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Konzept und Begriff einer unsterblichen Seele nicht im Widerspruch zur Wissenschaft
#31
Hallo Thelmar,

eins vielleicht vorweg:
Mir läge daran, dass wir das, was uns in unserem Anliegen trennt, und das, was uns verbindet, herausfinden, damit wir uns auf das, was uns verbindet, stützen können. Ich habe nicht das Bedürfnis, die Gedankenwege anderer zu verändern.
Wenn sich herausstellen sollte, dass das Gemeinsame dann doch sehr gering ist oder der jeweils eigene Gedankengang sich nicht vermitteln lässt, dann werde ich von meiner Seite aus lieber aufhören.


(02-07-2009, 09:22)Thelmar schrieb:
Zitat:Für mich war das erst mal ein konstruktiver Gedanke, weil es dem Konstrukt "Dualismus" - dem ich nicht traue - etwas entgegensetzt.
Ich konnte mich nie ganz von dualistischen Positionen lösen, ganz einfach deshalb, weil ich mich immer gezwungen sah körperliches, emotionales, psychisches, mentales usw. als differenziert zu betrachten.


Die Ablehnung von Dualismus setzt nicht voraus, dass man undifferenziert die Dinge betrachtet, sondern ganz im Gegenteil die Undifferenziertheit ablehnt.
Der Dualismus ist für mich in Descartes verkörpert, der von einem mechanistischen Weltbild ausging. Da sind Natur und Geist radikale Gegensätze, und so auch Körper und Geist. Der Körper ist für Descartes eine Art Maschine.

Auch unterscheide ich streng Dualität von Dualismus. Letzteres ist eine Weltanschauung, meist sogar eine Ideologie (es gibt nur zwei Substanzen, und sie sind unabhängig voneinander). Ersteres ist für mich eine Wahrnehmungsform, an die unser Denken zumeist gebunden ist. Wir haben die Farbe „Schwarz“ in unser Sprachsystem aufgenommen und damit gleichzeitig das Gegenteil davon: „Nicht-Schwarz. „Schwarz“ können wir überhaupt nur erkennen, wenn wir es von „Nicht-Schwarz“ unterscheiden können. Auch „Schmerz“ ist nur erkennbar, wenn wir „Nicht-Schmerz“ kennen.

Dass es ein Jenseits von dieser Dualität gibt, mag sein – aber hier will ich nur darauf hinaus, dass das duale Empfinden und Denken nicht die Ideologie des Dualismus einschließt.


Zitat:In meinen Augen lässt sich psychisches z.b. einfach nicht vollständig auf körperliches reduzieren, im Gegenteil.


Für mich auch nicht, das habe ich ja oft geschrieben. Der Reduktionismus, den Du ansprichst, will ja per „Zwang“ gewisse Realittäsbereiche des Menschen auf die mechanistisch verstandene Materie reduzieren, ist also eine Ideologie (falls sie sich wissenschaftlich gebärdet), ansonsten eine Weltanschauung.
Diese halte ich – falls sie sich wissenschaftlich gebärdet – für fatal, da sie eben ein festes Menschenbild voraussetzt und dieses unbedingt als Prämisse durchsetzen will. Da wird dann die Wissenschaft missbraucht, um ideologische Sichtweisen durchzusetzen.


Zitat:Aber ich vermute du beziehst dich auf den Einheitsgrund, der hinter all diesen Ebenen ist, und der nicht weiter teilbar ist.


Nein, ich beziehe mich nicht auf irgendwelche philosophischen Systeme. Wirkliche Forschung – oder bescheidener: wirklliches Erforschen – muss solche lang mitgeschleppten und nicht überprüften Begrifflichkeiten über Bord werfen.



Zitat:Meine Gedanken dazu sind so, dass dieser Einheitsgrund etwas metaphysisches und transzendentes ist, dass quasi die einheitstiftende Grundlage all der anderen Ebenen ist.


