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Moderne Kinderbibel
#1
Hallo!

Kennt ihr den Film Narnia? Es wird ja oft behauptet, dieser Film eigne sich sehr gut, um Kindern biblische Grundgedanken nahe zu bringen und ich wollte mal schauen, was ihr so davon haltet. Von der Ästhetik her war der erste Teil m.E. bereits eine Meisterleistung und der zweite Teil soll ja zum 31. Juli folgen (http://www.disney.de/DisneyKinofilme/narnia/).

Grüße,
sincere
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#2
Ich kenne den Film Narinia. Ich habe auch das Buch dazu gelesen.
Wenn Du Deinen Kindern beibringen willst, dass ein christliches Junge als erstes zu lernen habe, wie man einen Menschen tötet und sofort das Blut vom Schwert abzustreifen hat - und Du dies als biblischen Grundgedanken empfindest -: dann nichts wie hin.

Der Weihnachtsmann bringt in Narnia statt Geschenke Waffen - jedenfalls den Jungens.

Von einer Meisterleistung habe ich nichts gesehen, sondern Propaganda für den Krieg gegen "Ungläubige".
Eine Mutter, die mit mir den Kinosaal verließ, war auch erstaunt über diesen gewalttätigen Film.

Es läuft die Info rum, dass dieser Film von evangelikalen Gemeinden der USA stark gesponsert wurde. Ich wollte das immer mal genauer recherchieren, vergessen. Das Kreuzrittermotiv ist da ja überdeutlich.

Das Buch selber enthält dies im Keim, der Film treibt das aber auf die Spitze.
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#3
Hallo Karla,

ich denke, der Film hat nicht ohne Grund eine Freigabe ab 12 Jahren. Für Kinder (oder Jugendliche ab 12) ist der Film m.E. nicht zu gewalttätig. Das ist noch meilenweit entfernt von all den Sachen, die heute im Fernsehen laufen. Da darf man Kinder nicht unterschätzen. Die sind da reifer als man denkt.

Worum es mir ging, sind folgende Sachen: Gut gegen Böse, sich für andere aufopfern, Vergebung... ich finde, diese Punkte werden (dank der Technik) auf eine sehr ästhetische Art und Weise dargestellt.

Liebe Grüße,
sincere
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#4
Hallo sincere!


sincere schrieb:Hallo Karla,

ich denke, der Film hat nicht ohne Grund eine Freigabe ab 12 Jahren. Für Kinder (oder Jugendliche ab 12) ist der Film m.E. nicht zu gewalttätig. Das ist noch meilenweit entfernt von all den Sachen, die heute im Fernsehen laufen. Da darf man Kinder nicht unterschätzen. Die sind da reifer als man denkt.

So habe ich das überhaupt nicht gemeint. Auch für Vierzigjährige ist es eine schlechte Botschaft, dass Kinder lernen sollen zu morden.
Keineswegs wird in den normalen gewalttätigen Filmen der Anspruch erhoben, eine christliche Botschaft zu verbreiten, die da lautet: töte den (Glaubens-) Feind, wisch aber schnell das Blut vom Schwert - wasch dich also rein direkt nach dem Mord, damit du weiter töten kannst. Das als christliche Botschaft zu verkaufen, ist einfach nur pervers. Immerhin empfiehlt das ja der "Löwe", den viele als Symbol für Christus sehen. Hat Jesus tatsächlich in den Evangelien schon Kinder aufgefordert, die Scheu vor dem Töten zu überwinden? Und zwar so schnell wie möglich? Denn sonst könne aus ihnen kein Mann werden?


Zitat:Worum es mir ging, sind folgende Sachen: Gut gegen Böse, sich für andere aufopfern, Vergebung... ich finde, diese Punkte werden (dank der Technik) auf eine sehr ästhetische Art und Weise dargestellt.

Ja, und ich habe hinzugefügt, dass unterschwellig mit diesem Film reale "Glaubenskriege" unserer Zeit gerechtfertigt werden sollen. Das Schema "gut - böse" ist in unserer Zeit ein Mittel der Demagogie.
Und eben darum ist es mir so wichtig, herauszukriegen, wer genau diesen Film gesponsert hat. Der erste Film - "König von Narnia" - wurde ja in einer beispiellosen Werbeaktion schon im Vorfeld in allen möglichen christlichen Gemeinschaften gezeigt.

Ob der erste Film überhaupt so toll angekommen ist, ist die große Frage. Meinem Gefühl nach wird da an den Zahlen manipuliert. Denn der zweite Film sollte direkt ein Jahr danach kommen, kam aber nicht. In der Großstadt, in der ich wohne, war der Film schnell abgesetzt.

