19-02-2003, 13:22
Der Mensch versucht, die Geheimnisse des Himmels und seiner Existenz zu erkennen und zu verstehen. Und so ist auf dem Bild ein gelehrter Mann abgebildet, der seinen Kopf durch die Sphäre der Erde steckt. Und dahinter erblickt er nicht, wie erwartet das Chaos, sondern eine viel größere, eine geordnete und bunte Welt, die jedoch nicht selbständig vom Betrachter existiert, sondern vielmehr alles, also auch ihn, mit umschließt. Und so wandelt sich zwangsläufig der geozentrische Blick zum heliozentrischen, zum universellen.
Lange lebten die Menschen mit den abenteuerlichsten Vorstellungen von der Welt und ihrer Entstehung. Die Natur war voller Ungeheuer und die Verantwortung für unvorhersehbare Geschehnisse lag in der Hand der Götter. Doch nach und nach nimmt der Mensch sein Schicksal selbst in die Hand. Er erkennt und trennt damit (Zum Erkennen bedarf es immer einer Subjekt / Objekt Beziehung). So verliert er seine Unschuld, da er sich nun seiner bewußt wird (Ich bin). Tauscht seine Natürlichkeit ein, für die Freiheit des Verstandes.
Doch wenden wir uns ab vom christlichen Abendland und dem Sündenfall, dem Sturz in die Polarität. Reisen wir in eine andere Welt: Wir befinden uns in Chung-kuo, im Reich der Mitte, oder, wie die Europäer sage würden, im Land der aufgehenden Sonne, also in China. Der Name leitet sich von Ch'in - Dynastie ab, eine Bezeichnung aus der Zeit von ungefähr 200 vor Christus, in welcher China, zum erstenmal, unter Shih Huang-ti, als ein Reich geeinigt erscheint. Doch diese Einigung wurde blutig erkämpft. Die Macht der Könige schwand, im Gegenzug gewannen die Lehnsherren mehr und mehr an Bedeutung. Durch innere Kriege war das Land zerrüttet.
Am Ende hatten sich aus Anfangs zehn Großstaaten »Die 7 Männer« herausgebildet, womit sieben sich bekämpfende Staaten gemeint waren, welche jede Intrige und Gewaltanwandlung zur Hilfe nahmen, um ihre Macht zu sichern. Alles war erlaubt, um den anderen einzuverleiben, zu besiegen oder auszuschalten. Jedes Mittel war Recht, um dem eigenen Alliierten gleichen Schaden zuzufügen. Verträge bestanden nur auf dem Papier, der Zweck heiligte alle nur erdenklichen Mittel.
Der Jahrhundertelange Kampf endete damit, daß der machtvolle Weststaat Thsin das Krongut und die Reichsinsignien der Tschou im Jahre 225 v.Chr. übernahm.
In schneller Folge wurden dann die restlichen sechs Lehnstaaten übernommen. So entstand ein einheitliches, großes Reich. Doch der erste Zusammenschluß war kurzlebig. Denn bald schon löste die Han-Dynastie (206 v. Chr.-220 n.Chr.) die vierzehn Jahre lang gehaltene Ch'in Dynastie ab. Das chinesische Staatswesen war nun (bis fast 1912 durchgehend) ein zentral gesteuertes Regierungssystem. Regiert von einem Kaiser und verwaltet von einer Bürokratie, deren Führung in den Händen von Zivilbeamten lag. Durch ein staatliches Prüfungssystem auf der Grundlage der philosophischen Klassiker hatte sich der Beamte zuvor zu qualifizieren. Wichtig war dabei die Weltordnung des Konfuzius und seine Lehre.
Und wie in anderen Regierungsformen auch galt im damaligen China das gleiche. Wurde die Zentralgewalt schwach, führten die Provinzen ein mehr oder weniger eigenständiges Dasein.