Aber hier „philosophierst“ Du im Sinne von Spekulation – und vielleicht trennen sich an diesem Punkt dann doch unsere beiden Wege.
Mich interessieren diese Spekulationen schon lange nicht mehr. Im Gegenteil: ich empfinde sie als Blockaden, die eine wirkliche Untersuchung dessen, was der Mensch für „Wirklichkeiten“ ständig hat oder produziert, verhindert.

Offenbar suchst Du nach einem kohärenten philosophischen Weltbild, während ich in Deinem Thema auf das Wort „wissenschaftlich“ angesprungen bin.


Vielleicht sollten wir hier erst einmal innehalten, Stoff genug ist ja schon da.


Zitat:Was wäre denn ein akzeptables wissenschaftliches Instrumentarium für dich, um Emotionen usw. zu erfassen ?


In den beiden Threads „Wirklichkeit“ und „“Was ist Religion? Was ist Religiosität“ habe ich dazu einige Gedanken formuliert, das schrieb ich schon. Ich mag es hier nicht wiederholen, denn es ist ja so leicht, das dort zu lesen.
Sicher ist das nicht ausreichend, aber die Entwicklung einer Methodik ist für mich die Zielvorstellung, ich habe kein fertiges Ergebnis. Die ganze Geisteswissenschaft hat keine fertigen Ergebnisse – sie ist, methodisch gesehen, zum einen schwer vernachlässigt worden, zum anderen von Haus aus um ein Vielfaches komplexer als die naturwissenschaftliche.
Allerdings ist die naturwissenschaftliche, sobald sie den Menschen untersucht, ebenfalls kompex, und auch sie hat nicht im Ansatz fertige Ergebnisse.



Zitat:Oder anders ausgedrückt: Ist das überhaupt die richtige Herangehensweise bzw. kann es das überhaupt sein ?


Auf so etwas reagiere ich sauer. Wenn ich eine Methodik suche, dann ist das eben mein Weg. Ich gehe wissenschaftlich vor, ich habe das gelernt, und ich tue das vorsichtig und Schritt für Schritt.
Innerhalb der Wissenschaft gibt es immer mehrere Wege, und sie sind nicht „falsch“ oder „richtig“, sondern eben verschiedene Herangehensweisen. Die Prämissen verschiedener Wissenschaftler sind notgedrungen unterschiedlich.



Zitat:Wie ich in einigen Posts vorher versucht habe anzudeuten, kann es in meinen Augen schonmal garnicht gelingen psychisches, geschweigendenn spirituelles, naturwissenschaftlich, also z.b. neurobiologisch zu erklären oder zu erfassen. Für mich sind da eher geisteswissenschaftliche Zugänge gefragt.


Ja, das habe ich in diesem Thread ziemlich oft bestätigt. Das ändert trotzdem nichts daran, dass man wissenschaftlich vorgehen muss – wenn man schon Wissenschaftlichkeit beansprucht.

Dein Weg, spirituelle oder sog. außerkörperliche Erfahrungen messen zu lassen, beruht ja auf der naturwissenschaftlichen Methodik, nicht auf der geisteswissenschaftlichen.

Da ich aber nach einer geisteswissenschaftlichen Methodik suche, die wissenschaftlich begründet ist, sind für mich diese Messungen zunächst nicht ausschlaggebend in dem Sinne, dass sie die geisteswissenschaftliche begründen.
Du hast ja auch ständig von einer geisteswissenschaftlichen Methodik gesprochen, die die naturwissenschaftliche ergänzen solle.
Eben darum habe ich mich in diesem Thread engagiert.

Allerdings denke ich zusätzlich interdisziplinär, darum sollte eine übergeordnete Wissenschaft beide Richtungen in sich vereinen und für deren Ergebnisse ein Gesamtmodell schaffen.
Aber das ist Zukunftsmusik, erst mal muss man dafür sorgen, dass nicht nur die physische Realität untersucht und beschrieben wird.
Und darin sind wir ja offenbar einer Meinung – nur nicht in dem Weg.


