Hallo Miriam :)
Doch, ja, ich kenne einzelne Textpartien, von Goethe, die nicht nur dichterisch sehr elegant gesagt sind, sondern mir auch inhaltlich gefallen, da denk ich allerdings, dass es von seiner Mutter angebahnt war, die war recht patent und fiel ihm dann wohl ein, zum Beispiel in der Rolle seines armen Gretchens im Faust sind manche wunderbar ehrliche Textpartien.
Ein Text, der insgesamt anfangs zwar ziemlich lahmt, aber dann doch nicht ganz verkehrt ist, ist 1814, sein Bericht von der Reise zur Wieder-Eroeffnung der St.Rochus-Wallfahrt zum St.Rupertsberg gegenueber von Bingen, nach Abzug der franzoesischen Besatzung.
Er ist zwar evangelisch und all das Rheinisch-Katholische ist ihm fremd, er scheint im Augenmerk nervoes zu sein und biegt immer wieder ab, auch wenn er dann sprachlich "unter aller Kanone" formuliert - er kann natuerlich auch etwas Spott nicht lassen, aber er spottet nicht ueber das den Leuten damals zentral Wichtige an dem Ereignis, und er fuegt sogar eine ganze Legenda vom Hl.Rochus ein, die er auf der Wallfahrt gar nicht hatte in Erfahrung bringen koennen, wie er sagt. Diese Legende bringt er ohne Randbemerkungen komplett fremdgeschrieben hinein, vermutlich weil er das Ganze dann doch zum Veroeffentlichen drin haben wollte /sollte. Interessant daran ist, in Bezug auf diese Schilderung, dass er wirklich mit einer Art Gutmuetigkeit schliesst, die wohl ehrlich mal da war
- und da ist er anscheinend dann doch mal angesprochen von dem, was er miterlebt, und imstande, sich fuer diese Leute zu freuen, dass ihre Regierung ihnen all dies nun doch ermoeglicht hatte, und wuenscht sich, dass es anderswo auch so viel interkonfessionelles Entgegenkommen gaebe, unter den Preussen-Beamten, die generell nur Protestanten sein durften, was den katholischen Gebieten ja oft wirklich sehr harsch vorkam.
Auch die fast komische Verzweiflung des Helden seines Gedichts vom Zauberlehrling ist vermutlich seiner eignen Biographie Wiederspiegelung und ernster gemeint als er es vor sich selbst zugeben konnte.
Man muss ja bedenken, mit was er sich alles ueberfrachtet hatte, an Halbwissen, um seinem Plan gemaess immer wieder moeglichst authentisch die Sprache zu Situationen zu finden.
Da hatte er manchen "Besen ins Laufen gebracht" auch seine sprachliche Gelaeufigkeit ist so etwas.
Wie wohl jeder, der Fuerst wurde, ist auch das Leben als Dichterfuerst nachher nicht das, was man selbst als Wohlfuehlen betrachten koennte, es draengte ihm Rollen auf, weil es irgendwer machen musste, und nun war er das eines Tages.
Also ganz sicher war er am wenigsten ein Muslim, und auch kein Sufi - er hat nur diesen Hafis - nicht anders wie jene Alchemisten-Kueche - nachzuempfinden versucht, im "West-oestlichen Divan", aber da hat er es selbst irgendwo drin gesagt, dass er nicht im Geringsten von Hafis glaube, es sei jenem um mehr als Wein-Weib-und-Gesang gegangen.
In diesem Sinne ahmt er das dann also mit nicht wenig Freude an den ungewohnten Versmassen des Persers nach, sich parallel sehr gerne dem anschliessend, wie jener seine gestrenge Erziehungs-Institution der Imame nur hinderlich fand - ganz wie er selbst die Kirchen.
Als Goethe geboren wurde, hatte Voltaire "der alte Spoetter" gerade ein Theaterstueck "Mahomet" geschrieben, das insgesamt nur 3-4 mal in Frankreich aufgefuehrt wurde, weil es dem Volke so gefiel, dass die Regierung es lieber gleich wieder sperrte. Der Inhalts-Angabe ist es ein wirklich sehr unfaires Stueck gewesen. Kann sein, dass Voltaire damit ja auch gar nicht auf den Islam zielte, sondern auf eigne Verhaeltnisse in Frankreich, aber es war m.E.richtig so, es nicht weiter zu zeigen.
- doch genau dies war blitzschnell schon ins Deutsche uebersetzt worden und hier im Land kaufbar...
Goethe waehlt die Schreibung des Namens spaeter auffaellig genauso. Da ist es aber nur so etwas wie "Die Moldau" als Gedicht ueber einen Fluss, was den Titel nur so erklaert, dass es andeuten sollte, Mohammed habe es zu singen in einem Stueck, das erst noch geschrieben werden muesste, oder so.
Manche meinen, es habe schildern wollen, wie sich der Islam aus einer kleinen Quelle bis zum maechtigen Strom entwickelt habe - aber ich denke nicht, dass das Goethe entspraeche, denn dann haette er ja mal einen Moment lang kein Freigeist sein duerfen - und es passt als Deutung zu nichts, was ich von oder ueber Goethe in Bezug auf Islamisches fand. Es ging ihm nicht so nahe. Eher noch haette er es erst geschrieben, dann betitelt und vorgetragen und waere selbst gespannt, was nun andere da hinein deuteten....
mfG WiT :)
Doch, ja, ich kenne einzelne Textpartien, von Goethe, die nicht nur dichterisch sehr elegant gesagt sind, sondern mir auch inhaltlich gefallen, da denk ich allerdings, dass es von seiner Mutter angebahnt war, die war recht patent und fiel ihm dann wohl ein, zum Beispiel in der Rolle seines armen Gretchens im Faust sind manche wunderbar ehrliche Textpartien.