Wie auch in der Politik, zeigten sich in den geistigen Lehren einige grundlegend verschiedene Strömungen. Es gab zum einen Gruppen, die den Anspruch hatten edel zu sein und den natürlichen Begebeneheiten zu folgen. Selber waren sie besitzlos, legten keinen Wert auf Luxus und das Streben nach den weltlichen Dingen. Andere wiederum wollten Macht. Weltliche Macht. Wollten herrschen und Paläste als Spiegel ihres Einflusses aufbauen. In diese geistige Dualität springt nun auch das Tao te Kind mit seinem ersten Spruch:
Tao,
kann es ausgesprochen werden,
ist nicht das ewige Tao
Das Namenlose
Ist des Himmels und der Erde
Urgrund
Das namenhabende
Aller Wesen Mutter
Das TAO te King wird in ein Wortspiel eingeleitet. Im Chinesischen besitzt das Schriftzeichen TAO zwei Bedeutungen. Es gibt demnach zwei verschiedene Auffassungen vom Tao. Zum einen ist es verborgen, geheimnisvoll, daher unaussprechlich und unnennbar. Zum anderen ist es aber auch der Ursprung aller Dinge, es ist offenbar, aussprechlich und nennbar.
So bedeutet TAO einmal:
unaussprechlich, verborgen,
dann, mit anderer Betonung:
ausgesprochen werden.
Im Taoismus verkörpert die Erde das Weibliche (das Yin) und der Himmel das Männliche(das Yang). Das Namenlose, das unaussprechliche Tao, ist beiden vorangestellt und zwar als der Urgrund, der Ort, aus dem die Welt erschaffen werden wird. Aus ihm werden, wie im Spruch 42 (II. Buch) erklärt werden wird, Yin und Yang hervorgebracht.
Und, mit der Aufnahme der Produktivität, dem Erschaffen von Yin und Yang, setzt sich Tao selbst in die Welt, wird zu seinem eigenen Erschaffer und ist so - nun aussprechbar- aller Wesen Mutter. Tao also ist das Urprinzip. Ist die in sich schlummernd Kraft, die alles hervorbringen kann, aber selbst in Ruhe brach liegt, da ja schon alles in ihr enthalten ist. Partiell aber tritt das aussprechliche Tao aber hervor und erzeugt. Und so gewinnt die Welt, die vorher nicht war, plötzlich an Raum und Zeit. Sie expandiert.
Alle Weltwesen sind entstanden aus dem Sein.
Das Sein aus dem Nichtsein
Wer, so wird im ersten Spruch gefolgert, nicht begehrt, der kann in die geheime Welt des Tao's vordringen. Der ist frei von dem, was ihm Grenzen zuweist, was ihn also zum aussprechlichen Tao führt. Beides ist letztlich gleich, und zusammen bilden sie das Ursprüngliche. Der Ursprung des Ursprünglichen, die Ursache der die Teilung des Tao's innewohnt, sie ist das Geheimnis, welches allem zu Grunde liegt:
Unaussprechlich.
Der Mensch kann nun wählen, ob er im Körperlichen zu den Wurzeln vordringt, oder ob er seine Beschränkungen ablegt und so zum eigentlichen Kern vordringt. Beides sind die richtigen Wege. Der eine voller Schmerzen, da er mit dem Materiellen verhaftet, immer auch den Verlust bringt (Buddhismus), der andere voller Entbehrungen, da das weltliche Begehren abgelegt wird.
Das Leben voller Entbehrungen ist jedoch dem, der sich in diesem Zustand befindet, nicht mehr bewußt. Es ist ja ein Entbehren, welches man sich verstandesmäßig auferlegt hat, ein Entbehren ohne entbehren, da man ja die Welt begriffen und als ein letzlich EINES verstanden hat.
Das zweite Kapitel im Tao te King befaßt sich weiter mit den Gegensätzen, der Dualität in der wir leben - also in der aussprechbaren Welt. Ein Zustand des Wohlergehens kann vom Menschen nur wahrgenommen werden, weil er sich vorstellen kann, wie es ist, wenn man in dem anderen Zustand lebt. (Z.B.: Wenn ich Schmerzen habe dann werden mir diese unter anderem dadurch bewußt, daß ich weiß, wie es ist, wenn ich keine Schmerzen habe.)
