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Alter, Sterben, Tod - wie kann man das lernen?
#46
Je nach dem zugrunde liegenden Modell unseres Universums, kann auch das beobachtbare Universum einen Ereignishorizont haben. Die Beschleunigung der Ausdehnung durch die dunkle Energie würde dann dazu führen, dass Ereignisse und Objekte hinter einem bestimmten Radius in keinem kausalen Zusammenhang mehr mit uns stehen. Keinerlei Information könnte dann von einem Punkt hinter dem kosmologischen Ereignishorizont mehr zu uns dringen.
Man kann sagen, dass die Rotverschiebung unendlich groß wird, wenn die Lichtquelle auf oder hinter dem Ereignishorizont sitzt.
Ereignishorizont: Klick!

Der kosmologische Ereignishorizont untersucht im Prinzip die Frage, ab welchem raumzeitlichen Abstand zwei Beobachter keine Signale mehr austauschen können. Nimmt man ein Lichtsignal an, das die Beobachter austauschen mögen, gilt für Nullgeodäten, dass das Linienelement verschwindet: ds2 = 0. Bei rein zeitlichem und radialem Abstand verschwinden die Winkelanteile im Linienelement und man erhält direkt eine differenzielle Bedingung für den kosmologischen Ereignishorizont.
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Im Rahmen des Supernova Cosmology Project (SCP) wurde erstmals 1998 beobachtet, dass die Ausdehnung des Universums sogar beschleunigt wird (Perlmutter et al., publiziert 1999)!
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Die überlichtschnelle Expansion steht nicht im Widerspruch zur Relativitätstheorie, weil es der Raum selbst war, der so rasant expandierte und keine Information superluminal übertragen wurde.
-

Es ist also noch vieles möglich von dem wir das Meiste wohl nicht erfahren werden.
Auch habe ich bisher noch keinen Widerspruch zu meinem Seifenblasenmodell gefunden,
ich vermute, dass sich unser Sichtbares vom Universum in einer "Seifenblasenhaut" befindet
und dass wir nur gerade mal weniger als 1/3 von der Stärke dieser Haut beobachten können.

Gruß,
Wojciech
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#47
Hallo Petrus!

Das alte Vorurteil (was manchmal ja seinen wahren Kern haben mag), es sei so viel leichter zu glauben, als es nicht zu tun, stimmt nicht immer, hm?
Ist da auch ein bisschen Nostalgie oder Heimatlosigkeit bei, so in der Wiederannäherung ans Christentum? Ich tendiere momentan aus persönlicher Erfahrung etwas zu dem Eindruck, dass ehemaliger Katholizismus ziemlich hartnäckig sein kann – und das im Guten wie im Schlechten.

(22-09-2008, 10:24)Petrus schrieb: Ach, ich weiss nicht. Wie Du ja schon als Antwort vermutet hast: ich KANN ja gar nicht anders. Es würde mir doch keinen Deut helfen, mich selbst Atheist, Katholik, Pantheist oder sonstwas zu nennen und es gar nicht zu sein.

Aber du stehst dazu. Es gibt oft genug denn Fall, dass Menschen nach außen umso fanatischer werden, je instabiler ihr eigenes Fundament ist, was ein ziemlicher Teufelskreis werden kann – und das meine ich bei weitem nicht nur auf religiöse Dinge bezogen.
Und sprachliche Etiketten, sofern sie nicht eben zufällig passen, helfen da sicher niemandem, ja…

Okay, kein „aufgepeppter Atheismus“, um es mit Richard Dawkins zu sagen. (Ich muss zugeben, ich find die Formulierung recht amüsant, auch wenn ich ihr inhaltlich nicht zustimme – man bringe mal einige der Philosophen, auf die es abzielen mag, mit dem Wort „peppig“ in Verbindung *g*)
Jetzt muss ich gerade wieder an den Hellpach denken, der es scheinbar nicht für so unmöglich hält, Christ und Pantheist zu sein…

liebe Grüße, Melmoth
"Gottes ist der Osten und der Westen; wohin immer ihr also euch wendet, dort ist Gottes Angesicht." (2:115)
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#48
Anmerkungen zum "Ereignishorizont": ... könnte sein, ja.

