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(26-10-2009, 10:29)Romero schrieb: (25-10-2009, 18:29)petronius schrieb: (25-10-2009, 12:06)d.n. schrieb: ICH bin der Meinung, das kriminelles Verhalten nur durch Abschreckung reduziert werden kann
das deckt sich leider nicht mit der realität. einschlägige untersuchungen sagen afaik das gegenteil bzw. sind außer stande, einen zusammenhang zu belegen. aber du kannst mich gerne vom gegenteil überzeugen
Das glaube ich nicht
glauben ist ja ganz nett. ich halte mich lieber an wissen
Zitat:Abschreckung ist jedenfalls besser, als den Knast noch attraktiv zu machen
diese alternative existiert so nicht
daß knast "attraktiv" sei, trifft wohl für die allermeisten (auch für die allermeisten kriminellen) nicht zu)
Zitat:Natürlich hat er viel Zeit, er kann den halben Tag auf der faulen Haut liegen
da frag ich mich doch direkt, warum du noch keinen abgestochen hast, um im ach so attraktiven knast "den halben Tag auf der faulen Haut liegen" zu können
Zitat:Studien zufolge dies, Studien zufolge das. Solche Studien haben nicht selten genau das zum Resultat, was der Auftraggeber gerne hätte
wenn du schon den "studien" unterstellst reines wunschdenken auszudrücken, dann gilt das für das, was du "glaubst", wohl erst recht
Zitat:Ich glaube nicht, dass abschreckende Gefängnisse die Kriminalität fördern, schonmal daher, dass es alles andere als logisch ist
weshalb das ja auch niemand behauptet hat
Zitat:Ich halte solche Studien für extrem realitätsfremd. Verlockende Gefängnisse fördern trotzdem ganz bestimmt nicht die Senkung der Kriminalität
die vorstellung von "verlockenden Gefängnissen" halte ich nun wiederum für völlig realitätsfremd
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 26-10-2009, 16:18 von Romero.)
(26-10-2009, 13:05)petronius schrieb: Zitat:Abschreckung ist jedenfalls besser, als den Knast noch attraktiv zu machen
diese alternative existiert so nicht
Bei uns leider schon.
(26-10-2009, 13:05)petronius schrieb: daß knast "attraktiv" sei, trifft wohl für die allermeisten (auch für die allermeisten kriminellen) nicht zu)
Bei uns leider schon.
(26-10-2009, 13:05)petronius schrieb: da frag ich mich doch direkt, warum du noch keinen abgestochen hast, um im ach so attraktiven knast "den halben Tag auf der faulen Haut liegen" zu können
Weil ich, wie du wohl auch, ein gesundes Rechtsverständnis habe, das mir verbietet das bisschen kriminelle Energie, das mir - wie wohl jedem anderen auch - anhaftet, zu Ungunsten meiner Mitmenschen auszulassen.
(26-10-2009, 13:05)petronius schrieb: Zitat:Studien zufolge dies, Studien zufolge das. Solche Studien haben nicht selten genau das zum Resultat, was der Auftraggeber gerne hätte
wenn du schon den "studien" unterstellst reines wunschdenken auszudrücken, dann gilt das für das, was du "glaubst", wohl erst recht
Wohl möglich. Drum nenne ich es ja "ich glaube" und nicht "meine persönlichen Studien haben belegt, dass"
(26-10-2009, 13:05)petronius schrieb: Zitat:Ich glaube nicht, dass abschreckende Gefängnisse die Kriminalität fördern, schonmal daher, dass es alles andere als logisch ist
weshalb das ja auch niemand behauptet hat
Dann habe ich deine Aussage hier:
Petronius schrieb:d.n. schrieb:ICH bin der Meinung, das kriminelles Verhalten nur durch Abschreckung reduziert werden kann
das deckt sich leider nicht mit der realität. einschlägige untersuchungen sagen afaik das gegenteil bzw. sind außer stande, einen zusammenhang zu belegen. aber du kannst mich gerne vom gegenteil überzeugen
wohl falsch verstanden. Für mich klang das so, als ob die Studien "das Gegenteil (von Abschreckung reduziert kriminelles Verhalten) beweisen" würden, also beweisen würden, dass kriminelles eben dadurch gefördert wird, was nunmal das Gegenteil von reduzieren ist. Aber ich erkenne, dass es AFAYK die Studien sind die das sagen, und nicht du selbst. Mea culpa.
