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Pantheistische Zitate
#13
(27-03-2009, 09:39)Der-Einsiedler schrieb:
Melmoth schrieb:Alles, was gesagt werden kann, drückt das, was nicht in Worte fassbar ist, nicht aus, aber jede Rede spricht doch von dem Unsagbaren.

- Nicolaus Cusanus
Das erinnert mich in der Konsequenz ein wenig an den letzten Satz des Tractatus von Wittgenstein: "Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen." (Quelle, z.B.: http://www.lsw.uni-heidelberg.de/users/s...stein.html) Das bedeutet meiner Meinung nach keine Aufforderung, "die Klappe zu halten", sondern, sich dem Schweigen als eigenständigem Wert zu öffnen. Und ich glaube, das meint Cusanus auch...

Nur eine Anmerkung, keine Diskussion zu diesem Zitatthread.

Nicht ganz! Die Idee hinter der Aussage von Nicolaus Cusanus ist die coincidentia oppositorum - das Zusammenfallern der Gegensätze. Diese findet in Gott statt. Alles was bei uns begrenzt ist, ist in Gott geeint. Alles was bei uns komplex ist, ist in Gott ein-fach. Alles was bei uns unmöglich ist, ist bei Gott möglich.
Diese Grundüberzeugung legt er in seinem bedeutenden Werk, de docta ignorantia (die belehrte Unkenntnis), dar. Cusanus, der Pseudo-Dionysius Areopagita und dessen mystische Theologie, die eine stark negativ geprägte Theologie enthält, kennt, wendet dieses Prinzip auf Gott an.

Man kann von Gott letztlich nichts wissen (s. Thomaszitat meiner Signatur), im Sinne von ihn durchdenken. Das bedeutet, dass aber auch Sprache kein adäquates Mittel mehr ist Gott zu beschreiben, auszusagen. Der Mensch kann aber gar nicht anders als sich in Sprache auszudrücken und so das wenige was er durch Vernunft und Offenbarung von Gott doch weiß zu formulieren. In diesem Sinne will das Cusanuszitat das Paradox einfangen, dass das Gesagte nicht mit Worten auszudürcken ist und doch alles was wir sagen ein Ausdruck dessen ist was wir nicht vollkommen erfassen können.

Soweit Presbyter

P.S. Ob man das Cusanuszitat oder überhaupt das cusanische Werk als pantheistisch ansehen kann, würde ich kritisch sehen. Viel mehr schein mit hier sein starker Neoplatonismus durchzukommen, der sich in seinem Bezug zu Proklos, Plotin und Ps.-Dionysius Areopagita zeigt.
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
-
Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
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