07-01-2008, 12:58
t.logemann schrieb:Also sollte man sich wohl besser ERST vorurteilsfrei eine eigene Meinung bilden, und dann die Meinungen der tausenden Schriftgelehrten zu Rate ziehen - in der Hoffnung, vielleicht etwas Zutreffenderes zu finden...In der Frage deines "kindlichen Umgangs" mit 3000 Jahre alten Schriften
kann ich Fritz nur zustimmen.
Dabei ist das Alter der Inhalte noch nicht einmal das größte Verstehensproblem.
Du übersiehst ebenso wie in deinen übrigen Statements zur Schriftauslegung (Thread "Heilige Schrift", "Die 10 Gebote") fundamentale textwissenschaftliche Probleme.
Um einen Text zu verstehen,
muss man nun einmal von Anfang an mehr wissen und tun, als "vorurteilsfrei" (falls es so etwas überhaupt gibt!) den Inhalt zu betrachten, z.B. die Gattung und ihre Tradition berücksichtigen, die Quelle, die Absicht des Autors und die Denk- und Verstehensmuster der damaligen LeserInnen und HörerInnen und ihre Positionen in der damaligen Gesellschaft.
Das sind keine Dinge, die man zusätzlich "zu Rate zieht", weil man ja immer noch etwas "dazu lernt". Es geht überhaupt nicht ohne diese Bezüge!
Wer alte "Heilige Schriften" wie die Zeitung von heute liest, kann zu gefährlichen Missverständnissen kommen und wird ihnen nun einmal nicht gerecht.
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)