(26-10-2009, 13:05)petronius schrieb: die vorstellung von "verlockenden Gefängnissen" halte ich nun wiederum für völlig realitätsfremd
Leider nein. Dem widersprechen nicht nur sich wohl fühlende Gefangene, sondern auch der Typ, der ein Mädchen gekillt hat, explizit aus dem Grund, weil er in den Knast zurück wollte. Die Geschichte habe ich schonmal irgendwo hier im Forum gepostet.
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Petronius schrieb:d.n. schrieb:ICH bin der Meinung, das kriminelles Verhalten nur durch Abschreckung reduziert werden kann
das deckt sich leider nicht mit der realität. einschlägige untersuchungen sagen afaik das gegenteil bzw. sind außer stande, einen zusammenhang zu belegen. aber du kannst mich gerne vom gegenteil überzeugen
Nun, dann schauen wir doch mal in Länder mit rigorosem Strafrecht:
In den meisten Ländern mit Scharia-basiertem Rechtssystem kannst du beobachten, das Diebstahl im Vergleich zu Europa seltener vorkommt,...das geht sogar soweit, das Basarhändler ihren stand unbewacht zurücklassen, wenn sie beten gehen,..warum? Diebstahl=Amputation!
Oder China, wo es prozentuell gesehen und unter
Ausklammerung politischer Häftlinge eine signifikant niedrige Kriminalitätsrate gibt,..schließlich wird dort die Todesstrafe auch wegen geringerer Delikte wie Schwerem Raub oder schwerem Betrug verhängt, und anders als im Westen schnell und effizient vollstreckt (keine 20 Jahre in der Todeszelle,...)
(26-10-2009, 13:05)petronius schrieb: die vorstellung von "verlockenden Gefängnissen" halte ich nun wiederum für völlig realitätsfremd
Auch hier muss ich dir aus eigener Erfahrung widersprechen; allein in meinem Bezirk nehmen wir immer wieder die selben Personen fest, welche kleinstdelikte begehn, um ein paar wochen auf Staatskosten zu leben,.. unter anderem habe ich hier einen Tippelbruder, der trotz von der Caritas gestellter Unterkunft regelmäßig Kleindelikte verübt, und sich sofort stellt, um, wie er sagt "sich mal wieder auf die faule Haut zu legen".
Ein anderes Zitat von einem rumänischen Einbrecher, auf die von mir gestellte Frage, ob sich das gelohnt hätte." Is egal,..du erwischt mich, ich gehen in Gefängnis,besser als zu Hause,..du erwischt mich nicht, ich von Beute leben zuhause gut"
Zur Frage des Einschreitens, die am Anfang gestellt wurde, da gibts bei mir keine Zivilcourage,..ich habe mich in Dienst zu stellen und einzugreifen:icon_cheesygrin:
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(26-10-2009, 16:16)Romero schrieb: Bei uns leider schon
wenn du sagst, in der schweiz sei knast für die allermeisten attraktiv, dan frage ich mich, warum die schweiz eine derart geringe häftlingsquote hat
Zitat:wohl falsch verstanden
kein problem
(26-10-2009, 16:16)Romero schrieb: (26-10-2009, 13:05)petronius schrieb: die vorstellung von "verlockenden Gefängnissen" halte ich nun wiederum für völlig realitätsfremd
Leider nein. Dem widersprechen nicht nur sich wohl fühlende Gefangene, sondern auch der Typ, der ein Mädchen gekillt hat, explizit aus dem Grund, weil er in den Knast zurück wollte. Die Geschichte habe ich schonmal irgendwo hier im Forum gepostet.
