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Christus und das "Christentum"
#1
Das frühe Christentum kannte in den ersten Jahrhunderten nach Jesus noch keine festen Lehrsätze (Dogmen), wie sie heute als unumstößliches Fundament der katholischen Kirchenlehre gelten. Als Glaubensgrundlage dienten in erster Linie die Originalhandschriften des Neuen Testaments, wobei zu beachten ist, daß es darin noch keine systematische Aufstellung irgendwelcher Lehren und keine ausformulierten Abhandlungen über irgendwelche Grundsätze in Religion und Philosophie gab, sondern nur fragmentarische Erzählungen mit geringem Bemühen um eine chronologische Ordnung sowie kurze Gespräche und Briefe.

Daneben galten auch die etwas systematischeren Schriften der Kirchenväter oder Kirchenlehrer als maßgeblich, welche jedoch die unterschiedlichsten Themen behandelten und dabei durchaus nicht in allen Punkten übereinstimmten.

Unter dem Begriff der Kirche wurde auch noch keine feste Organisation oder Institution verstanden, sondern sie stellte vielmehr eine lockere Gruppe oder Gemeinschaft derer dar, die bestrebt waren, die von Jesus und seinen Anhängern verkündete Botschaft zu verstehen und dementsprechend zu leben. Wichtig ist ebenfalls die Tatsache, daß es im Urchristentum noch keine Trennung in eine griechische und eine römische Kirche gab und daß die ersten großen Kirchenlehrer allesamt dem griechischen Kulturkreis entstammten und der im Entstehen begriffenen christlichen Lehre folglich zuweilen eine deutlich griechische Prägung gaben. (Die Streitigkeiten zwischen der römischen und der griechischen Kirche führten erst später, im Jahre 1054, zum großen Schisma, d.h. zur Kirchenspaltung in die griechisch-orthodoxe und römisch-katholische Kirche.)

In den ersten Jahrhunderten nach Jesus war die Entwicklung der Kirchenlehre also maßgebend bestimmt von den theologischen Lehrsätzen, die von den führenden Kirchengelehrten in speziellen Kirchenversammlungen festgelegt wurden. Doch je mehr sich das aufstrebende Christentum in den kommenden Jahrhunderten zu einer wirtschaftlich und politisch mächtigen Weltreligion entwickelte, desto mehr gingen auch viele der ursprünglichen Grundgedanken verloren, und an ihre Stelle traten oft eher »weltliche« Überlegungen - um es gelinde auszudrücken. Es ist daher augenscheinlich, daß uns grundlegende theologische Untersuchungen unweigerlich ins Urchristentum führen, denn die ersten Christen waren, wie sich zeigen wird, nicht nur zeitlich »näher bei Christus«.
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#2
Ich denke, Christen sollen die Nähe Christi suchen(Paßt gerade auch zum aktuellem Thema.).
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#3
Der Ansatz, auf die frühe Christenheit zu blicken, kann durchaus den Blick weiten für die religiösen Verengungen, denen wir wie selbstverständlich anhängen.

Zugleich wäre mir daran gelegen, (natur-) wissenschaftliche, medizinische und psychologische Erkenntnisse nicht einfach zu ignorieren.
Es ist offensichtlich, dass erst Friedens-/Konfliktforschung Verhaltensweisen zutage fördern, die z.B. in der Bergpredigt enthalten sind, aber eben nicht gelebt wurden (jedenfalls nicht in den letzten 100 Jahren).
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#4
Nein, in der Frage, daß naturwissenschaftliche, medizinische und psychologische Erkenntnisse nicht zu ignorieren sind stimme ich mit dir überein. Ich denke, auch die heutigen Kirchen.

Gerhard
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#5
> Nein, in der Frage ...
Uups? Wieso 'nein'? Ich habe immer wieder das Argument gehört, die Bergpredigt sei nicht "lebbar". Schaut man sich aber die Lehrsätze dort genauer an, steckt eine tiefe psychologische Einsicht dahinter, wie Konflikte bewältigt werden können, indem Konfrontationen "aufgefangen" werden. Heute lautet ein gängiger Lehrsatz der Mediation: Aufnehmen - und nicht bewerten! Dem anderen das Gefühl geben: da hört mir jemand zu und versteht meine Situation. Was ist denn "Sanftmut" anderes?
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#6
Sanftmut ist die Kraft die in der Ruhe liegt ......

Gott ist ein Gott der Ruhe und der Kraft Der Harmonie und der Ordnung

Glaube ist demnach eine bessere Vorraussetzung für Sanftmut als Unglaube .

Viele Grüsse Outlaw777
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#7
Hallo Outlaw777,
gewiss, das hatte ich auch nicht bestritten. Die Frage lautete: Warum muss erst die Konfliktforschung kommen, um uralten (und damit bekannten) Wahrheiten ans Licht zu helfen?
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#8
Hallo Ekkard!

Warum muß erst die Konfliktforschung kommen, um uralte Wahrheiten ans Licht zu helfen.

Vielleicht, weil zu viele (auch gläubige Menschen an verantwortlicher Position) bereit waren, sie um der Macht oder andere Vorteile willen bereit waren zu übergehen. Vielleicht aber auch für die anderen Menschen. Wenn die Konfliktforschung Konflikte verhindert oder hilft, daß sie günstiger für die Menschen ausgehen, so ist das zu unser aller Nutzen.

Gerhard
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#9
Weitere Frage: Warum haben sich die Kirchen dieser Forschung nicht angenommen z.B. bei der Ausbildung unserer Pfarrer - oder haben sie und wir merken es nur nicht?
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#10
Hallo Ekkard!

Ich fürchte, es gibt weder die Priesterausbildung, noch die Pfarrerausbildung, die sich auch nur in einer Kirche wirklich gleich sind.

Vielfach wird sie moderner und weltoffener sein, als wir es vermuten.

Gerhard
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#11
Es stünde allen Menschen (zumindest christlichen Glaubens) gut an, würden sie lernen und einüben, mediativ (vermittelnd, sanftmütig,...) zu wirken.
Streit, Konfrontationen und Interessenkollisionen lassen sich nicht vermeiden, aber man kann Ausgleiche aushandeln, ohne sich an die Gurgel zu gehen (bildlich gesprochen).
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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