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Warum werden die Suren (Kapitel) im Koran der Länge nach geordnet - warum nicht so wi
#30
Hi, Alwin :)
das weiss ich nicht - kann aber was Plausibles durch Vergleiche dazu vermuten.

Dieser 3.Kalif Othman war zuvor ein Gelehrter, also ging er beim Ordnen nach einer Systematik an die Sache, zum Beispiel durch die Beschraenkung des Gesamtbuchs auf nur Suren in dieser einen Sprache der Hedschas von damals.
Er war zugleich Herrscher und Religions-Oberhaupt der ersten Muslime, wie Mohammed, nur schon ueber mehr Voelker. Es sollte ein Werk sein, worin seine Richter mal nachschlagen und Sachen finden, was genau Mohammed wozu aussagte, das habe ihm der Engel so gesagt.
Er war aber kein Grieche, der vielleicht eine Sach-Liste zugrunde gelegt haette
- auf Anordnung nach Bedeutung des Autoren brauchte er nicht zu achten, es gab ja nur einen.

Dann bestand die Frage:
Was ist ergiebiger fuer die Richter, auch immer mal wieder Partien zur Kenntnis zu nehmen, die sie nicht aktuell suchten - weil man leicht in den Fehler verfiele nachher nur noch das Haeufige haeufig zu lesen? - Das waere nicht weise. Also so etwas nicht.

Das Beispiel, das man regional auch haette ansehn koennen, war der Tamud als Sammel-Produkt aus ca 400 Jahren Gelehrter in ununterbrochenem Lehr-Zusammenhang untereinander, das entstand in Babylon. Der wurde in der Schlussredaktion sorgfaeltig thematisch gemischt, eben, damit jeder, der was darin siucht, auch imer was von dem erinnert bekommt, was auch ueberliefert worden ist - mit dem Gedanken, alle Zitierten dadurch "im eigenen Zelt mit wohnend zu behalten". Aber der Talmud ist 60 dicke Baende lang. Soviel Text ist ja nicht im Qur'an. 400 Jahre gab es sie ja auch noch nicht, geschweige denn ca.1'500 wie das Judentum damals schon da war. .

Sieht man auf die Titel der Suren, kommt man darauf auch nicht ohne Weiteres, ob alles, was dann die Sure an Aussagen enthaelt, zu diesem Titel passt.

Auch in ihrer Titel-Abfolge ergeben sie keine zusaetzliche "Geschichte" die das Auffinden erleichtern wuerde. Es soll also kein "schnelles" Buch werden, sondern eins, das nur der "kennt", der das ganze Buch gleichmaessig lernt.

Nochmal zum Talmud:
das ist dort auch der Zweck der Anmischung des gesetz-technisch abzuschliessenden Werkes, als das Ende jener alten Hochschulen abzusehn war. Ein Kapitel Talmud umrankt immer ein Kaüitel Mischna, das sind 6 Baende, auch sie erzaehlen vieles aus einer Epoche, als es das Heiligtum in Jerusalem noch gab, als das Volk Juden auch noch reichlich im Hl.Land lebte, "zuhause", samt Braeuchen, und wann manche aufhoerten und warum.

Im Prinzip geht es aber immer darum, welche Worte der Hl.Thorah als Gebote an die Judenschaft tradiert wurden. Nicht alles, was formal ein Gebot ist und in der Hl.Schrift steht, ist auch ein bindendes Glaubens-Gebot (z.B. wenn Jesus zum geheilten Gelaehmten sagte "Nimm dein Bett und geh!" oder im Schoepfungs-Bericht G0TT sprach "Werde Licht!" - das steht da, gesagt in Gebotsform - aber soll es jeder Leser nun auch tun?
- In manchen Saetzen gehn die Meinungen auseinanander, bei anderen Saetzen ist es durch die Rahmen-Erzaehlung eindeutig ein Teil Satzung, also Gebot, aber nur erstmal an Juden gerichtet, sowie ein Nationsstaat oder ein Heiligtum mit Opferdiensten besteht. Andere Textpartien klaeren Woerter genauer, um was es sich handelt. Dadurch assistieren auch diese Partien den Geboten.

