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aktive Sterbehilfe
#1
Wer die Spiegel-ausgabe vom 22.03.10 gelesen hat, dem ist vieleicht das Interview mit dem Rettungsmediziner Michael de Ridder aufgefallen.
Er verurteilt darin das mit allen Mitteln am-Leben-halten von schwer kranken Patienten und spricht sich für eine Pflicht des Mediziners aus, statt dessen für einen würdigen und schmerzfreien Tod zu sorgen anstatt Leben über einen langen Zeitraum dahinvegetieren zu lassen. Sehr nachvollziehbar was er dort erzählt.
Meine eigentliche Frage ist jetzt aber (neben der moralischen, die gerne mitdiskutiert werden darf) wie die einzellnen Religionen zu aktiver Sterbehilfe stehen? Ist es eine Sünde? Oder vieleicht eher eine gute Tat an einem anderen Menschen ihm einen angenehmen Tod zu bereiten, statt qualvoll am Leben zu erhallten?
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#2
Ich bin gespannt. Und möchte betonen, dass es hier wirklich um Fälle gehen soll, in
denen der Betroffene selbst nicht mehr leben möchte/kann. Oder, Gundi?
Der Wissenschaftler denkt über seine Umwelt nach, entwirft eine Theorie die sie erklären soll, überprüft seine Theorie anhand von Experimenten an der Realität, verwirft sie wenn sie sich als falsch erweist und sucht nach einer besseren Erklärung.
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#3
(15-04-2010, 18:34)elwaps schrieb: Ich bin gespannt. Und möchte betonen, dass es hier wirklich um Fälle gehen soll, in
denen der Betroffene selbst nicht mehr leben möchte/kann. Oder, Gundi?

Ja, natürlich!
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#4
Im Buddhismus wird damit eher zwiespältig umgegangen,...man geht hier davon aus , daß, wenn jemand, der Arhat erreicht hat, sein leben beendet, nichts negatives tut, da er ja sowieso den Kreis der Wiedergeburt durchbrochen hat,..auch wird im allgemeinen Selbstmord aus einem helfende Sinn (zb. sich für andere opfern, um diese zu schützen) positiv gesehen, da dadurch höheres Karma erlangt wird..

Ansonsten wird Selbstmord eher als Flucht gesehen, als Selbstbehauptung, welche sich negativ auf die nächste Wiedergeburt auswirkt,..ist aber von Schule zu Schule verschieden anzusehen,..
Aut viam inveniam aut faciam
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#5
Hätte gedacht dass dieses Thema heiß diskutiert werden würde :icon_eek:Sad
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#6
(19-04-2010, 15:24)nidschki schrieb: Hätte gedacht dass dieses Thema heiß diskutiert werden würde :icon_eek:Sad

imho ist völlig klar, wie "die einzellnen Religionen zu aktiver Sterbehilfe stehen" - nämlich, sie als eingriff in etwas zu verurteilen, was nur "gott" zusteht (leben zu beenden). insofern erklärt sich mir, warum gläubige hier nichts zu diskutieren finden
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#7
(19-04-2010, 16:00)petronius schrieb:
(19-04-2010, 15:24)nidschki schrieb: Hätte gedacht dass dieses Thema heiß diskutiert werden würde :icon_eek:Sad

imho ist völlig klar, wie "die einzellnen Religionen zu aktiver Sterbehilfe stehen" - nämlich, sie als eingriff in etwas zu verurteilen, was nur "gott" zusteht (leben zu beenden). insofern erklärt sich mir, warum gläubige hier nichts zu diskutieren finden

Naja, aber es geht ja nicht nur darum das der Mensch durch den Tod in Gottes Werk eingreift. Im Grunde macht er das ja auch wenn er Menschen, selbst bei schwersten Erkrankungen, am Leben hält, bei welchen sie früher aufgrund fehlender medizinischer Kentnisse und Technologien gestorben wären.
Man könnte als Gläubiger ja auch so argumentiren dass der Mensch durch die Verlängerung des Lebens über den "eigentlichen" Tod hinaus (was ist das schon?) auch in Gottes Werk eingreift.
Und vieleicht hat ein würdevoller Tod ja in einigen Religionen auch eine wichtige Bedeutung?

Ansonsten ist mir persönlich nicht so sehr bewusst wie die einzellnen Religionen zu diesem Thema stehen. Bei der christlichen eventuell (hier aber eigentlich vordergründig zum Thema Selbstmord), aber ansonsten ... ?

