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Guru-Casting
#1
Ich poste hier mal einen Ausschnitt aus:

Die Meistermacher
connection-Interview mit Demian Dröge,
Chef von »LightBiz«, einer Agentur für
Guru-Casting und -Coaching


? Wenn ich mich z.B. von Ihnen zum Guru casten lassen würde, welche rhetorische Strategie würden Sie mir empfehlen?

Sie könnten z.B. behaupten, dass Sie »es« gefunden hätten, dass »es« jedoch vollkommen unaussprechlich sei. Wer »es« hätte, wisse ohnehin, wovon die Rede ist. Sie werden bei ihren Schülern dadurch ein unwiderstehliches Bedürfnis auslösen, »es« ebenfalls zu finden. Stellen Sie Ihren Schülern in Aussicht, das »es« sich durch regelmäßigen Besuch Ihrer Veranstaltungen spontan einstellen könne - aber ohne jede Garantie. Sollte sich jemand nach einiger Zeit über das hartnäckige Ausbleiben von Erweckungserlebnissen beklagen, werden Sie durch unser effektives Coaching in der Lage sein, dem betreffenden Schüler zu suggerieren, dass er an diesem Misserfolg selbst schuld ist. Sagen Sie ihm z.B., wenn er das Gewünschte allzu krampfhaft anstrebe, könne es unmöglich spontan zu ihm kommen. Was immer jemand erreicht zu haben glaubt, suggerieren Sie ihm, dass es auf keinen Fall »Das« sei. Sie werden in ihm dadurch ein unerträgliches Spannungsgefühl erzeugen - und die immer stärker werdende Sehnsucht, die Auflösung dieser Spannung durch Sie zu erreichen.
Oder verlangen Sie von Ihren Schülern, in jedem Moment vollkommen achtsam im Hier und Jetzt zu sein und ihre Gedanken diesbezüglich streng zu kontrollieren. Da es in der Natur des Menschen liegt, gedanklich abzuschweifen, Raum und Zeit zu überbrücken und eine reiche Innenwelt zu kreieren, werden Ihre Schüler auf Grund der unvermeidlichen Verstöße gegen das Idealbild immer mehr vom Gefühl ihrer Unzulänglichkeit durchdrungen sein. Bieten Sie jedoch gnädige Vergebung ihrer Fehler an und stellen Sie ihnen in Aussicht, sich durch jahrelange härteste Schulung unter Ihrer Anleitung der Vollkommenheit wenigstens annähern zu können. Christliche Priester machen das seit Jahrtausenden nicht anders, wenn sie für ihre Schäflein Gebote ersinnen, deren Unerfüllbarkeit von vornherein offensichtlich ist (z.B. nie an Sex zu denken). Interessant ist, dass wir auf das selbe Spiel, das wir bei den Kirchen längst durchschaut haben, immer wieder gern reinfallen, wenn es in einer buddhistischen oder indisch-spirituellen Verpackung daherkommt.
Zusammenfassend geht es beim Beruf eines spirituellen Meisters darum, im Schüler eine tiefe Verunsicherung bezüglich seiner Selbst- und Weltwahrnehmung hervorzurufen und ihm im gleichen Atemzug die Hoffnung zu verkaufen, dass er diese Verunsicherung durch Sie in neue Klarheit werde verwandeln können. Ein spiritueller Lehrer verkauft nicht Erleuchtung, sondern die Hoffnung auf Erleuchtung. Nichts wäre geschäftsschädigender, als das sofortige, restlose »Erwachen« jedes Ihrer Schüler schon beim ersten Satsang, denn wer sollte denn Ihr nächstes oder übernächstes Satsang füllen, wenn alle bereits »vollendet« sind?


aus http://www.connection-medien.de/magazin/...roland.htm



Ich habe diesen Beitrag zufällig beim Googeln gefunden - unbedingt die zwei letzten Zeilen vom Beitrag lesen ;)


gruss

cajeston
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#2
Danke für deine Beitrag. Ohne Frage mag dies "Bissenes" bei vielen "Meistern" der Fall sein, aber wo Licht ist gibt es auch Schatten. Es wäre sehr vermessen und dumm aber nur noch den Schatten hervorzuheben, ohne das Licht zu sehen.
Es bleibt nun immer die Wahl den Absoluten zu dienen oder sich seiner zu bedienen.
Die Qualitäten einer heiligen Persönlichkeit werden in der Bhagavadgita sehr schön beschrieben:

Verse 8-12
Demut, Freisein von Stolz, Gewaltlosigkeit, Toleranz, Aufrichtigkeit, Hingabe zu einem wirklichen spirituellen Meister, Reinheit, Standfestigkeit, Selbstbeherrschung, nicht angehaftet sein an sinnliche Freuden, Freisein vom Egoismus, das Erkennen der leidvollen Umstände des materiellen Daseins (wie z.B. Geburt, Alter, Krankheit, Tod), Freisein von der Anhaftung an Frau, Kinder, Heim und dergleichen, Loslösung von weltlicher Gemeinschaft, Ausgeglichenheit bei erwünschten und auch unerwünschten Ereignissen, stetige und reine Hingabe zu Mir, sich Zurückziehen an einsame Orte, Loslösung von gesellschaftlichen Wertvorstellungen, die Suche nach Selbstverwirklichung und das Erkennen der Wichtigkeit des göttlichen Wissens – all dies ist wirkliches Wissen und all das, was dem widerspricht, ist Unwissenheit.


