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Religionsunterricht in Schulen
#16
Ehrlich gesagt verstehe ich dieses Problem nicht.
Ein spiritueller Lehrer sollte zu allen Seiten hin offen sein. Also zu allen Religionen und allen Weltanschauungen. Wie ich ja schrieb geht es um die Vor- UND Nachteile.
Auch Demokratie hat Nachteile.
Und jede Religion hat Vor- und Nachteile.
Wer in seiner Religion nur Vorteile und in anderen Religionen nur Nachteile sieht, ist keine spiritueller Lehrer sondern ein Missionar.

Wenn mich meine Kinder nach Jesus fragen, antworte ich ihnen, so gut ich kann und ohne Ressentiments. Wenn aber mein Sohn sagt, daß ihm die Jungfrauengeburt komisch vorkommt, gibt es ja gleich mehrere mögliche Antworten.

1. Gott ist alles möglich. So auch dieses Wunder.
2. Dieser Bibeltext soll die Besonderheit Jesu herausstellen. (Siehe Geburt Buddhas im Hain von Lumbini.)

Seine Antwort war: "Die wollten bloß vertuschen, daß Maria schon schwanger war, als sie Josef geheiratet hat."

Da kann ich nur sagen: "Auch möglich."

Und dann geht es eben um die Frage: Nehme ich die Bibel wörtlich oder "lebe ich nach dem Geist der Bibel" ?

Aber zum Thema zurück:
Natürlich ist niemand ausschließlich objektiv. Das ist ein Ideal. Schon der unterschiedliche Wissensstand zu den Religionen und Weltanschauungen bringt Fehlinformationen mit sich.
(Neueres Beispiel England: In einer Schule sollte nicht soviel über Schweine geredet werden, weil Muslime keine Scheine essen und diese für sie unrein sind. Der britische Rat der Muslime aber war für Gespräche und Geschichten über Scheine. Diese dürften sehr wohl, lt. Koran, gegessen werden und wären den Kindern oft gute Beispiele. Z.B. die 3 kleinen Scheinchen gegen den bösen Wolf. Ich weiß genau, daß viele Muslime sehr wohl Scheine nicht essen und für unrein halten.
Ein Lehrer kann also unmöglich alle Glaubensfragen einheitlich beantworten. (Man bedenke die Bandbreite islamischer Auslegung oder die Bandbreite des Christentums. Oder Lamaismus und Theravada-Buddhismus.)

Darum sind gerade die Grundlagen und die Entwicklung der westlichen Kultur so wichtig. Religionen taugen nicht als Gesellschaftskitt.
Es sei denn, sie werden in den Schulen humanistisch unterrichtet. Dann schnitzt man sich die Religionen humanistisch zurecht.
(Bibel nur dem Geist nach - nicht wörtlich. Islam als frauenfreundlich - ohne die Lehre vom Vormund der Frau, Hinduismus ohne Kastenwesen, Buddhismus ohne die Gnadenlosigkeit des Karmas, Esotherik ohne die Gefahr der Orientierungslosigkeit.

Ich habe den Eindruck, daß momentan in den Schulen die Nachteile von Christentum und Islam unter den Tisch gekehrt werden, während vor esotherischen Strömungen gewarnt wird.

Zum Christentum gehört auch die "Offenbarung des Johannes" und zum Islam auch die permanenten Strafandrohungen gegen Ungläubige. Genau wie zum Buddhismus das Nirvana (das Verlöschen) gehört und zur Esotherik der unübersichtliche Zauberladen.

Nicht nur den Himmel der Religionen und Weltanschauungen unterrichten, sondern auch deren Hölle.

Lhiannon
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#17
Lhiannon schrieb:Und dann geht es eben um die Frage: Nehme ich die Bibel wörtlich oder "lebe ich nach dem Geist der Bibel" ?

Auch wenn das etwas vom Thema wegführt, denke ich, Christen leben eher nach dem Geist.

Vielen herzlichen Dank für Deinen ausfühlichen und aufschlußreichen Eintrag.

