Hi, Kephas :)
Bei Morascha-Verlag Zürich koennte es eine 3-Band-Ausgabe von Samuel Daum "Pninej haThorah" - Perlen der Thorah - geben, den der langjaehrige jued.Volksschullehrer und Vorsaenger als ersten deutschen Kommentar der Nachkriegszeit geschrieben hat. Das ist konzipiert fuer juengere Leute z.B. zum Bar Mitsva-Zeitpunkt als Geschenk, und fuer Nicht-Juden, die mal richtig reinschnuppern moechten, wie wir Juden selbst biblische Stellen auslegen.
Die Historie der jued.Auslegungen der Hl.Schrift von Dr.Leopold Zunz fand ich neulich im Internet als google-book Kopie, in deutsch - geschrieben 1828 und mit etwas spaeteren Anmerkungen ergaenzt, kann man sich als PDF-Datei downloaden. War eine ungeheure Fleiss-Arbeit, was der junge Rabbiner damals dafuer alles in Manuskripten und Buechern recherchiert hat.
Die Formulierungen auf seine Gegenwart bezogen (Einleitung und Schluss) sind - naja
- soweit man beruecksichtigen muss, dass die buergerliche Emanzipation der Judenschaft noch nicht flaechendeckend verwirklicht war, klingt etwas drollig fuer heutige Ohren, zumal weil wir wissen, was er noch nicht ahnte.
Aber der fachliche Teil ist absolut informativ und erhellend.
Er geht die Historie ab dem Zeitraum nach dem Exil zu Babel systematisch und wissenschaftlich-textkritisch durch, beginnend mit den Buechern der
Chronik (incl.
Esra, Nehemija), wie was aus der Bibel und wann kommentiert wurde, oder wann nur "gehuldigt und besungen",
- und wo darin ungefaehr die Aussichts-Punkte
Raschi's von Worms und
Rambam's (Maimonides) von Kairo liegen - nicht zu vergessen des Aufklaerer-Philosophen
Moses Mendelssohn erste hochdeutsche Thorah-Uebersetzung kurz vor 1800.
In kurz:
-
Raschi hat sich "in deutscher Gruendlichkeit" unendliche Muehe gemacht, fuer Europaeer auch alle biblisch erwaehnten Realien zu klaeren, also Pflanzen, Tiere etc. mit unseren Benennungen in Deckung zu bringen, und für Kommentare dieser Art eine Minischrift entwickelt, damit sie nicht den uns heiligen alten Text optisch verdraengen oder davon ablenken
- und
Rambam war ausser Arzt und Thorahkenner auch der Philosoph, der aus unserem Bekenntnis-Stand die 13 Glaubenssaetze der Judenschaft "theologisch" formulierte ("13 Midoth"),
- er brachte System in die Manuskripte, der Bei-Literatur, die seinerzeit noch erreichbar waren, klaerte nochmals, wie korrekte Thorah-Abschriften erstellt werden sollen, befundete die juedischen Gebote auch nochmal selbst (Mischne Thorah)
- und war anerkannt genug, um hinsichtlich des Rangs juedischer Gebote in Verfolgungszeiten, wie er selbst eine hinter sich hatte, jemand zu betrachten ist, der (aus purer Todesangst) scheinbar nicht mehr juedisch blieb, wenn er wieder mit den Gemeinden mitmachen will und koennte - man kann ihn darin auch schon als Psychotherapeuten auffassen.
-
Mendelssohn - seinerzeit als "unser 3.Moses" gepriesen (der 2.war Rambam) - als wissenschaftlicher Mitstreiter Immanuel Kant's um den Gebrauch hochdeutscher Sprache auch in Gebieten, fuer die noch der Wortschatz ganz fehlte, arbeitete kurz vor Dr.Zunz, er ermoeglichte diesen sozusagen, erarbeitete durch seine Bibel-Uebersetzung in hebraeischen Schriftzeichen, aber best-hochdeutscher Sprache erst einmal, das Mitteleuropas Nord-Juden mit dem Jiddisch aufhoerten - was besonders die damaligen deutschen und polnischen Lehr-Institutionen mit deren etwas zu krass gewordenen Kabbalismus-Hang entmachtete.
Wie
Zunz es ganz einleuchtend erklaert, macht schon jede Uebersetzung einer Thorah daraus einen ersten Kommentar, weil 2 Sprachen niemals deckungsgleich sind in ihren Vokabeln fuer Dinge
- das unterschied also aus Sicht eines rabbinischen Juden die alte LXX (Septuaginta), die unter hellenistischem Blickwinkel fuer das Judentum als "weise" Religion auch Reklame machte und dann den Christen am meisten angemessen schien, die ja schnell in der Nicht-Judenschaft des Roemerreiches Anklang in allen Bildungsstufen fanden
- die Juden nach Zerstoerung des Heiligtums bevorzugten dann eine Uebersetzung ins Aramaeische nach
Onkelos
(solche Bibeln heissen
Targum, ein
MeTurgman ist der Helfer des Dozenten, der im Wechsel Satz um Satz übersetzt, was der sagte, fast Wort fuer Wort und nicht grad lieblich, aber das war eben die Volkssprache zwischen Nil und Euphrat fuer einige hundert Jahre, waehrend die Kolonial-Weltsprache Roms Griechisch blieb, und sich ein "Neues Testament" in dieser Sprache gut an die Weisheits- und Freiheits-Kriegs-Buecher ab der Makkabaeerzeit anfuegte.
Einen Punkt arbeitete Zunz hier nicht so deutlich heraus: ab dem Edikt des Cyrus war Jerusalem eine Art Heiligtum mit Versorgungs-"Horizont" unter rein dem Aspekt des Kultus (Quelle P der Bibelkritiker) und maximal war das eine "Autonomie" innerhalb der Satrapie Syrien. Herodot (*484-424^) auf seiner Weltbesichtigung bemerkt "uns" damals gar nicht.
Wenn man die Makkabaeer-Buecher liest, meint man, es ging ihnen um die Lehre Israels - im heutiggen Sinne kann man das gar nicht sagen, es ging um die Kultushoheit dieser Priesterschaft - parallel zu irgendwelchen anderen Tempeln anderer Herkuenfte und Verehrungsziele
- aber ansonsten, was man bald verwundert feststellen sollte, sahen sie sich nach erlangter Eigenstaendigkeit als Staat und Koenigreich Judaea von den Intentionen der Propheten und des Volks Israel entbunden. Einer der eigenen Koenige Judaeas liess Pharisaeer, sowie sie wie die Propheten auch soziale Gerechtigkeit durchsetzen wollten, teils hinrichten, teils aus dem Staate verjagen, und aus jener Tempel-Aristokratie kamen dann die "nur-die-Schrift"-zaehlt Sadduzaeer, die "Schriftgelehrten", und hinzu, als speziell rom-zugeneigt die "Herodianer" - was in bunter Mischung alles mal laut Evangelien mit auch Jesus disputierte. Fast niemand ordnet sie zu.
Auch sind "Juden" in den Evangelien als "Judaeer" namhaft gemacht, zum Unterschied dessen, dass Jesu Kreis "Galilaeer" waren, die erst um 100vdZ von Syrien an Judaea zurueck-vereint worden waren, eine recht kurze Unabhaengigkeit, die ab 63 vdZ schon durch des Pompeius Ueberfall und Ausraubung Jerusalems wieder hin war. Er veranlasste damals die Geisel- Zwangsumsiedliung von ca.10'000 Elite-Juden nach Rom, wie zuvor Alexander dGr ins neu gegruendete Alexandria und zuvor Nebukadnezar nach Babel.
