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Der "heilige Stuhl" von Mainz
#1
Hallo Forengemeinde,



laut Wikipedia sollen vor dem Jahre 1803 bedeutende Bischofssitze die Bezeichnung "der heilige Stuhl" von ............. im Namen geführt haben.

Textauszug aus Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Heiliger_Stuhl
Die Bezeichnung Heiliger Stuhl wurde früher auch anderen bedeutenden Bischofssitzen zuerkannt. Im Zuge der Säkularisierung nach 1803 fiel diese Bezeichnung jedoch weg. Ausnahmen bilden das Bistum Rom sowie das Bistum Mainz, welches die Bezeichnung „Heiliger Stuhl (von Mainz)“, lateinisch Sancta sedes (Moguntina), führt.



Meine Frage hierzu:

Sollte obiges richtig sein, welche Bischofssitze enthielten den Zusatz „der heilige Stuhl“?
Besonderes Interesse besteht bezüglich der Bischofssitze von Köln und Freising.




Eine weitere Frage in anderer Sache:

Gibt oder gab es für geistliche eine Regelung von welcher Seite sie aufs Pferd steigen sollten?




Würde mich sehr darüber freuen, wenn ich im Zuge meiner Rechechen zu obigem hilfreiche Unterstützung von euch erhalten könnte.

Mit bestem Dank und herzlichen Grüßen
Artur
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#2
Hi Artur,

soweit ich weiß, ist das Bistum Mainz im germanischen Raum seit jeher das einzige Bistum, dass diesen Titel erhalten hat. Mir sind auch keine anderen Bistümer mit diesem Ehrentitel bekannt, da alle bedeutenden Bischofsstühle in Frankreich (siehe Lyon) immer noch bestehen und nur den Primas-Titel oder den des legatus natus (des geborenen päpstlichen Legat, siehe Salzburg) führen.
Die Ehrenbezeichnung des heiligen Stuhles von Mainz, leitet sich aus dem besonderen Vorrangs des alten Erzbistums Mainz vor alle anderen Erz-Stühle in Germanien aus. So erreichte Erzbischof Willigis (975-1011), dass er von Benedikt VII. (974-983) mit umfassend Vollmachten ausgestattet wurde und den Titel eines vicarius papae erlangte (er war gleichzeitig auch Erzkanzler des Reiches und Reichsverweser bei Tod des Kaisers). Dies führte dazu, dass die nachfolgenden Erzbischöfe von Mainz sich dauerhaft den Titel des primas germaniae, die Würde eines legatus natus war obligatorisch, sichern konnten. Schon unter Willigis war die Verbindung von Mainz zu Rom so bedeutend, dass Willigis in Anlehnung an die alten Patriachalbasiliken Roms, den Mainzer Dom westen lies (und nicht nach Osten orientierte wie üblich). Damit bildet der Mainzer Dom bewusst, wie der Petersdom in Rom ein auf den Kopfstehendes Petruskreuz. Der Mainzer Bischofstuhl bekam daher den Ehrentitel: Sancta sedes Moguntina, Roma specialis vera filia - Heiliger Stuhl von Mainz, Roms besonders wahrer Tochter, der die besondere Verbindung des Erzstuhles mit Rom seit Bonifatius zum Ausdruck bringen sollte.

Der Titel deutet somit auf den besonderen Vorrang des Erzbischofes von Mainz vor die anderen bedeutenden Erzbischöfe von Köln und Trier hin (Magdeburg/Freising/Salzburg spielen zu dieser Zeit noch eine untergeordnete Rolle, dass zeigt sich auch darin, dass der Kaiser von den Erzbischöfen von Mainz, Köln und Trier gesalbt und gekrönt wird, wobei der Mainzer Erzbischof Haupt-"Consecrator"* war).
Das Bistum Mainz behielt diesen altehrwürdigen Titel auch nachdem es durch der napoleonischen Zerstörung und der Nicht-Wiederherstellung der geitlichen Früstentümer auf dem Wiener-Kongress nur als Bistum wiedererrichtet wurde (das gleiche Schicksal traf ja auch Trier). Ob und wie viele andere Bistümer noch diesen Titel (Heiliger Stuhl) trugen, ist mir nicht bekannt, dass dürfte sich jedoch auf alte und sehr früh untergegangene Bistümer beschränken. Im germanischen, gallischen und hungarischen Raum gab es jedenfalls kein anderes als Mainz.


Bei der Frage nach dem Aufsteigen von Klerikern auf Pferde kann ich dir leider nicht helfen, aber mir sind da auch keine Vorrschirften bekannt, die das Regeln sollten.




* "Consecrator" deshalb in Anführungsstrichen, weil die lateinische Theologie die sakrale Würde des Kaisers infrage stellt. Deutlichstes Zeichen ist der Investiturstreit, indem die Kirche dem Kaiser verbietet Bischöfe in das Amt zu investieren. Dem Amt des Kaisers wird somit seine durch die fränkischen Könige legitimierte, sakrale Würde, die sich in der Salbung mit dem hl. Chrisam (damit werden auch die Bischöfe consecriert) nach alt-testamentlichen Vorbild ausdrückt, genommen.
Die Begriffe des Rituals der Kaiserkrönung, ebenso wie die "Sakralzeichen" des Kaisers, d.h. das Anlegen von Dalmatik und die Salbung, blieben erhalten.
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
-
Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
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