Umfrage: Was meint Ihr zum Thema Freitod/Selbstmord
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Sich selbst zu töten, ist für mich Sünde
12.50%
4 12.50%
Sich selbst zu töten, ist für mich moralisch zumindest fragwürdig
6.25%
2 6.25%
Sich selbst zu töten, ist die Folge einer seelischen Krankheit
21.88%
7 21.88%
Sich selbst zu töten, ist eine berechtigte Konsequenz, wenn man das Leben als sinnlos erachtet
3.13%
1 3.13%
Sich selbst zu töten, ist das Recht jedes Menschen, er muss es nicht begründen.
34.38%
11 34.38%
Sich selbst zu töten, ist eine Möglichkeit, unerträglichen Situationen aus dem Weg zu gehen
12.50%
4 12.50%
Ich habe dazu keine klare Meinung
9.38%
3 9.38%
Gesamt 32 Stimme(n) 100%
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Selbstmord, Freitod, Suizid
#61
ja danke.
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#62
(23-10-2008, 12:31)Ekkard schrieb:
wojciech schrieb:Ich denke dass ich nicht näher erklären muss warum das die Religion verbietet.
Frag mal die mit Suizid-Gefährdeten Erfahreneren, ob Angst auf Dauer ein guter Ratgeber ist oder nicht eher Depressionen vertieft? Die Priester und Religionslehrer sollen ruhig mal über ihre Verhaltenslehren nachdenken und ein paar Erkenntnisse der Psychologie übernehmen. Die alten Zöpfe nachzubeten, ist nicht der Weisheit letzter Schluss.

Hallo Ekkard,
da will ich dann doch etwas näher darauf eingehen.
Und ich spreche aus eigener Erfahrung, wobei ich aber doch nicht auf Details eingehen möchte.
Mich hat der Glaube an eine Bestrafung wirklich daran gehindert, es zu tun.
Sonst wäre ich weg, ganz sicher.
Da war nicht mal diese Angst wie man das vielleicht als Außenstehender annehmen kann,
das war anders.
Ich habe mehr darüber nachgedacht warum man dafür bestraft werden soll wenn man sich umbringt.
Die Gedanken es tun zu wollen hielten sich mit den Gedanken warum man es nicht tun darf etwa die Waage,
und dann bin ich zum Arzt gegangen und es war nicht unbedingt angenehm was dann folgte...
Es ist jedenfalls wirklich nicht so, dass diese Vorstellungen einer unangenehmen Zukunft im Jenseits Depressionen vertieft,
es macht sie zwar nicht besser,
aber sie können einem wirklich daran hindern sich etwas anzutun, und das ist wohl das Wichtigste erstmal.
Und ich musste auch verschiedene Mittelchen "ausprobieren" bis es mir dann doch endlich wieder besser ging
und mein Leben wieder erträglich wurde, ich habe dadurch zuerst meinen Arbeitsplatz verloren,
später konnte ich wieder arbeiten gehen doch nicht für lange.
Die Nebenwirkungen so mancher Psychopharmaka führen manchmal eben auch zur Arbeitsunfähigkeit,
jedenfalls in einem Beruf bei dem man den ganzen Tag fit sein muß.
Zum Glück habe ich eine Familie und komme eben so lala rum, aber immer noch unter dem Mindestsatz für Armut...
Aber ich beschwere mich nicht und bin damit wirklich zufrieden, es hätte schlimmer ausgehen können.

Was ich damit sagen will ist dass ich keine Angst wegen der oder durch die Religion hatte, sondern sie hat mich vor dem Schlimmsten bewahrt.
Viele Gläubige nehmen an, dass man nicht depressiv werden kann wenn man nur den richtigen Glauben hätte,
dem ist wirklich nicht so, Depression ist eine Krankheit die Jeden treffen kann, schlimm ist nur wenn man aufgibt und sich nicht helfen lässt.

Vielleicht hast Du recht mit Deiner Meinung über einige Religionsgelehrte,
das können dann aber auch nur Leute sein, die kaum oder keine Erfahrung haben, mir ist jedenfalls noch keiner begegnet
mit dem ich darüber gestritten habe.
Bisher waren alle einsichtig.

Wenn sich Jemand umbringen will dann ist er nicht normal, und wer nicht normal ist ist im Allgemeinen als Krank anzusehen.
Und wer krank ist dem kann in den meisten Fällen geholfen werden, so jedenfalls sehe ich das.
Das Problem dabei ist das, dass sich Viele als Minderwertig ansehen weil es ihnen so geht,
nicht wert genug um Hilfe zu bekommen, und das ist ein Problem der Gesellschaft mit ihren falschen Werten.