Wojciech schrieb:Die überlichtschnelle Expansion steht nicht im Widerspruch zur Relativitätstheorie, weil es der Raum selbst war, der so rasant expandierte und keine Information superluminal übertragen wurde.
M. E. galt das nur für den extrem kurzen Moment der Inflation Bruchteile nach der Anfangssingularität. Um das aber zu verifizieren, müsste ich recherchieren. Ich akzeptiere diese und die anschließenden Aussagen mal; das macht im Moment weniger Mühe.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#49
Lieber Melmoth,

>Ich tendiere momentan aus persönlicher Erfahrung etwas
>zu dem Eindruck, dass ehemaliger Katholizismus ziemlich
>hartnäckig sein kann – und das im Guten wie im Schlechten.

Das ist sicherlich richtig. Ich denke, wäre ich nicht 25 Jahre lang Katholik gewesen, hätte ich weniger Probleme mit dem endgültigen Abnabeln...

>Jetzt muss ich gerade wieder an den Hellpach denken, der es scheinbar
> nicht für so unmöglich hält, Christ und Pantheist zu sein…

Du wirst Dich wundern, wie Recht Du hast Icon_wink Hellpachs Buch TE DEUM, über das wir uns ja an anderer Stelle ja bereits "sprechen", ist ja sein ZWEITES Buch zum Thema. Sein erstes erschien gut 2 Jahrzehnte eher, ist deutlich konservativer, deutlich "christlicher". Es heisst:

Willy Hellpach
Zwischen Wittenberg und Rom
Eine Pantheodizee zur Revision der Reformation

ist 1931 im S.Fischer Verlag erschienen, und ausdrücklich folgenden Geistesgrössen gewidmet:

Meister Eckhart
Nikolaus von Kues
Paracelsus (!)
Jakob Böhme
Angelus Silesius
Gottfried Leibniz
J.G. Herder
D.F.Schleiermacher
G.Th. Fechner und
I.v. Döllinger,

wobei Döllinger vielleicht der überraschendste zu Ehrende ist, denn er war durch seine Opposition gegen Papst Pius IX und gegen dessen Unfehlbarkeitsdogma, das er bei ersten Vatikanischen Konzil 1870 verkünden liess, einer der Gründer der Altkatholischen Kirche... Ich finde das recht vielsagend.

Liebe Grüsse

Petrus
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#50
Allmächtige Götter (Zeus, Jupiter usw.) sterben problemlos - nur ohnmächtige Menschen (Gläubige) brauchen geistige Sterbehilfe durch religiöse Ideologien - oder? Eusa_angel
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#51
Hallo Petrus :)
Zitat:Petrus: wobei Döllinger vielleicht der überraschendste zu Ehrende ist, denn er war durch seine Opposition gegen Papst Pius IX und gegen dessen Unfehlbarkeitsdogma, das er bei ersten Vatikanischen Konzil 1870 verkünden liess, einer der Gründer der Altkatholischen Kirche...
Ich finde das recht vielsagend.