Nur leider scheinen sich in diesem Forum kaum Religiöse aktiv rumzutummeln, von religiösen Exoten ganz zu schweigen Sad
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#8
(19-04-2010, 16:47)Gundi schrieb: Naja, aber es geht ja nicht nur darum das der Mensch durch den Tod in Gottes Werk eingreift

für die meisten religionen schon, denke ich. so wie sie auch in der abtreibungsfrage nur berücksichtigen, daß "menschliches leben beendet" wird

Zitat:Im Grunde macht er das ja auch wenn er Menschen, selbst bei schwersten Erkrankungen, am Leben hält, bei welchen sie früher aufgrund fehlender medizinischer Kentnisse und Technologien gestorben wären

natürlich. aber das (lebensverlängernd einzugreifen) ist ihm eben erlaubt - das gegenteil aber nicht

Zitat:Man könnte als Gläubiger ja auch so argumentiren dass der Mensch durch die Verlängerung des Lebens über den "eigentlichen" Tod hinaus (was ist das schon?) auch in Gottes Werk eingreift

siehe oben

Zitat:Und vieleicht hat ein würdevoller Tod ja in einigen Religionen auch eine wichtige Bedeutung?

sicher. shinto etwa scheint mit seppuku ja auch keine probleme zu haben (nur dürften sich hier wohl wenige shintoisten finden, die dazu kompetent stellung nehmen könnten). was die drei bei uns vor allem bekannten, also "abrahamitischen" religionen betrifft, halte ich meine aussage in beitrag 6 aufrecht

Zitat:Ansonsten ist mir persönlich nicht so sehr bewusst wie die einzellnen Religionen zu diesem Thema stehen. Bei der christlichen eventuell (hier aber eigentlich vordergründig zum Thema Selbstmord), aber ansonsten ... ?

die haltung der christlichen kirchen zur sterbehilfe, und nicht nur zum selbstmord, ist eigentlich sehr klar:

http://.spiegel.de/panorama/0,1518,348437,00.html
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#9
*g* Ich weiß garnicht wie "meine Religion" zu aktiver Sterbehilfe steht, aber ich vermute mal (und das wäre dann auch meine Überzeugung), wer sterben will darf das auch. Der Mensch hat ein Selbst-Bewußtsein in die Wiege gelegt bekommen und darf, sobald er sich selbst erfassen kann, auch sein leben beenden. Insofern spricht für mich nichts dagegen den "Stecker zu ziehen", wenn jemand es so möchte, insofern man nicht aktiv nachhelfen müsste, weil der Betroffene nicht "von natur aus" sterben würde.

Klingt irgendwie krude.
Gruß
Motte

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#10
(19-04-2010, 16:47)Gundi schrieb: Naja, aber es geht ja nicht nur darum das der Mensch durch den Tod in Gottes Werk eingreift. Im Grunde macht er das ja auch wenn er Menschen, selbst bei schwersten Erkrankungen, am Leben hält, bei welchen sie früher aufgrund fehlender medizinischer Kentnisse und Technologien gestorben wären.
Man könnte als Gläubiger ja auch so argumentiren dass der Mensch durch die Verlängerung des Lebens über den "eigentlichen" Tod hinaus (was ist das schon?) auch in Gottes Werk eingreift.
Und vieleicht hat ein würdevoller Tod ja in einigen Religionen auch eine wichtige Bedeutung?

Hallo Gundi,

ich sehe das genauso. Lebensverlängernde Maßnahmen, die das Leben künstlich verlängern, "pfuschen" Gott ebenso ins Handwerk.
Die Zeugen Jehovas z.B. lehnen daher solche Maßnahmen - meiner Kenntnis nach - ab.
Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch. Das ist das Gesetz und die Propheten. (Matt. 7, 12)
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#11
(03-05-2010, 18:09)Mensch1972 schrieb: Hallo Gundi,

ich sehe das genauso. Lebensverlängernde Maßnahmen, die das Leben künstlich verlängern, "pfuschen" Gott ebenso ins Handwerk.
Die Zeugen Jehovas z.B. lehnen daher solche Maßnahmen - meiner Kenntnis nach - ab.

Hallo Mensch,

ich selbst glaube nicht daran dass Gott ins Handwerk gepfuscht wird, da ich nicht an einen aktiven Gott, so wie im Christentum, glaube. Ich wollte lediglich darstellen wie ich mir die Gedanken eines Christen oder anders Gläubigen vorstellen könnte in Bezug auf aktive Sterbehilfe.
Ich sehe aber dennoch auch aktive Sterbehilfe nicht unbedingt als etwas negatives an. Ich denke das Thema Tod ist immer noch ein wenig ein Tabuthema und man verdrängt oft, dass dies ein natürlicher Vorgang des Werden und Vergehens ist. Daher sehe ich es auch nicht als notwendig an Menschen krampfhaft am Leben zu erhalten. Der Tod ist Teil ihres Lebens. Warum ihn nicht auf eine angenehme Art und Weise gestalten und den Menschen das gewähren was man ihnen auch im Leben zugesteht (bzw.zugestehen sollte), nämlich Würde und das Recht auf Selbstbestimmung? Ich denke der Tod sollte weniger als schreckliches Ereignisses, das es gilt so lang hinauszuschieben wie möglich, angesehen werden, sondern vielmehr als ein Teil des Lebens.

