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Kirchliche Missionierung Heute
#1
Hallo,

da ich mich derzeit mit der Inquisition und der Hexenverfolgung im späten Mittelalter beschäftige wirft sich für mich eine Frage auf, zu der ich gerne eure Ansichten lesen würde. Sollte es dieses Thema bereits geben wäre ich für den Threadlink dankbar Icon_lol

Christliche Missionierung sah in der dunklen Vergangenheit meines Wissens so aus, dass im extremsten Fall Andersgläubige Zwangsmissioniert oder gleich getötet wurden. Darüber kann man viel unschönes lesen, doch wie sieht diese Missionierung heute aus? Es ist nicht zu leugnen, dass die Kirche immer mehr Einfluß erlangt, sich sogar durch etliche Ethikkommissionen in die Politik einmischt, was sogar aus Sicht von Theologen keine gute Idee ist.
Ich selbst bin politisch ehrlich gesagt nahezu ahnungslos. Aus diesem Grunde würde mich interessieren, wie diese Frage von euch zu beantworten ist.

Die offensichtlichsten Formen der Einmischung der Kirche in Politik und Privatleben des Einzelnen sind für mich zB folgende:

- Ethikkommissionen haben Einfluß auf die Politik und beeinflußen sie insofern, dass Forschung (zb Genforschung) nicht in eine Richtung verläuft, die der Ansicht der Kirche widerspricht.
- Atheisten, bzw Nicht-Christen bzw Katholiken werden insofern diskriminiert, als dass sie in katholischen Einrichtungen nicht arbeiten dürfen, egal wie gut ihre Qualifikationen sind.

-> Ein Beispiel dafür: Eine damalige Freundin hat nach der Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin eine Arbeit gesucht, jedoch gab es in ganz Deutschland vielleicht 15 Stellen derzeit. Eine davon war ein katholischer Kindergarten in Ostdeutschland. Sie telefonierte mit dem Heimleiter über zwei Stunden und er war sehr begeistert von ihr, bot ihr die Stelle mündlich an, doch als sie zum Ende des Gespräches anbrachte, dass sie evangelisch seie brach er das Gespräch sofort unter der Begründung ab, sie müsse schon den katholischen Glauben annehmen, so würde man sie nicht einstellen. Gespräch Ende.

Ich selbst bin nicht christlich, jedoch passtechnisch römisch-katholisch und überlege, aus der Kirche auszutreten, doch gleichzeitig habe ich Bedenken, da ich der Ansicht bin, dass in Zukunft noch mehr negative Folgen für Nicht-Christen auftreten werden.

Wie seht ihr das?
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#2
Zum einen gibt es diesen Thread, der auf einem Video basiert, jedoch nur bedingt auf das eingeht, auf das du hier hinaus willst.

klick


SchmetterMotte schrieb:- Ethikkommissionen haben Einfluß auf die Politik und beeinflußen sie insofern, dass Forschung (zb Genforschung) nicht in eine Richtung verläuft, die der Ansicht der Kirche widerspricht.

Es ist sicher nicht nur die Kirche, die gegen Sachen wie Genforschung vorgeht, es gibt darüber hinaus auch genug Menschenrechtsorganisationen. Man muss auch bedenken, wie du schon sagst, wieso bestimmte Richtungen der Forschung den Ansichten der Kirche widersprechen. Findest du, dass Klonen moralisch vertretbar ist?

SchmetterMotte schrieb:- Atheisten, bzw Nicht-Christen bzw Katholiken werden insofern diskriminiert, als dass sie in katholischen Einrichtungen nicht arbeiten dürfen, egal wie gut ihre Qualifikationen sind.

Diskriminierung wird in Deutschland immer noch rechtlich verfolgt!

Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG) schrieb:§ 1 Ziel des Gesetzes
Ziel des Gesetzes ist, Benachteiligungen aus Gründen der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität zu verhindern oder zu beseitigen.

Allerdings muss man auch bei deiner Freundin einen weiteren Paragraph des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes miteinbeziehen.

Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG) schrieb:§ 9 Zulässige unterschiedliche Behandlung wegen der Religion oder Weltanschauung
(1) Ungeachtet des § 8 ist eine unterschiedliche Behandlung wegen der Religion oder der Weltanschauung bei der Beschäftigung durch Religionsgemeinschaften, die ihnen zugeordneten Einrichtungen ohne Rücksicht auf ihre Rechtsform oder durch Vereinigungen, die sich die gemeinschaftliche Pflege einer Religion oder Weltanschauung zur Aufgabe machen, auch zulässig, wenn eine bestimmte Religion oder Weltanschauung unter Beachtung des Selbstverständnisses der jeweiligen Religionsgemeinschaft oder Vereinigung im Hinblick auf ihr Selbstbestimmungsrecht oder nach der Art der Tätigkeit eine gerechtfertigte berufliche Anforderung darstellt.
(2) Das Verbot unterschiedlicher Behandlung wegen der Religion oder der Weltanschauung berührt nicht das Recht der in Absatz 1 genannten Religionsgemeinschaften, der ihnen zugeordneten Einrichtungen ohne Rücksicht auf ihre Rechtsform oder der Vereinigungen, die sich die gemeinschaftliche Pflege einer Religion oder Weltanschauung zur Aufgabe machen, von ihren Beschäftigten ein loyales und aufrichtiges Verhalten im Sinne ihres jeweiligen Selbstverständnisses verlangen zu können.

Das basiert eben auf der Grundlage, dass es z.B. sehr seltsam wäre, wenn eine Islamistin in einem katholischen Kindergarten arbeiten sollte. Man kann wohl schlecht von der Islamistin verlangen den katholischen Glauben anzunehmen, dass sie in diesem katholischen Kindergarten arbeiten könnte. Deshalb darf in einem solchen Fall von einer Einstellung aufgrund der Religion abgesehen werden. - In meinen Augen ist das auch recht sinnvoll.

Liebe Grüße

Faranox
"Religion ist Ehrfurcht - die Ehrfurcht zuerst vor dem Geheimnis, das der Mensch ist." ~Thomas Mann
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#3
Das, was Faranox schreibt ist richtig.
Normalerweise darf Religion oder ANderes (im AGG genannt) kein Grund zur Nicht-Einstellung sein, es sei denn, es liegen unvereinbare Gründe vor. Zum Beispiel darf man bei einem Einstellungsgespräch auch nicht nach HIV fragen, allerdings schon, wenn man sich als Krankenschwester bewirbt. Oder man darf nicht gefragt werden, ob man schwanger ist oder werden will, da hat man da Recht zur Lüge, jedoch nicht bei Berufen wie Model, wo die Figur wichtig ist. Man darf nicht nach Vorstrafen fragen, es sei denn, man hat früher mal etwas gestohlen und bewirbt sich jetzt als Bankkaufmann, etc. Und in diesem Fall ist es eben so, dass in religiösen Einrichtungen die Einstellung zu Grunde liegt, dass man neben der Beobachtung zb. der Kinder ja auch die Erziehung in dem Glauben machen sollte. Ich war zb. in einem Nonnengeführten katholischen Kindergarten, wo auch viel mit singen oder auch Rollenspiele für Gottesdienste gemacht wurde. Viele Unterschiede gibt es zwar meiner Meinung zwischen den Konfessionen nicht, aber dennoch ist es wohl Grund genug, dass es nicht vereinbar ist, dass man einen anderen Glauben in diesem Beruf hat. Man kann eben den Beruf nicht wie vorrausgesetzt ausüben.
LG,
Anna
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#4
Unter solchen Umständen ist das natürlich vertretbar, im Fall einer Heilerziehungspflegerin eher weniger,
und als Putzfrau, Bürokraft oder Verkäuferin [außer im Devotionalienhandel :icon_wink:] wahrscheinlich gar nicht -
wird aber trotzdem nicht selten genacht. Ich kenne eine Buchhandlung, wo Bewerber für den Verkauf
erstmal einen Fragebogen ausfüllen müssen, ob sie katholisch sind, am Sonntag die Kirche besuchen,
nicht in einer 'sündhaften Beziehung' leben oder geschieden sind :icon_rolleyes: - jedenfalls noch vor 10 Jahren...