Ab nun erhob die Republik Rom von dort Abgaben, versuchte ab und zu, mithilfe des anzubetenden Adler-Bildes den Reichs.Gruendungs-Kultus gewaltsam in unser Heiligtum einzufuehren und entsandte den Koenig Herodes, einen Edomiter-Prinzen (und nicht-Priester) zum Koenig ueber Judaea-plus-Idumaea im Jahre 40vdZ - doch erst ab 27vdZ laesst sich absehn, dass Octavian der Augustus und Weltenherrscher werden wird, was verschiedene Stufen benoetigte, die erst um ca.2vdZ fertig waren.
Einen "Koenig Volk Israels" konnte dieser nicht brauchen.
Fast zugleich mit diesem kam aus Babel der schon 40j Thorahgelehrte Hillel d.A. an, um bei den Rechtsgelehrten Jerusalems zu lernen, der miterlebte, wie Herodes den gesamten bestehenden Sadduzaeer-Sanhedrin bis auf seine 2 Pharisaeer-Gelehrten exekutieren liess, nur weil jene gegen Roms aufsteigende Macht opponiert hatten und "makkabaeische Moeglichkeiten" nun gegen die Roemer erwogen, vermutlich.
Was heutiges Judentum ueberleben liess, waren damals diese 2 einzigen ueberlebenden Ratsherrn des Hohen Rates, die dazu rieten, erstmal besser die Gebote zu leben und sich nicht um regierende Maechte zu kuemmern, solange man es laut dem Thorah-Vertrag nicht verdiene, am Verhalten als gute Konfession der Gerechtigkeit gegenueber jedermann erkennbar zu sein. Dieser erste Hillel wurde dann mit der Leitung des Hohen Rates und obersten Gerichtshofs betraut und dann Patriarch der Lehre Israels.
Den Herodes stoerte er nicht, weil er fast nicht auffiel und als Wasser- und Spaene-Verkaeufer fuer seinen eigenen Unterhalt sorgte, extrem knapp. Mit ihm beginnt aber - vor den Augen der Ehrgeizigen verborgen - der Aufbau der Mischna und des darauf beruhenden Talmuds.
Das war die spaeter immense Sammlung aller ganz eigen-israelitischen Kenntnisse, was G0TT den Juden geboten hatte und wie das in den Alltag hinein uns praegte, es war bis dahin nicht aufgeschrieben worden, weil Schrift als solche eine Autoritaet bedeutete, als Menschen fast alle alltags nicht schrieben und lasen. Sie wollten dies nicht gefaehrden, was als Thorah (Lehre), Newiim (Propheten) und Ketuwim (Schriften) aus dem Exil in Babel noch mithilfe der letzten Prohetenschueler der Schreiber-Zentrale in Schilo als "unser" Nations-Schrifttum identifizierbar geblieben war.
In Hillels Lehr-Arbeit lag bereits eine Kritik am "Aristokraten"-Priestertum von Jerusalem. Diese verweltlichten immer mehr, auch im Stolz auf den stattlichen Tempel-Neubau zu Jerusalem, den der Herodes in Auftrag gegeben hatte - mit Blut genug an dessen Haenden - was Koenig David seinerzeit noch nicht zu tun wagte, sondern den Bau seinem kriegs-freien Nachfolger ueberliess. Derselbe Koenig liess im ganzen Land ebenso stattliche Tempel fuer alle andern Einwohner Judaeas erstellen, wohin auch immer diese zu beten pflegten.... man war ja nicht nur juedisch im Lande, sondern Partner eines sicher kommenden Imperiums. Herodes Familie verschwaegerte sich mit der des Admirals Agrippa, der wiederum mit dem Augustus verschwaegert war.
Mitunter war ein Hohepriester Jerusalems dermassen religioes unkundig, dass man die Nacht zum Versoehnungstag vorher mit ihm ueben musste, dass er wenigstens das Minimum an hebraeischem Text beten konnte, das nur dem Hohepriester zu beten vorbehalten war....
- wiederum konnte es passieren, dass die Roemer dessen Kultusgewand einfach nicht rausrueckten, sondern weggeschlossen hielten, sodass er gar nicht zu amtieren imstande war.
So etwas fliesst natuerlich in die alten Kommentare zur Thorah mit ein, es illustriert Bedingungen, die man hatte, wovon aber die Evangelien, Briefe und Apostelgeschichte fuer den Christen rein gar nichts durchblicken lassen. Historisch fast komisch ist es, dass die ersten Texte, die einen Rabbi-Titel nennen, aber grad die Evangelien waren. Das ist bis heute der Titel der Lehre-Verantwortlichen im Judentum. Cohanim, Priester, gibt es heute noch, aber ihre Aufgaben sind ohne Opferdienst am Heiligtum sehr wenige geworden, doch gelernt wird auch darueber immer.
Ab Hillel war dessen Lehrhaus-Patriarchat als eine Art Fuersten-Amt erblich, also der naechste ab 10ndZ heisst Schimon (Simeon), er amtierte nur kurz, von ihm weiss man knapp, wie er hiess, dann kam schon dessen Sohn Gamaliel I - den die Apostelgeschichte erwaehnt und St.Paulus war auch dessen Hoerer. Er hatte auch einen griechischen Dolmetscher dabei, weil ziemlich viele Juden eher Griechisch gemeinsam verstanden.
Dessen Sohn hiess wieder Schimon haQadosch (II, der Martyrer) und kam ums Leben in Jerusalem, als es belagert war und schliesslich als Heiligtum vernichtet und geschlossen wurde.
Diesen Aufstand 66-70ndZ hatten auch wieder Eiferer aus den Reihen der Priesterschaft angerichtet, nachdem 2 Roem.Landpfleger dem Tempel die gesetzliche Kopfsteuer und selbst die Witwen-und Waisenkassen weg geholt hatten, weil das Volk von Judaea schon zu ausgepresst war, als dass es ihnen als Alters-Einkommen gereicht haette.
Ein Landpfleger war meist vorher Senator gewesen und bekam zur Alters-Versorgung normalerweise 1 Provinz fuer 1 Jahr, um fuer sich an Zoellen und Gerichtsgebuehren so viel herauszuholen wie er schaffte.
Wieder hatten die Pharisaeer und Gerichts-Oberhaeupter des Hohen Rates davon abgeraten, gegen Rom zu kaempfen zu versuchen, aber aus der Priesterschaft und den Sadduzaeern und noch Radikaleren war eine Gruppe entstanden, die man Sikarier ("Dolch-Maenner") nannte, die militant moerderisch gegen jeden vorgingen, der sich und Jerusalem den Roemern zu ergeben geneigt schien. Die hatten auch den amtierenden Hohepriester schon ermordet und vermutlich auch den Lehrhaus-Patriarchen auf dem Gewissen.
Jedenfalls ist das der Hintergrund, dass ein alter Rechts-Gelehrter namens
Johanan b.Zaqqaj (Johannes, Sohn des Zacharias! - ups?) sich als "tot" zum Beerdigen von einigen juengeren Gelehrten aus der belagerten Stadt schaffen liess und mit dem Belagerer - Vespasianus, der ploetzlich Kaiser Roms wurde, oder
Titus, dessen Sohn und spaeterer Kaiser-Nachfolger - aushandelte, fuer die Pharisaeer und Rechtsgelehrten an der Kueste eine neue Hochschule im Sinne Hillels zu errichten, sie hatten den jungen Sohn Gamaliel (II) des Patriarchen Schimon, dabei, der nachher als 30-Jaehriger wieder dies Amt antrat.
Von Sadduzaeern, "Hohepriestern" (als Partei), und Herodianern, hoert man seitdem nichts mehr. Hellenisten - dazu kann man noch den Philo von Alexandria rechnen, dort ein exzellenter Philosophie-Dozent, der die Bibel so "sambolisch" wie moeglich erklaerte und auslegte, ganz im Sinne der Weisheitslehre. Einfach ein Jude zu sein, schien damals nun nicht mehr als sonderlich weise - er immerhin war noch so solidarisch, dass er zugunsten der Judenschaft im Hl.Lande eine Delegation zum Kaiser in Rom vertrat und fuer ihre Belange mit Erfolg plaedierte, aber ein 2.Mal hat man ihn dort gar nicht erst den Mund aufmachen lassen.