aus einzelschicksalen ist keine gesellschaftliche gesamtsituation abzuleiten
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(27-10-2009, 09:33)d.n. schrieb: Petronius schrieb:d.n. schrieb:ICH bin der Meinung, das kriminelles Verhalten nur durch Abschreckung reduziert werden kann
das deckt sich leider nicht mit der realität. einschlägige untersuchungen sagen afaik das gegenteil bzw. sind außer stande, einen zusammenhang zu belegen. aber du kannst mich gerne vom gegenteil überzeugen
Nun, dann schauen wir doch mal in Länder mit rigorosem Strafrecht:
In den meisten Ländern mit Scharia-basiertem Rechtssystem kannst du beobachten, das Diebstahl im Vergleich zu Europa seltener vorkommt,...das geht sogar soweit, das Basarhändler ihren stand unbewacht zurücklassen, wenn sie beten gehen,..warum? Diebstahl=Amputation!
und in usa wird wesentlich härter bestraft als in europa, die knäste sind z.z. recht barbbarisch, und doch haben die usa eine der höchsten verbrechensquoten weltweit
Zitat:Oder China, wo es prozentuell gesehen und unter
Ausklammerung politischer Häftlinge eine signifikant niedrige Kriminalitätsrate gibt,..schließlich wird dort die Todesstrafe auch wegen geringerer Delikte wie Schwerem Raub oder schwerem Betrug verhängt, und anders als im Westen schnell und effizient vollstreckt (keine 20 Jahre in der Todeszelle,...)
auf welche chinesischen statistiken stützt du dich - und wie glaubwürdig sind sie?
Zitat:Auch hier muss ich dir aus eigener Erfahrung widersprechen; allein in meinem Bezirk nehmen wir immer wieder die selben Personen fest, welche kleinstdelikte begehn, um ein paar wochen auf Staatskosten zu leben,.. unter anderem habe ich hier einen Tippelbruder, der trotz von der Caritas gestellter Unterkunft regelmäßig Kleindelikte verübt, und sich sofort stellt, um, wie er sagt "sich mal wieder auf die faule Haut zu legen"
aus der tatsache, daß mes obdachlosen in freiheit derart übel geht, daß sogar der knast für sie eine verbesserung ihrer situation darstellt, kannst du nicht ableiten, daß gefängnisse generell als"verlockend" empfunden werden
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@petronius:
Zum Thema USA: Nicht die Verbrechensquote ist dort so hoch, sondern die Häftlingsquote, dies ergibt sich aus den recht langen Haftstrafen für vergleichsweise geringe Delikte.
Und des weiteren hat der in meinem Beitrag genannte Tippelbruder sehr wohl eine Unterkunft, ist nicht obdachlos, und bekommt auch stütze,....
Wie verhält es sich aber deiner Meinung nach mit dem von mir zitierten Einbrecher? Wobei dieses Zitat nur eine von vielen Aussagen betrifft, mit denen ich im täglichen Umgang mit Kriminellen zu tun habe,..
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(29-10-2009, 11:13)d.n. schrieb: @petronius:
Zum Thema USA: Nicht die Verbrechensquote ist dort so hoch, sondern die Häftlingsquote, dies ergibt sich aus den recht langen Haftstrafen für vergleichsweise geringe Delikte
sorry, aber das stimmt wohl nicht
aus einer hauptseminararbeit an der Georg-August-Universität Göttingen (Soziologisches Institut):
Auffallend in den USA ist die hohe Kriminalitätsrate. Sie umfaßt alle Bereiche, wie Raub, Mord, Vergewaltigungen, aber auch Wirtschaftskriminalität (white collar crime). So wurden 2001 in den USA 5,6 Morde pro 100000 Einwohner verübt, 1 in der BRD dagegen “nur” 0,7 pro 100000 Einwohner
http://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/12852.html
quellenangaben ebenda
Zitat:Und des weiteren hat der in meinem Beitrag genannte Tippelbruder sehr wohl eine Unterkunft, ist nicht obdachlos, und bekommt auch stütze,....
was ist ein nicht obdachloser "tippelbruder"?