Bis dahin erst mal.
Wir sollten uns vielleicht besser immer nur jeweils auf einen Punkt beschränken?
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#32
(02-07-2009, 09:22)Thelmar schrieb: Wie ich in einigen Posts vorher versucht habe anzudeuten, kann es in meinen Augen schonmal garnicht gelingen psychisches, geschweigendenn spirituelles, naturwissenschaftlich, also z.b. neurobiologisch zu erklären oder zu erfassen. Für mich sind da eher geisteswissenschaftliche Zugänge gefragt

niemand hier hat behauptet, psychisches oder gar spirituelles (was auch immer das sein mag), sei "naturwissenschaftlich, also z.b. neurobiologisch zu erklären oder zu erfassen". aber du hast auch nicht erklären können, was die geisteswissenschaft da zu bieten haben sollte

Zitat:Es mag sein, dass es in der streng wissenschaftlichen Betrachtung kein ganz klar geben kann, eben aufgrund der Definition von Wissenschaft. Dennoch könnte man ja erstmal feststellen, dass diejenigen, die spirituelle oder mystische Erfahrungen hatten, auch oft vom Absolutheitscharakter gewisser Erkenntnisse gesprochen haben. Ohne es zu deuten, könnte man dies ja erstmal ganz neutral notieren und solche Befunde sammeln

natürlich kann man das

nur, was soll das mit wissenschaft zu tun haben? da muß doch dann schon noch etwas mehr kommen

Zitat:der Begriff Außerkörperlichkeit hat aber sehr konkrete Auswirkungen für den Erfahrenden oder Praktizierenden selbst. Deshalb ist die Frage, ob es ohne die eigene Erfahrung überhaupt völlig angemessen sein kann dazu etwas zu konzipieren oder zusammenzutragen

die frage ist vor allem, wie etwas, das nur individuell erfahren werden kann, wissenschaftlich betrachtet werden können soll

wie gehe ich wissenschaftlich mit etwas um, das mir nur aus der erzählung eines menschen zugänglich ist, welcher gleichzeitig sagt: "ohne selber meine erfahrung gemacht zu haben, verstehst du sowieso nicht, um was es geht"?einer mir


Zitat:Sind nicht gerade Persönlichkeiten wie er hervorragend geeignet um Tiefe und Wesen von Spiritualität, Religiosität, Psychologie usw. besser erfassen zu können ?

warum sollen sie das sein?

und zwar besser als andere?

Zitat:Kann man von Spiritualität überhaupt sprechen ohne eine Praxis und innere Hinwendung des Menschen dazu vorauszusetzen ?

darf ich dich daran erinnern, daß du oben noch behauptet hast

Jeder Mensch, egal in welchem Land und in welcher Kultur ansässig, kann es machen. Übung und Vorbereitung natürlich vorausgesetzt, und vor allem die Bereitschaft es zu tun

die von dir angesprochene "spiritualität" setzt also gerade "Praxis und innere Hinwendung des Menschen dazu" voraus

Zitat:Oder anders: Ist Spiritualität wesentlich auch an Praxis in diesem Bereich geknüpft ? Davon gehen jedenfalls viele Traditionen aus. Das ist aber kein Widerspruch zur Wissenschaftlichkeit, eher im Gegenteil, man kann das ja mit wissenschaftlicher Methodik angehen

wie willst du denn wissenschaftlich feststellen, ob "die Bereitschaft" gegeben ist?

du kannst nicht wisenschaftlich arbeiten, ohne eindeutige kriterien, deren erfüllung eindeutig nachzuweisen ist

Zitat:Mathematik oder auch Verstehen von Poesie oder Kunst setzt auch Auseinandersetzung damit voraus, um es zu verstehen. Aber nur, weil jemand keinen Zugang zur Mathematik hat bisher, heißt das nicht, dass die Wahrheiten der Mathematik dadurch verringert würden

die beherrschung des mathematischen handwerkszeugs setzt aber nur insofern die "bereitschaft, sich darauf einzulassen" vorauzs, als man mal die "werkzeuge" der mathematik gelernt haben muß. wer diese beherrscht, wird auch mit einer der mathematik gegenüber völlig ablehnenden haltung zu denselben ergebnissen kommen wie ein mathematikbegeisterter

spiritualität aber bedarf ja der "bereitschaft, sich darauf einzulassen" - wenn ich "spirituellen erlebnissen" gegenüber skeptisch bin, werde ich sie nicht machen können. die sache funktioniert eben nur, wenn ich dran glaube

denn du sagst ja selbst:

