(09-04-2009, 09:48)Sonne schrieb: Aus dem Beispiel mit der kath. Kirche erkennen wir aber, dass es zwischen Glaubenslehre und Glaubenspraxis offensichtlich oft einen Dissens gibt. Kann man das deiner Meinung nach nicht vom Islam (schon angesichts der verschiedenen Glaubensströmungen) auch sagen, Epicharm?
Muslimisch Glaubenspraxis ist nicht über den Kamm zu scheren, damit hast Du recht.
Und das nicht nur wegen der vielen "Glaubensströmungen", auch innerhalb von "Glaubensgemeinschaften" ist solches zu beobachten.
Es ist von erheblichem Unterschied, ob man sich über sunnitisch-islamische Glaubenspflicht an einer saudiarabischen Universität erkundigt, oder zum gleichen Zweck in Ankara vorstellig wird.
An der (jungen) Universität in Ankara wurde 1949 eine theologische Fakultät eingerichtet, wo muslimische Theologie im kritisch-gedanklichen Austausch mit Disziplinen wie Soziologie, Philosophie, Geschichte, etc. steht. Dass dort auch Nichtmuslime als Lehrer(innen) geschätzt sind (1954 erging z.B. die Einladung an Annemarie Schimmel, Religionsgeschichte zu lehren), unterstreicht die Weltoffenheit der dortigen Hohen Schule.
Heute ist die Ankaraner theologische Schule die Avantgarde unter den theologischen Schulen der islamischen Welt. Sie untersteht keiner lehramtlichen Autorität, sondern nur der staatlichen Hochschulbehörde. Es wird dort "spannende Theologie" betrieben. Die Ergebnisse der dort ablaufenden theologischen Denkprozesse treiben so manchem "Islamisten" die Zornesfalten auf die Stirn
MfG E.
MfG B.