Zitat:Wie verhält es sich aber deiner Meinung nach mit dem von mir zitierten Einbrecher?
keine ahnung. ich kenne ihn nicht persönlich
ich weiß nur, daß man mit einzelfällen auch noch das absurdeste "belegen" kann, wenn man nur will (irgendein spinner findet sich immer und für alles)
Zitat:Wobei dieses Zitat nur eine von vielen Aussagen betrifft, mit denen ich im täglichen Umgang mit Kriminellen zu tun habe,..
fragt sich doch zuerst schon mal, inwieweit solche aussagen überhaupt ernst zu nehmen und nicht einfach nur der versuch sind, möglichst "cool" zu erscheinen...
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(29-10-2009, 10:55)petronius schrieb: wenn du sagst, in der schweiz sei knast für die allermeisten attraktiv, dan frage ich mich, warum die schweiz eine derart geringe häftlingsquote hat
Weil die meisten sich das gar nicht vorstellen können, man hat ja das Bild des grausligen Amerikanischen Knast aus dem Fernsehen im Kopf, in dem man sich ja nicht nach der Seife bücken darf.
Viel aussagekräftiger ist hier die Statistik der Rückfälle, also wer schon im Knast war, und gesehen hat wies dort ausschaut, und dann nach Freilassung wieder ein Verbrechen begeht (man sollte ja annehmen, dass freigelassene keine Gefahr mehr für die Gesellschaft darstellen, bzw. ansonsten in Behandlung kommen).
Hierzu gibt das Bundesamt für Statistik Auskunft:
Im Durchschnitt über alle Verurteilungen liegt die Rückfallquote bei 22.8%
Hier sind aber auch Strassenverkehrsdelikte etc. eingerechnet, für die selten Haftstrafen verhängt werden.
Im Detail betrachtet gibt sich ein anderes Bild.
Die Rückfallquote (innert 3 Jahren) bei Verurteilten, die Verbrechen begangen haben, die tendenziell eher mit Haft bestraft werden, beläuft sich bei Gewaltverbrechen auf 34.3%, bei Diebstählen gar auf 39.9%, bei Handel mit Betäubungsmitteln immerhin noch auf 34.1% ,also überdurchschnittlich viel.
Mit anderen Worten: Einer von drei bis einer von 2.5 Verbrechern, die mit dem Knast in Tuchfühlung kamen (alle sicher in Untersuchungshaft, bei Verurteilung (Statistisch 22% unbedingt, 47% bedingt), machen mehr oder weniger unbeirrt weiter.
Ich finde das alarmierend.
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(29-10-2009, 11:56)Romero schrieb: (29-10-2009, 10:55)petronius schrieb: wenn du sagst, in der schweiz sei knast für die allermeisten attraktiv, dan frage ich mich, warum die schweiz eine derart geringe häftlingsquote hat
Weil die meisten sich das gar nicht vorstellen können, man hat ja das Bild des grausligen Amerikanischen Knast aus dem Fernsehen im Kopf, in dem man sich ja nicht nach der Seife bücken darf.
Viel aussagekräftiger ist hier die Statistik der Rückfälle, also wer schon im Knast war, und gesehen hat wies dort ausschaut, und dann nach Freilassung wieder ein Verbrechen begeht (man sollte ja annehmen, dass freigelassene keine Gefahr mehr für die Gesellschaft darstellen, bzw. ansonsten in Behandlung kommen).
Hierzu gibt das Bundesamt für Statistik Auskunft:
Im Durchschnitt über alle Verurteilungen liegt die Rückfallquote bei 22.8%
und wie hoch ist sie in den usa mit ihren abschreckenden knästen?
hast du schon mal ein gefängnis von innen gesehen?
oder verläßt du dich auf einzelaussagen, die wir hier gar nicht bewerten können?