Wie verhält sich nun der Weise, der die Welt in ihrer Dualität erkannt hat? Er verweilt im
[...]
tatenlosen Tun
Tun das Nicht Tun -
dann gibt es nicht Nicht Regelung
wie noch später zu lesen ist.
Lange lebten die Menschen mit den abenteuerlichsten Vorstellungen von der Welt und ihrer Entstehung. Die Natur war voller Ungeheuer und die Verantwortung für unvorhersehbare Geschehnisse lag in der Hand der Götter. Doch nach und nach nimmt der Mensch sein Schicksal selbst in die Hand. Er erkennt und trennt damit (Zum Erkennen bedarf es immer einer Subjekt / Objekt Beziehung). So verliert er seine Unschuld, da er sich nun seiner bewußt wird (Ich bin). Tauscht seine Natürlichkeit ein, für die Freiheit des Verstandes.
Doch wenden wir uns ab vom christlichen Abendland und dem Sündenfall, dem Sturz in die Polarität. Reisen wir in eine andere Welt: Wir befinden uns in Chung-kuo, im Reich der Mitte, oder, wie die Europäer sage würden, im Land der aufgehenden Sonne, also in China. Der Name leitet sich von Ch'in - Dynastie ab, eine Bezeichnung aus der Zeit von ungefähr 200 vor Christus, in welcher China, zum erstenmal, unter Shih Huang-ti, als ein Reich geeinigt erscheint. Doch diese Einigung wurde blutig erkämpft. Die Macht der Könige schwand, im Gegenzug gewannen die Lehnsherren mehr und mehr an Bedeutung. Durch innere Kriege war das Land zerrüttet.
Am Ende hatten sich aus Anfangs zehn Großstaaten »Die 7 Männer« herausgebildet, womit sieben sich bekämpfende Staaten gemeint waren, welche jede Intrige und Gewaltanwandlung zur Hilfe nahmen, um ihre Macht zu sichern. Alles war erlaubt, um den anderen einzuverleiben, zu besiegen oder auszuschalten. Jedes Mittel war Recht, um dem eigenen Alliierten gleichen Schaden zuzufügen. Verträge bestanden nur auf dem Papier, der Zweck heiligte alle nur erdenklichen Mittel.
Der Jahrhundertelange Kampf endete damit, daß der machtvolle Weststaat Thsin das Krongut und die Reichsinsignien der Tschou im Jahre 225 v.Chr. übernahm.
In schneller Folge wurden dann die restlichen sechs Lehnstaaten übernommen. So entstand ein einheitliches, großes Reich. Doch der erste Zusammenschluß war kurzlebig. Denn bald schon löste die Han-Dynastie (206 v. Chr.-220 n.Chr.) die vierzehn Jahre lang gehaltene Ch'in Dynastie ab. Das chinesische Staatswesen war nun (bis fast 1912 durchgehend) ein zentral gesteuertes Regierungssystem. Regiert von einem Kaiser und verwaltet von einer Bürokratie, deren Führung in den Händen von Zivilbeamten lag. Durch ein staatliches Prüfungssystem auf der Grundlage der philosophischen Klassiker hatte sich der Beamte zuvor zu qualifizieren. Wichtig war dabei die Weltordnung des Konfuzius und seine Lehre.
Und wie in anderen Regierungsformen auch galt im damaligen China das gleiche. Wurde die Zentralgewalt schwach, führten die Provinzen ein mehr oder weniger eigenständiges Dasein.