Sein eigener Bruder als Roms Stadtkommandant Alexandrias ueber die 2 von 5 Quartiere, die Juden bewohnten, liess beim grossen Pogrom und Gemetzel dort noch die roemischen Truppen mit draufhauen, statt die Menschen zu schuetzen....
Das Lehrhaus von Jawne (Jamnia) an der Kueste verzweigte sich bald zu mehreren Hochschulen und rettete, was von muendlicher Ueberlieferung Israels noch alles im Umlauf war. Johanan hatte als Junge noch Hillel d.A. lehren gehoert, kam nun also bald in die 80er Jahre, und er riet sehr dazu, sich auch beim ungelehrten Landvolk (Am haArets) aller "immer schon so gemachten" religioesen Braeuche zu vergewissern, deren Ursache ihnen nicht unbedingt klar war, dass sie ein Gebot befolgt hatten, aber alte Sitten halten sich zaeh, und der Gelehrte kann daraus Rueckschluesse ziehn, was das Gebot war.
Diese Kategorie Kommentare zeigt also eine bunte Vielfalt an Themen, die oft vom Gebots-Thema ganz abzuschweifen scheinen, aber ganz ernsthaft dazu noetig waren. Ausserdem konservierten sie Heimat im Hl.Lande, die Praxis, wie man sehr menschen-moeglich damit leben kann. Schon Hillel d.A. war als sehr sanft und nicht rechthaberisch angesehn, legte vieles zum Milderen aus, war durch Spoetter (der Schule Sokrates) nicht aus der Ruhe zu bringen, und den Punkt, aus welchem her man sich ueberhaupt Wissen ueber diese Konfession ansehen sollte, wenn man es denn schon tun wollte, absolut kurz zu formulieren.
(*g* im Gegensatz zu z.B.mir)
Die Kunst dieser Generation, die wir Tannaim nennen (Wiederholende), war weder Orthodoxie noch Reform, sondern Bestands-Sicherung, so umfassend wie moeglich. Das besiegte Land Judaea ging ja nun immer mehr zugrunde. Die vorherigen Kopfsteuern ans Heiligtum zog ja nun Rom komplett ein, wie ueblich, fuer seinen siegreichen Jupiter, und ausserdem die Provinz-Abgaben, Zoelle etc. wie zuvor
- die Frommen versuchten trotzdem, das neue Zentrum in Jawne auch mit Mitteln zu versorgen (damals zahlten Schulen den Schuelern noch den Lebens-Unterhalt oder beschafften sich das Essen und Wohnen durch Herumwandern waehrend des Lehrens und reihum naturaler Bewirtung bei freundlichen Leuten, wie man es im Evangelium auch geschildert hat - nach dem griech. "Stoa"-Prinzip konnte jeder so eine Wanderschule betreiben, es herrschte damals absolute Lehrfreiheit).
- So kamen sie ja auch an all die Nachrichten ueber die Sitten des nicht gelehrten Volks, aber auch an eine Menge Schueler aus diesem, die als Bauern, Handwerker, Haendler oder Wander-Arbeiter zuhause sonst verhungert waeren, doch ueber dem Lernen uebergeht man schonmal klaglos ein paar Mahlzeiten, wenn halt nichts aufzutreiben war.
Das klingt in unsere vielen alten Auslegungen mit Betonung der Ethischen Gebote hinein, jeder wusste, wie arm "arm" ist und wie essentiell wichtig ein klares Recht einen vor dem voelligen Verkommen der Sittlichkeit und dann voelligen Verelenden schuetzt.
Ein Thorah-Gebot gibt es sogar,
vor Gericht auch nicht den Armen zu bevorzugen. Unsere Natur draengt ja oft simplifizierend auf Umkehr der Verhaeltnisse - was Natur schon nahelegt, braeuchte nicht geboten zu werden, sagten sie auch, also man sah sich als letzlich kluegeres Regulativ sozialen Frieden-Haltens an.
Rom, das sich als sehr gerechte HHerrschaft betrachtete, hatte damals an sich gar kein kodifiziertes Gesetz und Recht. Das von der Republik noch eingefuehrte XII-Tafel-Gesetz hatte keine Geltung mehr, man liess einfach vor Ort alle Richter walten, wie sie es hatten, ab und zu dominiert von einzelnen Edikt-Sammlungen, mithilfe derer Roms Amtstraeger mal einen immer noch strittigen Fall revidierten - oder einfach ein Machtwort als "3.Instanz" und Punkt.
Was wiederum Dr.Zunz in seiner Historie der juedischen Auslegungen gut herausarbeitet und was sehr wichtig ist, das ist die Historie des Grundes, warum man ueberhaupt Texte der Thorah kommentierte, und welche
- manche kommentierte fast nie jemand, andere waren immer wieder "dran", und so unterscheidet sich auch sehr, was Christen von der "Wissenschaft vom Judentum" (die Zunz begruendete) wissen wollen, davon, was Juden von der Wissenschaft ueber sich selbst wissen wollen
- fuer uns ist es ja keine "Hilfswissenschaft" zwecks Erhellung einzelner Beruehrungs-Punkte mit christlichen Lehren.
- Das fiel uns in der Jued.Hochschule Heidelberg auch bald auf. Wir in der Neu-Gruenderphase wollten nur aeusserst ungern eine Unterabteilung zur evangelisch-theologischen Fakultaet werden. Da gehoert es nicht hin.
In dem Sinne theo-logische Auslegungen gibt es eigentlich erst unter dem Einfluss der islamischen Zeit, als diese Lehre sich der griechischen Beweiskunde zu bedienen begann, weil kaum jemand dieses Arabisch des Qur'an kannte, also man musste uebersetzen und forschen, wie das am besten "stimmt", um damit ueberhaupt Recht zu sprechen. Also Faecher wie Grammatik entstanden erst dann.
Bis dahin waren aber schon einige Jahrhunderte juedischer Hochschulen und eine Epoche, in welcher Rom dem Lehrhaus-Patriarchen einen kleinen Fuerstenhof in Galilaea (Tiberias am See Genezareth) mit Gesetzgeber-Befugnis gestattete, das war grad lange genug, um durch Jehuda haNassi (II) den juedischen Kalender zu verabschieden und die 6 Buecher Mischna zu kanonisieren, die sozusagen die Beets-Abgrenzung Nr.1 um die Thorah-Lehre darstellen. Dieser heisst auch haQadosch, ohne Martyrer gewesen zu sein, aber zur Unterscheidung seiner zentralen Bedeutung, wo die Lehre Israels sich herleitet.
Es gab natuerlich eine Menge Sekten, Abzweigungen, Austritte aus vielen Gemeinschaften, Wechsel in die hinein, behaupteter Autoritaet aus privat gesuchten Visionen her, und sogenannter Apokryphen-Literatur, die ganze Zeit hindurch.
Wie Hillel d.A.seinerzeit bereits gelehrt aus Babylon gekommen war, erwies sich der Standort dort, wo die Mannschaft der Grossen Versammlung Israels Rueckkehr der Lehre nach Jerusalem ab der Perserzeit vorbereiten konnte, als vorlaeufig besser imstande zu geregelten Studien und entstand dort als 2 Zentren erneut, die aber immer wieder mit denen im Hl.Land Lehrer austauschten und den Stand der Erkenntnisse abglichen - wozu das Leben in Palaestina sich aber immer wieder schlecht eignete.
Zeitgleich zu Jehudah haNassi (ca.*230-286^) lehrte der Schmiede-Sohn Johanan (ca.*216-278^) - als Fruehwaise beim Grossvater, einem Arzt und Gelehrten erzogen, der hauptsaechlich schon der Verursacher des Talmud Jeruschalmi ist, also die um die 60 Mischna-Abschnitte gruppierten Zusatz-Ueberlieferungen im Hl.Land.