Und die Wahrnehmungen, die ganz normale Menschen haben, sind natürlich wichtig. Nur ist eben die Frage, inwieweit sie überhaupt geeignet sind was zum Thema "Seele" oder Spiritualität auszusagen

die von der wissenschaftlichkeit geforderte universalität ist also nicht gegeben
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#33
(02-07-2009, 14:07)Saldo schrieb: Offenbar suchst Du nach einem kohärenten philosophischen Weltbild, während ich in Deinem Thema auf das Wort „wissenschaftlich“ angesprungen bin

so gehts mir, so sehe ich, das auch

Zitat:Dein Weg, spirituelle oder sog. außerkörperliche Erfahrungen messen zu lassen, beruht ja auf der naturwissenschaftlichen Methodik, nicht auf der geisteswissenschaftlichen

das eben ist sehr irritierend. die esoteriker berufen sich ständig darauf, daß ihre welt naturwissenschaftlich nicht zu fassen sei, und bringen trotzdem naturwissenschaftlich angelegte experimente vor, die ihnen glaubwürdigkeit verleihen soll
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#34
Hallo Saldo !

Ich habe jetzt nicht viel Zeit, deshalb will ich mich kürzer fassen und später deine beiden von dir erwähnten Threads lesen.

Zitat:Nein, ich beziehe mich nicht auf irgendwelche philosophischen Systeme. Wirkliche Forschung – oder bescheidener: wirklliches Erforschen – muss solche lang mitgeschleppten und nicht überprüften Begrifflichkeiten über Bord werfen.

Und worauf ich hinauswollte, war, dass philosophische Systeme und Gedanken die Wirklichkeit, bzw. zumindest Teile der Wirklichkeit angemessen abbilden oder erfassen kann. Philosophie zählt auch zu den Geisteswissenschaften bzw. bedient sich teils ihrer Elemente, auch wenn Philosophie sowas wie ein Eigenverständnis hat.
Für mich ist nun die Frage, was du ganz konkret unter "wirkliches Erforschen" verstehst. Vielleicht erläuterst du das in den anderen Threads, die ich später lesen werde.
Für mich ist das auch kein "mitschleppen" alter und überfälliger Begrifflichkeiten, sondern Resultat einer inneren Verwirklichung oder Realisation. Diese Erfahrungen wurden in diversen Schriften so beschrieben. Ob man das so übernehmen will oder nicht, ist erstmal zweitrangig, sondern für mich ist es erstmal wichtig, dass man nüchtern feststellt, dass die alten Rishis so gedacht und geschrieben haben.

Zitat:Aber hier „philosophierst“ Du im Sinne von Spekulation – und vielleicht trennen sich an diesem Punkt dann doch unsere beiden Wege.
Mich interessieren diese Spekulationen schon lange nicht mehr. Im Gegenteil: ich empfinde sie als Blockaden, die eine wirkliche Untersuchung dessen, was der Mensch für „Wirklichkeiten“ ständig hat oder produziert, verhindert.

Es ist eben die Frage, ob solche Gedanken nur Spekulation sind, oder in einem philosophischen Prozess zu so etwas wie Erkenntnis führen können.
Was wäre denn, wenn jemand so einen Einheitsgrund spirituell erfährt, und nicht nur gedanklich durchdringt ? Sicher ist das eine individuelle Erfahrung, aber die sollte man erstmal einfach so zur Kenntnis nehmen.
Aber da ich immer noch nicht weiß, von welchen Zugängen du ausgehst, sollte ich wirklich erstmal deine Beiträge lesen, sonst habe ich Schwierigkeiten zu verstehen wo drauf genau du jetzt hinaus willst. Ich sehe momentan nicht, wo dein Problem mit der Philosophie ist.