(29-10-2009, 11:56)Romero schrieb: Mit anderen Worten: Einer von drei bis einer von 2.5 Verbrechern, die mit dem Knast in Tuchfühlung kamen (alle sicher in Untersuchungshaft, bei Verurteilung (Statistisch 22% unbedingt, 47% bedingt), machen mehr oder weniger unbeirrt weiter.
Ich finde das alarmierend.
ich auch - belegt es doch, daß die praxis des einsperrens keine resozialisierung in gewünschtem ausmaß zur folge hat
aber hast du auch irgendeine statistik an der hand, die zeigt, daß und warum harte strafen abschreckend wirken?
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29-10-2009, 12:30 von Romero.)
Ja, ich habe schon ein Gefängnis von innen gesehen, allerdings nicht als Insasse, sondern als Besucher. Der Besuchte allerdings fühlte sich recht wohl.
Ich verlasse mich nicht auf Einzelaussagen, sondern auf das Bundesamt für Statistik
(29-10-2009, 12:01)petronius schrieb: aber hast du auch irgendeine statistik an der hand, die zeigt, daß und warum harte strafen abschreckend wirken?
Nein, habe ich nicht. Ich finde das relativ logisch. Aber es sind natürlich mehrere Faktoren am Werk, hast du eine Statistik,die das Gegenteil belegt? Die Rückfallquote in den USA sei ja recht hoch, von da her hast du schon recht, aber eine konkrete Statistik habe ich dazu nicht gesehen. Ich persönlich finde es schlicht unfair, wenn der Steuerzahler dafür aufkommen muss, dass gewalttätige Individuen im Knast Bücher schreiben, fernsehen und gut essen können. Und das können sie wirklich - ich habe es gesehen.
Laut Bundesamt für Statistik wird alle 3 Tage in der Schweiz eine Frau vergewaltigt. 23% der Täter kommen mit einer bedingten Haftstrafe davon, weil sie Ersttäter sind (meiner Meinung nach: NA UND?), müssen also nicht in den Knast. Weitere 29% kommen teilbedingt davon, d.h. sie müssen weniger als die Hälfte der Haftstrafe absitzen. 48% - weniger als die Hälfte, müssen unbedingt in den Knast. Ich weiss nicht, aber bei mir sträubt sich da mein Rechtsempfinden, die müssten meiner Meinung nach - natürlich bei Nachweis der Tat, denn in dubio pro reo gilt immer - alle hinter Gitter für mind. 10 Jahre. Wie muss sich eine Frau fühlen, deren Vergewaltiger mit 2 Jahren bedingt davonkommt?
Was wäre denn deine Alternative zur härteren Strafe? Wenn du den Strafvollzug in (d)einem Land frei gestalten könntest, welche Massnahmen würdest du ergreifen?
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29-10-2009, 13:30 von petronius.)
(29-10-2009, 12:28)Romero schrieb: Ich verlasse mich nicht auf Einzelaussagen, sondern auf das Bundesamt für Statistik
deshalb ja meine wiederholte frage, welcher statistik du die effektivität abschreckender strafen entnimmst
Zitat: (29-10-2009, 12:01)petronius schrieb: aber hast du auch irgendeine statistik an der hand, die zeigt, daß und warum harte strafen abschreckend wirken?
Nein, habe ich nicht. Ich finde das relativ logisch. Aber es sind natürlich mehrere Faktoren am Werk, hast du eine Statistik,die das Gegenteil belegt?
ok, formulieren wir exakt:
natürlich belegt eine statistik keine kausalität. da aber die kriminalitätsrate in den usa (mit sehr "abschreckenden" strafen) um ein gutteil höher ist als in "mild strafenden" ländern (siehe mein beitrag 22), finde ich es logisch, daß abschreckung eben nicht funktioniert
Zitat:Ich persönlich finde es schlicht unfair, wenn der Steuerzahler dafür aufkommen muss, dass gewalttätige Individuen im Knast Bücher schreiben, fernsehen und gut essen können. Und das können sie wirklich - ich habe es gesehen
was schlägst du als alternative vor?