- Bekannter ist der Talmud Bawli, denn der hatte noch die laengere Zeit, fertiggestellt zu werden. Dieser hier blieb unvollendet, man sieht schon am Datum, dass kurz danach das Christentum in Rom zur Staatsreligion wurde.
Dieser Johanan praegte eine sehr wesentliche Auslegung, abgeleitet aus Ps.61,5 ("ich moege leben auf ewig in Deinem Zelt") in j.Berachoth 4b und j.Moed qatan 83c aufbewahrt
- es bedeutet, dass jemand, dessen Worte ich in seinem Namen weiterhin zitiere, in diesem Wort noch "selbst" existiert, also er durfte das nochmal "im Grabe mitmurmeln", was genau er zu sagen pflegte. - Wer tot ist, ist ja hilflos. Fertig ist, was der fuer seine Erinnerung an ihn hatte tun koennen, solange er lebte - der Verstorbene ist arm, sozusagen, denn er kann seinem Daseins-Zeugnis, was man von ihm hatte erleben koennen, ab dann ja nichts mehr selber hinzufuegen, aber "man soll einen Armen nicht berauben, weil er arm ist"
- und daher waere zwar nichts leichter, als das, was der eventuell mal sehr gut erkannt und formuliert hatte, zu nehmen und wie etwas Eigen-Gedachtes auf sich umzumuenzen, anstatt ihm diese Ehre posthum noch zu gewaehren. Dies also erfordert die Pietaet und Barmherzigkeit sowie auch das Urheberrecht (welches Wort noch nicht bekannt war) - es ist aber mehr als nur das Ehrlichsein. Man will das Zitieren anderer juedisch so handhaben, dass sie noch selbst den Genuss davon haben, noch in diesem Punkt mit den Spaeteren mitgelebt zu haben - und es war immer noch gut von ihnen, es zu sagen. Es wird ihr persoenliches Zusatz-Verdienst sein, um das Wohlergehn Volk Israels und der Welt als solcher, liebenswerter fuer G0TT, uns zu erhalten.
Dies hat er nicht etwa erfunden, sondern so hat er es von anfang an miterlebt, und je nach Mentalitaet mochte sich jemand "im Zelt" diese Reihe von Gaesten ausmalen, die man aus ihrer Zeit her hierhin-"zitiert" hatte - wodurch niemand je wieder allein waere, sowie er Ueberliefertes lernt
- es bedeutet zugleich, sich in Disputen und Fachbuechern nicht wahllos mit "Beweis"-Zitaten zu behaengen, wirkend, als habe man all deren Werke auch zuerst selbst gelesen und das Treffendste ausgewaehlt, sich hinter Autoritaeten Deckung suchend ("die doch wohl niemand beanstanden soll") - sondern es ist der Ansatz, sich mit Freunden zu umgeben, und Worte von Feinden besser gleich nicht zu wiederholen.
Es versetzt uns in eine Art Gleichzeitigkeit all derer, die vom Sinai an die Kette der Ueberlieferung formten. Das Wort Kette ist
Kabbalah, und im Bild macht das deutlich, dass jede Generation in sich ein Ring ist, und der Ring der naechsten greift lediglich in den Ring der Vorherigen mitten hinein - das ergibt insgesamt eine Kette, die lebend und muendlich ueberliefert, aber nicht kopiert - und nichtmal weiss, wie der eigne Ring vor ganz anderen Zeit-Bedingungen sich gestalten wird - es ist insofern sehr frei, aber nicht wahllos - G0TT bleibt ja dabei, um Den es Ring um Ring geht. Also ER bleibt zentriert auf Sein Volk im Einzelnen, auch wenn ER Sich um die ganze Zeit allerorten kuemmert.
Es erklaert auch, was die Bibelkritik, welche Zunz auch sehr interessiert mit zur Kenntnis nahm, als fuer Moderne etwas irritierendes Flickwerk darstellt, wie die Hl.Schriften so verblueffend verschiedene Autoren und Redaktionen durchgemacht haben konnten, ohne das es jemals Juden gab, die das zum Anlass genommen haetten, sie nicht als Gesamt-Werk fuer "inspiriert" zu nehmen. Wir sehn darin keinen Denkkonflikt, denn bei jeder der Redaktions-Schuebe waren wir doch dabei, noch die selben mit Dem selben G0TT inmitten des jeweils dann lebenden "Rings". Der Anlass, zu kanonisieren, was denn nun "unsere juedische" Hl.Schrift ist und was eben nicht, kam von aussen - als es kein eigentliches juedischen Landvolk mehr im Zusammenhang zum Hl.Lande existierte. Damals trennten wir uns von allem, was nicht auf Hebraeisch resp.juedischem Aramaeisch an biblischen Manuskripten da war, als wir aus Babel heimkehrten.
Im Talmud wird man auch andere noch zitieren, die nur in griechisch zur Hand waren und in die Septuaginta der Kirchen kamen, aber das war eben deren eigener 1.Ring fuer ihre eigne Kette, beginnend in Griechisch.
Johanan, der Schmiedesohn, war wohl ein begabter und anschaulicher Erzaehler, er liebte es, aufgeschriebene Geschichten zu lesen und damit seine Unterrichtungen zu anschaulich illustrieren (Haggadah).
Aber vom Aufschreiben juristischer Beschluesse (Halakha) hielt er nichts - das sollte immer muendlich tradiert bleiben, fand er, und: "Die Vortraege muessen so gut sein, wie eine Braut die Worte ihres Mannes in der Hochzeitsnacht liebe - andernfalls lasse man es besser ganz."
Auch das sicherte ab, dass die Juengeren den haeufigen Umgang mit den Aelteren nicht unterbrachen, denn nur muendlich kann eine Generation mitten in die vorherige hinein die Kette weiter knuepfen mit ihrem Ring an zeitgemaess besten Erkenntnissen.
- Er war auch sehr gut aussehend, wenn auch sehr arm, hatte naemlich geerbte Grundstuecke verkauft, um mit dem Erloes schulische Aufgaben zu unterstuetzen, legte dennoch Wert darauf, sich zu pflegen und gesund zu erhalten, und das sollten auch all seine Schueler. Er betonte die 6 Haupt-Aufgaben der Gastfreundschaft, des Krankenbesuchs, der Andaechtigkeit im Gebet, das fruehe Aufsuchen des Lehrhauses, die Erziehung der Kinder zur Kenntnis der Hl.Schrift und die Beurteilung eines Mitmenschen nach der Waage, ob der es sich (in Tun und Tugend als Mitmensch) verdient hat, hoch-geachtet zu werden.
Es gibt noch vieles von ihm Berichtete, aber das mit dem "Herbei-Zitieren" ist sehr wesentlich juedisch - auch der Talmud, auch die Mischna, um die er sich schmiegt, wimmelt von herbeizitierten Personen, auch Frauen, die man zuweilen in ihren Aussagen einander konfrontiert, als saessen sie an einem Tisch, auch wenn ein paar Jahrhunderte dazwischen liegen koennen - wenn es sich doch so fuegt, dass damit ein Argument umfassend beleuchtet wurde und erst nun ein Resultat ergibt.
Sie kommen aus allen Berufen, denn schon Hillel d.A.legte Wert darauf, nicht nur theoretisch Gelehrter zu sein, damit man immer anschaulich weiss, bei Pflichten und Rechten, wie sich das im Alltag ausnehmen wird, ob man reich oder arm ist. Auch hielt Hillel d.A.nichts davon Judentum als Religion zu missionieren, zumal wenn die Neuen mit dem Neuen in einer ganz andersartigen Umwelt leben, die es ihnen schwer erscheinen macht, "all diese Gebote" zu leben, denn Leute, die sie nicht beitrahen zum Wohle aller, gibt es in jeder Zeit von selbst genug, die schon juedisch sind, die die Chancen bequem gehabt haetten, sich dran zu halten - und es dennoch nicht tun.
