: Warum sollten Jünger Jesu etwa 30 Jahre warten, bis ein erstes Evangelium geschrieben wurde?

Hier nehme ich Bezug auf diese Aussage von Epicharm:
Bion schrieb: Der unter dem Namen Markus bekannte Evangelist ist wohl der erste, der die in den Christengemeinden kursierenden Erzählungen gesammelt und niedergeschrieben hat. Entstanden dürfte das Markusevangelium vor 70 nC sein...
Noch spätere Datierung der Evangelien, halten überhaupt keine Kritik mehr.

Machen wir einen Test. Nehmen wir 10 Menschen. Zwei lassen wir in einem geschlossenen Raum sitzen. Acht sollten draußen warten. Einer von den beiden, die im Raum geblieben sind, erzählt eine kurze Geschichte. Danach geht der Zuhörer nach draußen und erzählt diese Geschichte einem, der draußen wartet. Danach kommt der Zuhörer von draußen mit dem Erzähler zusammen in den Raum zurück und erzählt allen im Raum, was er draußen gehört hat. Die anderen in dem Raum müssen schweigen. Auch wenn es sehr, sehr lächerlich wirkt. Danach geht der, der gerade hat etwas erzählt nach draußen und erzählt diese Geschichte einem anderen. Der neue Zuhörer kommt und erzählt laut allen im Raum, was er gerade gehört hat. Sie werden lachend umfallen, wenn der letzte Zuhörer von draußen die Anfangsgeschichte erzählt hat.

So ist es eben, wenn ein Bericht durch 20 Köpfe nach und nach weiter erzählt wurde. Wenn die Evangelien lange Zeit mündlich verkündigt wurden, bevor sie aufgeschrieben wurden, das heißt für uns unausweichlich, auch bei größter Hochachtung, dass der Ursprung der Evangelien verfälscht wurde.
#7
(15-04-2012, 14:48)Regenbogen schrieb: Eine Frage jahrelang gibt mir keine Ruhe: Warum sollten Jünger Jesu etwa 30 Jahre warten, bis ein erstes Evangelium geschrieben wurde?

Hier nehme ich Bezug auf diese Aussage von Epicharm:
Bion schrieb: Der unter dem Namen Markus bekannte Evangelist ist wohl der erste, der die in den Christengemeinden kursierenden Erzählungen gesammelt und niedergeschrieben hat. Entstanden dürfte das Markusevangelium vor 70 nC sein...
Noch spätere Datierung der Evangelien, halten überhaupt keine Kritik mehr.
[...]
Wenn die Evangelien lange Zeit mündlich verkündigt wurden, bevor sie aufgeschrieben wurden, das heißt für uns unausweichlich, auch bei größter Hochachtung, dass der Ursprung der Evangelien verfälscht wurde.

So ist es eben.

Die erste Generation der "Verkünder der Lehre Christi" ist, dem Vorbild des Herrn nacheifernd, predigend herumgezogen.

Als die Überlieferung durch die zweite und dritte Generation schriftlich festgehalten wurde, waren bereits verschiedene Versionen der Geschichten im Umlauf.

Mittlerweile neige ich zur Ansicht, dass das MkEv erst nach 70 nC niedergeschrieben wurde.

Die Zerstörung des Tempels hat so stattgefunden, wie sie sie prophezeit wurde (Mk 13, 1ff.). Der Verfasser schilderte also ein Ereignis, das ihm bekannt gewesen war.

Mt u. Lk sind zwischen 80 und 90 nC, , wie ich heute meine, Joh zw. 90 und 100 nC entstanden, vielleicht auch noch etwas später.

Die großen Autoritäten im Urchristentum waren die umherwandernden Propheten gewesen. Diese wirkten, ihrem Vorbild Jesu nacheifernd, als Wanderprediger und tradierten Jesu Worte, Gleichnisse und Lehrerzählungen. Das, was von ihnen an Herrenworten weitergetragen wurde, hat man in einem "Prophetenbuch", der "Logienquelle", gesammelt.

Gleichzeitig traten im kleinasiatisch-ägäischen Raum Missionare auf, die von Stadt zu Stadt zogen, predigten und Gemeinden gründeten. Diese Missionare standen nicht selten in Konkurrenz zueinander, der erfolgreichste von ihnen war Paulus gewesen.
MfG B.
#8
Ach nein!