Du sagtest selbst, dass sich deine geisteswissenschaftliche Methodik noch entwickelt, dass sie noch nicht am ende ist. Du meintest ich wäre eher philosophisch orientiert, wohingegen du mehr an geisteswissenschaftlichen Zugängen interessiert seist. Nun, zum einen sehe ich momentan nicht, warum sich diese beiden Richtungen so ausschließen sollen ( vielleicht erfahre ich das in den Threads ), und zum anderen hattest du auch keine echten Begründungen jetzt geliefert. Aber ich werde sehen. Ich versuche doch gerade auch einen Zugang zu finden, der so umfassend ist wie möglich.
Und die naturwissenschaftliche "Messung" der Außerkörperlichkeit hatte ich nur dazu genommen, weil es eine Möglichkeit ist sowas INDIREKT zu beweisen, zumindest innerhalb gewisser Grenzen, und weil ich zeigen wollte, dass sich das nicht zwingend gegenseitig ausschließt ( wie manche "Wissenschaftler" behaupten ). Zudem erschien mir die Naturwissenschaft an der Stelle geeignet, um gerade die Unterschiedlichkeit der Ebenen und eine Abgrenzung der Bereiche zu verdeutlichen, wie ich das in den Posts versucht habe.

Bis später
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#35
(02-07-2009, 16:57)Thelmar schrieb: Was wäre denn, wenn jemand so einen Einheitsgrund spirituell erfährt, und nicht nur gedanklich durchdringt ? Sicher ist das eine individuelle Erfahrung, aber die sollte man erstmal einfach so zur Kenntnis nehmen

genau das ist der punkt

so was nimmt man zur kenntnis - punkt

daraus folgt nichts verbindliches oder für andere gültiges

Zitat:Ich sehe momentan nicht, wo dein Problem mit der Philosophie ist

es besteht vielleicht darin, daß philosophie eben keinerlei verbindlichkeit besitzt. verschiedenste und einander widersprechende philosophische ansichten stehen schließlich gleichberechtigt nebeneinander. philosophie mag m,einetwegen eine geisteswissenschaft sein, aber sie führt eben nicht zu verbindlichen ergebnissen im sinne eines "so ist es" - und das erwartet man landläufig von einer wissenschaft

Zitat:Du meintest ich wäre eher philosophisch orientiert, wohingegen du mehr an geisteswissenschaftlichen Zugängen interessiert seist. Nun, zum einen sehe ich momentan nicht, warum sich diese beiden Richtungen so ausschließen sollen ( vielleicht erfahre ich das in den Threads ), und zum anderen hattest du auch keine echten Begründungen jetzt geliefert

vor allem aber müßtest du dazu endlich mal beschreiben, wie deine geisteswisenschaftliche methodik aussieht - und nicht immer nur fragen, wie andere sich das vorstellen

ich z.b. bin kein geisteswissenschaftler, kann und will daher auch keine geisteswissenschaftliche herangehensweise egal wofür definieren. ich bin naturwissenschaftler - und habe deshalb auf deinen thread reagiert, wo du im eröffnungsbeitrag eine wissenschaftlichkeit deines unsterblichen seelenbegriffs behauptest und ein naturwissenschaftlich angelegtes experiment als beleg anführst

ok, du willst gar nicht naturwissenschaftlich an die sache herangehen. aber auch wie du das geisteswissenschaftlich anpacken willst, sagst du nicht. denn subjektive erfahrungsberichte zur kenntnis zu nehmen ist ja keine wissenschaft

Zitat:Und die naturwissenschaftliche "Messung" der Außerkörperlichkeit hatte ich nur dazu genommen, weil es eine Möglichkeit ist sowas INDIREKT zu beweisen

was "sowas"?

mit unsterblichkeit hat das vorgestellte experiment nichts zu tun
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#36
Hallo Thelmar!


(02-07-2009, 16:57)Thelmar schrieb:
Zitat:Nein, ich beziehe mich nicht auf irgendwelche philosophischen Systeme. Wirkliche Forschung – oder bescheidener: wirkliches Erforschen – muss solche lang mitgeschleppten und nicht überprüften Begrifflichkeiten über Bord werfen.