- och, ich finde das nicht, fuer 1931 war das nicht so ueberraschend, denn er protestierte zwar etwas und es entstand dann die "alt-katholische" Konfession mit der Absicht, Katholizismus auf Nationale-Landeskirchen -Niveaus herunter zu kuerzen, was ja nun mit diesem Dogma, das alle Jubeljahre mal beansprucht werden wuerde (- ich meine erst 2 mal seit 1871 gab es eine Formulierung auf diesem Niveau) gar nichts zu tun hatte
- da trat genau derselbe Bischof Döllinger auch aus jener Bewegung der Alt-Kastholiken wieder aus und vertrug sich dann lieber wieder mit seiner bisherigen Kirche, und zwar grad, als es der dann am schlechtesten in der Neuzeit seiner Tage ging, nach 1871 gab es doch die Bismarck'schen Schul-Erlasse etc., nach denen ein protestantischer kaiserlicher Verwaltungs-Apparat allen Religions-Gemeinschaften im Kaiserreich vorschreiben wollte, wer ihre Religion lehren und ihre Riten mit den Gemeinden praktizieren duerfe, um was ueberhaupt gebetet werden duerfe und worueber sie ueberhaupt predigen duerften.
Dafuer, das abzulehnen, verbrachten fast alle dt.Bischoefe und viele Priester (als auch Geistliche anderer Konfessionen) die naechsten Jahre teils im Gefaengnis und teils als illegal Untergetauchte im angrenzenden Ausland, bis man das 1886 endlich durch ein Konkordat und dergleichen regelte und jede Religion ihre Konfession selbstbestimmt lehren liess.
Und dann - 1931 - hast Du das Jahr beachtet? - 1933 begann eine neue Regierung sogleich mit dem Konzept, einen ev.Reichsbischof herzustellen (Protestanten sind Landeskirchen neben einander, ohne Zentral-Bischof) von dem man noch staerkere Bevormundungen erbracht sehen wollte, unter anderm planten schon welche die Idee durchzusetzen, das Christentum zu ent-judaisieren, also "Altes Testament" und jegliche Zitatbezuege darauf weg, Paulus-Briefe und Apostelgeschichte wohl auch, und Jesus zu einem illegitimen Sohn eines flotten "blonden roemisch-germanischen Soeldners" werden zu lassen - weil sie meinten, ganz drauf verzichten moechte das Volk denn doch nicht.
Sie beriefen Pastor Fritz v.Bodelschwingh jr aus Bethel dazu, Reichsbischof zu werden, weil der im Norden und ueber die Grenzen hinaus als treuer und gern deutscher Christ bekannt war, wie dessen gleichnamiger Vater.
Der trat, als er merkte, wozu er missbraucht werden sollte, sofort erschrocken zurueck.
Damals erst musste die Protestantenkirche ihr bis dahin schlicht immer noch einverstandenes Verhaeltnis zum Staat richtig hastig ueberdenken, denn auf so einen Staat war doch keiner gefasst. Diese Bewegung mit Widerstand im Sinn hiess dann EC, Entschiedenes Christentum, und nicht wenige davon mussten das dann schwer buessen.

mfG WiT :)
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#52
Hi Fans :)
Zitat:Alter, Sterben, Tod - wie kann man das lernen?
Darf ich dran erinnern, was hier immer noch die Ueberschrift dessen ist, wovon wir hier reden? Manchmal mag ja das freischweifende vom Thema aus was Anderes Erreichen auch gut so sein, aber dies ist doch ein Thema, worueber mancher im Ernst etwas aus unserm Kreise erfahren moechte, versteht Ihr?
- Als vor Kurzem eine aeltere Frau im TV gezeigt wurde, die es gefilmt ankuendigte (wie ein Suizid-Bomeber uebrigens), sich oeffentlich von einem Ex-Justiz-Senator beim Umkommen helfen zu lassen,
und die ihre Entscheidung damit "begruendete", dass sie in dem Alter sei, in dem VIELLEICHT auch ihr bevorstuende, in ein Heim mit andern alten Menschen zu ziehn und sich dort eben fremdbestimmt das Leben einengen zu muessen
- VIELLEICHT, wohlgemerkt, denn es war noch nichtmal der Fall eingetreten und die Frau sagte auch, sie sei ohne Schmerz und auch gesund - aber da war ihr Tod denn auch schon eingetreten, als wir es sahen.