So ein Märchen können die Evangelien nicht sein, wie du meinst, lieber Epicharm!
(15-04-2012, 17:33)Bion schrieb:
(15-04-2012, 14:48)Regenbogen schrieb: Wenn die Evangelien lange Zeit mündlich verkündigt wurden, bevor sie aufgeschrieben wurden, das heißt für uns unausweichlich, auch bei größter Hochachtung, dass der Ursprung der Evangelien verfälscht wurde.

So ist es eben.

Die erste Generation der "Verkünder der Lehre Christi" ist, dem Vorbild des Herrn nacheifernd, predigend herumgezogen.

Als die Überlieferung durch die zweite und dritte Generation schriftlich festgehalten wurde, waren bereits verschiedene Versionen der Geschichten im Umlauf…

Denn dann, foltern mich anderen Fragen. Zum Beispiel, wieso auf Grund eines Märchens auch du welchen "Märchenprinz" Herrn nennst. Ist das Märchen „Evangelium“ etwa so beidrückend, dass du sogar Gott daran findest? Wie du auch sagst: „Das, was von ihnen an Herrenworten weitergetragen wurde…. Die "Logienquelle" kann man ruhig vergessen, denn so was hat nie gegeben. Sei denn, wenn drei Synoptischen Evangelien, als eine, gemeinsame Quelle angesehne wird.

Eines ist mir nicht klar, warum hast du lieber Epicharm so ein Wunsch, die Evangelien für unglaubwürdig zu erklären? Wenn ich die Evangelien lese, bekomme ich den Eindruck, dass die Evangelien von Augenzeugen vermittelt wurden, wenn auch nicht von Augenzeugen aufgeschrieben wurden. Eines ist das, was man weiß zu erzählen, anderes ist, was Markus getan hat, das erzählte niederzuschreiben…

Ich halte die drei Synoptischen Evangelien (begründet) für sehr glaubwürdig, die Paulus in drei Bücher (indirekt) zerlegt hatte.
#9
Bion (vormals Epicharm) hat die Evangelien nicht abqualifiziert. Nur haben sie, objektiv betrachtet, nur den Wert einer literarischen Konstruktion, der es um Glauben geht und nicht um historische Tatsachen. Gewiss darf man annehmen, dass hinter der beschriebenen, zeitlichen Abfolge der einzelnen Geschichten die wirkliche Geschichte steht. Diese wurde aber literarisch so bearbeitet, dass ein Glaubensbuch daraus wurde.
Literarische Bearbeitung ist nicht dasselbe wie unglaubwürdig. Im Gegenteil, sieht man sich heutige Romane an, so enthalten diese in eingängiger, spannender Form schwerwiegende Probleme unserer Zeit, die man auf andere Weise nicht zur Kenntnis genommen hätte. Ein den spärlichen historischen Tatsachen verpflichteter Bericht über das Wirken und die Hinrichtung eines jüdischen Wanderpredigers und Aufrührers namens Jehoshua von Nazareth würde nicht einmal auf Seite 2 einer heutigen Zeitung abgedruckt, sondern bestenfalls unter "Ausland" ganz hinten.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
#10
(15-04-2012, 20:00)Regenbogen schrieb: Denn dann, foltern mich anderen Fragen. Zum Beispiel, wieso auf Grund eines Märchens auch du welchen "Märchenprinz" Herrn nennst. Ist das Märchen „Evangelium“ etwa so beidrückend, dass du sogar Gott daran findest?

Ekkard hat das schon erklärt.

Die Evangelien vermitteln keine Historien, sondern Botschaften. Wer das zu erkennen vermag, wird nicht in Konflikt geraten.

Zitat:Die "Logienquelle" kann man ruhig vergessen, denn so was hat nie gegeben.

Das mag für Dich so sein. Die einschlägige Forschung hingegen ist anderer Meinung.
MfG B.
#11
(15-04-2012, 22:08)Bion schrieb:
  • Regenbogen schrieb:Die "Logienquelle" kann man ruhig vergessen, denn so was hat nie gegeben.
Das mag für Dich so sein. Die einschlägige Forschung hingegen ist anderer Meinung.

