Alle Kinder sind Muslims

[Tao-Ho]

Hallo ihr Lieben,

gestern habe ich einen ganz lieben Kollegen gefragt, ob denn die Aussage
der Muslima in dieser ARTE-Diskussion wahr ist und alle Kinder erst mal
Muslims sind.

Er sagte mir folgendes:

Jedes Kind wird wirklich mit diesem göttlichen Kern (also als Muslim)
geboren. Dabei ist es egal, ob die Eltern Christen, Juden, Buddhisten
oder sonstwas sind. Es liegt sozusagen in unserer Natur Moslem zu sein.

Nur wenn Kinder in einer nichtislamischen Umgebung aufwachsen, so meint
man, wird das Wissen um diese natürliche Religion verdeckt.

Erst wenn das Kind reden und verstehen kann (mein Kollege meinte, dass
das erst so mit 7 oder 8 Jahren geschehen kann) redet man mit dem
Kind über den Glauben und erst dann wird das Kind zum Christen, Juden,
Buddhisten usw.

Er sagte aber auch, dass das nicht schlimm ist, denn Gott schaut
zuerst aufs Herz und dann auf die Konfession. Wenn man sich trotzdem
an die Gebote Gottes hält, kann einem auch (z. B.) als Christ nichts passieren.

() Tao-Ho

[t.logemann]

Tja, Tao-Ho,

das ist ein bisschen "theologische Selbstbeweihräucherung".

Nach dem Selbstverständnis der Religionen sind grundsätzlich alle Kinder "unschuldig, rein". Erst die Erziehung der Kinder beeinflusst die Kinder in "Richtungen". Ein Muslim ist nach dem Selbstverständnis der Muslime ein "Gottergebener" und "Reinheit" im islamischen Sinn bedeutet hier Gott ergeben zusein. Daraus haben die islamischen Theologen geschlossen, dass die Unschuldigkeit der Kinder Beweis für deren Zugehörigkeit zur Gemeinschaft der Muslime ist. Einen faktischen, im Qur`an niedergelegten Beweis für diese These gibt es m.W.n. nicht.

[Mustafa]

Nach dem Selbstverständnis der Religionen sind grundsätzlich alle Kinder "unschuldig, rein".

Für viele Christen sind leider auch Kinder schon sündig von Anfang an .

Aus islamischer Sicht sind aber auch alle Tiere "muslimisch" und beten zu Allah . *g*

[t.logemann]

Für viele Christen sind leider auch Kinder schon sündig von Anfang an .

*g*

Genaugenommen - steht davon aber auch nix in den Evangelien, lieber Melek. Man kann hier den Christen, die an die Erbsünde der Kinder glauben, ganz einfach entgegegnen:" Warum wohl hat Jesus gesagt >Lasset die Kindlein zu mir kommen, denn ihrer ist das Himmelreich<, wenn Kinder von vorneherein sündig sein sollten?"....

[Melmoth]

@melek: Ist zwar nicht das Thema das Threads, aber das macht mich neugierig - darf ich da mal nachfragen? Heißt das, dass man Tieren ein Bewusstsein Allahs zutraut? Oder hat grundsätzlich jedes Geschöpf eine ursprüngliche (unbewusste) Verbindung zu seinem Schöpfer, die Tiere nur nicht verlieren können, weil sie eben nicht die Möglichkeit haben, sich wie Menschen bewusst dafür oder dagegen zu entscheiden?

[t.logemann]

Nachtrag:

Im Alten Testament gibt es einen Passus, wonach Gott sprach:"Ich verfolge Deine Sünde bis in das siebenundsiebzige Glied". Bezogen auf einen durschschnittliche Lebenserwartung damaliger Menschen von 50 Jahren bedeutet das eine Zeitspanne von 3850 Jahren. Ich weiss die Bibelstelle nicht so genau, würde aber mal gefühlsmässig vermuten, dass hier "in den Worten Gottes" eine Ankündigung eines neuen Propheten/Gesandten steckt, der durch sein Erscheinen die Verfolgung der "Erbsünde" aufhebt. Dabei
kann es sich hierbei genauso um Moses wie um Jesus gehandelt haben; mit den Geboten vom Berg Sinai brachte Mose dem Volk Israel ja eine Rechtleitung (die im Christentum, Islam und auch in der Babi- und Baha`i-Religion prinzipiell ja immernoch gültig ist), die diese "Verfolgungssünde auhob.