Hier zählt doch nur der Erfolgreiche, und was Erfolg ist wird vorgeschrieben.
Aber der wahre Erfolg kommt erst im Jenseits, im ewigen Leben.
Das ist Erfolg.
Und nicht Kohle oder schöne Frauen.
Und wie man erfolgreich werden kann findet man, jedenfalls meiner Meinung nach, im Glauben.
Aber es ist Jedem freigestellt darüber so zu denken wie er will.

Ich möchte es nur nochmal sagen, ich hatte keine Angst wegen einer Srafe im Jenseits, nur sehr schwere Bedenken,
und das ist ein Unterschied, jedenfalls für mich.

Viele Grüße,
Wojciech
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#63
Ich möchte noch einmal einen für mich sehr zentralen Punkt hervorheben, den Petrus (siehe folgendes Zitat) und indirekt Ekkard in post 27 benannt hat:


(23-10-2008, 12:22)Petrus schrieb: allerdings ist Suizidalität nicht immer "krank": Mir sind mehrere Menschen bekannt, deren Einstellung es war, dass sie nicht gefragt worden sind, ob sie in diese für sie sinnlose Welt hineingeboren werden wollten, und die sich dann das "Recht" nahmen, diese Welt wieder zu verlassen, in der sie nicht leben wollten, weil sie es sinnlos fanden. Sie waren nachweislich nicht depressiv, nur sahen sie in Leben und Welt einfach keinen für sie annehmbaren Sinn.


Eben das legt den Finger auf eine wunde Stelle. Eine Gesellschaft übt mittels ihrer Grundüberzeugungen oft erheblichen Druck aus auf ihre Mitglieder, wenn sie nicht spuren und nicht die Ideologie übernehmen, die sich eingebürgert hat.

Die Rache an solche Selbstdenkenden ist perfide und giftig: sie werden als krank erklärt. Das Normale sei das Gesunde, das Abweichende sei das Kranke. Das ist, wieder einmal, im Keim - und im Kern - faschistoid. Eine Ächtung von Menschen, die sich nicht gleichschalten lassen in ihren Erkenntnissen. "Nimm Pillen, lass dich operieren, geh ins Krankenhaus, lass dich per Schocktherapie heilen" - diese Tipps kriegen Homosexuelle und Depressive, Selbstmordkandidaten und geistig Behinderte. Das Denken ist genau das Gleiche wie in der Nazizeit. Der Unterschied ist nur, dass man sie heute leben lässt. Aber VERACHTEN oder zumindest bemitleiden tut man sie noch genauso. Dieser Thread ist ein äußerst sprechendes Zeugnis dafür. Es wurde hier sogar klar geschrieben, dass nur das Normale gesund ist. Herr Gott noch mal. Lernen wir denn nie?

Und warum? Woher diese Ablehnung von Selbstmord? Warum nicht auch die Depression als etwas ansehen können, was zum Menschen gehört und ein Zeichen von Wachstum ist, genauso wie die Pickel in der Pubertätszeit? Das Sichlösen von gesellschaftlichen Engen ist immer nicht einfach. Die Gesellschaft, wie gesagt, rächt sich perfide. Sie bricht nicht selten diesen Menschen das psychische Rückgrat. Also nimmt der lieber schnell Pillen, damit er nicht mehr unangenehm auffällt und lässt sich sein psychisches Wachstum ausräuchern.

Diejenigen aber, die darauf pfeifen und sich die Freiheit herausnehmen, dieses absurde Theater hier auf der Erde, das sie nicht freiwillig gewählt haben, zu verlassen, MÜSSEN natürlich als krank bezeichnet werden. Denn sonst hätte die Gesellschaft ja die falsche Norm.
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#64
Hallo zusammen!

Ich offe, meine Posts von gestern kommen nicht überheblich rüber... Sie sind auf keinen Fall so gemeint!

Zuerst vielleicht @Julchen: Mein Nick ist ein dezenter Hinweis auf meinen Beruf... Ich setze mich mit den Menschen auseinander und habe auch ein ehrliches Mitgefühl, wenn sie mir von ihrem Leben bzw. ihren Sorgen erzählen.

Aber muss ich deshalb verstehen, wenn eine Frau auf einer Brücke steht und springen will? Ich sehe im Verlassenwerden vom Freund/Mann keinen Grund, dem eigenen Leben ein Ende zu setzen! Muss ich verstehen, wenn sich ein Familienvater wegen Schulden erschiesst? Das kann ich nicht! Denn auch darin sehe ICH keinen Grund, diesen endgültigen Schritt zu gehen!