Irgendwann war auch am Euphrat die Ruhe zuende und das Perserreich schloss die beiden alten Hochschulen, spaeter lebten diese noch einmal auf und nutzten die Zeit, nochmals einen Sanhedrin zu bilden und ein paar verbindliche Gebote fuer Juden zu formulieren, z.B.dass man normalerweise nur 1 Ehefrau haben soll. Da hiess das Oberhaupt im Titel Gaon (ungefaehr "Hochwuerden"). Es war immer so, dass Israels Gesetz sich auch seitens der Umgebungs-Staaten die saekular-legale Vollmacht dazu holte.
In ihrer Zeit wurden Auslegungen zu einer Frage der hoeheren Kunst, wunderschoene komplizierte Lieder, Hymnen, Piutim ("Poet" steckt darin). Auch das entsprach dem Ring ihrer Epoche, der die Kette fortsetzte, und einige diese Lieder in Bildern singen wir auch heute noch gerne weiter.
Sie verwendeten eben alles vom Besten ihrer Zeit, um G0TT nicht weniger Aufwand zuzuwenden als andere Voelker ihren Koenigen auch.
Inmitten ihrer Zeit entstand ein bemerkbares Judentum in Europa, denn Karl d.Gr. holte sich juedische Fachleute, um sein Reich klug zu verwalten. Es hielt immerhin 1000 Jahre, was damals als Grund gelegt wurde. Die nette gleich-wuerdige Beziehung hielt leider nicht auch so lange.
- Aber erstmal war sie tatsaechlich da und die vorhandenen Nordjuden (Aschkenazim) bekamen hoch gelehrte Fach-Leute aus denn Sued-Juden (Sephardim) hierher, nach Speyer, Worms und Mainz - diese brachten auch auf Judentums-Inhalte angewendete Wissenschaften mit, ausser einem guten Bestand an "weltlicher" Fachkunde in vieler Beziehung. Karl d.Gr. trieb zwar die uslime in Spanien bis hinter den Ebro zurueck und ebenso in Suedeuropa generell, aber er hatte grossen Respekt vor ihren damals sehr hochwertigen zivilisatorischen Fortschritten und Hochschulen.
Es gab eine eifrige Zeit der Uebersetzungen aus arabischen Manuskripten, die auf in Byzanz den Ost-Roemern weg-eroberter griechischer Forscher- und Fach-Literatur basierten - Stichwort Aristoteles. Diese Uebersetzer ins Lateinische waren sehr oft gelehrte Juden. Die Kommunikation in den Orient hinein lief recht gut, damals, und wieder glichen grosse Teile der Judenschaft ihren Erkenntnisstand untereinander frei aus.
Und wieder wandelte sich die Form der Auslegungen der Hl.Schrift in eine anders herum regulierende Richtung, waehrend am Euphrat die Autoritaet betreffs der Gebots-Lehre unter dem schoenen Zierrat ins Schwanken kam und schliesslich nach Ankunft der Mongolen im heutigen Irak versiegte.
Damals teilte sich der Islam in 2 Welten und die eine, mit eignem Kalifen, entstand in Kairo - und gruendete dieses Gelehrtenzentrum, waehrend ueber Marokko und Nordafrika eine mehr fanatische Richtung sich um diese wenig scherte, auf jedermanns vollen Anschluss zum Islam draengte, und Spaniens Juden massiv unter Druck setzte - damit verwelkte eine dortige Bluete der Wissenschaften. Mosche b.Maimun, der spaetere Maimonides, rannte mit seiner Familie als junger Medizinstudent der Schule Avicenna (Ibn Sina) Student um ihr Leben, nach Kairo hin, denn nach den ersten (und schliesslich ziemlich entgleisten) Kreuzzuegen war Nordeuropa des 12.Jhds.auch nicht mehr die Zuflucht, der sich Juden haetten anvertrauen koennen, um zu ueberleben. Dazu eignete sich Aegypten nun mehr: hier war Lernen gefragt und Glaube mehr eine Sache der Herkunft, privater, wo Zwang unangebracht ist, um Begabungen nicht zu vernichten, sondern fuer alle zu nutzen. Im Christentum nennt man es Scholastik, wie sich der neue Kulturkontakt nun iin Richtung Kairo (Fatimiden) realisierte.
Der andere Kalif, in Bagdad, nach 1219 mongolisch untertan, aus der Art von Islam, den die Seldschuken damals so verehrend umgesetzt hatten, dass selbst Mekka geschlossen wurde, weil es im Qur'an so nicht stehe, und der die Kreuzzuege angerichtet hatte: die, warum Ost-Rom (Byzanz, Konstantinopel) ueberhaupt die westlichen Christen-Koenige um wirksame Militaerhilfe anflehte, hatten immer noch Anerkennungs-Probleme beim arabisch-jemenitischen Islam der Ersten, und mit Persern, und waren nach ihrem anfaenglichen Fanatismus ("nur das Wort des Qur'an, den sie lasen, gilt") sehr viel ruhiger geworden. Nicht wenige Muslime hatten naemlich den Kreuzrittern grad ihretwegen beigestanden, weil sie die Schliessung der Wallfahrt nach Mekka schwer beschaedigt hatte, nicht nur religioes, sondern auch wirtschaftlich.
Rambam (*1125-1204^), der geflohene Student, Sohn eines Talmud-Gelehrten Rabbinerhauses in Cordoba, hatte unterwegs in Marokko ausser Talmud auch Philosophie und Medizin weiter studiert, bis man auch hier in den Islam voll ueberzutreten unter Lebensgefahr gezwungen werden sollte, selbst wenn man sich noch so konform der Umgebung gefuegt hatte - ueber See waren sie in Akko gelandet, dann im Hl.Land, und schliesslich mit 23 kam er als ganz armer Heilkundler an, etwas ueber 20j die Familie allein ernaehrend muessen - trotzdem schrieb er damals seinen ersten Mischnakommentar in den Naechten (Siragh, 1158) und wurde bei Tage ein sehr bekannter Therapeut, und wurde in Kairo schliesslich Leibarzt des beruehmten edlen Sultans Salah ad-Din, und das ermoeglichte ihm, Arme kostenlos zu betreuen und in den Naechten alles zu studieren, was sich damals an Texten von Juden angesammelt hatte, und zugleich alte aristotelische Erkenntnis-Prinzipien, Sammlungen von Daten zu ordnen.
Es musste mal wieder aufgearbeitet werden, so aehnlich wie damals nach der Eroberung Jerusalems, und das brachte er mit immensem Fleiss in seinem langen Leben zustande. Er brachte das ueberlieferte Alte eigen-Juedische jeweils zu den Texten, von denen es ausgegangen war, wieder zusammen und trug es so einleuchtend vor, dass sich die meisten Juden sofort erleichtert fuehlten - die im Norden zoegerten anfangs ja noch, aber erkannten dann auch den Wert, dieser Arbeiten.
Man empfand ihn sogar als einen 2.Moses Israels. Es war alles wieder verstaendlich geworden ud so rundete dieser Kreis unserer "Kette" mit seiner Hilfe dort in Kairo ab, nicht weit von den Pyramiden, wo Volk Israel seinerzeit aufgebrochen war, weil G0TT Sein Versprechen zum Alten Abraham gehalten hatte. - So etwas ist auch ein bisschen eine Frage des oertlichen Wetters, des Klimas, wo das Durchdenken und Formulieren sehr grosser Datenmengen zugleich leichter faellt und wo nicht.
Schon in Italien ist es leichter als z.B.in Mannheim, und dort leichter als z.B.in Skandinavien.