Diesbezügliche Forschung von K. Lachmann* über eine gemeinsame Urquelle, wurde von seinen Nachfolgern auf zwei Quellen herauskristallisiert. Nach K. Lachmann, die Evangelien nach Matthäus und Lukas stimmen nur dann überein, wenn sie mit dem Evangelium nach Markus übereinstimmen. Mit der Annahme, Markus bilde die Grundlage für die Evangelien nach Matthäus und Lukas, machte K. Lachmann der Weg für die „Zweiquellentheorie“ frei. Folglich leitete C. H. Weisse** zudem ab, dass der Matthäus und Evangelist Lukas unabhängig voneinander eine zweite Quelle, die so genannte "Logienquelle", nutzten. Man konnte diese Vermutung als richtig annehmen, aber nur dann, wenn man voraussetzt, dass das Evangelium nach Matthäus und Evangelist Lukas, unabhängig voneinander, die gesamten Abschnitte aus dem Urevangelium von Markus nicht übernehmen konnten. Also, auch Die „Zweiquellentheorie“ setzt voraus, dass das älteste der Synoptischen Evangelien das Evangelium nach Markus ist.

Dennoch, bleibt die Zweiquellentheorie bis heute nur eine Vermutung. Die wahre Existenz, diese rein theoretische zweite Quelle, man konnte niemals belegen. Trotzdem bis heute wird es angenommen, die zweite Quelle könnte etwa wie das Evangelium nach Thomas aussehen. Sogar, ersichtlich übertrieben, wurde davon ausgegangen, dass diese "Quelle" unter die Umstände konnte so zu verstehen sein, wie eine Spruchsammlung die in prophetischer Tradition steht. Und wenn die Zweiquellentheorie schon so sehr nah zu der richtigen Erkenntnis gekommen war, den bestimmenden Schritt, die Urquelle in drei Synoptischen Evangelien zu erkennen, konnte auch sie nicht verschaffen.

Quelle: "+www.elmarkt.de/evangel/ev_code.pdf]Evangelien Schlüssel[/url]" Seite 89.

* Karl Konrad Friedrich Wilhelm Lachmann, 1973 – 1851, Germanist, Vorbild für die moderne Textkritik.
** Christian Hermann Weisse, 1801 – 1866, evangelischer Theologe und Philosoph.
#12
Hallo Regenbogen,
was du hier zitierst bzw. ansprichst, schließt doch die "Logienquelle" nicht aus. Zumindest ist es so, dass Matthäus und Lukas auf ein Sondergut zurück greifen, das man bei Markus nicht findet. Ich weiß nicht, ob in der Urchristenheit nicht auch eine Menge mündlicher Überlieferungen kursierte, die von den anderen drei Evangelisten gesammelt und aufgeschrieben wurden. Ich erinnere daran, dass sich Märchen in den Völkern über Jahrhunderte haben halten können (bis sie z. B. von Hauff und Grimm gesammelt wurden). Insofern muss die "Logienquelle" nicht zwangsläufig schriftlich vorgelegen haben.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
#13
Regenbogen schrieb:Also, auch Die „Zweiquellentheorie“ setzt voraus, dass das älteste der Synoptischen Evangelien das Evangelium nach Markus ist.

Dass Mk das älteste der kanonischen Evangelien ist, hat sich doch heute schon bis in die konservativsten Priesterseminare herumgesprochen

Regenbogen schrieb:Dennoch, bleibt die Zweiquellentheorie bis heute nur eine Vermutung.

Nein, sie ist mehr als eine Vermutung, sie ist eine Theorie.