Und worauf ich hinauswollte, war, dass philosophische Systeme und Gedanken die Wirklichkeit, bzw. zumindest Teile der Wirklichkeit angemessen abbilden oder erfassen kann.


Mit welcher Methode willst Du das belegen? Das ist doch hier die Frage. Und: Von welchem Wirklichkeitsbegriff geht Du hier aus.
Wenn das nicht geklärt ist, erzählt Dir jeder, der Lust hat, dass es nur eine Wirklichkeit gibt, nämlich die, die durch Messung nachgewiesen ist. Und dann fängst Du an, selber Messungen vorzulegen, und zum Thema „Unsterblichkeit“ oder zum Thema „Seele“ ist man nicht einen Schritt weitergekommen.

Es ist diese Mischung von Spekulation, Ahnung und berechtigter Forderung, die immer wieder leicht über den Tisch gezogen werden kann, weil sie in sich zu viele Angriffspunkte bietet.


Aber „Wirklichkeit“ ist nur ein Wort, ein Begriff. Ein Begriff bildet nie irgendeine Wirklichkeit ab.
Wenn jemand die Prämisse hat: Wirklich sei nur das, was messbar ist – dann kann diese Prämisse sehr wohl in ihrer Bedingtheit aufgezeigt werden. Nicht jede Prämisse führt in allen Bereichen zu sinnvollen Ergebnissen. Manchmal ist sie eine ideologische Setzung, dann muss sie zurückgewiesen werden.

Das heißt, es muss neben der Messung – die nicht einmal komplett für die Naturwissenschaft gilt – ein weiteres Instrumentarium entwickelt werden – und es gibt dafür ja auch jede Menge Ansätze - , das speziell für die Untersuchung des Menschen entwickelt ist.


Zitat:Philosophie zählt auch zu den Geisteswissenschaften


Ja, natürlich, aber nicht jeder Philosoph ist ein Wissenschaftler. Die akademische Philosophie sollte – tut sie allerdings auch nicht immer –wissenschaftlich vorgehen - das heißt; die einzelnen philosophischen Abhandlungen und Erkenntnisse werden wissenschaftlich überprüft.

Hier muss man nun erst einmal unterscheiden, ob man Texte untersucht oder Menschen, die man befragen kann.

Die Befragung ist sehr wichtig, das hast Du oben irgendwo geschrieben. Aber nicht in dem Sinn, dass man alles, was einem erzählt wird, für bare Münze nimmt, sondern dass man es in wissenschaftliche Termini übersetzt. Dass man gezielt fragt.


Zitat:Für mich ist nun die Frage, was du ganz konkret unter "wirkliches Erforschen" verstehst. […]
Für mich ist das auch kein "mitschleppen" alter und überfälliger Begrifflichkeiten, sondern Resultat einer inneren Verwirklichung oder Realisation.


Ich fürchte, hier haben wir aneinander vorbeigeredet. Wenn ich anthropologische Grundkonstanten ausfindig machen will – erforschen will -, dann sind vorwissenschaftliche Begriffe wie „Urgrund“ nicht anwendbar.
Das heißt aber nicht, dass diese Begriffe nicht für die Selbstverwirklichung eine Rolle spielen können. Und es heißt auch nicht, dass man in der anthropologischen Untersuchung nicht von dem Begriff „Urgrund“ erst mal ausgehen kann.

Aber Worte sind Worte. Sie bilden keine Realität ab, wie ich schon sagte, sondern sie assoziieren lediglich etwas.

Der Empiriker versucht aber dahinterzusteigen, was damit assoziiert wird. Welche Merkmale eine so wahrgenommene Realität denn hat.

Nicht selten kann man feststellen, dass das nichts weiter als Wortschaum ist. Man wollte halt klug daherreden.
Auch nicht selten kann man feststellen, dass das alles nur ein Gedankengebilde mit lauter Leerformeln ist. Fragt man gekonnt nach, bricht das alles zusammen, denn es ist ein Luftgebilde ohne echte Substanz.