Wie gesagt, er reformierte nicht, sondern raeumte nur das Vorhandene auf und rundete es durch eigene Schlussfolgerungen dann nur zu einer Religion der sachlichen Vernunft ab, was nicht unbedingt mit dem Begriff Weisheit identisch ist. Man kann damit aber wieder gut durchhalten, einen Vertrag geerbt zu haben, den man eben weiterhin haelt, wenn man wenigstens weiss, wie das gemeint war und was. Sein Werk More Newuchim (1190 "Lehrer der Verirrten") richtete sich auch an Nicht-Juden und kam 90 Jahre spaeter ueber Sued-Frankreich zu den grossen Theologen Albertus Magnus und Thomas v.Aquin an den Haupt-Universitaeten zu Paris und Koeln zu Ehren. Es war eine Bruecke der 3 Hoch-Religionen, einander im Prinzip auf der Vernunft-Basis und der grundsaetzlichen Einigkeit ueber das Wesen G0TTES und Seiner Verehrung zu akzeptieren.
Das von ihm gestartete Denken und seine anderen Schriften praegten nun Kommentare zur Hl.Schrift - waehrend das letzgenannte Buch ein neues Problem schuf: wenn es "vernuenftig" war, Christ zu sein, dann musste man doch auch Juden davon ueberzeugen koennen, es zu werden. Einige Gelehrte begannen oeffentliche Dispute - einige sogar sehr fair, indem sie wirklich alles selbst studierten, was juedisches Lernen an Schriften anbot, es ging aber irgendwie "patt" aus, weil auch das Judentum gleich gute Koepfe aufbot, z.B.Nachmanides. Manchmal bekamen sie wie er fuer einen 1263 als 68-Jaehriger exzellent bestandenen 4-Tage-Disput, sogar ihr Honorar ausgezahlt, auch wenn sie nicht ueberzeugt worden waren.
Das war aber nur diese Ebene - andere "Judenmissionare" gingen die Dinge mit Repressalien in den Ghettos des Volkes an, und ihnen war das mit der Vernunft zu langsam. Derselbe R'Moses b.Nachman Gerundi wurde 70j des Landes verbannt, kam bis ins von Mongolen verwuestete Jerusalem an, wo noch 2 jued.Familien lebten, gruendete hier nochmals eine Talmudschule mit ihnen und starb dann -1270 mit 75J in Haifa.
Er selbst war kein studierter Philosoph, sondern eher ein Talmud-Mystiker, "Kabbalist" hiess das nun, und brachte ins juedische Lehren andere, auch alte, Ueberlieferungen in den Vordergrund, ueber die sich Maimonides nicht viel geaeussert hatte.
Ganz Dumme griffen auch zur "Bekehrung" mittels Scheiterhaufen, die man statt der Taufe "waehlen konnte" - auch wenn dies der Hl.Stuhl zu Rom mehrmals ausdruecklichst verbot
- Spanien hielt sich sogar eine Zeitlang einen anderen Papst, der aber auch fuer Dispute Sinn hatte, er veranstaltete einen der zeitlich laengsten und war wohl ehrlich am Ergebnis interessiert - aber dessen Koenigshof nicht - aber das ist schon etwa zur Zeit, als Columbus Amerikas "Westindische" Inseln entdeckte
- 1492 mussten alle Juden Spanien verlassen und all ihr Eigentum der Krone hinterlassen. Die Taufe zu akzeptieren und Beweisen geglaubt zu haben, also ueberzeugt christlich geworden zu sein, half denen, die nicht vertrieben wurden, auch nicht, schon 1520 wurden auch solche zum Tod verurteilt und zugunsten der Krone enteignet. Und sowas noch mehrmals.
Davor waren einige heftige Verfolgungen in Europa passiert, reihum, und die kleinlichen Gesetze der diversen kleinen und grossen Fuersten engten das juedische Leben so extrem ein, dass die "reine Vernunft" einen auch nicht mehr beruhigen konnte - nun wendeten sich Thorah-Kommentare lieber ganz anderen Bereichen zu, in Richtung des Kabbalismus eben, und des Pilpul - das ist eine Mikro-Auswertung kleinster Schriftstellen der Thorah, und seien es Schreib-Varianten im Hl.Text, die man deshalb immer bei Abschriften genauestens mit tradierte, zumal wenn schon jemand daran eine Lehre geknuepft hatte, an den man sich an denen ankommend wieder zitierend erinnern konnte.
- wenigstens das blieb einem heimatlich, je mehr man hin und her vertrieben verarmte und sich gegen Aengste aller Art innerlich ablenken musste. Es gibt Situationen, ueber die man besser gar nicht mehr nachdenkt, solche entstanden nun wieder einmal.
Texte wie der "Sohar" nennen nun auch alte Lehrer, aber ohne sie zu zitieren, sondern mehr als Symbole, jenen gewidmet, die man sich im Meditieren eben vorstellen konnte, z.B.Schimon b.Johhaj, Schueler des nun sehr alten und beruehmt gelehrten Rabbi Aqiwa, der 136^ndZ nach dem 2.Jued.Krieg hingerichtet wurde, bei dem er bis zuletzt noch im Gefaengnis lernte (- denn Kaiser Hadrian hatte nun die ganze juedische Lehre verboten und unter Todesstrafe gestellt - Roms Gefaengnisse verliessen sich darauf, dass die Insassen bis zum Schauprozess und Tod von Besuchern verpflegt wurden, also als des Lehrers Essen-Bringer konnte er ungehindert zu ihm, wie St.Markus zu St.Petrus schon auch).
- Dieser treue Schimon wurde dann mit noch einigen Gelehrten heimlich im Wald ordiniert, Hochschul-Lehrer zu werden, sie wurden dabei ertappt und ihr Bevollmaechtiger R.Jehuda b.Baba liess sich festnehmen und dann auch hinrichten, damit sie entfliehen konnten.
Sie trennten sich weit auseinander, um in weniger gefaehrlichen Gebieten sofort weiter zu lehren, und er kam in Kleinasien unter (heutige Tuerkei), und als Kaiser Hadrian schon 138^gestorben war, reiste er nch 12 Jahren, mit seinem Sohn in Bestattungs-Hoehlen versteckten Weiterstudierens dann doch wieder mutig mit einer Bitt-Delegation direkt zum naechsten Kaiser (Antonius pius) und erwirkte wenigstens die Wieder-Zulassung der juedischen Religion, sie auch zu wieder lehren. Judentum war ja immerhin aus Reichs-Sicht ein Netz von Markt- und Landrichtern, und halbwegs gut zu vielen Taetigkeiten ausgebildeten Leuten, das bisher im Allgemeinen Roms Ordnungs-Beduerfnissen friedlich entgegengekommen war, wo auch immer sie amtierten.
Das Hl.Land war aber nun total geschlagen und verfiel entvoelkert, Frauen und Kinder hatte man den Legionaeren als Sold Ersatz spendiert, sie als Skklaven zu nehmen oder weiterzuverkaufen. Dieser schlimmen Vergeltung verdankten Staedte wie Koeln dann erste juedische Gemeinden, die wohl von Frauen-Zehntschaften gegruendet worden waren. Denn im Volk Israel lernen auch Frauen Thorah und Mischna, soweit sie es zeitlich hinkriegen.
Diese Frauen brachten es wiederum in der Versklavung ihren Kindern bei und die groesser gewordenen Soehne bildeten dann wieder "normale" Gemeinden, nur war es begrenzt, inhaltlich, was sie so lernen konnten. Und bedingt durch die Einzel-Verteilung waren sie Kontakte untereinander natuerlich sehr behindert worden.
Also schauten diese sich nun wieder intensiver das an Schriften an, was sie kannten, immerhin die Thorah, die Propheten und Schriften - und die Mischna - haetten auch ihre Muetter erkannt, wenn Manuskripte davon irgendwo aufgetaucht waeren, und sich bemueht, sie zu kriegen. Die Mischna wurde ja schriftlich erst nach ihrer Verschleppung abgeschlossen, es war ihnen aber muendlich daraus schon das Meiste bekannt. Andere sued-juedische Werke sind vermutlich nicht auch bei ihnen angekommen, ehe die gelehrten Italiener-Juden von Karl d.Gr. nach Speyer, Worms und Mainz ankamen, und in Trier kann ein Teil auch schon viel frueher gewesen sein, der dorthin - und auch nach Koeln mal - kam, weil Trier die Residenz Roms im Norden geworden war. Da kamen natuerlich auch Juden durch den Dienst fuer den Hof mal mit hin.
