06-08-2009, 20:57
DureeTotale schrieb:hsin schrieb: Da wird alles, was nur im Entferntesten eine religiöse Ahnung erzeugt, diskreditiert, belächelt, nieder gemacht.
Da wäre ich auf konkrete Beispiele sehr gespannt...
Vielleicht mache ich es mir damit zu einfach, aber die Antwort auf die Frage (und noch einige andere) liefert der Boss des Humanistischen Verbandes selber, der Herr Groschopp. Er hat mal vor einiger Zeit die Kritik am 'neuen Atheismus' auf den Punkt gebracht. So in etwa hat er die Probleme dargestellt:
- mangelnde Reflexion der vielen Dimensionen des Atheismus durch die “neuen Atheisten” - d.h., die kulturellen und historischen Gegebenheiten, unter denen der Atheismus entstand, zu übersehen
-Definition der Religion ohne Beachtung der kulturellen Funktion (in Vergangenheit und Gegenwart)
- Gegensätze werden zwischen Religion und Nicht-Religion gezogen - dabei wird außer Acht gelassen, dass es auch atheistische Weltanschauungen gibt, die nicht zwingend nicht-religiös sein müssen
- Durch die wortwörtliche Analyse der religiösen Texte wird verkannt, dass manchen davon (vor allem ihre Auswirkungen) eher ritualisiert, denn buchstabengetreu zu begreifen sind.
- Ein allein auf evolutionsbiologischer Grundlage fundierter Atheismus lässt außer Acht, dass Menschen in soziale Gemeinschaften leben
- Soziologische Befunde und “Zwischenstufen” werden nicht beachtet. Neuer Atheismus läßt sich auf Schwarz/Weiß-Malerei beschränken
Wortwörtlich ist das in “humanismus aktuell”, mit dem Thema “Humanismus und ‘neuer Atheismus’, Heft 23, Juni 2009 zu lesen.
Duree Totale schrieb:Was genau meinst du mit "Allgemeininteressen"
Sie basteln sich ihre potentiellen Feinde selbst zusammen und geben vor, endlich für die vielen geknechteten, 'gotteswahnsinnigen Gläubigen' sprechen zu müssen, da den Ausgangspunkt Dawkins provozierend genug formuliert hat, indem er Religiösität als Geisteskrankheit in ihrer negativsten Form bezeichnet hat. Natürlich hat er sich dadurch eigentlich selbst ins Bein geschossen, als er diese Behauptung gleich an den Anfang seines 'Gotteswahn-Buches' stellte, denn ein potentiell Zweifelnder, der religiös geprägt ist, hat das Teil gleich wieder zur Seite gelegt.
Ich hab 's trotzdem durch gelesen und war nicht mal entsetzt, nur erstaunt, mit welcher abgedroschenen Polemik er an die Sache ran geht. Augenscheinlich unterschätzt er die Gegenseite doch ein wenig. Nicht umsonst hat einer der führenden Köpfe der amerikanischen Evangelikalen gemeint, er dankt jeden Tag Gott auf Knien für soche Männer wie Dawkins.
Gut, ich bin jetzt etwas abgeschweift, aber vllt. ersieht man daraus die Probleme, die mit den Atheisten allgemein, aber im Besonderen mit den 'neuen Atheisten' sich zeigen (übrigens stammt der Begriff 'Krawall-Atheisten' auch vom HV-Chef).
Als Allgemeininteressen wird ein Recht auf Gottlosigkeit proklamiert. Das ist durchaus und bedingungslos zu unterschreiben. Aber damit geht eine herabwürdigende Diskredition der Gegenseite einher, die so nicht akzeptiert werden wird und eigentlich kontraproduktiv ist.
Humanist schrieb:Haben die Religionen etwa Angst vor Konkurrenz?
Religionen können keine Angst haben...:icon_cheesygrin: höchstens fühlen sich einzelne Eiferer auf den Schlips getreten.
Und so lange es publikumswirksame "Aktivisten" wie Schmidt-Salomon gibt, der Religiöse nur noch in Religioten, Pseudo-Religioten und Vollreligioten einteilt, brauch man sich im Grunde auch gar nicht so heiß machen als Religiot :icon_cheesygrin:, so viel überspannter 'Aktivismus' diskreditiert sich selbst. :icon_neutral:
Richtigerweise hatte petronius ja auch schon von der dogmatischen Intoleranz gesprochen, da es ebend nicht nur religiöse Fundis gibt, nein, die atheistischen stehen denen in nichts nach.
Zitat:Und: Was verstehst du eigentlich unter "religiöser Neutralität"?
Den Begriff hatte Sonne eingeführt, ich kann nur erahnen, was sie damit meint und habe dementsprechend geantwortet.