Da hat doch dieser froehliche Ex-Justiz-Senator mit der Nachricht zusammen die Öffentlichkeit etwas ueber seine Meinung zu Alter, Sterben, Tod und gar noch ueber "Gruende", bei anderen nachzuhelfen, dieses zusammenzufassen, gelehrt - und das wohl am Ende auch noch zu bezahlen... - dieser neue Erwerbs-Zweig laeuft ja schon seit Jahren an - zuerst mit Menschen gestartet, die wirklich vor Schmerz unnd / oder Verzweiflung ihr Leben nicht mehr leben mochten - auch wenn es andere gab, die sie noch so sehr liebten, auch junge, und der "Kundenkreis" nimmt wohl wieder ab, denn tun kann man das ja nur definitiv einmal
- also dachte ich bei dieser unglaublichen Praesentation, dieser Frau, nun gehn sie einfach ins Land an die Hecken und Zaeune und bequatschen Leute mit mittleren Befuerchtungen, etwas koennte "passieren", was ihnen evtl. missfiele, auch den Tod zu verkaufen. Ich denk, die werden aber nach dem Tod noch was zu staunen kriegen.....
- Das sagt mir eben mein Glaube.
Ich bin ja nun 63 und haette das frueher selber gewiss "alt" genannt, aber meine Mutter lebte 89 Jahre lang, davon 20 wieder mit mir, und da kam man nicht ganz so in die "Rolle", nur manchmal witzelten wir, dass wir nun schon beide zur selben Generation zaehlen - es gab schon so viel, was "frueher" wir noch beide erlebten und was heute so ganz anders anders ist. Sie hat bestimmt 4 mal ihre Memoiren rekonstruiert, hatte sie doch immerhin 2 Weltkriege abbekommen mit auch allen Tiefen und Noeten, und da war immer etwas, das "ging ihr nicht in den Kopf", also setzte sie nochmal damit von vorn an, bis ca 3 Wochen vor ihrem Tod schrieb sie daran, und so viel davon sprachen wir durch in diesen letzten 20 Jahren - mit Dank feierte sie seit sie 80 wurde, jedes Jahr den Geburtstag recht "gross", und sah es eben nicht als selbstverstaendlich, dass man so lange leben darf, dass ein ganzes Adressbuch einem schon voraus-gestorben ist, wie wir einmal erschrocken vermerkten, wenn die jaehrlichen Gruss-Briefe dran waren.
ok, sie war relativ robust gesund, aber natuerlich, im Alter gab es mal auch was, was nicht mehr ging - mal witzelte sie auch darueber und sagte etwa: "Es passt eigentlich gut, dass die Augen im Alter nachlassen, sodass man nicht mehr jeden Fussel auf dem Teppich sieht - wenn man sich danach auch sowieso nicht mehr einfach buecken koennte"
Man soll aber nicht sagen: Na, die hatte es aber auch gut, als sie alt wurde.

Da hab ich noch jemand in meiner Familie, nun 90j, und sie hat gewiss "nie was ausgelassen" an Krankheiten im Leben, und nahm es auch jedesmal sehr dramatisch und ihr geschah auch grosses Leid darueber hinaus, auch spaeter. Sie braucht ein paar Hilfen, aber lebt auch autonom in einer "Residenz", und auch sie erinnert sich gerne zurueck, dass sie 2 Weltkriege doch ueberlebte - und ich hoer genauso gern sie aus einer ganz anderen "Welt" als die unserer Familie erzaehlen - man kann sich kaum zwei verschiedenere Herkuenfte und Lebenskonzepte vorstellen als diese zwei
- beide trauen dem Tod, wenn er denn mal kaeme - auch wenn sie ihn weder fuer sich noch fuer andere moegen.

Da hab ich sogar noch eine Dritte in meiner Familie, jetzt 91j, die hatte in ihrer langen Zeit auch noch die 52 Jahre unter der Sowjet-Regierung zu tragen und war auch haeufig sehr krank, hatte noch mehr persoenliches Leid abgekriegt, indem ihr kurz nacheinander ihre Mutter, ihre Tochter, ihr Sohn und ihr Mann starben und sie finanziell von uns die aermste ist - aber auch sie macht mit beeindruckender Hartnaeckigkeit weiter, solange es gegeben ist

- alle drei trauen G0TT, soweit es um Dinge geht, die wir beginnen und ER vollenden muss, und keine von ihnen ist auffaellig fromm oder so, also zum Diskutieren hier saehen sie gar keinen Anlass, sie glauben einfach weiter an G0TT, wie sie es am Anfang lernten, letztere zwei beschweren sich vielleicht auch mitunter ein bisschen bei IHM und erhoffen doch, dass es dann wieder weitergeht und zum Guten enden wird, weil ER dabei sein wird auch nach dem Leben.
Ich wuerde sagen, sie haben Alter, Sterben und Tod "an sich zu haben", weil man ja geboren wurde, gelernt
- vielleicht auch ich, die jetzt eben dran "uebt", schon echt "alt" zu sein und ich hoffe, fuer noch lange Zeit -