Ein Text, der insgesamt anfangs zwar ziemlich lahmt, aber dann doch nicht ganz verkehrt ist, ist 1814, sein Bericht von der Reise zur Wieder-Eroeffnung der St.Rochus-Wallfahrt zum St.Rupertsberg gegenueber von Bingen, nach Abzug der franzoesischen Besatzung.
Er ist zwar evangelisch und all das Rheinisch-Katholische ist ihm fremd, er scheint im Augenmerk nervoes zu sein und biegt immer wieder ab, auch wenn er dann sprachlich "unter aller Kanone" formuliert - er kann natuerlich auch etwas Spott nicht lassen, aber er spottet nicht ueber das den Leuten damals zentral Wichtige an dem Ereignis, und er fuegt sogar eine ganze Legenda vom Hl.Rochus ein, die er auf der Wallfahrt gar nicht hatte in Erfahrung bringen koennen, wie er sagt. Diese Legende bringt er ohne Randbemerkungen komplett fremdgeschrieben hinein, vermutlich weil er das Ganze dann doch zum Veroeffentlichen drin haben wollte /sollte. Interessant daran ist, in Bezug auf diese Schilderung, dass er wirklich mit einer Art Gutmuetigkeit schliesst, die wohl ehrlich mal da war
- und da ist er anscheinend dann doch mal angesprochen von dem, was er miterlebt, und imstande, sich fuer diese Leute zu freuen, dass ihre Regierung ihnen all dies nun doch ermoeglicht hatte, und wuenscht sich, dass es anderswo auch so viel interkonfessionelles Entgegenkommen gaebe, unter den Preussen-Beamten, die generell nur Protestanten sein durften, was den katholischen Gebieten ja oft wirklich sehr harsch vorkam.
Auch die fast komische Verzweiflung des Helden seines Gedichts vom Zauberlehrling ist vermutlich seiner eignen Biographie Wiederspiegelung und ernster gemeint als er es vor sich selbst zugeben konnte.
Man muss ja bedenken, mit was er sich alles ueberfrachtet hatte, an Halbwissen, um seinem Plan gemaess immer wieder moeglichst authentisch die Sprache zu Situationen zu finden.
Da hatte er manchen "Besen ins Laufen gebracht" auch seine sprachliche Gelaeufigkeit ist so etwas.
Wie wohl jeder, der Fuerst wurde, ist auch das Leben als Dichterfuerst nachher nicht das, was man selbst als Wohlfuehlen betrachten koennte, es draengte ihm Rollen auf, weil es irgendwer machen musste, und nun war er das eines Tages.
Also ganz sicher war er am wenigsten ein Muslim, und auch kein Sufi - er hat nur diesen Hafis - nicht anders wie jene Alchemisten-Kueche - nachzuempfinden versucht, im "West-oestlichen Divan", aber da hat er es selbst irgendwo drin gesagt, dass er nicht im Geringsten von Hafis glaube, es sei jenem um mehr als Wein-Weib-und-Gesang gegangen.
In diesem Sinne ahmt er das dann also mit nicht wenig Freude an den ungewohnten Versmassen des Persers nach, sich parallel sehr gerne dem anschliessend, wie jener seine gestrenge Erziehungs-Institution der Imame nur hinderlich fand - ganz wie er selbst die Kirchen.
Als Goethe geboren wurde, hatte Voltaire "der alte Spoetter" gerade ein Theaterstueck "Mahomet" geschrieben, das insgesamt nur 3-4 mal in Frankreich aufgefuehrt wurde, weil es dem Volke so gefiel, dass die Regierung es lieber gleich wieder sperrte. Der Inhalts-Angabe ist es ein wirklich sehr unfaires Stueck gewesen. Kann sein, dass Voltaire damit ja auch gar nicht auf den Islam zielte, sondern auf eigne Verhaeltnisse in Frankreich, aber es war m.E.richtig so, es nicht weiter zu zeigen.
- doch genau dies war blitzschnell schon ins Deutsche uebersetzt worden und hier im Land kaufbar...
Goethe waehlt die Schreibung des Namens spaeter auffaellig genauso. Da ist es aber nur so etwas wie "Die Moldau" als Gedicht ueber einen Fluss, was den Titel nur so erklaert, dass es andeuten sollte, Mohammed habe es zu singen in einem Stueck, das erst noch geschrieben werden muesste, oder so.
Manche meinen, es habe schildern wollen, wie sich der Islam aus einer kleinen Quelle bis zum maechtigen Strom entwickelt habe - aber ich denke nicht, dass das Goethe entspraeche, denn dann haette er ja mal einen Moment lang kein Freigeist sein duerfen - und es passt als Deutung zu nichts, was ich von oder ueber Goethe in Bezug auf Islamisches fand. Es ging ihm nicht so nahe. Eher noch haette er es erst geschrieben, dann betitelt und vorgetragen und waere selbst gespannt, was nun andere da hinein deuteten....
mfG WiT :)