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Existentialismus nach Jean Paul Sartre (atheistisches Weltbild)
#31
(15-11-2009, 16:50)humanist schrieb: Für mich tut sie das. Ich erkenne mich als unbedeutendes Sandkorn im Universum. Das ist der Punkt.
Auf dieser Bescheidenheit aufbauend, muss ich mir einen eigenen Sinn konstruieren. Das beste aus meinem endlichen Leben machen, grob gesagt.

Gut, das sei Dir vergönnt. Icon_smile

Ich komme zu ähnlicher Einsicht, wenn ich sage:
Es scheint als ob mein weltliches Leben nicht ewig andauern würde. Über ein eventuelles Leben danach und den eventuellen Einfluss meines irdischen Lebens darauf kann ich nichts sagen. Folglich habe auch ich keinem (mir bekannten) von außen vorgegebenen Sinn des Lebens zu gehorchen.
Mag sein, dass da ein eventueller Schöpfergott sagt: "Der soll doch so leben wie ich das will! Wieso finde ich keine Möglichkeit ihn aufzuklären?"
Da sag ich nur: "Dumm gelaufen!" :icon_cheesygrin:

In Fragen von Moral und Ethik bringt das uns beide noch keinen Schritt voran.
Thomas Paine: "As to the book called the bible, it is blasphemy to call it the Word of God. It is a book of lies and contradictions and a history of bad times and bad men."
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#32
(15-11-2009, 17:06)humanist schrieb: Warum darf man mit dem heutigen Wissen und Denken nicht die damalige Sichtweise überprüfen?
Wie du sagtest, baute das damalige Wissen stark auf Autoritäten auf.
Wenn ich keine göttliche Inspiration voraussetze, muss ich mir die Denkweise der Autoren vor Augen führen.

In gewisser Hinsicht hast du damit Recht. Nur finde ich es problematisch ihnen Verfälschungen vorzuwerfen. Ein Urteil, das auf einem Verständnis von Wahrheit gründet, das diese Leute gar nicht kannten. Ihre Intention war vielleicht nicht zugunsten einer Marketingstrategie zu verfälschen sondern die Wahrheit so wiederzugeben, wie sie sie verstanden.


(15-11-2009, 17:06)humanist schrieb: Mit einfach gestrickt meinte ich: Menschen ohne fundierte Wissensbasis und ohne durchgängig logische Denkweise.
Mit der heutigen Bildung hätten die Autoren sicher einiges anders geschrieben.

Da stimme ich zu.

(15-11-2009, 17:06)humanist schrieb: Wenn die Erbsünde für alle Menschen gleichermaßen gelten soll, ist es wichtig, dass alle diese auch fühlen.
Weil Jesus soetwas gefühlt hatte, sehe ich nicht als Grund an, dies zu verallgemeinern.
Vielleicht hätte er, platt gesprochen, mal zum Psychiater gehen sollen. Ich denke auch nicht, dass Jesus
die Erbsünde ins Spiel gebracht hat, sondern eher die nachfolgenden Autoren.

Wieder verlangst du logische Stringenz. Du sagst: "Wenn die Erbsünde ein Gefühl ist und die Erbsünde für alle Menschen gleichermaßen gilt, dann müssen alle Menschen dieses gefühl haben." Logisch gesehen ein richtiger Schluss.

Bedingung dafür, dass der Schluss funktioniert, ist aber, dass das Gefühl Erbsünde und die theologische Erbsünde das Gleiche bezeichnen.
Wenn man das an der Intention eines Verfassers festmachen möchte, dann geht man davon aus, dass Gefühl und theologisches Konzept in einem Zug erdacht wurden. Sie wurden aber nicht in einem Zug erdacht und das theologische Konzept der Erbsünde und die gefühlte Erbsünde sind nicht zwingend das gleiche.

Die Geschichte vom Garten Eden ist Jahrhunderte älter als das theologische Konzept der Erbsünde. Das Konzept ist ein Erklärungsversuch, der selbst vor einem bestimmten kulturellem Hintergrund stand.
Paulus gilt ja als Urheber der Erbsünden-Erlösungs-Theorie. Paulus war ein Schriftgelehrter, der unter starkem Einfluss griechischer Tradition stand. Was hat er gemacht? Er ging davon aus, dass die Genesis und die Auferstehung wahr sind und versuchte daraus Schlüsse zu ziehen. Er interpretierte dabei Jahrhunderte der Geschichte als Heilsplan Gottes.
Zum Zeitpunkt der Verfassung der Genesis war aber vom Heilsplan Gottes noch keine Rede. Nicht Paulus hat sie geschrieben. Wahrscheinlich ist die Erzählung sogar älter als das Judentum überhaupt.
Zwischen Genesis und Korintherbrief besteht eine Kluft: zeitlich und räumlich, kulturell und intentional.

Bis wiederum das Erbsündenkonzept zur Durchsetzung von machtpolitischen und materiellen Interessen genutzt wurde vergingen wieder Jahrhunderte. Motivlage und kultureller Hintergrund haben sich wieder grundlegend verändert. Da kann man keine logische Stringenz ansetzen.
Noch einmal Jahrhunderte vergehen bis diese Interessen überhaupt als Verstoß gegen die Menschlichkeit verstanden werden. Und der Vorwurf hat selbst wieder ganz andere Hintergründe.
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#33
Um nocheinmal Wikipedia zu bemühnen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Erbs%C3%BCnde#Christentum
Es geht bei der Erbsünde ursprünglich um die "Verderbtheit der Welt". Paulus schaffte später die Grundlage für die Erbsünde, indem er für die Verderbtheit einen einzigen Menschen verantwortlich machte: Adam. Jesus nahm die Sünde der Welt auf sich.