Ich urteile nicht über solche Menschen! Ich mache ihnen auch kein Vorwurf - wie käme ich dazu? Aber ich kann es nicht verstehen, dass ein so "nichtiger" Grund (aus meiner Sicht) zu einem solch radikalen Schritt führen kann!

Die Bibel ist für mich schwere Kost und manchmal nur sehr schwer verständlich! Aber ich habe mich - meistens inspiriert durch einen Spruch oder einen Hinweis im Alltag - auch schon durch die eine oder andere Seite durchgelesen!

Aber das ist u.a. auch der Grund für meine Registrierung hier! Auch die Tatsache, dass ich mehr über meine und über andere Religionen erfahren will - möglichst aus erster Hand!!!

Was meine ich mit priviligiert....? Ich habe ein schönes Leben, wenige Sorgen, viele Freunde - eben ein Leben, wie es nicht viele haben!

@Karla: Jep, die Nacht gehört mir.... ;o)

Mal ganz ehrlich - wie viele Suizide geschehen aus den von dir genannten Gründen? Meine Erfahrung ist, dass die Auslöser für Suizide sehr persönlicher Natur sind (Liebeskummer, Depressionen, Schulden etc.) sind.

Aber eine Selbsttötung, weil irgendwo auf der Welt gefoltert wird?

Bzgl jugendlichen Asylbewerbern - haben die nicht dadurch, dass sie hier "in Sicherheit" sind, wieder eine Perspektive? Gerade bei diesen Menschen erlebe ich oft eine sehr hohe Motivation, etwas im Leben zu ändern! Suizide von Asylbewerbern sind auch eher selten - jedenfalls so lange sie hier sind! - Die Mühen, die sie auf sich genommen haben, um hier her zu kommen... Diese Menschen wollen nicht sterben!

Was deiner Freundin passiert ist, ist vermutlich das Schlimmste, was man sich als Frau auch nur annähernd vorstellen kann! Und ganz ehrlich - ich will mir gar nicht vorstellen, wie es mir ginge, hätte ich diese Erlebnisse durchgemacht! Menschen in solchen Situationen haben mein ehrliches und tiefes Mitgefühl! - Aber gerade Menschen wie eben deine Freundin zeigen doch, dass es gehen KANN! Dass ein Suizid keine Lösung sein muss, wenn man die richtige Hilfe erhalten kann!

Und mein Leben kann ich irgendwie nicht mit einer Reise nach Kopenhaben (übrigens eine tolle Stadt! *g*) vergleichen! - Aber ich glaube zu verstehen, was du meinst - wobei es für mich immer noch kein Argument für den Freitod ist!

Ich wollte in diesem Threat lediglich meine Meinung schreiben! Ich lese sehr aufmerksam und interessiert die Statements der anderen User! Und man muss ja nicht immer gleicher Meinung sein!

@Petrus: Danke für deine Wünsche! Ich hoffe für dich, dass du diese Leere nicht mehr erleben musst!

@Ekkard: Ich bin eine sie! *g*
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#65
Hallo Nachtstreiferin!


(24-10-2008, 01:21)Streifenhörnchen schrieb: Zuerst vielleicht @Julchen: Mein Nick ist ein dezenter Hinweis auf meinen Beruf...

Ich hab so eine Ahnung... Und, jaa, Deine homepage hat es bestätigt. Na, dann. Ich versuche, mich hier anständig zu verhalten. :shifty:


Zitat:Ich sehe im Verlassenwerden vom Freund/Mann keinen Grund, dem eigenen Leben ein Ende zu setzen!

Es lohnt sich, Anlass und Motiv zu unterscheiden. Was wirklich die Gründe sind, liegt nicht zutage. Oft nicht einmal den Handelnden selbst. Auch können wir nicht in Menschen reingucken, die ohne einen anderen Menschen nicht überleben können. Was geht dies einen dritten an? Wieso fühlt er sich berechtigt, die Handlungen anderer Menschen zu kritisieren?

Das soll jetzt kein Angriff auf Dich sein, sondern sind Fragen, die mir bei Deinen Aussagen kommen.



Zitat:Muss ich verstehen, wenn sich ein Familienvater wegen Schulden erschiesst? Das kann ich nicht! Denn auch darin sehe ICH keinen Grund, diesen endgültigen Schritt zu gehen!

Ich kann so vieles nicht verstehen. Ich steck in den Leuten ja nicht drin. Ich glaube inzwischen sogar, dass kein Mensch einen anderen verstehen kann. Aber seit wann müssen die anderen sich so verhalten, dass man es selber verstehen kann?


Zitat:Ich urteile nicht über solche Menschen! Ich mache ihnen auch kein Vorwurf - wie käme ich dazu? Aber ich kann es nicht verstehen, dass ein so "nichtiger" Grund (aus meiner Sicht) zu einem solch radikalen Schritt führen kann!