Wie auch in der Politik, zeigten sich in den geistigen Lehren einige grundlegend verschiedene Strömungen. Es gab zum einen Gruppen, die den Anspruch hatten edel zu sein und den natürlichen Begebeneheiten zu folgen. Selber waren sie besitzlos, legten keinen Wert auf Luxus und das Streben nach den weltlichen Dingen. Andere wiederum wollten Macht. Weltliche Macht. Wollten herrschen und Paläste als Spiegel ihres Einflusses aufbauen. In diese geistige Dualität springt nun auch das Tao te Kind mit seinem ersten Spruch:
Tao,
kann es ausgesprochen werden,
ist nicht das ewige Tao
Das Namenlose
Ist des Himmels und der Erde
Urgrund
Das namenhabende
Aller Wesen Mutter
Das TAO te King wird in ein Wortspiel eingeleitet. Im Chinesischen besitzt das Schriftzeichen TAO zwei Bedeutungen. Es gibt demnach zwei verschiedene Auffassungen vom Tao. Zum einen ist es verborgen, geheimnisvoll, daher unaussprechlich und unnennbar. Zum anderen ist es aber auch der Ursprung aller Dinge, es ist offenbar, aussprechlich und nennbar.
So bedeutet TAO einmal:
unaussprechlich, verborgen,
dann, mit anderer Betonung:
ausgesprochen werden.
Im Taoismus verkörpert die Erde das Weibliche (das Yin) und der Himmel das Männliche(das Yang). Das Namenlose, das unaussprechliche Tao, ist beiden vorangestellt und zwar als der Urgrund, der Ort, aus dem die Welt erschaffen werden wird. Aus ihm werden, wie im Spruch 42 (II. Buch) erklärt werden wird, Yin und Yang hervorgebracht.
Und, mit der Aufnahme der Produktivität, dem Erschaffen von Yin und Yang, setzt sich Tao selbst in die Welt, wird zu seinem eigenen Erschaffer und ist so - nun aussprechbar- aller Wesen Mutter. Tao also ist das Urprinzip. Ist die in sich schlummernd Kraft, die alles hervorbringen kann, aber selbst in Ruhe brach liegt, da ja schon alles in ihr enthalten ist. Partiell aber tritt das aussprechliche Tao aber hervor und erzeugt. Und so gewinnt die Welt, die vorher nicht war, plötzlich an Raum und Zeit. Sie expandiert.
Alle Weltwesen sind entstanden aus dem Sein.
Das Sein aus dem Nichtsein
Wer, so wird im ersten Spruch gefolgert, nicht begehrt, der kann in die geheime Welt des Tao's vordringen. Der ist frei von dem, was ihm Grenzen zuweist, was ihn also zum aussprechlichen Tao führt. Beides ist letztlich gleich, und zusammen bilden sie das Ursprüngliche. Der Ursprung des Ursprünglichen, die Ursache der die Teilung des Tao's innewohnt, sie ist das Geheimnis, welches allem zu Grunde liegt:
Unaussprechlich.
Der Mensch kann nun wählen, ob er im Körperlichen zu den Wurzeln vordringt, oder ob er seine Beschränkungen ablegt und so zum eigentlichen Kern vordringt. Beides sind die richtigen Wege. Der eine voller Schmerzen, da er mit dem Materiellen verhaftet, immer auch den Verlust bringt (Buddhismus), der andere voller Entbehrungen, da das weltliche Begehren abgelegt wird.
Das Leben voller Entbehrungen ist jedoch dem, der sich in diesem Zustand befindet, nicht mehr bewußt. Es ist ja ein Entbehren, welches man sich verstandesmäßig auferlegt hat, ein Entbehren ohne entbehren, da man ja die Welt begriffen und als ein letzlich EINES verstanden hat.
Das zweite Kapitel im Tao te King befaßt sich weiter mit den Gegensätzen, der Dualität in der wir leben - also in der aussprechbaren Welt. Ein Zustand des Wohlergehens kann vom Menschen nur wahrgenommen werden, weil er sich vorstellen kann, wie es ist, wenn man in dem anderen Zustand lebt. (Z.B.: Wenn ich Schmerzen habe dann werden mir diese unter anderem dadurch bewußt, daß ich weiß, wie es ist, wenn ich keine Schmerzen habe.)
Wie verhält sich nun der Weise, der die Welt in ihrer Dualität erkannt hat? Er verweilt im
[...]
tatenlosen Tun
Tun das Nicht Tun -
dann gibt es nicht Nicht Regelung
wie noch später zu lesen ist.