Glaubt ihr das es Gläubigen leichter fällt sich mit ihrem eigenen Tod auseinanderzusetzen als Atheisten? Immerhin glauben sie an Wiedergeburt, Himmel etc... Fällt es ihnen leichter aus diesem Leben zu scheiden in der Hoffnung auf ein Neues?
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#12
(03-05-2010, 21:35)Gundi schrieb: Glaubt ihr das es Gläubigen leichter fällt sich mit ihrem eigenen Tod auseinanderzusetzen als Atheisten? Immerhin glauben sie an Wiedergeburt, Himmel etc... Fällt es ihnen leichter aus diesem Leben zu scheiden in der Hoffnung auf ein Neues?

Leichter fällt ihnen das Sterben imho nicht. Theoretisch könnte man sagen, Gläubige haben weniger Angst weil sie "wissen", dass danach noch etwas kommt, und bei Atheisten ist da einfach Schluss.
Ich persönlich seh' das aber anders. Denn schließlich verlangen uns die Offenbarungsreligionen einiges ab, damit wir im schönen Teil des Jenseits landen. Tatsächlich zu fürchten, man könnte in die Hölle kommen, weil man sich nicht strikt genug der Priestermoral unterworfen hat stellt in meinen Augen eine viel größere Furcht da als zu glauben es ist einfach Schluss.

Für moderate Gläubige mögen natürlich andere Dinge gelten. Und Atheisten kann man auch nicht alle als Kollektiv auffassen; die Verneinung oder das Ausschließen einer höheren Macht ist keine besonders aussagekräftige Schnittstelle. Der eine mag Angst bekommen, der andere ruhig "hinfortgleiten", wieder ein anderer fängt vielleicht in seinen letzten Sekunden an an den Himmel zu glauben...

Ich denke das "Ambiente" macht eine Menge aus. Wenn man in einem gemütlichen Krankenhausbett von seinen Liebsten umringt ist wird man, egal ob gläubig oder nicht, wohl leichter mit der Situation umgehen können als wenn man buchstäblich alleine stirbt.


Um nochmal auf Fundis zurückzukommen: Die haben es m. E. am schwersten. So viele Gebote, Verbote, Strafandrohungen etc. wie die heiligen Bücher hergeben dürften das Ableben zur wahren Höllenqual werden lassen. Die müssen in meinen Augen eine Riesenangst haben dass ihr Gott sie bestraft für etwaige Sünden, Fehlleistungen und dergleichen. Ernsthaft zu meinen man könnte vom Sterbebett in ein brodelndes Meer aus glühender Lava stürzen und von einem Teufel gequält werden kann nicht gut für die Psyche sein.
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#13
(03-05-2010, 21:35)Gundi schrieb: Glaubt ihr das es Gläubigen leichter fällt sich mit ihrem eigenen Tod auseinanderzusetzen als Atheisten?

per se wohl kaum. die auseinandersetzung mit dem eigenen tod ist für jeden unausweichlich, egal, wie "leicht sie fällt". gläubige und atheisten beschreiten dabei bloß unterschiedliche wege

der atheist mag abgeklärt sagen: das wars dann halt, und bis zum schluß machen wir das beste daraus. oder wütend aufbegehren: ich hate doch noch so viel vor!

der gläubige mag sich geborgen fühlen im bewußtsein: dann hab ichs hinter mir, bin in gott aufgehoben. oder in furcht ausbrechen vor dem jüngsten gericht

oder ganz anders

wie "leicht" es fällt, sich mit dem eigenen tod auseinanderzusetzen, ist vielleicht eher eine frage der persönlichkeit
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#14
Ich denke, umso fester der Glaube daran ist, dass "danach" noch etwas kommt, desto geringer ist möglicherweise die Angst vor dem Sterben.
Gruß
Motte

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#15
(03-05-2010, 21:35)Gundi schrieb: Glaubt ihr das es Gläubigen leichter fällt sich mit ihrem eigenen Tod auseinanderzusetzen als Atheisten? Immerhin glauben sie an Wiedergeburt, Himmel etc... Fällt es ihnen leichter aus diesem Leben zu scheiden in der Hoffnung auf ein Neues?

Ich glaube, es ist so, dass gläubige Menschen schneller aus der Panik vor dem Tod herauskommen. Aber wirklich leicht sterben nur sehr wenige, und bei den Atheisten ist es wohl genau so selten. Ich denke, die grösste Aufgabe des Alterns ist es, das Sterben und Loslassen zu erlernen. Und das ist nie leicht.

YA-N
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