31-12-2010, 14:22
namen sind nicht synonyme für identität, sondern lediglich chiffren für individuen
wer tatsächlich glaubt, der klarname ermögliche den zugang zu sämtlichen informationen über ein individuum, der kann ja mal versuchen, z.b. „gerhard schröder“ dingfest zu machen. handelt es sich dabei um einen spd-politiker? einen cdu-politiker? einen rundfunkjournalisten? Oder um einen der anderen geschätzt 2758 „gerhard schröders“ in der bundesrepublik?
weiter als mit dem namen kommt man vermutlich mit der sozialversicherungsnummer, der steuernummer oder der ip-adresse – alles chiffren für das inviduum, bloß in unterschiedlichen zusammenhängen
aber natürlich gab und gibt es den glauben an namenszauber. ob nun ein prärieindianer namens tatanka jotanka damit sein totemtier (einen sitzenden bison) zitiert, der germane seinen sohn björn nennt, um ihn mit den kräften des bären auszustatten, der ddr-bürger seine kinder mit englischen namen beglückte, um damit wenigstens symbolisch auszureisen, oder unterschichteltern ihre kinder nach filmstars nennen (de.uncyclopedia.org/wiki/Kevinismus), um so etwas glamour ins heim zu holen. was dahintersteckt, wie das bildungsbürgertum versucht, seinen nachwuchs mit möglichst nicht alltäglichen namen zu versorgen, sodaß dann schließlich doch sieben lucas in der ersten klasse der toskanafraktionären grundschule sitzen, will ich jetzt mal lieber nicht weiter ausführen
wage aber zu prophezeihen, dass wir in ein paar jahren über clara-elise von der wölden-antonetti genauso prusten werden wie heute über nancy mandy pappke, kevin schmitz oder chantal kowalski
also: namenszauber bzw. den glauben daran gibt’s, selbstverständlich. gerade die volksfrömmigkeit überbietet sich ja teils an absurditäten (wer schon mal in wien die votivkirche besucht hat, wird nachempfinden können, was ich meine). nur muß man als denkender mensch dabei ja nicht mitziehen, auch wenn man es interessiert beobachtet. denn rational gesehen kann es einem allmächtigen und allwissenden gott doch nur egal sein, ob er als allah oder zebaoth angesprochen, mit adonai oder kyrios umschrieben, oder als jehova oder yahoo bezeichnet wird – er weiß doch ohnehin, dass er gemeint ist und mit welcher konnotation ihn der anrufer belegt
noch ein wort zum schluß: die deutsche sprache kennt kein ypsilon. es trotzdem zu verwenden, und zwar je zahlreicher, desto besser, zeugt vom drang, sich exklusivität qua exotik zu verschaffen, bzw. besonders authentisch zu klingen. nicht umsonst hat ja der baiernkönig ludwig I 1825 dekretiert, sein königreich (eigentlich ja von napoleons gnaden) nun mit y anstatt i zu schreiben – in anlehnung an das klassische griechenland der antike, dessen abglanz so auf das land der damals noch laptopbefreiten lederhosenträger fallen sollte. dass sein sohn otto deshalb von den griechen, welche gerade das osmanische joch abgeschüttelt hatten, zum könig gewählt wurde, ist nicht gesichert. dass aber weder dieser noch spätere führungsgestalten den griechen – ypsilon hin oder her – wieder eine der antike auch nur entfernt nahekommende bedeutung verleihen konnten, schon
was ich mit diesem kleinen historischen exkurs zu vor ypsilons strotzenden gottesnamen sagen will, soll der interpretation des geneigten lesers überlassen bleiben
wer tatsächlich glaubt, der klarname ermögliche den zugang zu sämtlichen informationen über ein individuum, der kann ja mal versuchen, z.b. „gerhard schröder“ dingfest zu machen. handelt es sich dabei um einen spd-politiker? einen cdu-politiker? einen rundfunkjournalisten? Oder um einen der anderen geschätzt 2758 „gerhard schröders“ in der bundesrepublik?
weiter als mit dem namen kommt man vermutlich mit der sozialversicherungsnummer, der steuernummer oder der ip-adresse – alles chiffren für das inviduum, bloß in unterschiedlichen zusammenhängen
aber natürlich gab und gibt es den glauben an namenszauber. ob nun ein prärieindianer namens tatanka jotanka damit sein totemtier (einen sitzenden bison) zitiert, der germane seinen sohn björn nennt, um ihn mit den kräften des bären auszustatten, der ddr-bürger seine kinder mit englischen namen beglückte, um damit wenigstens symbolisch auszureisen, oder unterschichteltern ihre kinder nach filmstars nennen (de.uncyclopedia.org/wiki/Kevinismus), um so etwas glamour ins heim zu holen. was dahintersteckt, wie das bildungsbürgertum versucht, seinen nachwuchs mit möglichst nicht alltäglichen namen zu versorgen, sodaß dann schließlich doch sieben lucas in der ersten klasse der toskanafraktionären grundschule sitzen, will ich jetzt mal lieber nicht weiter ausführen
wage aber zu prophezeihen, dass wir in ein paar jahren über clara-elise von der wölden-antonetti genauso prusten werden wie heute über nancy mandy pappke, kevin schmitz oder chantal kowalski
also: namenszauber bzw. den glauben daran gibt’s, selbstverständlich. gerade die volksfrömmigkeit überbietet sich ja teils an absurditäten (wer schon mal in wien die votivkirche besucht hat, wird nachempfinden können, was ich meine). nur muß man als denkender mensch dabei ja nicht mitziehen, auch wenn man es interessiert beobachtet. denn rational gesehen kann es einem allmächtigen und allwissenden gott doch nur egal sein, ob er als allah oder zebaoth angesprochen, mit adonai oder kyrios umschrieben, oder als jehova oder yahoo bezeichnet wird – er weiß doch ohnehin, dass er gemeint ist und mit welcher konnotation ihn der anrufer belegt
noch ein wort zum schluß: die deutsche sprache kennt kein ypsilon. es trotzdem zu verwenden, und zwar je zahlreicher, desto besser, zeugt vom drang, sich exklusivität qua exotik zu verschaffen, bzw. besonders authentisch zu klingen. nicht umsonst hat ja der baiernkönig ludwig I 1825 dekretiert, sein königreich (eigentlich ja von napoleons gnaden) nun mit y anstatt i zu schreiben – in anlehnung an das klassische griechenland der antike, dessen abglanz so auf das land der damals noch laptopbefreiten lederhosenträger fallen sollte. dass sein sohn otto deshalb von den griechen, welche gerade das osmanische joch abgeschüttelt hatten, zum könig gewählt wurde, ist nicht gesichert. dass aber weder dieser noch spätere führungsgestalten den griechen – ypsilon hin oder her – wieder eine der antike auch nur entfernt nahekommende bedeutung verleihen konnten, schon
was ich mit diesem kleinen historischen exkurs zu vor ypsilons strotzenden gottesnamen sagen will, soll der interpretation des geneigten lesers überlassen bleiben
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)