Im Übrigen ist die Narnia-Serie extrem frauenfeindlich. Eins der weiblichen Kinder darf Narnia - das Reich des Guten - nicht mehr betreten,
weil das Mädchen Nylonstrümpfe trug. Das ist für den Autor Lewis offenbar ein Zeichen von Verworfenheit, die dieses Kind vom Reich Gottes ausschließt.
Ob das in den Film übernommen wird, weiß ich natürlich nicht, glaube ich auch nicht unbedingt. Aber es zeigt, in welche Richtung das Ganze geht und warum die Neuchristen so darauf fliegen: alle negativen Eigenschaften des Christentums feiern da Wiederauferstehung. Natürlich ist das personifizierte Böse in Buch und Film eine Frau.
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#5
also ich fand den ertsen teil von narnia jetzt nicht allzu gewalttätig muss ich sagen, der zweite hat eine altersbeschränkung, der erste nicht. ich denke also das der zweite etwas düsterer sein wird.

ich kenn mich mit denjenigen, die solche filme produzieren nicht aus. die geldgeber, die ganze politik.

aber die figur des aslan hat schon ein paar interessante parallelen:
hier mal ein auszug aus dem englischen wiki eintrag für aslan:

Christian interpretation

Although Aslan can be read as an original character, there are parallels with the character and story of Christ. In particular, Aslan's sacrifice and subsequent resurrection parallel Christ's crucifixion and resurrection. Aslan also has God-like powers; he created Narnia with a song (The Magician’s Nephew). The Emperor-Over-the-Sea then refers to God the Father, and Aslan’s country (The Voyage of the Dawn Treader) to heaven. In The Last Battle a new Narnia is made and also a new Earth, as in the Book of Revelation. Furthermore, there are biblical reference of Christ being called a lion, as in Revelation 5:5: "And one of the elders saith unto me, Weep not: behold, the Lion of the tribe of Judah, the Root of David, hath prevailed to open the book, and to loose the seven seals thereof." (KJV)

According to the author, Aslan is not an allegorical portrayal of Christ, but rather a different, hypothetical, incarnation of Christ himself:

If Aslan represented the immaterial Deity, he would be an allegorical figure. In reality however, he is an invention giving an imaginary answer to the question, 'What might Christ become like if there really were a world like Narnia and He chose to be incarnate and die and rise again in that world as He actually has done in ours?' This is not allegory at all.

This interpretation is related to J. R. R. Tolkien's concept of "secondary creation" expounded in his 1947 essay "On Fairy-Stories," reflecting discussions Lewis and Tolkien had in the Inklings group.
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#6
Hallo Karla (und Perringo)!

C.S. Lewis schrieb:Some people seem to think that I began by asking myself how I could say something about Christianity to children; then fixed on the fairy tale as an instrument, then collected information about child psychology and decided what age group I’d write for; then drew up a list of basic Christian truths and hammered out ‘allegories’ to embody them. This is all pure moonshine. I couldn’t write in that way. It all began with images; a faun carrying an umbrella, a queen on a sledge, a magnificent lion. At first there wasn’t anything Christian about them; that element pushed itself in of its own accord.

Ich kann mich leider nicht auf die Bücher beziehen, da ich diese nicht gelesen habe. Ich bleibe daher einfach beim Film, Narnia I. Der Film ist wohl kein christlicher Film mit Fantasyelementen, sondern mehr ein Fantasyfilm mit gewissen christlichen Parallelen. Für die dargestellte Zeit ist daher ein Kampf mit Waffen unabdingbar. Es ist nicht untypisch für Könige, ihr Reich mit dem Schwert zu verteidigen. Es geht daher m.E. auch nicht darum, die "Scheu vor dem Töten" abzulegen, sondern die Reife zu zeigen, die notwendig ist, um sich dem Feind zu stellen. Ich möchte daher auch nochmal auf diese Aussage verweisen:

C.S. Lewis schrieb:If Aslan represented the immaterial Deity, he would be an allegorical figure. In reality however, he is an invention giving an imaginary answer to the question, 'What might Christ become like if there really were a world like Narnia and He chose to be incarnate and die and rise again in that world as He actually has done in ours?' This is not allegory at all.

Karla schrieb:Natürlich ist das personifizierte Böse in Buch und Film eine Frau.

Ist das denn in der Geschichte des Christentums so untypisch? Die Welt von Narnia ist ohne Zweifel eine patriarchalisch organisierte und dieser Aspekt daher gar nicht so ungewöhnlich für die dargestellte Zeit.