Okay. Langsam verstehe ich Dein Fragen besser. Eine Antwort könnte sein, dass Nichtigkeiten nicht objektiv zu definieren sind. Schulden sind nicht einfach nur Schulden, und ich denke, dass auch nicht sie selber das Problem sind. Sondern die damit verbundene Unfähigkeit, auch nur einen einzigen Schritt zu tun, um da raus zu kommen. Wenn man erkennt, dass man nicht mehr handlungsfähig ist, dass man NICHTS mehr tun kann, um zu verhindern, dass man selber oder die Familie die Wohnung verliert und von nun an in den Straßen schlafen muss, das man sich nie wieder wird ordentlich waschen können, dass man bald stinken wird - und dass man sich nicht wird aufraffen können, um überhaupt noch zum Sozialamt zu gehen:
dann würde auch ich mich erschießen.


Zitat:@Karla: Jep, die Nacht gehört mir.... ;o)

Mal ganz ehrlich - wie viele Suizide geschehen aus den von dir genannten Gründen?

Das weiß ich nicht.


Zitat:Meine Erfahrung ist, dass die Auslöser für Suizide sehr persönlicher Natur sind (Liebeskummer, Depressionen, Schulden etc.) sind.

Ja, die Anlässe. Aber es sind nicht die Gründe.


Zitat:Aber eine Selbsttötung, weil irgendwo auf der Welt gefoltert wird?

So simpel nicht. Sondern weil es Menschen gibt, die das tun. Die dazu fähig sind. Und es sind viele dazu fähig. Dabei kann einem dann klar werden, dass die Rasse Mensch nichts taugt. Und dass von ihr nichts zu erwarten ist, und dass man sich wieder verdünnisiert. Danke für den Fisch.


Zitat:Was deiner Freundin passiert ist, ist vermutlich das Schlimmste, was man sich als Frau auch nur annähernd vorstellen kann! Und ganz ehrlich - ich will mir gar nicht vorstellen, wie es mir ginge, hätte ich diese Erlebnisse durchgemacht! Menschen in solchen Situationen haben mein ehrliches und tiefes Mitgefühl! - Aber gerade Menschen wie eben deine Freundin zeigen doch, dass es gehen KANN! Dass ein Suizid keine Lösung sein muss, wenn man die richtige Hilfe erhalten kann!

Sie hat aber eine vierzigjährige Qual hinter sich. Wer will entscheiden, ob es sich lohnt, das in Kauf zu nehmen, bloß um dann irgendwann glücklich zu werden? Ich versuche, Deine Ideologie dahinter zu verstehen. Wieso ist für Dich das Leben, das reine nackte Leben, das Allerhöchste, sodass Du jede menschliche Qual für andere besser findest als ihren Tod?
Ich frage extra etwas scharf, um da nicht rumzueiern. Denn immerhin ist das ja eine inhumane Position, die Du vertrittst. Oder nicht?

Zitat:Und mein Leben kann ich irgendwie nicht mit einer Reise nach Kopenhaben (übrigens eine tolle Stadt! *g*) vergleichen!

Stockholm ist noch toller!!

Zitat:- Aber ich glaube zu verstehen, was du meinst - wobei es für mich immer noch kein Argument für den Freitod ist!

Wieso muss man denn Argumente haben? Wieso muss man sich verteidigen? Wenn ich Architektur studieren will, wieso muss ich das vor aller Welt rechtfertigen? Ich will es, aus. Ich habe mich dafür entschieden. Wer soll denn da die Instanz sein, der man Rechenschaft schuldig ist?

Zitat:Und man muss ja nicht immer gleicher Meinung sein!

Das ist ein guter Leitsatz. Das vergisst man öfter, dass man den anderen ja nicht bekehren muss...
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#66
(24-10-2008, 04:08)Karla schrieb: Eine Antwort könnte sein, dass Nichtigkeiten nicht objektiv zu definieren sind.

Das stimmt! Was für mich eine Nichtigkeit ist, kann für jemand anderes überlebensnotwendig sein/scheinen - und anders rum!

Ich gebe hier auch explizit nur meine persönliche Meinung zum Besten!

Zitat:So simpel nicht. Sondern weil es Menschen gibt, die das tun. Die dazu fähig sind. Und es sind viele dazu fähig. Dabei kann einem dann klar werden, dass die Rasse Mensch nichts taugt. Und dass von ihr nichts zu erwarten ist, und dass man sich wieder verdünnisiert. Danke für den Fisch.