Bezüglich der Tiere (im Islam): Vorstellbar ist es schon, das Tiere und auch Pflanzen einen unbewussten Zugang zu Gott haben - über den Umweg der evolutionären Naturgesetze bzw. mit der Grundlage dieser Gesetze wurden ja auch sie vom Schöpfer geschaffen. Auch hier hilft vielleicht ein Blick in alle anderen Religionen: Überall wird dem Mensch geboten, dem Tier mindestens nicht mehr aufzubürden, als es tragen kann. Und obwohl manche unserer muslimischen Freunde so das eine oder andere Tier mit Abscheu betrachten - es sind genauso schützenswerte Geschöpfe Gottes wie die Menschen per se. Mit dem islamischen Begriff der "Unreinheit" wurde gegenüber den Tieren viel Unrecht geschaffen: die Unreinheit bezog sich auf das Töten und Essen bestimmter Tierarten, nicht jedoch auf deren blosse Exixtenz.

[Mustafa]

@ Melmoth :

Im Koran steht ,daß all die Tiere auf ihre Weise zu Allah beten .
Aber auch die Bäume , die Gestirne ,etc ...

Über die Deutung dessen weiß ich jetzt nicht bescheid .

[Melmoth]

@melek: Danke. Wenn von "beten" die Rede ist, klingt es ja schon nach mehr als nur mangelnder Möglichkeit, sich von Gott zu entfernen. Dass das dann noch darauf ausgeweitet wird, was hierzulande meist als "unbelebte Natur" bezeichnet wird, hatte ich nicht vermutet - wieder was gelernt :)

[qilin]

Eigentlich würde ich vermuten dass das eine Vorstellung ist, die im Menschen -
vorausgesetzt er ist überhaupt religiös - bereits grundgelegt ist.

Ich kann mich da an ein Gespräch erinnern, das Defoe seinem Robinson und
Freitag in den Mund legt - dabei erzählt Freitag von einer Gottheit (Namen
habe ich vergessen, der war etwas kompliziert) die die ganze Welt geschaffen
habe, und zu der alle Dinge "Oh" sagten - ihre Weise des Gebets.
Dieser Gedanke muss also Defoe in irgendeiner Weise beschäftigt haben...
(Natürlich klärt Robinson Freitag dann auf, dass der wahre Weltschöpfer nicht
diese Gottheit ist, sondern der christliche Gott... :icon_rolleyes:)

[Mustafa]

Ein Koranvers dazu :

Hast du nicht gesehen, daß sich vor Allah anbetend niederwirft, wer in den Himmeln und auf Erden ist - ebenso die Sonne und der Mond und die Sterne und die Berge und die Bäume und die Tiere und viele Menschen? ... [22:18]

Ich kann mich noch an ein paar andere Verse in dieser Richtung erinnern , finde die aber grad nicht .

[Andreas79]

Salam!

Mit dem "beten" der Natur ist kein fünfmaliges beten gemeint, sondern schlicht die Natur der Dinge selber. Beim Menschen ist jede Handlung ein Gebet: wenn man z.B. Almosen gibt, dann ist das ein Gebet. Wenn der Wind weht, dann ist dies ein Gebet, etc..

Was die Kinder als Muslime angeht: steht nicht im Koran, sondern in den Ahadith.

Wa salam

[Tao-Ho]

Salam!

Was die Kinder als Muslime angeht: steht nicht im Koran, sondern in den Ahadith.

Wa salam

Ah, danke schön. War mir aber schon fast klar, denn die Moslems bei
mir an der Arbeit können nur schwer von Adithen und dem Koran selber
unterscheiden.

Ich musste ihnen auch mal erklären (hoffentlich haben sie es begriffen),
dass Moslems nicht fasten, weil es arme Menschen auf der Welt gibt,
sondern weil es eine Art Gottesdienst ist. Es ist eine der fünf Säulen des
Islam und es ist peinlich, dass das eine Buddhistin erklären muss.

Almosen sollten Moslems mind. jeden Freitag geben. Grübelgrübel, lieber
Andreas. Stand das nicht in Sure 2 oder 16 oder so? Bin zu faul nachzuschlagen.
Bin noch bissele müde.

() Tao-Ho

[Lea]

Wenn von Allah in allem Lebendigen und Geschaffenen dabei gesprochen wird, erinnere ich mich an die "Buddhanatur", von der im Buddhismus die Rede ist.
Ein Versuch, in Richtung Hinduismus... Atman?

"... Allah die Einheit ohne Eigenschaften oder Begrenzung."

Eine aramäische Annäherung an das Wort Allah:
Alaha: Heilige Einheit, Einheit, das All, die äusserste Kraft, das größte Potential, das Eine ohne Gegenteil.

[Andreas79]

Salam!

Nein, jd. Freitag Almosen geben zu müssen ist mir jetzt nicht geläufig. Man soll immer Almosen geben; nicht nur Freitags.

Wa salam

[Tao-Ho]

Ah, super - danke für diese Info, lieber Andreas.

Kannst Du bitte auch noch was zum eigentlichen Thema
schreiben, bitte. Würde mich echt interessieren. Danke.

() Tao-Ho