Steckt dahinter aber etwas, das konkret beschreibbar ist, dann hat der empirische Wissenschaftler das zu erfragen und dann eben konkret zu beschreiben.
Gehe ich zum Begriff „Seele“ zurück, dann muss klar beschrieben werden, was das als Seele Beschriebene anders wahrnimmt als das als Psyche Beschriebene – zum Beispiel.
So kommt man dann zu Merkmalsbündeln, die intersubjektiv überprüft werden können – die aber vielleicht auch unter gänzlich anderen Begriffen laufen. Die Begriffe sagen gar nichts – nur das, was damit gemeint wurde.



Zitat:Diese Erfahrungen wurden in diversen Schriften so beschrieben. Ob man das so übernehmen will oder nicht, ist erstmal zweitrangig, sondern für mich ist es erstmal wichtig, dass man nüchtern feststellt, dass die alten Rishis so gedacht und geschrieben haben.


Damit habe ich auch gar kein Problem. Nur stütze ich mich primär auf den heutigen und vor allem lebenden Menschen. Ich untersuche mich selber, befrage mitunter andere. Und wäre das mein primäres Forschungsgebiet – was es nicht ist, darum komme ich bei der Methodenbildung auch nur extrem langsam vorwärts -, müssten Menschen der ganzen Erde daraufhin – nach statistischen Gesichtspunkten vermutlich – untersucht werden.

Schriften, in denen dann ähnliche Wirklichkeitswahrnehmungen beschrieben werden, wäre dann ein Hinweis mehr, dass sie intersubjektiv sind.

Der Sprachwissenschaftler Noam Chomsky hat in seiner Frühphase so auf ähnliche Weise das Postulat aufgestellt, dass sämtliche Sprachen der Erde auf ihre Tiefenstruktur hin miteinander verglichen werden sollten, damit herausgefunden werden kann, was ihnen allen an Strukturbildung gemeinsam ist. Damit wäre dann eine der anthropologischen Grundkomponenten herausgefunden worden, wie der „Geist“ offenbar arbeitet, wenn er Sprache strukturiert.

Ich selber habe früher auch mal die Absicht gehabt, sämtliche philosophischen und weltanschauliche Grundpositionen zu sammeln und ihre strukturelle Gemeinsamkeit und Unterschiedlichkeit herzustellen.
Wenn man über mehrere Jahrtausende immer nur die gleichen Grundmuster variiert hat, dann kann schon vermutet werden, dass der menschliche Geist diese als anthropologische Grundkomponente erzeugt.

Zur "Seele":
Ich würde schon auch sagen, dass es Sinn macht, sie von der Psyche begrifflich zu trennen - die beiden sind nicht identisch.
Der Bereich, den man als psychischen Bereich bezeichnet, ist zumindest abgeseckt. Bei "Seele" gilt das nicht. Was am Grunderleben oder Wahrnehmung könnte denn als Seele bezeichnet werden?



Zitat:
Zitat:Aber hier „philosophierst“ Du im Sinne von Spekulation – und vielleicht trennen sich an diesem Punkt dann doch unsere beiden Wege.
Mich interessieren diese Spekulationen schon lange nicht mehr. Im Gegenteil: ich empfinde sie als Blockaden, die eine wirkliche Untersuchung dessen, was der Mensch für „Wirklichkeiten“ ständig hat oder produziert, verhindert.

Es ist eben die Frage, ob solche Gedanken nur Spekulation sind, oder in einem philosophischen Prozess zu so etwas wie Erkenntnis führen können.


Hier zeigt sich aber jetzt ganz deutlich, dass Du von Erkenntnis in philosophischer Hinsicht sprichst und nicht von wissenschaftlicher Untersuchung.

Ersteres kann die Worte wählen wie sie will, kann sich ihre Privatbegrifflichkeiten bilden und kommt mit „Urgrund“ mühelos aus.