Was Stand der Wissenschaft ist, umreißt Gerd Theißen in: Das Neue Testament, Verl. Beck, 4. Aufl. 2010, S. 25ff. folgendermaßen:

Zitat:Die Logienquelle
[…]
Wir können nie sicher sein, ob nicht mehr in ihr stand als das, was Mt und Lk (gegen Mk) gemeinsam haben. Dennoch können wir positiv beschreiben, was in ihr stand. Dabei hat Lk eher die Reihenfolge der Worte in Q erhalten als Mt. Q wird daher nach Lk zitiert.
[…]
Wann wurde die Jesusüberlieferung in Q niedergeschrieben? Da der Menschensohn in eine friedliche Welt kommt (17,23 ff; anders Mk 13), wird sie vor dem jüdischen Krieg entstanden sein. Da der Versuch des Kaisers Gaius Caligula im Jahre 39/40, den Tempel in ein Heiligtum des Kaiserkults zu verwandeln, in der Versuchungsgeschichte verarbeitet ist, ist Q zwischen 40 und 65 n. Chr. entstanden - wahrscheinlich in Palästina; Einzeltraditionen weisen eine galiläische Perspek-tive auf, sie kennen so kleine Orte wie Chorazim, Bethsaida und Kapernaum (10,13-15).

In Q wurden Überlieferungen von Wandercharismatikern gesammelt. Sie konnten glaubhaft das radikale Ethos Jesu vertreten, jenes Ethos der Heimatlosigkeit, Familiendistanz, Besitzkritik und Gewaltlosigkeit, für das ich den Begriff «Wanderradikalismus» geprägt habe. Q betont ihre Heimat-losigkeit: «Der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann» (9,58). Familienkritisch sind die Worte: «Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben hasst, dann kann er nicht mein Jünger sein» (14,26 wörtlich).
[…]
Die Logienquelle hat als Gattung Nachfolger gefunden. Das Thomasevangelium ist ebenfalls eine Sammlung von Sprüchen Jesu ohne Passionsgeschichte. In ihm tritt Jesus als Offenbarer auf, der eine erlösende Erkenntnis (= «Gnosis») vom Himmel bringt. Es vertritt dabei eine entwickelte Form solcher Spruchsammlungen, in denen es nicht nur um die Tradierung von Worten Jesu geht, sondern um deren Deutung.
[…]
Vor dem Fund des ThomEv 1945 konnte man noch an der Existenz einer Logienquelle zweifeln, weil es keinen Beleg dafür gab, dass solch eine Gattung im Urchristentum existiert hat. Dieses Argument ist jetzt widerlegt
.
MfG B.
#14
Wenn das nicht die Quelle- Q ist:
Zitat:Dies ist der Anfang des Evangeliums von Jesus Messias, dem Sohn Gottes, wie geschrieben steht in den Propheten: "Siehe, ich sende meinen Engel vor dir her, der da bereite deinen Weg vor dir. Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet den Weg des HERRN, macht seine Steige richtig!" (Mk. 1,1-3)

Zu der Zeit kam Johannes der Täufer und predigte in der Wüste des jüdischen Landes und sprach: Tut Buße, das Himmelreich ist nahe herbeigekommen! Und er ist der, von dem der Prophet Jesaja gesagt hat und gesprochen: "Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet dem HERRN den Weg und macht richtig seine Steige!" (Mt. 3,1-3)

Johannes, der war in der Wüste, taufte und predigte von der Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden. Und es ging zu ihm hinaus das ganze jüdische Land und die von Jerusalem und ließen sich alle von ihm taufen im Jordan und bekannten ihre Sünden. | In dem fünfzehnten Jahr des Kaisertums Kaisers Tiberius, da Pontius Pilatus Landpfleger in Judäa war und Herodes ein Vierfürst in Galiläa und sein Bruder Philippus ein Vierfürst in Ituräa und in der Gegend Trachonitis und Lysanias ein Vierfürst zu Abilene, da Hannas und Kaiphas Hohepriester waren: da geschah der Befehl Gottes zu Johannes, des Zacharias Sohn, in der Wüste. (Mk. 1,4-5; Lk. 3,1-2)

Und er kam in alle Gegend um den Jordan und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung Sünden, wie geschrieben steht in dem Buch der Reden Jesajas, des Propheten, der da sagt: "Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet den Weg des HERRN und macht seine Steige richtig! Alle Täler sollen voll werden, und alle Berge und Hügel erniedrigt werden; und was krumm ist, soll richtig werden, und was uneben ist, soll schlichter Weg werden. Und alles Fleisch wird den Heiland Gottes sehen." (Lk. 3,3-6)