Hmmm.... ein für mich verquerter Denkansatz. Sich selber töten, weil andere zu anderen unmenschlich und brutal sind?

Zitat:Sie hat aber eine vierzigjährige Qual hinter sich. Wer will entscheiden, ob es sich lohnt, das in Kauf zu nehmen, bloß um dann irgendwann glücklich zu werden?

Sie allein kann das entscheiden! Und ich hoffe aus tiefem Herzen für sie, dass sich das Weiterleben für sie lohnt!

Zitat:Ich versuche, Deine Ideologie dahinter zu verstehen. Wieso ist für Dich das Leben, das reine nackte Leben, das Allerhöchste, sodass Du jede menschliche Qual für andere besser findest als ihren Tod?

Nicht ihren Tod - sondern "als meinen Tod"! ICH kann mir keine Qual vorstellen, die mich in den freiwilligen Tod treiben könnte.... Wie ich mich in einer tatsächlichen Situation entscheiden würde, steht auf einem anderen Blatt! Heute sage ich ganz klar, dass ich mich NIE selber töten werde!

Warum das so ist, kann ich dir nicht wirklich erklären! Ich fühle einfach so! Und das wurde mir zu Hause so nicht mitgegeben! Ich weiss, dass einige Mitglieder meine Familie da ganz anders denken und vorgesorgt haben!

Zitat:Ich frage extra etwas scharf, um da nicht rumzueiern. Denn immerhin ist das ja eine inhumane Position, die Du vertrittst. Oder nicht?

Nein! Vielleicht kam das bisher falsch rüber! Ich gestehe jedem Menschen zu, selber über sein Leben zu entscheiden! Ich habe zwar Mühe damit, wenn man andere gefährdet oder der eigene Tod für andere belastend wird (vor den Zug, in einer von anderen (mit-)bewohnten Wohnung erschiessen/erhängen o.ä.). - Daher plädiere ich für eine KONTROLLIERTE Freitodbegleitung wie sie Orgas hier in der Schweiz anbieten! - Dort würde aber nicht jedem, der sich heute tatsächlich umbringt, geholfen!


Wenn ich die Abschiedsbriefe von Menschen finde, die sich selber getötet haben und dort drin steht, dass man überfordert war mit dem Beruf, von der grossen Liebe seines Lebens verlassen wurde oder dass die Familie besser dran ist ohne sich selber.... dann finde ich, dass hier ein Leben weggeworfen wurde. - Natürlich sah das der Betroffene anders! Aber ich bin überzeugt, dass vielen Menschen, die sich selber getötet haben, hätte geholfen werden können!


Gruss vom Streifenhörnchen!
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#67
Liebe Karla,

Du schreibst:

"Eine Gesellschaft übt mittels ihrer Grundüberzeugungen oft erheblichen Druck aus auf ihre Mitglieder, wenn sie nicht spuren und nicht die Ideologie übernehmen, die sich eingebürgert hat."

Genau das ist der Punkt. Es widerstrebt mir sehr, Menschen, die das Leben an sich und im Besonderen IHR Leben als sinnlos und absurd empfinden, als "krank" abgestempelt werden. Genauso geht es manchen Depressiven, die einfach "am Dasein an sich" leiden. Ich halte das NICHT im klinischen Sinne für krank. Man könnte das auch "Melancholie" nennen, wenn dieser Begriff in den letzten 100 Jahren nicht so verkitscht worden wäre. Melancholie und Lebensablehnung KÖNNEN Ausdruck einer Krankheit sein, aber sie MÜSSEN es nicht.

Es gibt da in der Literatur genug Beispiele, ich nenne stellvertretend den Philosophen Emile Cioran, dessen Hauptwerk "Vom Nachteil, geboren zu sein" heisst. Was wurde dieser Mensch pathologisiert, nur weil er etwas infrage stellte, das man "gemeinhin" eben als gut, lebenswert, ja, von vielen Gläubigen sogar als "Geschenk" bezeichnet wird: nämlich das Leben. Selbst den Suizid hielt Cioran für absurd, es galt für ihn, das Leben schlicht und ergreifend zu ertragen, aber er wollte nicht damit belästigt werden, dass das Leben doch wunderschön und in jedem Fall lebenswert oder gar ein Geschenk Gottes sei.

Oder nehmen wir Ludger Lütkehaus, dessen opus magnus "Nichts" (ein 750-Seiten-Essay) heisst, und das sich mit nicht mehr und nicht weniger beschäftigt als mit der Frage, warum "zu sein" angeblich besser sei als "nicht zu sein".

"Die Rache an solche Selbstdenkenden ist perfide und giftig: sie werden als krank erklärt. Das Normale sei das Gesunde, das Abweichende sei das Kranke. Das ist, wieder einmal, im Keim - und im Kern - faschistoid."