Aber mit 'Missionierung' hat das wohl weniger zu tun. Und SchmetterMotte würde ich raten, sich primär
nach dem eigenen Gewissen zu richten - dass in Zukunft mehr Druck in dieser Richtung ausgeübt würde
ist doch ziemlich unwahrscheinlich... :cheesygrin:
() qilin
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#5
Die Gesetzeslage ist mir bekannt, da ich eine Ausbildung beim Rechtsanwalt hinter mir habe.

Wenn ich mir diesen konkreten Fall jedoch vor Augen halte ist es doch letztendlich so, dass man bei 10 möglichen Arbeitsstellen in ganz Deutschland (als Beispiel) im Grunde genötigt ist, die Konfession zu wechseln, WENN man arbeiten will. Sprich: Katholik oder in diesem Falle kein Job und das ist für mich letztendlich eine Form des Zwanges und ich frage mich diesbezüglich, ob die Kirche diese Form des Drucks erweitern könnte.

Dass das Gesetz die Diskriminierung de facto nicht erlaubt ist mir klar, ich hatte mir jedoch ein wenig mehr Kreativität erhofft :-P

Das Video kenne ich übrigens nicht.

Ist Klonen moralisch vertretbar? Hm... wir können es, tun es aber nicht.
War die Erfindung und Anschließende Entwicklung der Atombombe moralisch vertretbar?
Nein. War keine gute Idee, auch wenn das einer Diskussion wert wäre aber im Grunde könnte man hier beifügen:

Die durch Menschenhand gesteuerte "Kreation" eines Menschen ist moralisch nicht vertretbar, aber die Entwicklung einer Bombe, die nicht nur diese, sondern nachfolgende Generationen tötet, bedroht, quält und mißbildet ist bzw war moralisch vertretbar? Wer bitte hat das denn entschieden?
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#6
na dann brauchen wir dazu ja nichts mehr zu sagen, da weisst du ja mehr als wir Icon_wink

Aber dazu würde ich noch sagen, dass man sich das doch auch ein wenig vorher überlegen kann. Gerade bei einem Beruf, wo wirklich viel auch von der Kirche gesteuert wird.

Ist ein schwieriges Thema, denk ich, besonders, da ich die Engstirnigkeit der Konfessionen nicht so richtig nachvollziehen kann. Ich glaube auch nicht, dass das jetzt nur bei den "bösen" Katholiken vorkommt. Icon_wink ABer was soll man dagegen machen? Da ist man wohl etwas hilflos....

Ich glaube kaum, dass die Kirche in der heutigen Zeit noch viel Druck ausüben kann. Die "Macht" der Kirche ist merklich am abnehmen, was sicherlich auch daran liegt, dass besonders bei den Katholiken das meiste wirklich konservativ gehandelt wird. Der Einfluss schwindt auch bald wird das Klonen moralisch vertretbar sein. Icon_wink Bei der Bombe hatte die Kirche wahrscheinlich keine griffigen Argumente mehr gegen die Politik...
LG,
Anna
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#7
Was die Atombombe anlangt - die USA waren im Krieg mit Nazideutschland und wussten, dass die Deutschen an einer Atombombe arbeiteten.
Selbst wenn sich irgendeine Kirche gegen die Entwicklung der Bombe ausgesprochen hätte, sie hätte nicht mehr als ein :bduh: geerntet...
() qilin
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#8
Ja genau. Das habe ich gemeint Icon_wink

Was allerdings das Klonen anbelangt, da bin ich noch gespannt, wie das weitergeht...

Im Übrigen, wenn es ums Missionieren geht, dann bin ich für friedliche Mittel und Begeisterung. ZB. sowas wie Weltjugendtag, etc.
LG,
Anna
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#9
(03-09-2008, 13:08)M0TTE schrieb: Im Übrigen, wenn es ums Missionieren geht, dann bin ich für friedliche Mittel und Begeisterung. ZB. sowas wie Weltjugendtag, etc.
Ich bezweifele sehr, das Ausbeuten von Massenpsychosen bei kirchlichen Mega-Events zu den akzeptablen gewaltfreien und freiheitlichen Umständen einer ethisch besseren Mission gehören ... Der LANGFRISTIGE Bindungserfolg wird erweisen, was bleibt. Ich fürchte, nahezu NICHTS!