Man staunt ohnehin, wie mobil das Leben mancher zu Fuss und per Schiffen im Altertum war. Ein Benjamin de Tudela hatte im 12.Jhd einmal 248 juedische Gemeinden von Spanien bis Persien aufgesucht, um zu erkunden, wie und wo noch andere Juden leben, eine Moeglichkeit zur Ernaehrung ganzer Stadtteile in Deutschland war es auch, zu Fuss nach China zu reisen, mitten durch alle moeglichen Voelker und Endemie-Gebiete, um Seidenwaren und dergleichen fuer Europaeer einzukaufen.
Zur Kroenung Kaiser Maximilians wuenschte man ein Beispiel afrikanischer Grosstiere in Augsburg - also Juden schafften ein lebendes Nashorn dahin. Hannibal mit den Elefanten ueber die Alpen hatte immerhin seine ganze Armee dabei als Helfer - reisende Juden ja eher nicht.... sie waren relativ einfach dazu zu ueberreden, es zu versuchen, wenn man ihnen androhte, andernfalls das ganze Ghetto zu vertreiben, worin ihre Familie lebte. So wirklich helfen tat alles nicht lange. Manchmal kamen sie puenktlich wieder samt der gewuenschten Ware - aber aus irgendeinam anderen Grund war doch schon wieder ihr Stadtteil und ihre Gemeinchaft vorher vertrieben worden.
Auch das um die Welt der anderen leise herum-leben Muessen praegt dann wieder zeitweise einen weiteren Ring in der Kette der Ueberlieferung aus, und diese Judenschaft fiel - was schriftliche Werke angeht - nun ja gar nicht weiter auf, zumal immer wieder Ueberfaelle auf Ghettos alles abbrannten, was schriftlich war.
- Immerhin brachte Archaeologie zutage, dass z.B.zur Zeit Kaiser Konstantins in Koeln ein ganz stattliches juedisches Zentrum existierte mit Lehrhaus, Backhaus, Schlachthaus, Hospiz und was ein juedisches Sozialzentrum alles so braucht.
- Als ohnehin kein gemeinsames Hochdeutsch bestand, und vor der Buchdruck-Zeit auch kaum eins entwickeln konnte, und jeder Wanderberuf eigene Strecken ablief mit eigenen Brunnen, Herbergen, und eigener Sprache - und auch jede Region eigene Dialekte sprach, hatten Nord- Judenschaften fuer sich das Jiddische Deutsch, zwischen Frankreich und China, von der Ostsee bis Mittel-Italien hin, mit eigener Schnellschrift fuer den profanen Alltag.
Also die Kabbalistik nun, rund 1000 Jahre spaeter, als jene Lehrer, die ihnen lichte Vorbilder waren, griff nicht blindlings bestimmte unserer alten Autoritaeten heraus, sondern solche, die sie in aehnlicher Situation wie sich selber wussten, und moeglicherweise war eine Unterstroemung in deutschen Landen geblieben, die der aelteren eignen gekannten Literatur mehr traute, und zum Zelebrieren spanisch franzoesisch italienisch babylonischer wunderschoener erhabener Liturgien weder den Ort noch die Ruhe zum Erlernen so komplexer Ganzheiten beschaffen konnte.
Kurz bevor die Verfolgungen richtig losbrachen, hatte Frankfurt am Main immerhin noch ein weltweit beruehmtes juedisches Schrift-Werk durch
Rabbi Schimon Qara erstellt (lebte vor 1225, Vater des berühmten R.Joseph Qara, des Verfassers des ebenfalls immensen Ausleger-Fleisswerkes über Gebote Schulchan Aruch? - er war jedenfalls ein Gelehrten-Freund des R.Samuel ben Meir), das
Jalkut heisst.
- Diese Kommentar-Ausgabe folgt der Thorah, den Propheten und Schriften im Text, diesen allerdings nach eignen Prinzipien, sich in andere als die ueblichen juedischen Lese-Abschnitte oder christl.-jued. Kapitel unterteilend, und setzt alle auffindbaren Kommentare jener Zeit immer zu dem Vers, wovon es Aussagen gab, ein wirklich grossartiges schnelles Nachschlagewerk, das immens viel aeltere Literatur aus mehr als 50 hebr.Werken eingearbeitet hatte - immer mit sorgfaeltiger Quellen-Angabe, woher das stammte und wer was sagte, und manche Werke, die seitdem verschollen sind, kann man hieraus fast ganz rekonstruieren.
- Dazu brauchte es eine weit herumreisende Kaufmannschaft, gelehrt genug, Manuskripte, von denen man unterwegs hoerte, wenn sie nicht verkaeuflich waren, praezise abzuschreiben bzw.das Abschreiben fuer bis naechstes Jahr in Auftrag zu geben, bis man wieder da entlang kaeme - oder ein anderer, falls man im naechsten Jahr - behuete - zu invalide, zu schwach oder gestorben sein wuerde, und einen in Frankfurt, der das alles herausschrieb, sortierte, zuordnete, durchnumerierte und dann zusammengesetzt in Reinschrift aufschrieb. Dazu brauchte wenigstens er richtig Frieden an seinem Arbeitsplatz zuhause, der war aber 1240 auch fuer Frankfurt auf lange Zeit dahin. Da brach eine schwere, katastrophale Stuermung des Frankfurter Ghettos aus. Bis dahin gab es zum Glueck aber schon anderswo Abschriften des Jalkut.
Der Autor erfuhr aber zunaechst nicht die verdiente Beachtung. Auch nicht die Abschriften, denn auch diese brauchten einige Ruhe und Zeit, die laengere Zeit gar nicht mehr aufkommen konnte
- und in Deutschen Landen hin und her gejagt, wollte man erstmal all diese Geschichten so genau gar nicht wissen, man war viel konzentrierter auf Gebote-Feinheiten und auf Kabbalah und das nackte Ueberleben, oft in Waeldern kampierend, dem Hungertod nah - waehrend sogar bis nach Spanien schon andere hoch interessiert im Jalkut studierten, was man zur Thora begleitend alles aus dem alten, im eigenen juedischen Umfeld dazu Erzaehlten, predigen koennte.
Es kam erst ueber Spanien-Kontakte dann wieder in Hamburg an, und da gefiel es als "Rabbinische Bibel" und sie liessen den Jalkut nun 1517 in Venedig drucken. - Man gewöhnte sich nun allmählich daran, die Stellen geradezu aus dem Jalkut anzuführen, ohne Rücksicht auf deren sonstigen Ursprung, das war eigentlich nicht im Sinne des frommen Verfassers.
Wie gesagt, schon das Sammeln der Texte aus ueber 50 Manuskripten war damals ein Meisterstueck, umsomehr, weil manche als Fragmente, gar nicht zusammenhaengend, bei mehr als 1 Besitzer lagen. Schon das Ansehen Duerfen war nicht immer leicht zu erreichen, wenn irgendein Klein-Fuerst es in seiner "antike-Pergamente"-Sammlung untergebracht hatte.
- Sehr begehrt war daher damals auch die Begabung, sich geschriebene Texte fotografisch exakt einfach einpraegen zu koennen, buchstaben-genau, weil man unterwegs ja auch nicht so sicher unberaubt blieb oder samt Dokumenten ins Wasser fallen konnte.
- Dabei half es, wenn man generell Reise-Gesellschaften ab 10 Personen bildete, die unterwegs beim Gehen lernten und diskutierten, und einander auswendig beibrachten, was man sich fuer Zuhause merken wollte, unterwegs irgendwo gelesen zu haben.