Da war ich neulich in der Stadt, wo ich vor 40 Jahren studierte und dabei ging es mir schon durch den Kopf, dass ich nach niemandem mehr zu fragen brauche, ob es den noch gibt und er / sie sich wohl freut, dass ich mich daran erinnere
- vor 20 Jahren machte sowas noch Sinn - aber nun? - wenn jemand von ihnen weiss, sind sie Legende - meine Bezugspersonen waren zumeist aelter als ich oder sind nun schon gestorben, vor mir. Das begann aber bereits in meiner Schulzeit, damals starben binnen 2 Jahren 10 unserer Mitschueler kurz nacheinander, jeder an etwas Anderem
- es ist eben eine Karawane der Leben, dass immer welche hineinkommen und andere gerade gehn, auf immer oder fuer diesmal
- mit diesem Bild troeste ich mich dann auch, wenn es mich traurig stimmt, dass es so "eingerichtet" wurde, um kurze und lange Leben nicht allzu krass vor einander abstechen zu lassen. Bei uns ist man sich sicher, dass die Lebenslaenge schon am Tag der Zeugung festeht.
Mir faellt da auch keine bessere Moeglichkeit ein.
Es ist doch so, diese Karawane hat viele Abschiede im Angebot, da gibt es Leute, die faende man toll, wenn man sie naeher kennenlernen koennte - aber der Weg trennte sich schnell
- und Jahre spaeter, drauf zurueckkommend, weil sich nun ein guter Anlass faende - dann sind sie schon "ganz abgereist".
Und das kann dann ja bereits 30-40 Jahre her sein - innerlich sind sie doch "hier", wenn man sich so erinnert, den Anfang von frueher fortsetzen zu koennen - und kann das dann jetzt nicht - es tut auch dann weh, wenn man dies hoert: "Vorlaeufig jedenfalls nicht mehr", weil man es jetzt ja erfaehrt.
Manchmal, als ich noch Spring-Nachtwache war, wurde ich geholt zu jemandem, der dann schon starb, als Sterbe-Wache "letzter Kamerad" fuer diese Lebensphase, und auch da kam es vor, dass ich mich in so kurzer Zeit mit demjenigen selber anfreundete - manche Kollegen versuchten das sehr zu vermeiden, im Dienst, weil es dann doch auch weh tut - aber ich nicht. Mir ist, als sei das eine Art Aufgabe, sich des Menschen, der das war, zu erinnern.

Vielleicht geht es nicht jedem so, aber ich habe genaue und lebhafte Erinnerungen an sogar Freunde, Verwandte und Bekannte aus meiner Vorschulzeit, im Kontinuum, bis hin zum gegenwaertigen Jahr, und sei es an Chat-Partner, die mir aufgefallen sind - vielleicht weil meine Familie das Erzaehlen so liebte: was und wen so jeder erlebte, bis man sich wieder traf.
Durch dies Erzaehlen sind auch die, die uns gestorben sind, immer weiter dabei und die, die neu sterben, sind dann ja in diesen Erzaehlungen schon drin - man muss nicht erstarren, wenn der Name erwaehnt wird. Man hat mehr das Gefuehl, in gemeinsamem Anliegen weiter zu gehen.

Meiner Empfindung nach ist das eine moegliche Weise, "Alter, Sterben und Tod auch an sich selbst zu haben" zu lernen. Man hat Beispiele, was es da alles gibt, wie unterschiedlich es sein kann.
Klar, so manches wuenscht man sich nicht, aber es kann dann ja trotzdem immer noch so oder so weiter gewandert werden, in dieser Karawane.

mfG WiT
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#53
Moin Petrus,

das sind 2 Aspekte, die Du aufgreifst:

- Wie gehen wir damit um, selbst sterben zu werden
- wie gehen wir mit dem Tod von anderen Menschen um, die wir lieben.

Zum zweiten:
Mein Vater starb überraschend, als ich kurz vor Beendigung meiner Berufsausbildung stand. Eine sehr gute Freundin starb vor einigen Jahren überraschend bei einem Autounfall. Das sind die beiden Fälle, die mir als ersten durch den Kopf schießen.

Ich finde es wichtig, diese Menschen in Frieden gehen lassen zu können. Ohne von Gedanken gequält zu werden, was ich noch hätte tun können, was ich noch zu Lebzeiten änders hätte machen können. Das war, insbesondere bei meinem Vater, nicht einfach.