Fritz
Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Jerci Stanislaw Lec)

Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
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#10
hmm, du scheinst mir sehr verstockt und negativ eingestellt, Fritz. Icon_wink

du wirst doch nicht dazu gezwungen, daran teilzunehmen, oder wurdest du nach Köln geschleppt? Icon_wink

was würdest du denn empfehlen?
LG,
Anna
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#11
Guten Abend Anna!

Wenn ich mir den Betriff Psychose hier Link Wikipedia anschaue, dann bin ich mir sicher, daß es auch bei solchen großen Veranstaltungen, wie zum Beispiel der Weltjugendtagen nicht um Psychosen handelt. Ich war vor vielen Jahren mal bei einem Papstbesuche in Köln und später in Kevelaer. Bei Begeisterung und Freude von Menschen, selbst wenn sie unbegründet wäre, könnte man sicherlich nicht von Psychosen sprechen.

Eine Meinung teile idh jedoch mit Fritz: Auch ich denke, daß solche Veranstaltungen kaum etwas für die Bindung von Menschen an Glauben und Kirche oder für die Seelische Entwicklung von Menschen wohl kaum etwas bewirken können.

Gruß
Gerhard
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#12
(03-09-2008, 23:53)M0TTE schrieb: hmm, du scheinst mir sehr verstockt und negativ eingestellt, Fritz. Icon_wink
Das SCHEINT dann aber nur ... Wie kommst Du auf solchen Unsinn?

Aber ich habe genügend religiöse Groß-Auftriebe, natürlich freiwillig erlebt, dass ich den eigenartigen emotionalen Gruppensog zu gemeinsamen Handeln kenne und ihm inzwischen ziemlich kritisch gegenüberstehe. Da wird alles andere psychologisch verführerisch ausgenutzt als der freie Wille des Einzelnen ... und nur des schönen augenblicklichen Scheins wegen ... weils langfristig eben doch NICHTS verändert. Verführung ist aber eben NICHT akzeptable Mission.

Ich würd empfehlen, dass Menschen sich aller Missionsabenteuer enthalten und auf die Wirkung von Gottes weiseren Wegen vertrauen. Und ich würd mir wünschen, dass Kirchen mehr aufklären über die Psycho-Mechanik großer inszenierter Gruppen-Events - damit Menschen erkennen, wie ihnen geschieht und warum.

Fritz
Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Jerci Stanislaw Lec)

Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
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#13
(04-09-2008, 00:11)Gerhard schrieb: dann bin ich mir sicher, daß es auch bei solchen großen Veranstaltungen, wie zum Beispiel der Weltjugendtagen nicht um Psychosen handelt.
DAS hat auch niemand behauptet, sondern dass Psychosen bei empfänglichen (aber uninformierten) Menschen stattfinden und von kundigen Veranstaltern wissentlich hingenommen werden ... und dann möglicher Weise noch als Wirken Heiligen Geistes missdeutet wird.
Menschen wird vorsätzlich ihre Distanz genommen. DAS ist für mich höchst menschenfeindlich, mindestens aber unfair, redliche Verkündigungsarbeit aber niemals.

Fritz
Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Jerci Stanislaw Lec)

Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
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#14
(02-09-2008, 07:57)SchmetterMotte schrieb: Christliche Missionierung sah in der dunklen Vergangenheit meines Wissens so aus, dass im extremsten Fall Andersgläubige Zwangsmissioniert oder gleich getötet wurden.
*******, sie müsse schon den katholischen Glauben annehmen, so würde man sie nicht einstellen. Gespräch Ende.
.. was bitte hat das eine mit dem anderen zu tun ?
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#15
Hmm, dann bist du eher für eine Art Mund-Propaganda @ Fritz? Oder wie darf ich das verstehen?

Ich teile deine Ansicht, dass jeder Mensch selbst zu Gott finden muss, egal, was alle Priester sagen. So mache ich das auch und ich bin glücklich damit. Ich bin eben nur ein sehr sozialer Mensch und liebe es, mit vielen Leuten zusammen etwas zu feiern, was mir wichtig ist. Auf dem Weltjugendtag stand ich zwischen diesen tausneden Menschen, die alle dasselbe fühlten, wie ich. Das ist einfach überwältigend. Das soll aber nicht heissen, dass ich alles ungefragt übernehme, was mir gesagt wird.
LG,
Anna
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