Zitat:Was wäre denn deine Alternative zur härteren Strafe?
bemühen, daß es erst gar nicht zur straftat kommt. d.h. z.b. perspektiven geben und ein umfeld schaffen, indem auch andere "ein gesundes Rechtsverständnis" entwickeln wie du, das ihnen "verbietet das bisschen kriminelle Energie, das ihnen - wie wohl jedem anderen auch - anhaftet, zu Ungunsten ihrer Mitmenschen auszulassen"
und strafe nicht nur als wegsperren und bloße rache, sondern mit der möglichkeit, eine resozialisierung zu befördern
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29-10-2009, 15:04 von Romero.)
(29-10-2009, 13:29)petronius schrieb: deshalb ja meine wiederholte frage, welcher statistik du die effektivität abschreckender strafen entnimmst
Das ist eine persönliche Schlussfolgerung aus der Erkenntnis, dass ein übermässiges Mass an Milde gegenüber dem Täter - ohne entsprechende Massnahmen wie kompetente Betreuung, an der es leider Mangelt - nichts bringen.
(29-10-2009, 12:01)petronius schrieb: ok, formulieren wir exakt:
natürlich belegt eine statistik keine kausalität. da aber die kriminalitätsrate in den usa (mit sehr "abschreckenden" strafen) um ein gutteil höher ist als in "mild strafenden" ländern (siehe mein beitrag 22), finde ich es logisch, daß abschreckung eben nicht funktioniert
In den USA ist auch die Situation um Armut und weiterer kriminalitätsfördernder Zustände bedeutend bedenklicher als in der Schweiz.
(29-10-2009, 12:01)petronius schrieb: was schlägst du als alternative vor?
Ich finde deine Vorschläge vernünftig, nämlich Massnahmen zur Eindämmung einer Situation, in der Kriminalität gefördert wird. Du packst das Problem an der Wurzel, das ist in meinen Augen der richtige Ansatz.
Nur wenn es dann zur Straftat gekommen ist, bin ich vielleicht doch noch mehr als du an der persönlichen Genugtuung des Opfers interessiert. Ich finde es wichtig, dass gerade Opfer von Sexualverbrechen, Raubüberfällen oder Angehörige von Mordopfern mit dem Gefühl nach Hause geschickt werden, dass den Täter die Gerechte Strafe ereilt. Wenn ein Vergewaltiger mit 2 Jahren bedingt nach Hause kann, oder ein Mörder nach 5 Jahren aus dem Knast kommt - wie es in der Schweiz oft der Fall ist - ist das meiner Meinung nach NICHT richtig.
Wenn bei der Bevölkerung das Gefühl hinterlassen wird, dass Verbrechen nicht angemessen Bestraft werden (es geht nämlich nicht nur darum, den Täter wieder zu resozialisieren, sondern wirklich auch effektiv darum, dass er für seine Tat bestraft wird, dass er Konsequenzen tragen muss), dass gar Täter in Opfer verwandelt, Täterschutz und dergleichen betrieben wird, dann fördert das nur das Ausüben von Selbstjustiz, und das kann's ja auch nicht sein.
Der Schutz der Bevölkerung vor gewalttätigen Individuen geht deutlich über deren persönliche Rechte hinaus. Zu oft werden eben gerade Vergewaltiger und dergleichen in ihrem Hafturlaub (Hafturlaub ist auch so ein Witz, der abgeschafft gehört. Haft ist kein Arbeitsverhältnis!) oder nach Entlassung rückfällig. Hier wird zu Gunsten der persönlichen Rechte eines Gewalttäters bewusst in Kauf genommen, dass er noch einem Menschen Schaden zufügt. Das finde ich nicht i.O. Schlimme Fälle und ganz besonders eben Rückfällige sind lebenslänglich (und ich meine nicht Lebenslänglich = 20 J., sondern bis zu seinem Ende) zu inhaftieren. Dies ist aber im Moment zu teuer, weil ja eben jeder einen Fernseher haben muss etc. Hier wären dringend Sparmassnahmen erforderlich.