Hier hilft mir mein Glaube, mein Wissen, dass sich G'tt um diese Menschen kümmert. Und eben auch um mich. Das hat mir geholfen, Frieden zu schließen mit dem Tod dieser Menschen. Wobei ich hier im Forum natürlich auch nicht zu sehr in die Tiefe dieser sehr persönlichen Geschichten gehen möchte.


Angst vor dem eigenen Tod hatte ich nie. Vor dem Sterben schon, insbesondere wenn dies lange und schmerzhaft sein sollte, aber eben nicht vor dem Tod.

Genau wie Du musste ich mich damit infolge einer Krankheit auseinander setzen. Ich hatte eine Erkrankung, die damals eine Todesrate von ca. 30 % hatte.

Ich weiß nicht genau, warum ich keine Angst vor dem Tod habe.

Nach meinem Glauben werde ich vor G'tt stehen und mein Leben wird gewogen und bewertet werden. Nun lief mein Leben bestimmt nicht perfekt, aber ich denke, ich kann es vertreten.

Ich mache mir allerdings Sorgen, was mit einigen Menschen ist, wenn ich mal sterben sollte. Ich fühle hier eine Verantwortung. Dem versuche ich damit zu begegnen, dass ich z.B. schon sehr früh ein Testament gemacht habe. Ich bin immer etwas überrascht, wie wenig Menschen so etwas überhaupt oder sehr spät im Leben machen.


So, jetzt werde ich den Thread lesen. Ich wollte erst antworten und mich nicht durch bereits geschriebene postings hierbei beeinflussen lassen.

Tschüss

Jörg
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#54
(26-08-2008, 07:51)Petrus schrieb: Hallo, Melmoth,

ein Ziel...? Hm....

Ich möchte gerne wissen, ob man Sterben "lernen" kann.

Ob man lernen kann, relativ angstarm oder wenigstens ohne Panik zu sterben.

Ich habe beides erlebt in meinem Bekannten- und Verwandtenkreis, Menschen, die leicht gestorben sind, gelassen, fast ruhig (meine Mutter z.B.), aber auch Menschen, die extreme Angstzustände gehabt haben (mein Vater z.B.).

Ich wüsste einfach gerne, ob es Wege gibt, die einem das Sterben erleichtern. Ob man diese Wege schon lange vor dem Sterben gehen kann. Wenn ein Mensch an Gott und an ein weiterexistieren nach dem Tod glaubt, scheint das leichter zu sein (?). Heisst das, dass alle, die nicht an Gott und Fortleben glauben (können), schwerer sterben müssen?

Lieben Gruss

Petrus

Moin,

Deine Fragen sind sehr schwierig. Ich weiß nicht, ob es darauf überhaupt Antworten gibt.

Das eigene Sterben hängt unmittelbar mit dem Leben zusammen. Dieses gilt es loszulassen. Du musst Dir folglich klar werden, was Dich hält.

Ob der Glaube an G'tt das eigene Sterben leichter macht? Ich weiß es nicht. Ich glaube aber, dass dem wohl sicher nicht immer so ist. Auch Menschen ohne Glauben können 'leicht' sterben und Menschen mit starkem Glauben sehr ängstlich und schwer.

Tschüss

Jörg
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#55
(26-08-2008, 11:16)Petrus schrieb: ich glaube, Du hast mich da wirklich sehr gut verstanden, danke dafür. Ich denke tatsächlich, dass ich mich nach (m)einem Glauben (zurück)sehne. Ich sehne mich nach diesem "festen, sicheren" Glauben, den ich das erste viertel Jahrhundert meines Lebens haben durfte, zurück, aber mein Kopf, mein Verstand, mein Intellekt ist mir da im Weg...

Moin,

ich selbst bin ein 'Kopfmensch' ein 'Verstandesmensch'. Und ich habe das nie als Hindernis im Glauben erlebt sondern immer nur als Gewinn.

Der Verstand führt zum Zweifel. Es ist also eine Frage, wie ich den Zweifel beim Glauben sehe. Ich sehe ihn durchweg positiv. Der Zweifel hat mich bei meinem Glauben weiter gebracht. Ohne Zweifel wäre ich stehen geblieben.