Daher rührt auch meine Verständnisschwierigkeit des Begriffs Erbsünde.
Also muss man die Erbsünde als Metapher ansehen und nicht als eine angeborene Sünde.
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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#34
(15-11-2009, 18:32)humanist schrieb: Es geht bei der Erbsünde ursprünglich um die "Verderbtheit der Welt".

Nein, es geht bei der Erbsünde nicht urprünglich um die Verderbtheit der Welt. Das steht so auch nicht bei Wikipedia:

wikipedia schrieb:In den Evangelien sprechen weder Jesus Christus noch die Autoren der Evangelien vom Sündenfall Adams, dessen Fehler Jesus rückgängig zu machen habe. Es sind jedoch deutliche Aussagen über die Verderbtheit der Welt enthalten, die mit der späteren Erbsündenlehre inhaltlich in Einklang gebracht werden können (vgl. Joh 1,9-11 EU; Joh 8,44 EU).

Die Idee von der Erbsünde kam erst später dazu und berief sich dann auf solche Stellen, die zu den eigenen Vorstellungen passend gemacht wurden.
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#35
Gut, dann noch eine andere Quelle:
http://basisreligion.reliprojekt.de/erbsuende.htm
Zitat:Bei der Erzählung von der ersten Sünde geht es also in Wirklichkeit um eine Erklärung der Zerstörung der paradiesischen Harmonie von Mann und Frau (und damit auch den Beginn des Geschlechterkampfs) in der Sprache derjenigen Mythologie, von der die biblischen Schriftsteller vor über dreitausend Jahren beeinflusst waren.
Richtig?
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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#36
(15-11-2009, 18:55)humanist schrieb: Gut, dann noch eine andere Quelle:
http://basisreligion.reliprojekt.de/erbsuende.htm
Zitat:Bei der Erzählung von der ersten Sünde geht es also in Wirklichkeit um eine Erklärung der Zerstörung der paradiesischen Harmonie von Mann und Frau (und damit auch den Beginn des Geschlechterkampfs) in der Sprache derjenigen Mythologie, von der die biblischen Schriftsteller vor über dreitausend Jahren beeinflusst waren.
Richtig?

Also gegen diese Ausdeutung würde ich mich noch entschiedener wehren. Auf der Homepage wird eine Interpretation, die auf neueren Erkenntnissen der Psychoanalyse beruht, zur wirklichen Bedeutung der Erbsünde erklärt und damit gegen ein katholisches Missverständnis argumentiert.

Ich denke erstens nicht, dass eine ursprüngliche Intention der Autoren der Sündenfallgeschichte für uns rekapitulierbar ist. Zweitens gehe ich nicht davon aus, dass es eine eindeutige, für immer gleich bleibende Bedeutung der Erbsünde gibt.
Es handelt sich bei der Erbsünde imho um einen Begriff, der auf eine lange Geschichte zurückblickt und zu verschiedenen Zeiten von verschiedenen Personen anders verstanden wurde. Es ist nicht ein Verständnis wirklicher oder ursprünglicher als ein anderes. Lediglich sind manche Verständnisse einflussreicher als andere gewesen.

Wenn wir heute über die Erbsünde reden, dann referieren wir auf einem bestimmten Wissen darüber. Dazu gehört heutzutage imho auch das Wissen darüber, dass es sich um eine sehr umstrittene Theorie handelt. Kritik an der Erbsünde als Ausdruck einer kirchlichen Marketingstrategie, wie sie Karl Marx in die berühmte Metapher, Religion sei Opium für's Volk, packte, gehört zu einem zeitgemäßen Verständnis der Erbsünde dazu.
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#37
Wir wissen also, dass wir nichts wissen.
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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#38
(15-11-2009, 20:12)humanist schrieb: Wir wissen also, dass wir nichts wissen.

Wir wissen eine ganze Menge. Nur sind Vorstellungen von sicherem Wissen an bestimmte Voraussetzungen gebunden. Wir verfügen z.B. über ein großes Repertoire an formal-logischen Werkzeugen, mit deren Hilfe wir aus Erkenntnissen weitere Erkenntnisse sicher herleiten können. In der Naturwissenschaft funktioniert das ganz fabelhaft.
In der Kulturwissenschaft begegnen wir hingegen einer Menge von Begriffen, die sich nicht exakt genug definieren lassen um mit unserem formal-logischen Repertoire herangehen zu können. Begriffe wie Liebe, Gut und Böse, Freiheit, Gott, usw. Hier kann man sagen: Wir wissen nicht, wie man sie exakt definieren sollte. Aber ich denke, dass die Frage nach Wissen hier gar nicht angebracht ist. Hier beginnt der Bereich des Glaubens, wo wir persönliche Entscheidungen treffen müssen.
Trotzdem können wir auch über diese Begriffe eine ganze Menge wissen. Jemand der Theologie studiert hat, weiß sicherlich eine ganze Menge mehr über die Erbsünde als ich...
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