So kommen Schauspieler untereinander mühelos mit ihrem Berufsjargon aus, weil jeder Schauspieler sofort versteht, wenn der Regisseur sagt: „Nimm’s genau von der anderen Ecke.“ Der Schauspieler spielt die Sache nun anders, und der Regisseur ist zufrieden, er ist verstanden worden.

So verstehen Mystiker unter sich mühelos den Berufsjargonbegriff „erfahrener Urgrund“, und auch ich, nehme ich an, weiß ziemlich genau, was sie meinen.

Aber meinem wissenschaftlichen Bedürfnis genügt das nicht. Andere kennen vielleicht genau das Gleiche, nennen es vielleicht nur völlig anders, und manche nennen es gar nicht, leben aber ganz real damit jeden Tag.
Die Frage ist also: wie kommt man an diese anthropologischen Grundkomponenten heran, wenn sie unter so verschiedenen Begriffen laufen.


Zitat:Was wäre denn, wenn jemand so einen Einheitsgrund spirituell erfährt, und nicht nur gedanklich durchdringt ? Sicher ist das eine individuelle Erfahrung, aber die sollte man erstmal einfach so zur Kenntnis nehmen.


Aber ich nehme das doch zur Kenntnis. Du rennst da bei mir offene Türen ein.
Ich bin doch längst weiter. Ich bin an dem Punkt, wo ich die verschiedenen Wirklichkeitswahrnehmungen sammeln will. Es gibt für sie alle so viele Belege, dass sie nie nur subjektiv sind. Die Oberflächenstruktur mag verschieden sein, ist auch verschieden, aber die Tiefenstruktur ist gleich.
Irgendwer hat mal Zen und Meister Eckhart miteinander verglichen – total andere Sprache, aber vermutlich das Gleiche meinend.



Zitat: Ich sehe momentan nicht, wo dein Problem mit der Philosophie ist.

Du sagtest selbst, dass sich deine geisteswissenschaftliche Methodik noch entwickelt, dass sie noch nicht am ende ist. Du meintest ich wäre eher philosophisch orientiert, wohingegen du mehr an geisteswissenschaftlichen Zugängen interessiert seist.


Nein, das habe ich nicht gemeint. Aber ich hoffe, im Vorausgehenden das schon präzisiert zu haben. Die Philosophie ist doch, wenn sie Wissenschaft ist, zu einem großen Teil Geisteswissenschaft.
Unterscheiden tue ich lediglich Philosophie als Wissenschaft und Philosophie als – Lebenskunst, sage ich mal. Als Versuch, hinter die Dinge zu schauen, ohne es wissenschaftlich zu tun.

Eine geisteswissenschaftliche Methodik entwickelt sich immer, bei jedem, der nicht ins ideologische Lager übergelaufen ist. Ich kenne keinen Wissenschaftler von Rang, der nicht permanent sich weiterentwickelt.


Zitat:Nun, zum einen sehe ich momentan nicht, warum sich diese beiden Richtungen so ausschließen sollen ( vielleicht erfahre ich das in den Threads ), und zum anderen hattest du auch keine echten Begründungen jetzt geliefert.


Begründungen wofür?
Ich bin zur Zeit noch am Sortieren, was wir beide gemeinsam haben, was nicht.
Manches magst Du an meinen Aussagen auch falsch verstanden haben (wie umgekehrt vermutlich auch).

Was das Messen betrifft:
Ich will keineswegs ausschließen, dass das Messen von Veränderungen – beim Körper mittels Meditation – möglich ist und auch hilfreich ist. Das hat man ja auch beim Autogenen Training gemacht.
Ich wollte damit nur sagen, dass das keine geisteswissenschaftliche Methode ist.

Auch die Literaturwissenschaft benutzt Messmethoden, wenn auch nicht hauptsächlich. Und die Naturwissenschaft benutzt ständig auch geisteswissenschaftliche Methoden, denn das Auswerten von Fakten ist ein geisteswissenschaftlicher Akt. Selbst die Definition von „Fakt“ ist ein geisteswissenschaftlicher Akt.
Insofern greifen beide Methoden ineinander.

So weit erst mal. Eusa_hand
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