Karla schrieb:Ja, und ich habe hinzugefügt, dass unterschwellig mit diesem Film reale "Glaubenskriege" unserer Zeit gerechtfertigt werden sollen. Das Schema "gut - böse" ist in unserer Zeit ein Mittel der Demagogie.
Und eben darum ist es mir so wichtig, herauszukriegen, wer genau diesen Film gesponsert hat

Ich denke, diese Parallele lässt sich bei vielen Filmen (auf einer gewissen Ebene) ziehen. Umso wichtiger ist es, die Sponsoren / den Hintergrund zu kennen. Müsste man mal recherchieren. Ich hoffe sehr, dass man diesen Film trotz dieser kontroversen Aspekte auch als das nehmen kann, was es ist: eine technisch schön umgesetzte Fantasy-Story.

Grüße,
sincere
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#7
Hallo sincere,


sincere schrieb:
Karla schrieb:Natürlich ist das personifizierte Böse in Buch und Film eine Frau.

Ist das denn in der Geschichte des Christentums so untypisch? Die Welt von Narnia ist ohne Zweifel eine patriarchalisch organisierte und dieser Aspekt daher gar nicht so ungewöhnlich für die dargestellte Zeit.

Das Buch ist im 20. Jahrhundert geschrieben, der Film im 21. Jahrhundert
gedreht worden. Buch und Film sind keine Kopien der Bibel, sondern eine moderne Interpretation derselben. Dichter und Drehbuchschreiber sind darum sozusagen haftbar zu machen für ihre Deutung. Wenn sie aussagen, dass die Frau das Böse ist, dann ist das eine Aussage aus der Zeit, aus der sie stammen.

Lewis hat immerhin sein Fantasyschreiben von Tolkien gelernt. Tolkien war viel früher als Lewis Christ; Tolkien hat sogar Lewis zum Christentum bekehrt (darüber gibt es schriftliche Aussagen). Aber Tolkien ist nicht im Traum eingefallen, in der Frau das Böse zu sehen. Für ihn haben das Böse und das Gute das gleiche Geschlecht (bzw. haben letztlich gar kein "Geschlecht"). Das Erotische als Teil des Bösen anzusehen ist doch relativ primitiv, und darum ist Lewis eben nur ein evangelikaler Prediger mit fragwürdigen Lehren, während Tolkien das alles viel tiefer durchschaute.

Tolkien hat sich übrigens später entschieden von Lewis distanziert, mit ihm gebrochen.


Zitat:
Karla schrieb:Ja, und ich habe hinzugefügt, dass unterschwellig mit diesem Film reale "Glaubenskriege" unserer Zeit gerechtfertigt werden sollen. Das Schema "gut - böse" ist in unserer Zeit ein Mittel der Demagogie.
Und eben darum ist es mir so wichtig, herauszukriegen, wer genau diesen Film gesponsert hat

Ich denke, diese Parallele lässt sich bei vielen Film (auf einer gewissen Ebene) ziehen.

Welche Filme noch wollen Deiner Meinung nach moderne Glaubenskriege rechtfertigen? Das würde mich interessieren.


Zitat:Umso wichtiger ist es, die Sponsoren / den Hintergrund zu kennen. Müsste man mal recherchieren. Ich hoffe sehr, dass man diesen Film trotz dieser kontroversen Aspekte auch als das nehmen kann, was es ist: eine technisch schön umgesetzte Fantasy-Story.

Mir ist das jedenfalls nicht gelungen. Ich kann mich nicht erinnern, jemals in einem anderen Film als bei "Narnia" mich so über verlogene Darstellung geekelt zu haben, ich habe physisch beim Zuschauen gelitten.
Aber danke, sincere, dass Du meine Einwände ernst nimmst und bereit bist, Dingen auf den Grund zu gehen. Ich habe mir vorgenommen, irgendwann diesen ersten Film genau zu analysieren, ebenso die Bücher. Und auf den zweiten Film werde ich ebenfalls ein Auge haben.
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#8
Karla schrieb:Das Buch ist im 20. Jahrhundert geschrieben, der Film im 21. Jahrhundert
gedreht worden. Buch und Film sind keine Kopien der Bibel, sondern eine moderne Interpretation derselben. Dichter und Drehbuchschreiber sind darum sozusagen haftbar zu machen für ihre Deutung. Wenn sie aussagen, dass die Frau das Böse ist, dann ist das eine Aussage aus der Zeit, aus der sie stammen.