Ein bedingungsloses JA, ohne Wenn und Aber.

"diese Tipps kriegen Homosexuelle und Depressive, Selbstmordkandidaten und geistig Behinderte. Das Denken ist genau das Gleiche wie in der Nazizeit. Der Unterschied ist nur, dass man sie heute leben lässt. Aber VERACHTEN oder zumindest bemitleiden tut man sie noch genauso."

Auch das ist richtig.

Die Grenze zu finden zwischen dem Punkt, ab welcher ein Mensch Hilfe zu erhalten hat, weil er sie direkt oder indirekt wünscht, und dem Punkt, an dem so eine Hilfe eine Zu-Mutung ist, ist hauchdünn. Ich denke, das immer wieder zu hinterfragen, gehört zur menschlichen Freiheit des Suizidanten und des eventuell Helfenden. Und es ist auszuhalten, dass sich der Andere anders entscheidet als man es sich selbst gewünscht hat.

Liebe Grüsse

Petrus
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#68
(24-10-2008, 01:21)Streifenhörnchen schrieb: Hallo zusammen!

Ich offe, meine Posts von gestern kommen nicht überheblich rüber... Sie sind auf keinen Fall so gemeint!

Zuerst vielleicht @Julchen: Mein Nick ist ein dezenter Hinweis auf meinen Beruf... Ich setze mich mit den Menschen auseinander und habe auch ein ehrliches Mitgefühl, wenn sie mir von ihrem Leben bzw. ihren Sorgen erzählen.

ok :icon_wink:

Streifenhörnchen schrieb:Aber muss ich deshalb verstehen, wenn eine Frau auf einer Brücke steht und springen will? Ich sehe im Verlassenwerden vom Freund/Mann keinen Grund, dem eigenen Leben ein Ende zu setzen! Muss ich verstehen, wenn sich ein Familienvater wegen Schulden erschiesst? Das kann ich nicht! Denn auch darin sehe ICH keinen Grund, diesen endgültigen Schritt zu gehen!

Ich urteile nicht über solche Menschen! Ich mache ihnen auch kein Vorwurf - wie käme ich dazu? Aber ich kann es nicht verstehen, dass ein so "nichtiger" Grund (aus meiner Sicht) zu einem solch radikalen Schritt führen kann!

nunja, nicht alle Menschen die mal depressiv sind, nehmen sich auch gleich das Leben. Mal schlecht drauf zu sein, ist ja auch noch nicht depressiv. Allerdings ist man in der Fachwelt bereits "krank" wenn man (mal) traurig ist. Das sagte mir mal ein Arzt. Ich bin der Meinung dass traurig sein eine Emotion ist. Und so wie man nicht ständig traurig ist, so ist man auch nicht ständig glücklich. Denn das eine bedingt das andere, muss man sich halt irgendwie auffangen können, seine "Mitte" finden.

Übrigens es gibt keine "nichtigen" Gründe sich das Leben nehmen zu wollen, in dem Zusammenhang ein solches Wort zu gebrauchen ist eine Ohrfeige für jeden, der es (das Leben) nicht mehr aushält. Auch wenn dir das nicht in dein Weltbild passt, so sind die Dinge wie sie sind. Du kannst es nicht nach empfinden und deswegen benutzt du Ausdrucksweisen, die einen Menschen die in einer solchen Situation sind, nicht nur herabsetzen sondern obendrein auch noch demütigen und soetwas ist ganz bestimmt nicht zu verstehen, wenn man vorgibt Mitgefühl zu haben.

Streifenhörnchen schrieb:Die Bibel ist für mich schwere Kost und manchmal nur sehr schwer verständlich! Aber ich habe mich - meistens inspiriert durch einen Spruch oder einen Hinweis im Alltag - auch schon durch die eine oder andere Seite durchgelesen!

Aber das ist u.a. auch der Grund für meine Registrierung hier! Auch die Tatsache, dass ich mehr über meine und über andere Religionen erfahren will - möglichst aus erster Hand!!!

Die Bibel ist interpretierbar, das macht es vermutlich so schwer damit um zu gehen. Das wirst du feststellen, wenn du dich mal ein wenig hier im Forum "Christentum" eingelesen hast.