Zusammengefasst wären meine Massnahmen also:
1. Dieselben die du Vorgeschlagen hast zur Prävention.
2. Wenn es mal zur Straftat gekommen ist bin ich besonders bei Sexual und Gewaltverbrechen mit tödlichen oder lebenseinschränkenden Folgen für das Opfer für härtere Strafen, die bis effektiv Lebenslänglich reichen.
3. Die "Ungefährlichkeit" solch eines Verbrechers muss von 3 Psychologen unabhängig voneinander bestätigt werden. Sie werden bei Rückfälligkeit des Verbrechers mit Geldstrafen haftbar gemacht - es sei denn natürlich es liegen besondere Umstände vor.
4. Täter werden Psychologisch besser und längerfristiger betreut als beispielsweise Vergewaltigungsopfer oder Angehörige von Mordopfern. Das muss sich ändern. Nicht unbedingt zu Lasten des Täters, aber zu Gunsten der Opfer.
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Warum führen wir nicht einfach Todes und Leibesstrafen wieder ein? Wenn jemand für Ladendiebstahl nicht nur 3 Monate bedingt sondern auch 20 Peitschenhiebe bekommt, so wird die Abschreckung sicher höher sein(ausgenommen er ist Masochist und steht drauf;))
Außerdem, warum sollen wir der Gemeinschaft die Kosten für längere Haftstrafen aufbürden? Die Todesstrafe ist jene Strafe, die bei konsequenter Anwendung ein Maximum an Abschreckung mit einem Minimum an Wiederholungstätern erzielt.
Auch bei schwerem Raub und Vergewaltigung angewandt, würde sie die Zahl der Wiederholungstäter auf Null senken und damit, wie anhand oben angeführter Statistik leicht auszurechnen ist, die Gesamttäterquote um ca. 30% sinken.
Meiner Meinung nach wäre zB eine "one second Chance" methode sicher förderlich für die Resozialisierungsrate: einmal Fehler machen wird normal sanktioniert, beim zweiten vorsätzlichem Verstoß wird eliminiert; dass dies in der heutigen sogenannten humanen Gesellschaft auf Ablehnung stößt ist mir klar, ist aber MEINE persönliche Meinung.
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Abgesehen davon, dass ein Staatswesen auf keinen Fall die Würde seiner Bürger beschneiden darf, um seine Selbstachtung zu erhalten, geht es auch um zufällige Zeugen einer Straftat.
Menschen, die Hand-Abhacken vor Augen haben, werden Zeugen brutal beseitigen. Der Staat signalisiert durch brutales Strafrecht, dass ein Menschleben (oder auch nur die Gesundheit) nichts zählt, wenn eine entsprechende Interessenlage gegeben ist.
Und welcher Verbrecher hat in seinem Kopf keine "besondere Interessenlage" z. B. schmerzliche Armut oder ein "gutes Geschäft"?
Man muss sich immer vor Augen halten, dass die Ethik auch vom Staat als Ganzem getragen wird.
Ansonsten: Herzlich willkommen in der Antike!
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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(29-10-2009, 14:54)Romero schrieb: (29-10-2009, 13:29)petronius schrieb: deshalb ja meine wiederholte frage, welcher statistik du die effektivität abschreckender strafen entnimmst
Das ist eine persönliche Schlussfolgerung aus der Erkenntnis, dass ein übermässiges Mass an Milde gegenüber dem Täter - ohne entsprechende Massnahmen wie kompetente Betreuung, an der es leider Mangelt - nichts bringen
meienr persönlichen meinung nach ist es keineswegs so, daß "ein übermässiges Mass an Milde gegenüber dem Täter" erbracht wird, und wirken strafen nicht umso abschreckender, je höher sie theoretisch ausfallen können (im moment der tatbegehung ist ja die bestrafung reine theorie)
Zitat:In den USA ist auch die Situation um Armut und weiterer kriminalitätsfördernder Zustände bedeutend bedenklicher als in der Schweiz
was ändert das an der abschreckungswirkung - so sie denn bestehen soll?