Johannes aber war bekleidet mit Kamelhaaren und mit einem ledernen Gürtel um seine Lenden, und aß Heuschrecken und wilden Honig; und er predigte und sprach: Es kommt einer nach mir, der ist stärker denn ich, dem ich nicht genugsam bin, dass ich mich vor ihm bücke und die Riemen seiner Schuhe auflöse. Ich taufe euch mit Wasser; aber er wird euch mit dem Heiligen Geist taufen. | Er aber, Johannes, hatte ein Kleid von Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Lenden; seine Speise aber war Heuschrecken und wilder Honig. Da ging zu ihm hinaus die Stadt Jerusalem und das ganze jüdische Land und alle Länder an dem Jordan und ließen sich taufen von ihm im Jordan und bekannten ihre Sünden. (Mk. 1,6-8; Mt. 3,4-6)

Als er nun viele Pharisäer und Sadduzäer sah zu seiner Taufe kommen, sprach er zu ihnen: Ihr Otterngezüchte, wer hat denn euch gewiesen, dass ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet? Sehet zu, tut rechtschaffene Frucht der Buße! Denket nur nicht, dass ihr bei euch wollt sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Ich sage euch: Gott vermag dem Abraham aus diesen Steinen Kinder zu erwecken. Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt. Darum, welcher Baum nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. Ich taufe euch mit Wasser zur Buße; der aber nach mir kommt, ist stärker denn ich, dem ich nicht genugsam bin, seine Schuhe zu tragen; der wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. Und er hat seine Wurfschaufel in der Hand: er wird seine Tenne fegen und den Weizen in seine Scheune sammeln; aber die Spreu wird er verbrennen mit ewigem Feuer. (Mt. 3,7-12)

Da sprach er zu dem Volk, das hinausging, dass sich von ihm Taufen ließe: Ihr Otterngezüchte, wer hat denn euch gewiesen, dass ihr dem zukünftigen Zorn entrinnen werdet? Sehet zu, tut rechtschaffene Früchte der Buße und nehmt euch nicht vor, zu sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann dem Abraham aus diesen Steinen Kinder erwecken. Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt; welcher Baum nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und in das Feuer geworfen.

Und das Volk fragte ihn und sprach: Was sollen wir denn tun? Er antwortete aber und sprach zu ihnen: Wer zwei Röcke hat, der gebe dem, der keinen hat; und wer Speise hat, der tue auch also. Es kamen auch die Zöllner, dass sie sich taufen ließen, und sprachen zu ihm: Lehrer, was sollen denn wir tun? Er sprach zu ihnen: Fordert nicht mehr, denn gesetzt ist. Da fragten ihn auch die Kriegsleute und sprachen: Was sollen denn wir tun? Und er sprach zu ihnen: Tut niemand Gewalt noch Unrecht und lasst euch genügen an eurem Solde.

Als aber das Volk im Wahn war und dachten in ihren Herzen von Johannes, ob er vielleicht Messias wäre, antwortete Johannes und sprach zu allen: Ich taufe euch mit Wasser; es kommt aber ein Stärkerer nach mir, dem ich nicht genugsam bin, dass ich die Riemen seiner Schuhe auflöse; der wird euch mit dem heiligen Geist und mit Feuer taufen. In seiner Hand ist die Wurfschaufel, und er wird seine Tenne fegen und wird den Weizen in seine Scheuer sammeln, und die Spreu wird er mit dem ewigen Feuer verbrennen. Und viel anderes mehr ermahnte er das Volk und verkündigte ihnen das Heil. (Lk. 3,7-18)

Will jemand Einheitlichkeit dieses Textes zurückweisen?
#15
Wenn ich den Text der Synoptischen Evangelien vergleiche erstaunt mich wirklich, dass angefangen mit dem ersten Satz des Evangeliums nach Markus, die zusammenpassenden Episoden in allen drei Bücher über ganzen Text fast synchron verläuft.

Die einheitliche Episode über den Johannes den Täufer, folgt genau so einheitlicher Episode, die Taufe Jesu beschreibt, die ich „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“ nennen wurde.