Das Bibel-Hebraeisch war im Alltag schon zur Zeit des Jesaja-Propheten anscheinend nicht mehr als Sprache aller Juden im Alltag in Gebrauch, aber in den Schreiberschulen, a) der Prophetenschaft und b) der Heiligtums-Priester. Im Vergleich dazu war die Qur'an-Sprache noch aktuell, wuerde sich aber wie alle lebeden Sprachen schon binnen 50 Jahren merklich verschieeben, was manche Woerter dann bedeuten. Das sollte einem Gesetzbuch moeglichst nicht passieren.

Die Mischna, also das den Geboten an nur Juden gewidmete Auszugswerk mit begleitenden Erzaehlungen, wurde von Frauen und Maennern zu lernen empfohlenm, ebenso der Text der Thorah und Hl.Schriften. Der Talmud kommentiert seinerseits diese Mischna als "Beet-Begrenzung" (Sjug, Stichgraben, Steinchen-Umrandung oder Zaun) - also "das Gesaete" ist darinnen, doch wo etwas, was die Thorah enthielt, noch "im Keimen" ist, gewissermassen, also Gedanke zum Weiter-Studieren, wuerde man es andernfalls zu leicht uebersehen. Darum setzt man im Garten einen Sjug,

Diese Talmus-Funktion bekam im Islam die Sunna.

Eine andere Thorah ist der Qur'an ja auch nicht, sondern die Thorah hat bei sich Prophetenbuecher, 3 lange, 12 kuerzere, und solch einem Buch gliche der Qur'an am ehesten. Mitteilungen von 1 Propheten. Da hab ich ehrlich gesagt noch nicht drauf geachtet, ob die hebraeischen Kapitel-Laengen formal irgendwie ab oder zunehmen, in einem oder mehreren dieser Buecher.

In der Praxis sind hebraeische Lese-Abschnitte der Thorah etwa 6 fach laenger als das, wie Christen die Kapitel nach inhaltlichen "Themen" abteilen und dem eine Ueberschrift geben, was drinstehn wird - ich will hier nicht die Epochen aufzaehlen, wann was hineinkam, nur die Formen erwaehnen, die der gelehrte Kalif zum Vergleich durchdenken konnte. Hebraeische Texte enthalten Lese-Hinweise in fuer uns "hellenisch" anordnenden Europaeer eigenartiger Verteilung - da bedeuten einige "Luftholen", als merklichen Absatz - andere "beschleunigt weiterlesen" wobei der Inhalt zu einer Pause verlocken koennte, aber das eben nicht soll. Dies sind Hilfen fuer die "Lebendigen Buecher"-Leute, derer sich hebraeische Schulen mitunter bedienten. Die lernten einen bestimmten Text so absolut auswendig, dass man beliebige Worte anzitieren konnte und sie sagten den Text automatisch ab da auf, bis der Lehrende "Stop" sagte.

Diese Technik kann auch der Kalif noch selbst gekannt haben.

Was ihm auch wichtig war, gerade weil es genau erstmal zur islamischen Rechtsprechung gedacht war, ist die Faelschungs-Sicherheit. Die Hl.Schrift enthaelt dazu mehreren Beispiele. Einiges nutzt zur Identifizierung einer Schriftrolle, um welches der biblischen Buecher es sich handelt - und ob es ueberhaupt ein solches ist, ohne dass dieser Helfer oder fremde Richter, der nur will, dass ein Jude auf sein eignes Hl.Buch schwoeren soll, es selber lesen koennen muesste.

Manches weiss nur die Schule der Abschreiber und Kopierer - es war ja alles Handschrift, damals.

Da geht es manchmal um fuer den Inhalt ganz unwichtig scheinende Buchstaben, die tradiert werden, deutlich kleiner oder groesser geschrieben zu werden. Manchmal begleitet eine bestimmte Vokabel eine Erzaehlung, soweit sie zusammenhaengend gemeint ist, z.B.Bei Abrahams Besucht-Werden durch die 3 Engelboten das Wort "er rannte". So etwas praegt sich Hoerern ein.