Ich will nicht bestreiten, dass ein britischer Autor aus dem 20. Jahrhundert misogyne Tendenzen zeigen kann, finde aber, man sollte sich nicht zu sehr darauf versteifen. Insbesondere wenn es um die Drehbuchautoren geht. Nicht jede Geschichte mit einer Hexe geht auf frauenfeindliche Autoren zurück. Es wird ohne Zweifel eine typisch patriarchalische Gesellschaft gezeigt, aber es ist keine rein frauenfeindliche. Man denke z.B. an Lucy Pevensie.

Karla schrieb:Tolkien hat sich übrigens später entschieden von Lewis distanziert, mit ihm gebrochen.

Tolkiens Problem war, dass Lewis zu viele christliche Elemente in seine Werke einbaute und sich sehr den Kindern widmete, während Tolkien das Fantasygenre für Erwachsene etablieren wollte.


Karla schrieb:Welche Filme noch wollen Deiner Meinung nach moderne Glaubenskriege rechtfertigen? Das würde mich interessieren.

Es geht mir hier nicht um "wollen", sondern einfach nur darum, dass man dies reininterpretieren kann, wenn man so will (z.B. bei 300).


Karla schrieb:Mir ist das jedenfalls nicht gelungen. Ich kann mich nicht erinnern, jemals in einem anderen Film als bei "Narnia" mich so über verlogene Darstellung geekelt zu haben, ich habe physisch beim Zuschauen gelitten.
Aber danke, sincere, dass Du meine Einwände ernst nimmst und bereit bist, Dingen auf den Grund zu gehen. Ich habe mir vorgenommen, irgendwann diesen ersten Film genau zu analysieren, ebenso die Bücher. Und auf den zweiten Film werde ich ebenfalls ein Auge haben.

Mir ist das nicht ganz so ergangen, aber ich bin auch ein sehr oberflächlicher Mensch. Ich denke, es ist durchaus lohnenswert, sich da mal genau mit zu beschäftigen. Wenn ich die Zeit dazu habe, werde ich auch mal schauen. Freu mich schon auf deine Ergebnisse! :icon_wink:

Liebe Grüße,
sincere
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#9
ich denke, dass man deshalb so viele interpretationen so einer geschichte hat, liegt einfach daran, dass sie grundsätzlich gefühle, verhältnisse und spirituelle fragen zum thema machen oder diese themen berühren.

ebenso ist es ja mit den den grossen büchern der weltreligion. da ist der interpretationsrahmen auch eher gross, weil fast jeder einen zugang findet, jedoch unter umständen einen eigenen.

auch in der geschichtenerzählerei, der märchen z.b. der gebrüder grimm kommen diese assoziationen immer wieder auf. das liegt denke ich daran, das kinder so geschichten gut begreifen können, der held, der bösewicht...das gilt auch für die action heroes der comic zeit.

meiner meinung nach sollte man jetzt nicht zu sehr DIESE leichte vereinfachung auf gut gegen böse (die ja in nahezu jedem film oder buch vorkommt) so als potenzielle konditionierung der kinder auf heutige politische demagogien interpretieren.
das ist sehr weit hergeholt, wenn ich die märchen meiner kinderzeit mal auf "gefährliche messages" durchsuchen würde, und etwas finden wollte, würde ich auch etwas finden.

ich finde es nicht oberflächlich den film einfach als moderne märchenerzählung zu sehen, mehr entertainment als bildung

und noch mal am rande:)...es ist ja fast ironisch, wenn man das ganze mal umdreht könnte man sagen, die moderne politik hat sich, da sie ja oft auf gut gegen böse vereinfacht, die selben praktiken zunutze gemacht wie die märchenschreiber die bücher schrieben. da können aber eben diese märchenschreiber ja nichts für.

was für geschichten erzählen gut ist, ist in der politik und auch in der alltäglichen welt natürlich differenzierter zu sehen.
aber ich finde trotzdem klasse wie hier in der diskussion in die tiefe gegangen wird, imponiert mir sehr:)
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#10
Da bin ich ganz deiner Meinung Perringo! Im Prinzip unterscheidet Narnia sich kaum von klassischen Märchen und auch dort lassen sich all diese Parallelen ziehen. Nur die Grafik ist schlechter :icon_wink:

Wie sieht's aus? Durfte denn jemand die Premiere mit dem Ritterturnier erleben? Muss bestimmt eine super Atmosphäre für den Film gewesen sein. Ich konnte leider nicht und muss mich wohl noch ein paar Tage gedulden!

- sincere
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#11
nein leider hat das nicht geklappt, ist doch schon ein ganz schön langer weg, aber mit etwas glück schaff ich es morgen ins kino....war ich auch schon lange nicht mehr:)
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