Also literarische Gross-Projekte brauchten bessere rechtliche Sicherheit als man sie damals hatte.
Dagegen kann auch ein ganz verarmter hungriger frierender Fluechtling mit 3 oder 4 geretteten Blaettern Hl.Schriften Worte zerpfluecken, vorwaerts "anschauen" und rueckwaerts "anhoeren", Buchstaben addieren, Worte gleicher Summe heraussuchen, sich ueber ein mal ja und mal nicht geschriebenes Vav im Wort "Abstammungen" Gedanken machen, welche Textpartien in der fertigen Thora dieses von anderen unterscheidet - und wieso das selbe Wort auch beim Schoepfungsbericht verwendet wurde, wo es noch gar nicht um voneinander stammende Menschen geht?
- Inzwischen denkt man zumindest nicht mehr viel nach ueber heulende Geisslerzuege und ob irgendwo, wo man hin muesste, etwa schon wieder eine Seuche aufgeflammt ist und sie werden einen diesmal ermorden, weil man da vorher vorbeigewandert war - und juedisch. Auch das hatte ein Papst (Clemens, schon 1350 bei der Schwarzen Pest Judenhatz) nochmal ausdruecklich verboten, weil es so unsinnig war - aber Fanatiker waren eh nie fromm genug, sich darin etwas raten oder befehlen zu lassen.
- es ging noch ein paar "Ringe" weiter, wie man auf juedisch die Hl.Schrift las und welche Anmerkungen man hinzuzuwissen vorzog, um sie und G0TT unverdrossen weiter zu lieben und ehren, bei weiterhin schlechtesten Lebensbedingungen in jeder Hinsicht, so schlimm, dass man hierzulande anfangs nichtmal so recht etwas von einer buergerlichen saekularen Gleichberechtigung und proklamierten Menschenrechten erwarten mochte, nichtmal irgendeine gaengige Sprache mehr wirklich gut koennend.
Es kam noch die wieder ganz eigene Bewegung der neueren Chassidim hinzu, die besonders in Osteuropa - und auch in Frankfurt / Offenbach am Main gedieh - ebenso auch deren Gegen-Part an "daitschen Ajsenkepfen", die absolut trocken und unanschaulich gesetzliche Gesichtspunkte der Lehre studierten.
Daran, mit anderen als den eigenen Leuten reden und lernen zu koennen, wurde erst wieder seit Mitte des 18.Jhds, nach dem 7-jaehrigen Krieg, ernsthaft gearbeitet. Das war die Generation vor Dr.Zunz.
Er gesteht zu, als jemand, der schon privilegiert an eine Hochschul-Ausbildung zusamen mit Theologen und Philosophen gekommen war, dass bei alledem die religioese Komponente eben wirklich nebensaechlich wurde, also was man heute Agnostizistmus nennt, war schon damals spuerbar und nahm Juden fuer die Freiheit ihr seelisches Heimatgefuehl ziemlich weg, wenn man eigene Dinge erst wieder auf so grossem Umweg zu hoeren bekam. Er gehoerte zu den Reformern des Judentums, war auch mal kurz als Prediger fuer die Liberalen taetig
- er uebersetzte auch selbst nochmal die Hl.Schrift ins Hochdeutsche, nun in unserer Druckschrift - was, wie er sagt, bei jedem Uebersetzer auch immer ein Kommentar ist - keine wirkliche Wiedergabe der Originale.
Also das Buch (bei Google books downloadbar, ist:
Dr.Leopold Zunz
Die gottesdienstlichen Vorträge der Juden,
historisch enwickelt, (Berlin, 1832) [/center]
Er lebte 10.Aug.1794 in Detmold bis -17.Mrz 1886^ in Berlin, und hiess auf noch jiddisch zuhause Jom Tow Lipman Tsunts.
Dies Buch ist aber als Arbeit im Stil der Zeit damals ziemlich ungemuetlich zu lesen, zumal es zur Thematik des Threads hier mit einem sehr, sehr kompakten "wissenschaftlichen Apparatus" daherkommt, ohne die Stllen direkt zu zitieren.
Damit meine ich so etwas:
"...das Aramäische,
- das zur Zeit des Jesaia (*II.Reg.18,26-28. Jes.36,11-13) den Einwohnern Judäa's unverständlich war,
- schwang sich in Palästina schon vor der Hasmonäischen Periode (*Sota f.33a. vgl.Mischna Edujoth 8,4 den Ausspruch des RJose ben Joeser (ca A.130vdZ) zur Volkssprache empor,
- sodass alle Acte des bürgerlichen Lebens (*j.Moed-Katan 3,3. f.6a unt.u.6b ob.; Mischna Ketuboth с 4.§8 etc.Tosefta Sabbath c.8. Berachoth f.8a. Philo de Decálogo p.766 ("patrio glottej Pascha" d.i.PaSsHhA) vgl. R.Asaría de Rossi in Meor ennajim c.9 f.52, с 57 f.175, und de Rossi "della lingua propria degli ebrei" etc. Parma 1772, namentlich p.10ff u.von p.102 an),
- Sprichwörter (*an unzähligen Stellen des Talmud; s.folgende Seite Anm.c),
- für das Volk (Ungelehrte, Weiber, Kinder) bestimmte Formulare (*z.B.das Kadisch u.Introduction der Hagada von Pesach}
- selbst populäre Bücher (*z.B. Megillath-Taanith. vgl.Josephus Vom Jüdischen Kriege zu Anfang: "...")
- und amtliche Sachen (*Mischna Joma 3,1; Schekalim 5,3. 6,5. j.Maaser-scheni с.5 gegen Ende; j.Sanhedrin с.1§2)
- in dieser Sprache abgefaßt wurden oder in Umlauf kamen.
Mehrere zugleich wirkende Ursachen begründeten diese Herrschaft der aramäischen Sprache.
- Von Babylon, wohin die Juden seit Nebucadnezar verpflanzt worden und woselbst sie eine geraume Zeit ungestört sich ausgebreitet hatten, kehrten seit Cyrus unausgesetzt und oft in bedeutender Zahl Colonisten nach Judäa zurück und brachten das Aramäische als ihre [neue] Muttersprache mit.
- Hierzu kam der Einfluss der ursprünglich aus Aram und Babel stammenden und einen aramäischen Dialect redenden Samaritaner, ferner der in Palästina lange herrschenden Syrer sowie die Ausbreitung der Juden in Syrien."
- noch nie zuvor war es jemandem eingefallen die Historie juedischer Auslegung biblischer Werke wissenschaftlich "zuenftig" zu recherchieren und samt aller Quellen jeden Schritt der Entwicklungen nachzuweisen. All diese Kurzangaben kann man mit der Zeit als Jude auch deuten, hat auch einige Texte davon auch selbst mal gelernt - beileibe nicht jeder, es gibt auch ein paar andere Berufe als Lernende, aber nie sonderlich auf diese Aspekte hin zeitlich geordnet gesehen. Dr.Zunz wurde raketenartig dafuer beruehmt, und zwar absolut verdientermassen.
Fuer ihn war es ein Schritt zur Anerkennung hin, dass auch Juden ein Recht auf Meinungsfreiheit haben, auch zu glauben, was sie - wir - glauben, ohne dafuer verspottet oder verachtet zu werden.
- Das war zu einer Zeit, als andere juedische Gemeinschaften im "Einen Deutschland" - das eben erst wieder entstand - noch nichtmal Recht auf Brennholz hatten, auf ein Stueck Wiese fuer eine Milchziege oder einen Gemuesegarten - weil deren "Schutz-Herren", die ihnen Wohnrechte gegen immer nur wieder Bargeld zumassen, sich so schnell nicht umstellen konnten.
Pessach Schalom, Hhag Ssameach den juedischen Lesern
- Gesegnete Ostertage den christlichen
- angenehmes Wochenende den restlichen *g*
mfG WiT