Peter 2
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#3
Hi Peter,

die Qualitäten von 'Heiligen' werden in verschiedenen Traditionen doch recht verschieden definiert. Wenn einer seine Pflichten gegenüber Gesellschaft, Familie et al. erfüllt hat und zum Sadhu hinneigt, dann ist das wohl sein Weg, und den kann ich gut nachvollziehen - wer aber 'Hingabe zu Mir' verlangt - ob das jetzt ein 'menschlicher' oder ein 'göttlicher Guru' ist, den bin ich erstmal geneigt als auf dem Ego-Trip befindlich zu betrachten...
Aber es ist ja auch umgekehrt - wo Schatten ist, ist meist auch Licht irgendwo - man braucht es nur zu finden :D

() qilin
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#4
Du hast recht mit deiner Ausführung, das jemand der für sich selber Hingabe einfordert auf einen Ego-Trip ist.
Jedoch ist es hier etwas anders, denn Krishna offenbart sich als der Herr allem Seins den man sonst auch als Allah, Jehova, Jahwe, Gott usw. kennt.

Bhagavadgita Verse 13-14
Jemand, der nicht neidisch, sondern jedem Lebewesen gegenüber freundlich und barmherzig ist, der sowohl frei von Besitzanspruch und Falschem Ich als auch gleichmütig in Glück und Leid ist, der anderen vergibt und immer zufrieden ist mit dem, was er erhält und sich ausschließlich in Meinem liebevollen Dienst beschäftigt, indem er seinen Geist und seine Intelligenz auf Mich richtet – solch ein Geweihter ist Mir sehr lieb.

Arjuna sagte dann weiter:

11 Kapitel Vers 18 Du bist die Höchste Absolute Wahrheit, die von den Veden beschrieben wird. Du bist der Ruheort des gesamten Universums und der Beschützer des sanatana-dharmas. Du bist der ursprüngliche Höchste Herr allen Seins. Dessen bin ich mir nun bewusst.
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#5
Kleiner Hinweis noch...

Bei dem Beitrag handelt es sich ja um einen Ausschnit aus einem "Interview". In meinem Beitrag habe ich noch darauf hingewiesen, dass man die zwei letzten Zeilen lesen sollt.

zitat:
Zitat:Ich habe diesen Beitrag zufällig beim Googeln gefunden - unbedingt die zwei letzten Zeilen vom Beitrag lesen


Damit habe nicht die Zeilen von meinem Beitrag gemeint, sondern die vom gesamten Text, der auf der HP http://www.connection-medien.de/magazin/...roland.htm zu finden ist.


Da steht nähmlich gaaanz am Ende des Textes:

Satire: Roland Rottenfußer,
nach einer Idee von Wolf Schneider


also, s is nur ne Satire ;)


gruss

cajeston




PS: sorry dass ich des so zweideutig geschrieben hab...
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#6
cajeston schrieb:also, s is nur ne Satire ;)
Also das war ja irgendwie klar - wenn 'Connection' das als ernst verkaufen wollte, würden sie ja den Ast absägen, auf dem sie selbst sitzen... ;)
Aber wenn eine Satire treffen soll, muß sie zumindest einen glaubwürdigen Kern haben. Von einer solche Agentur habe ich zwar noch nichts gehört, aber wenn ich mir so manche 'Meister' ansehe, drängt sich die Frage auf, ob die nicht doch irgendwo existiert... :lol:

() qilin
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#7
Satiere spricht oft aus was wirklich abläuft. :lol:
Die Dinge zu überspitzen heißt ja nur sie auf den Punkt zu bringen.
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#8
Hallo

Ich hätte da leisen Widerspruch anzumelden: Die "Satire" ist keine Satire: sie beschreibt einen Ausschnitt, ein Extrem, in polemischer Überzeichnung - doch eben durchaus zutreffend: diese Bauernfängerei, die allenthalben betrieben wird. Ob nun 'Eso' oder 'Power'Training, das nur einem Gewinn bringt: dem Trainer. Mit z.B. an sich vernünftigen Ansätzen wie 'Positives Denken' läßt sich 'ne Menge Blödsinn anrichten.

Blödsinn der Art (Bezug: "Positives Denken"): selbiges Denken verwirkliche sich qusi von selbst; die richtige Denke, und schon ist alles in Butter, läuft prima bestens rosarot - und weil's meist eben doch meist anders läuft, kann der Schaden bis zu psychischen Schäden gehen (wiel, wenn's nicht läuft, hab' ich ja was falsch gemacht etc.). Eigentlich positives denken aber erwartet sehr wohl Realismus - nur geht der Blick eher auch Cahncen als auf (immer zu berücksichtigende!) Risiken, sucht nach Möglichkeiten statt nach verbauten Wegen. Viel mehr ist's im Grunde nicht - und doch 'ne Menge, weil hier latente Kräfte des 'Unterbewußtseins' genutzt sind. Diese können viel erreichten - aber eben auch nur im gegebenen Rahmen; Wunder ist was anderes.

Darin aber liegt die Nicht_Satire: im einfach zu erlangenden Heislversprechen. Glückseligkeit als Selbstläufer - und: 'Gurus' des geschilderten Typs (die vieles sein mögen, weise sicher nicht) gibt es. Alerdings gibt es auch: Anhänger, die weise Lehren unzulässig vereinfachen - so lange sich und anderen was vorschwärmen, bis sie auf die Nae fallen (einmal reicht oft nicht Icon_wink ).

Übrigens gibt es Prüfkriterien: wirklich weise Lehrer sind bescheiden, auch und ganz besonders gegenüber ihren eigenen Ansichten; ihr Lohn ist die Frucht, die im anderen wächst (was Annehmen von Geld einschließen mag - berechtigt sicher dann, wenn 'Lehrer' so gefordert sind, dass ihnen keine Zeit zur Sorge um den eigenen Lebensunterhalt mehr bleibt).
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