Ich habe mich Jahre lang mit dem Christentum und der Bibel befasst. War früher aktives Kirchenmitglied. Allerdings bin ich evangelisch, zumindest noch auf dem Papier.
Ich habe nicht das gefunden (in der Bibel, im christlichen Glauben) was mir in meiner Situation geholfen hätte, eher im Gegenteil. Mir wurde die Bibel und das drum herum irgendwann einmal "zu eng". Bin allerdings noch immer sehr den Lehren Jesus zugetan. Trost und sogar Heilung habe ich im Buddhismus gefunden. Denke aber jeder sollte sich selbst ein Bild machen und seinen Glauben bzw. Religion finden.
Mit Vorwürfen oder Angstmacherei ist es nämlich nicht getan, besonders wenn es um ein so prikäres Thema wie dieses hier geht.



Streifenhörnchen schrieb:Was meine ich mit priviligiert....? Ich habe ein schönes Leben, wenige Sorgen, viele Freunde - eben ein Leben, wie es nicht viele haben!

Das ist schön für dich ! Das freut mich dass es auch noch Menschen gibt, denen es gut geht und die dies so von sich behaupten können, dass es ihnen gut geht und dies auch noch begründen. An dieser Stelle wünsche ich dir auch für die Zukunft dass das so bleiben wird!
Mich störte einfach dieses Wort: privilegiert, sorry, aber ich neige manchmal dazu Worte auf die Goldwaage zu legen.

Wünsche dir hier noch viel Spaß !

LG
Julchen
Die Natur ist ein Brief Gottes an die Menschheit.
(Platon)
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#69
Hallo Streifenhörnchen,

wollte dir noch einen kleinen Kino Tip hier lassen. "Wolke 9" heißt der Film. Vielleicht kannst du es dann besser verstehen, wenn sich ein Mensch das Leben nimmt, wenn er verlassen wird.

LG
Julchen
Die Natur ist ein Brief Gottes an die Menschheit.
(Platon)
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#70
also ich denke mit diesem Thema sollte sensibler umgegangen werden.

Jemand, der über Suizid nachdenkt, sollte man eigentlich sofort Telefonhörer in der Hand haben und Polizei, Telefonseelsorge, Familienmitglieder anrufen.

Es ist nicht wirklich wichtig, was ich über das Thema denke und verstehe jetzt nicht die Entwicklung dieser Diskussion.
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#71
Liebe/r Phaeton,

es geht um die FREIHEIT des Menschen.

Ich hatte einen Klassenkameraden, der das Leben sinnlos fand. Schon als Kind fand er es sinnlos, und das hat sich nie geändert. Mit ca. 30 Jahren zog er aus unserer Stadt weg, und einige Jahre später erfuhr ich von seiner Mutter, dass er seinem Leben ein Ende gesetzt hatte. Ich bin sicher, er wäre STOCKSAUER gewesen und hätte es niemals verziehen, wenn jemand Polizei oder Eltern informiert hätte, und damit verhindert hätte, dass er sich zu DEM Zeitpunkt das Leben nehmen konnte. Hätte man das verhindert, hätte er es später getan. Da bin ich sicher.

Es gibt Menschen (und gar nicht mal wenig!), die wollen einfach nicht leben, weil sie das Leben an sich im Tiefsten sinnlos finden. Ich habe versucht, das in meinen Beiträgen klarzumachen: Ich bin der Meinung, wir haben nicht das RECHT, so einen Menschen zu ZWINGEN, weiter zu leben. Das zu akzeptieren, ist nicht leicht. Aber es ist die menschliche Freiheit. Solche Menschen einfach nur als "krank" zu bezeichnen und sie mit Polizei, Ärzten oder Verwandten zu zwingen, dieses Leben zu leben, das sie nicht leben wollen, halte ich für eine schlimme Entwicklung.

Nicht alles, was man nicht versteht, ist "krank".

Liebe Grüsse

Petrus
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#72
Nachtrag:

Selbstverständlich gibt es auch Menschen, die sich das Leben nehmen wollen, weil sie in konkreten Situationen keinen Ausweg sehen. Solchen Menschen sollte man immer helfen, sofern man helfen kann. Ich kann mir auch Situationen vorstellen, in denen ein Mensch gegen seinen Willen "gezwungen" werden muss, weiter zu leben. Zum Beispiel wenn ein junger Mensch sich bei seinem ersten Liebeskummer umbringen will. Da würde ich auch "einschreiten", weil ich weiss, dass man einige Jahre später GANZ anders darüber denkt, und froh ist, das alles überlebt zu haben. Oder wenn ein Mensch durch irgendwelche Umstände in eine Situation gerät, in der er keinen Ausweg sieht, und mit Panik reagiert. So etwas ist in meinem Freundeskreis passiert, eine junge Frau, die sich mit 21 Jahren das Leben genommen hat, weil sie eine Krise für unlösbar hielt, obwohl sie sicherlich lösbar gewesen wäre. Da muss man helfen und sollte alles tun, damit der Mensch wieder lebens-bereit ist.

