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Anmerkungen zum Barnabasevangelium
#1
Das einzige vollständige Exemplar vom sogenannten "Barnabasevangelium" befindet sich in Wien in der Nationalbibliothek, der einschlägigen Wissenschaft als "Wiener Manuskript" bekannt. Geschrieben ist es in einem sonderbaren Italienisch, versehen mit Randbemerkungen in arabischen Schriftzeichen. Sie scheinen, so versichern Arabisten, von "türkischer Hand" zu stammen.

John Toland hatte das Manuskript 1709 in Amsterdam einsehen können. Er meinte damals, es sei ein "Mohammedanisches Evangelium". Nach Jan Slomp, der sich mit der Geschichte des BE eingehen befasst hat, kam die Handschrift mit hoher Wahrscheinlichkeit über einen italienischen Historiker namens Leti nach Amsterdam. Dieser musste wegen seiner Konversion zum Protestantismus emigrieren und wurde dort Stadthistoriker. Als Leti starb, wurde seine Bibliothek versteigert. Erworben wurde das Manuskript offenbar von einem preußischen Diplomaten (Consul Cramer) über den es auf Toland kam. Ab 1725 ist das Manuskript nachweislich im Bestand der Bibliothek des Prinzen Eugen. Nach dem Tod des Prinzen wurde es den staatlichen Sammlungen einverleibt.

Offenbar waren im 18. Jh auch zwei spanische Fassungen bekannt. Eine ist verschollen, die zweite tauchte (unvollständig) in Australien auf, wurde 1976 veröffentlicht und befindet sich jetzt in Sydney.

1907 wurde das Wiener Manuskript von Laura und Lonsdale Ragg ins Englische übersetzt. Im Vorwort wurde Beweis geführt, dass es sich bei dem Text um eine Fälschung handelt. Als hervorragende Kenner der italienischen Renaissance meinten sie Elemente aus Dantes Göttlicher Komödie nachweisen zu können.

Nach anfänglichem Interesse war das Manuskript im Westen schnell vergessen, in der muslimischen Welt aber bald ein Bestseller. Schon 1908 erschien in Kairo die erste arabische Übersetzung. Von dieser wurde weiter ins Urdu und ins Persische übersetzt. Die erste französische Fassung kam 1977 auf den Markt. Seit 1996 liegt auch eine deutsche Übersetzung vor. Alle Fassungen gehen auf die englische von Ragg und das Wiener Manuskript zurück.

Das Barnabasevangelium will das "wahre Evangelium von Jesus" sein, das einzige unverfälschte, es komme den offenbarten Wahrheiten am nächsten und bestätige somit den Islam als die einzig wahrhafte Religion. Von den Verfechtern dieser These wird argumentiert, es gäbe keine griechischen (oder aramäischen) Handschriften oder Fragmente von diesen, weil sie von Christen vernichtet worden seien.

Von E. Gamillscheg, dem Leiter der Handschriftensammlung der Österr. NB, wird die Entstehungszeit des BE in die 2. Hälfte des 16. Jh datiert. Zur Datierung gibt es auch andere Fachmeinungen (14. – 17. Jh).

Mikel de Epalza und Luis Fernando Bernabe Pons vertreten die Ansicht, dass das BE (jedenfalls nach dem Fall Granadas) von "Moriscos", von zwangsgetauften Muslimen also, hergestellt wurde. Jan Slomp vertritt dazu dieselbe Meinung.

Auch die Arbeiten von Christine Schirrmacher zum BE verdienen Erwähnung.

MfG E.
MfG B.
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#2
Hallo Epicharm,
nach allem was ich bis jetzt davon und darüber gelesen habe halte ich diese Barnabasgeschichte auch für eine Erfindung, Fälschung kann man es ja eigentlich nicht nennen ausgenommen man nimmt die Texte der anderen Evangelien zur Grundlage.
Wie viele andere Schriften hat diese auch nur für Durcheinander und Zwietracht gesorgt, wie man sieht auch hier im Forum wo man sich deswegen gegenseitig sogar beleidigen muss.

Ich halte eine Diskussion über dieses "Evangelium" für überflüssig, Deine Beschreibung als Wissensgrundlage würde eigentlich vollkommen ausreichen.
Wer mehr darüber wissen will und etwas Englisch kann findet hier: Klick! den download.

Für Muslime sollte der Koran für alles ausreichend sein, aber leider benötigen doch viele Muslime verschiedene Schriften um sich und Anderen etwas zu beweisen.
Fest steht dass dadurch nichts Gutes herauskommt.

Gruß,
Wojcech
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#3
(29-11-2008, 10:43)wojciech schrieb: Wie viele andere Schriften hat diese auch nur für Durcheinander und Zwietracht gesorgt, ...

Hallo Wojciech,

damit hast Du wohl Recht! Wenngleich jene, die diese Texte hergestellt haben, das ursprünglich in der Absicht gemacht haben dürften, christliches Verständnis für muslimische Glaubensinhalte zu wecken. Jedenfalls gibt es Vermutungen in diese Richtung.

Vielen Dank für den Link. Ich besitze den Text in der deutschen Übersetzung.

MfG E.
MfG B.
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