du argumentierst doch gerade in meinem sinne: es sind nicht "abschreckend" hohe strafen, welche verbrechen verhindern, sondern die bekämpfung der "Armut und weiterer kriminalitätsfördernder Zustände"
Zitat:Nur wenn es dann zur Straftat gekommen ist, bin ich vielleicht doch noch mehr als du an der persönlichen Genugtuung des Opfers interessiert
ich nicht. und unser rechtssystem ist zum glück auch nicht darauf aufgebaut. es geht eben nicht um rache
Zitat:Wenn bei der Bevölkerung das Gefühl hinterlassen wird, dass Verbrechen nicht angemessen Bestraft werden (es geht nämlich nicht nur darum, den Täter wieder zu resozialisieren, sondern wirklich auch effektiv darum, dass er für seine Tat bestraft wird, dass er Konsequenzen tragen muss), dass gar Täter in Opfer verwandelt, Täterschutz und dergleichen betrieben wird, dann fördert das nur das Ausüben von Selbstjustiz, und das kann's ja auch nicht sein
deshalb sollte man ja auch mit populistischen aussagen über luxusleben im knast usw. sehr vorsichtig sein
Zitat:Der Schutz der Bevölkerung vor gewalttätigen Individuen geht deutlich über deren persönliche Rechte hinaus. Zu oft werden eben gerade Vergewaltiger und dergleichen in ihrem Hafturlaub (Hafturlaub ist auch so ein Witz, der abgeschafft gehört. Haft ist kein Arbeitsverhältnis!) oder nach Entlassung rückfällig
und wie willst du die rückfälligekeit verhindern?
durch längere strafen?
"hafturlaub" ist auch schon wieder so ein populistischer stammtischbegriff, der etwas suggerieren soll, was er de facto nicht darstellt. es geht nicht um caipirinha unter palmen, sondern um eine schrittweises eingewöhnen in das leben "draußen", um die resozialisierung zu fördern
Zitat:Hier wird zu Gunsten der persönlichen Rechte eines Gewalttäters bewusst in Kauf genommen, dass er noch einem Menschen Schaden zufügt
das ist falsch. es geht hierbei nicht um persönliche rechte des täters, sondern, wie gesagt, um resozialisierung
Zitat:Schlimme Fälle und ganz besonders eben Rückfällige sind lebenslänglich (und ich meine nicht Lebenslänglich = 20 J., sondern bis zu seinem Ende) zu inhaftieren
gibts denn bei euch in der schweiz keine sicherheitsverwahrung?
hast du die diesbezügliche debatte in d nicht mitverfolgt?
Zitat:Dies ist aber im Moment zu teuer, weil ja eben jeder einen Fernseher haben muss etc. Hier wären dringend Sparmassnahmen erforderlich
ich habe den eindruck, daß du hier mutwillig völlig falsche zusammenhänge konstruierst
Zitat:Wenn es mal zur Straftat gekommen ist bin ich besonders bei Sexual und Gewaltverbrechen mit tödlichen oder lebenseinschränkenden Folgen für das Opfer für härtere Strafen, die bis effektiv Lebenslänglich reichen
wer hat was davon und warum?
Zitat:Die "Ungefährlichkeit" solch eines Verbrechers muss von 3 Psychologen unabhängig voneinander bestätigt werden. Sie werden bei Rückfälligkeit des Verbrechers mit Geldstrafen haftbar gemacht - es sei denn natürlich es liegen besondere Umstände vor
wie soll so eine "haftung" in der praxis aussehen?
die logische folge wäre doch, daß niemand bereit wäre, ein entsprechendes gutachten auch nur zu erstellen
Zitat:Täter werden Psychologisch besser und längerfristiger betreut als beispielsweise Vergewaltigungsopfer oder Angehörige von Mordopfern. Das muss sich ändern. Nicht unbedingt zu Lasten des Täters, aber zu Gunsten der Opfer.
auch das sehe ich anders. jeder, egal ob täter oder opfer, hat solange anspruch auf psychologische betreuung, wie sie erforderlich ist
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