Du hast einen deutlich vielfältigeren krasseren Glaubensweg als ich zurück gelegt. Ich denke, Du musst daher noch mehr als ich daraum kämpfen, dieses insgesamt als positiv und nicht als verschenkte Zeit und Irrweg zu verstehen. Aber genau darum solltest Du kämpfen.

Der Glaube ist nichts, was andere einen geben. Nichts, was man an eine Organisation oder Gemeinschaft abtreten kann. Der Glaube ist etwas sehr persönliches.

Man kann sehr auf ein Ziel fixiert sein. Aber nach meiner Ansicht geht es beim Glauben um den Weg.

Tschüss

Jörg
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#56
Hallo, Flat,

>Ich weiß nicht genau, warum ich keine Angst vor dem Tod habe.

Nun, ich denek, Du gibst Dir selbst die Antwort:

>Nach meinem Glauben werde ich vor G'tt stehen und mein
>Leben wird gewogen und bewertet werden.
>Nun lief mein Leben bestimmt nicht perfekt, aber ich denke, ich kann es vertreten.

Du GLAUBST eben daran, dass es nach dem Tod ein Etwas gibt. Ich kann das nicht. Noch nicht. Vielleicht auch nie. Und diese Perspektive des Nichts, macht mir Angst (horror vacui).

Danke für Deine Gedanken, ich kann dazu nichts sagen, lese aber diesen ganzen Thread immer wieder, hoffend, da was zu finden, das mir hilft.

Liebe Grüsse

Petrus
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#57
Auch Dir, WiT, herzlichen Dank.

Im Prinzip kann ich Eure Erfahrungen und Gedanken nur sammeln, und hoffen, dass sich da "Lichtblitze" für mich auftun. Aber ich kann kaum etwas dazu sagen, weil ich spüre, dass man wohl an einen (liebenden, wertenden, gerechten, auf jedenfall personalisierten) Gott glauben muss, um diese Gelassenheit, von denen Du und die anderen hier berichten, verstehen zu können. Diesen Glauben habe ich nicht.

Liebe Grüsse

Petrus
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#58
(29-09-2008, 10:32)Petrus schrieb: Und diese Perspektive des Nichts, macht mir Angst (horror vacui).

Moin,

wieso hast Du Angst vor dem Nichts?

Ist es wirklich das, was Du fürchtest? Ich verstehe das nicht, was man am Nichts fürchten kann.

Tschüss

Jörg
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#59
Ich kann es nicht erklären, Jörg. Aber ich scheine nicht der einzige zu sein, denn viele Menschen, auch vergangener Zeiten, haben diese Angst vor dem Nichts gekannt und gehabt. Vielleicht muss man ungläubig sein, um das zu fühlen oder auch zu verstehen. Ich weiss es nicht.

Lieben Gruss

Petrus
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#60
(29-09-2008, 13:01)Petrus schrieb: Ich kann es nicht erklären, Jörg. Aber ich scheine nicht der einzige zu sein, denn viele Menschen, auch vergangener Zeiten, haben diese Angst vor dem Nichts gekannt und gehabt. Vielleicht muss man ungläubig sein, um das zu fühlen oder auch zu verstehen. Ich weiss es nicht.

Lieben Gruss

Petrus

Moin,

versteh mich nicht falsch: Ich glaube durchaus, dass man diese Angst haben kann, ich glaueb nur nicht, dass sie mit dem 'nichts' Zusamenhängt sondern dass das Wort 'Nichts' hierbei für etwas anderes steht, was bei jedem Menschen unterschiedlich sein kann.


Es könnten Ängste sein, dass es eben nicht das 'Nichts' ist (sondern z.B. ein strafender G'tt oder die Angst vor etwas unbekannten)

Es könnte sein, dass man Angst hat, sein Leben verschleudert zu haben, bedeutungslos gewesen zu sein.

In diese Richtung meine ich das.

Ich glaube, erst wenn man erkannt hat, was wirklich diese Angst begründet, kann man mit ihr auseinandersetzen und ihr letztendlich begegnen.

Tschüss

Jörg
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