Symmetrien gibt es auch, wodurch eine Serie anfangs angesprochener Neben-Themen im Ausklang andersherum wieder vorkommt, die Haupt-Aussage fuer das Augenmerk ist etwa in der Mitte, eher etwas dahinter.
Im Arabischen waere die Haupt-Aussage noch etwas spaeter als in der Mitte einer Sure.

Sehn wir auf Lern-Psychologie, so ist als sicher anzunehmen, dass erwartet wurde, dass Richter den kompletten Qur'an doch zumindestens auswendig und inhaltlich kennen. Das Gehirn arbeitet viel sicherer und schneller als eine Woerterliste mit Stellenangabe und kann jederzeit zu einem Thema Geeignetes blitzschnell zusammensuchen.

Aber waehrend jemand das lernt, kann man sagen, ein gut nachvollziehbarer Sinn fuer das immer kuerzer Werden der Surenabfolge liegt darin, dass die Freuden der Schueler bereits ab der Mitte des Buches merklich steigen, je 1 Sure immer schneller geschafft zu haben - gesetzt den Fall es wurde so gehandhabt - was sich in ueber 1400 Jahren mehrmals geaendert haben kann.

Ich sag mal den Idealfall des Thorahlernens als Vergleichs-Beispiel, wie es der 3.Kalif hauptsaechlich im nahen in Medina, wo sie als Mohammeds erste Freunde (er war ein Schwiegersohn) ja auch jahrelang lebten, gesehn haben kann:

Beim juedischen Lernen geht es los ab 3 Jahren, wenn moeglich, und zuerst ist das Leviticus (3.Buch Moses) dran, es reiht ja hauptsaechlich Gesetze aneinander, die nur praktizierbar sind, wenn auch ein Heiligtum besteht, und das haben wir seit 70 ndZ ja nicht mehr aktiv.
Somit ist es sehr unanschaulich, soll aber doch nicht uebergangen werden, denn Gebote zu lernen, die man eben nicht ausfuehren kann, gilt auch als Meglichkeit, sie zu "hueten /beobachten".

Die Kleinen versucht man meistens mit Spassund Belohnungen dazu zu kriegen, es ohne grosses Nachdenken erstmal zu lernen. Aber auch die Erwachsenen feiern jedes gelernte Kapitel zum Abschluss ein bisschen.
Wenn die Kinder mitdenken koennen, indem sie nun von der Sprache her schon einiges kennen, kommen die "Krimis" dran, wo spannende Geschichten sich abwechseln mit Geboten, Stammbaeumen und anderen Listen.
Nebenbei hat man damit schon grosse und kleine Zahlen und etwas Rechnen gelernt, und ebenso, aufzupassen, wenn da etwas nicht zu stimmen scheint, etwa wo steht "70 Soehne", aber man findet nur 68, wenn man mitzaehlt. Die dazu tradierte Erklaerung hat etwas mit Weisheitslehre und Soziologie zu tub und mit henauer Beobachtung menschlichen Verhaltens als Gruppe, aber ist etwas, was dann im Allgemeinen nur die Schueler der juedischen Schule zu wissen pflegen, warum. Es geht hier nicht so sehr darum, ob das nun wieder genau der Grund war, aber es sichert ab, dass nicht jemand die 2 scheinbar gfehlenden nachtraegt, also dass der Text exakt bleibt, wo ein Fremder es nicht vermuten wuerde, dass der Fachmann sofort dahin schauen wuerde.
.
Der 3.Kalif Othman fuegte seiner Sicherung noch das Zahlenwerk des Qur'an hinzu, die Schluesselzahl 19 benutzend und noch viele Kleinigkeiten, die dem Inhalt juristisch nichts hinzufuegen oder abziehn. Das ist ein Geduldspiel und konnte nur von 1 Mann selbst gemacht werden, der das gesamte Buch fest im Kopf hat. Er hatte 20 Jahre dafuer Zeit, ehe jemand ihn ermordete. Er ist fuer mich einer der ganz Grossen in der Weltgeschichte der Buecher.

mfG WiTaimre
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RE: Warum werden die Suren (Kapitel) im Koran der Länge nach geordnet - warum nicht so wi - von WiTaimre - 06-03-2010, 06:36

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