Zitat:Und es begab sich zu der Zeit, dass Jesus aus Galiläa von Nazareth kam und ließ sich taufen von Johannes im Jordan. Und alsbald stieg er aus dem Wasser und sah, dass sich der Himmel auftat, und den Geist gleich wie eine Taube herabkommend auf ihn. Und da geschah eine Stimme vom Himmel: Du bist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. (Mk. 1,9-11)

Zu der Zeit kam Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, dass er sich von ihm taufen ließe. Aber Johannes wehrte ihm und sprach: Ich bedarf wohl, dass ich von dir getauft werde, und du kommst zu mir? Jesus aber antwortete und sprach zu ihm: Lass es jetzt also sein! also gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Da ließ er's ihm zu. Und da Jesus getauft war, stieg er alsbald herauf aus dem Wasser; und siehe, da tat sich der Himmel auf Über ihm. Und er sah den Geist Gottes gleich als eine Taube herabfahren und über ihn kommen. Und siehe, eine Stimme vom Himmel herab sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe. (Mt. 3,13-17)

Es begab sich, da sich alles Volk taufen ließ und Jesus auch getauft war und betete, dass sich der Himmel auftat und der heilige Geist fuhr hernieder in leiblicher Gestalt auf ihn wie eine Taube und eine Stimme kam aus dem Himmel, die sprach: Du bist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. (Lk. 3,21-22)

Und alsbald trieb ihn der Geist in die Wüste, und er war allda in der Wüste vierzig Tage und ward versucht von dem Satan und war bei den Tieren, und die Engel dienten ihm. | Jesus aber, voll des heiligen Geistes, kam wieder von dem Jordan und ward vom Geist in die Wüste geführt und ward vierzig Tage lang vom Teufel versucht. Und er aß nichts in diesen Tagen; und da sie ein Ende hatten, hungerte ihn darnach. (Mk. 1,12-13; Lk. 4,1-2)

Da ward Jesus vom Geist in die Wüste geführt, auf dass er von dem Teufel versucht würde. Und da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn. Und der Versucher trat zu ihm und sprach: Bist du Gottes Sohn, so sprich, dass diese Steine Brot werden. Und er antwortete und sprach: Es steht geschrieben: "Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort, das durch den Mund Gottes geht." (Mt. 4,1-4)

Der Teufel aber sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so sprich zu dem Stein, dass er Brot werde. Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Es steht geschrieben: "Der Mensch lebt nicht allein vom Brot, sondern von einem jeglichen Wort Gottes." (Lk. 4.3-4)

Und der Teufel führte ihn auf einen hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der ganzen Welt in einem Augenblick und sprach zu ihm: Alle diese Macht will ich dir geben und ihre Herrlichkeit; denn sie ist mir übergeben, und ich gebe sie, welchem ich will. So du nun mich willst anbeten, so soll es alles dein sein. Jesus antwortete ihm und sprach: Es steht geschrieben: "Du sollst Gott, deinen HERRN, anbeten und ihm allein dienen." (Lk. 4,5-8)

Da führte ihn der Teufel mit sich in die Heilige Stadt und stellte ihn auf die Zinne des Tempels und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so lass dich hinab; denn es steht geschrieben: Er wird seinen Engeln über dir Befehl tun, und sie werden dich auf Händen tragen, auf dass du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest. Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht auch geschrieben: "Du sollst Gott, deinen HERRN, nicht versuchen." | Und er führte ihn gen Jerusalem und stellte ihn auf des Tempels Zinne und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so lass dich von hinnen hinunter denn es steht geschrieben: "Er wird befehlen seinen Engeln von dir, dass sie dich bewahren und auf den Händen tragen, auf dass du nicht etwa deinen Fuß an einen Stein stößt." Jesus antwortete und sprach zu ihm: Es ist gesagt: "Du sollst Gott, deinen HERRN, nicht versuchen." (Mt. 4,5-7; Lk. 4,9-12)

Wiederum führte ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und sprach zu ihm: Das alles will ich dir geben, so du niederfällst und mich anbetest. Da sprach Jesus zu ihm: Hebe dich weg von mir Satan! denn es steht geschrieben: "Du sollst anbeten Gott, deinen HERRN, und ihm allein dienen." Da verließ ihn der Teufel; und siehe, da traten die Engel zu ihm und dienten ihm. (Mt. 4,8-11)

Und da der Teufel alle Versuchung vollendet hatte, wich er von ihm eine Zeitlang. (Lk. 4,13)


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