Aber es gibt Menschen (ich weiss, ich wiederhole mich), die sind NICHT krank, und wollen dennoch dieses Leben nicht mehr leben. So schwer es auch ist: Das sollte man akzeptieren.

LG

P.
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#73
Hallo Petrus und alle anderen!
Ich glaube nicht, dass hier Menschen als "krank abgestempelt" werden sollten. Es gibt allerdings einige von uns, denen der Gedanke an Selbsttötung ziemlich fremd - und mit Verlaub: unheimlich - ist. Ich räume auch ein, dass - vielleicht gerade dadurch - ein gewisser gesellschaftlicher Druck aufgebaut wird.

(24-10-2008, 16:01)Petrus schrieb: es geht um die FREIHEIT des Menschen.
"Freiheit" besitzt nur solange einen vernünftigen Sinn, wie ich Hirn und Muskeln frei bewegen kann. Als Leiche ist diese Art der Freiheit gegenstandslos. Der Akt ist irreversibel und dadurch unfrei, wie immer man auch sonst urteilen mag.

Wir sollten auch noch über (den) "Sinn des Lebens" nachdenken. Denn "das Leben sinnlos" zu denken oder zu erleben, gibt ihm bereits einen sehr speziellen, morbiden Sinn (nämlich nur einen selbstbestimmten Abgang zu schaffen).
Im Gegensatz zu Zielen, die man sich wählen kann, besteht der Sinn darin, der Natur des Lebens zu folgen, Freiheit zu füllen, die Welt zu beobachten und das Dasein zu "feiern" (mit frohgemuter Aktivität zu füllen). Lax formuliert: der (Lebens-)Weg ist der Sinn.

Petrus schrieb:Ich hatte einen Klassenkameraden, der das Leben sinnlos fand. ... Es gibt Menschen (und gar nicht mal wenig!), die wollen einfach nicht leben, weil sie das Leben an sich im Tiefsten sinnlos finden.
Der gute Junge hatte ganz klar schlechte Lehrmeister, die offensichtlich ihrerseits "vorgegebene Ziele" mit Sinn verwechselt haben. In der Tat hat das Leben keine vorgegebenen Ziele, wenn man mal von den Trieben zu Nahrungserwerb und Fortpflanzung absieht. Menschen, die Zielhaftigkeit mit Sinn verwechseln, werden es immer schwer haben. Denn Ziele, sofern sie erfüllt werden, hinterlassen Leere. Schon das Prinzip, sie erreichen zu können, tötet ihren Sinn. Es sei denn, danach tun sich neue Ziele auf z. B. die Aufgaben einer Berufstätigkeit nach einer Prüfung.

Petrus schrieb:Ich bin der Meinung, wir haben nicht das RECHT, so einen Menschen zu ZWINGEN, weiter zu leben. Das zu akzeptieren, ist nicht leicht. Aber es ist die menschliche Freiheit.
Ein Element fehlt mir an dieser Stelle. Zur "Feier des Daseins" gehört neben den persönlichen Höhen und Tiefen auch das Dasein für Andere insbesondere für Gatten, Kinder, Eltern, Freunde, - und im Allgemeinen die Kommunikation, das Spiel, die Hilfe.
Ich kenne aus den diversen Usenet-Foren jene Sinnlosigkeitsapostel, die vom Leben so wenig verstehen, wie die Kuh vom Donner. Man kriegt's auch nicht 'rein. Aber wie diese Leute sich verschließen, ist unübersehbar!

Petrus schrieb:Nicht alles, was man nicht versteht, ist "krank".
... aber nicht normal und bedauerlich.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#74
Ich habe das Gefühl, hier versteht man noch nicht einmal ansatzweise, was ich sagen möchte. Das mag an mir liegen. Daher ziehe ich mich jetzt erst einmal aus dieser Diskussion zurück.

Nur eines noch, Ekkard: Wenn ein Mensch sich entschliesst, sich das Leben zu nehmen, dann LEBT er noch. Also HAT er diese Freiheit. Eine Leiche hat sie natürlich nicht, aber davon war nie die Rede.

Schönen Gruss

Petrus
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#75
Entschuldige bitte Petrus: Dies ist eine Diskussion. Und diese lebt nicht davon, dass ich einer Meinung zustimme, sondern dass ich (oder jede/r andere) eine oppositionelle Haltung einnehme, selbst dann, wenn ich gerade auch zustimmen könnte!

Und ich möchte nicht jeden Beitrag stereotyp damit beginnen: "Danke für deine fundierte, lesenswerte Meinung und deine überzeugenden Beispiele ..."
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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