LG Gerhard
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#18
Hallo Lhiannon,
Zitat:Ein spiritueller Lehrer sollte zu allen Seiten hin offen sein. Also zu allen Religionen und allen Weltanschauungen. Wie ich ja schrieb geht es um die Vor- UND Nachteile.
Auch Demokratie hat Nachteile. Und jede Religion hat Vor- und Nachteile.
Wer in seiner Religion nur Vorteile und in anderen Religionen nur Nachteile sieht, ist keine spiritueller Lehrer sondern ein Missionar.
Ein konkreter spiritueller Lehrer steht normalerweise in irgendeiner religiösen Tradition und ist deshalb p. def. nicht zu allen Seiten hin offen; einige wenige sind es zumindest nach zwei oder drei. Eine Idealvorstellung, der man sich annähern kann (so man dieses Ideal hat - für viele scheint es eher das Schreckgespenst der Beliebigkeit zu beschwören - "Die Wahrheit ist keine Frage von Vor- und Nachteil!"), von der man aber nicht als Voraussetzung ausgehen sollte. Wenn man manchen Stimmen folgt, scheint heute nichts notwendiger zu sein als Missionare, Missionare und wieder Missionare... :(

Zitat:Ein Lehrer kann also unmöglich alle Glaubensfragen einheitlich beantworten. (Man bedenke die Bandbreite islamischer Auslegung oder die Bandbreite des Christentums. Oder Lamaismus und Theravada-Buddhismus.)
An buddhistische Religionslehrer wird der Anspruch gestellt, mit diesem Problem zu Rande zu kommen, an muslimische ebenfalls (jedenfalls in Österreich - vgl. den thread unter 'Islam').
Die Frage ist aber eher, ob der Religionslehrer tatsächlich Vermittler von Wissen und Werten (in dieser Reihenfolge ;)) sein sollte, oder ein Missionar, der im Auftrag seiner Kirche Werbung macht. An Religion als Gesellschaftskitt glaube ich auch nicht, aber an die zumindest theoretische Möglichkeit eines 'befreiten' Religionsunterrichts, speziellen Wildwüchsen im privaten Bereich ein wenig zu steuern - gerade dann, wenn die Glaubensvermittlung von der Schule weg dorthin verlagert werden soll.
Zitat:Nicht nur den Himmel der Religionen und Weltanschauungen unterrichten, sondern auch deren Hölle.
Das wäre ja ein fast schon sträflicher Minimalismus an Objektivität :lol: - aber es ist ja wohl nicht wörtlich gemeint ;)
Ich könnte mir etwa eine Behandlung der Frage vorstellen, inwieweit die 'Himmel' den kultur- und zeitbedingten Vorstellungen entsprechen und übereinstimmen, oder sich so voneinander unterscheiden, dass man im Extremfall den 'Himmel' der Einen mit der 'Hölle' der Anderen verwechseln könnte...
In Anlehnung an Xenophanes: Der Himmel eines Wasserbüffels ähnelt einem Sumpf, der eines Geiers einem Schlachtfeld, der einer Fliege - na, vielleicht hat daher Beelzebul seinen Namen...

() qilin
___________________
Mit einem Brunnenfrosch sollst du nicht über den Ozean reden, sein Horizont ist begrenzt und reicht nur bis zum Brunnenrand. Mit einer Eintagsfliege sollst du nicht über den Winter reden, der Schnee übersteigt ihr Begriffsvermögen. Mit einem Schulmann sollst du nicht das große Tao erörtern, er ist in seine Vorstellungen eingemauert und kann sich eine größere Wirklichkeit nicht vorstellen... (Tschuang-tse)
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#19
Wo war noch die Stelle in der Bibel, wo das Kind in die Höhle der Schlange greift und ihm nichts passiert? Das wäre zumindest eine Kontrapunkt zu vorhergegangener Theorie.
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#20
Hi Gerhard,

"Das Kind wird in das Nest der Natter greifen ohne daß sie es sticht, und das Lamm wird neben dem Löwen lagern" oder ähnlich - das ist eine Endzeitprophezeiung, wenn ich mich recht erinnere - aber der Zusammenhang fehlt mir hier... :?:

Welche Theorie meinst Du, und inwiefern Kontrapunkt?

() qilin
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#21
qilin schrieb:In Anlehnung an Xenophanes: Der Himmel eines Wasserbüffels ähnelt einem Sumpf, der eines Geiers einem Schlachtfeld, der einer Fliege - na, vielleicht hat daher Beelzebul seinen Namen...
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