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Arabische Religion in vorislamischer Zeit
#1
Den Arabern vorislamischer Zeit war die Idee von einem Leben nach dem Tod fremd. Sie kannten eine Vielzahl von Göttern, deren Dienst sie sich zu Lebzeiten versicherten, einer dieser Götter hieß Allah.

Während im südlichen Arabien die Dreiheit von Mond-, Sternen- und Sonnengott (Göttin) überragende Bedeutung hatte, war Allah (als Herr des Regens) bei den Nomaden und Halbnomaden Zentral- und Nordarabiens die angesehenste Göttergestalt. Mit seinen ebenfalls hochangesehenen Töchtern teilte er die göttliche Macht.

Die übrigen Götter standen hinter Mond-, Sternengott und Sonnengöttin sowie Allah und seinen Töchtern zurück. Sie waren oft nur von regionaler Bedeutung. Einige von diesen Göttern fanden, wie Allahs Töchter auch, im Koran Erwähnung: es sind das Wadd, Suwâ', Yagût, Ya'uq und Nasr (71,23) sowie Bahîra, Sâ'iba, Wasîla und Hâmî (5,103). Sie waren die "Genossen Allahs". Der Kult solcher Götter wurde vornehmlich an Kultsteinen oder Baumidolen vollzogen. Die Kaaba ist ein Relikt vorislamisch-arabischen Götterkults.

Allah war ursprünglich ein Wettergott gewesen, seine Töchter Astralgottheiten. Al-'Uzzâ und Allat (al-Lât) und Manat (Manâh), die Schicksals- und Todesgöttin.

Eigentlich waren die drei Töchter Allahs eins. Für Allat stand die Venus, für al-'Uzzâ der Morgenstern, für Manat der Abendstern.

In altarabischer Zeit hatte Allah (aus 'al-'ihla = der Gott) mit Allat (aus 'al-'ihlahat = die Göttin) noch sein weibliches Gegenüber.

Herodot setzt Allat mit der Urania gleich.

Die Töchter Allahs haben im Koran ihr Denkmal erhalten (37,152-155; 53,19-22).
MfG B.
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#2
Welcher Muslime macht sich Gedanken um diese Dinge? Jede Religion hat nun mal ihre Vorgeschichte. Warum wird das nicht von vielen Muslimen in ihrer Bedeutung respektiert?

Hier komme ich "leider" auf den Verdacht, daß viele Muslime die Vorgeschichten einfach ausblenden, um die Autorität Ihres Glaubens nicht anzweifeln zu müssen/können/sollen usw. ... oder warum wird das ignoriert? Ist das Nichtwissen vielleicht ein Grund?

Gruß
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#3
Bion
wie war das mit aramäischer und hebräischer Religion in vorjüdischer bzw vorchristlicher Zeit?

Alwin,
was weißt du über vorchristliche Religionen im nahen Osten?
As Salamu Aleikhum
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#4
(18-07-2010, 23:19)zahira schrieb: Bion
wie war das mit aramäischer und hebräischer Religion in vorjüdischer bzw vorchristlicher Zeit?

Hallo Zahira,

jede Religion hat ihre Kulturgeschichte. Diese besteht, wie auch Alwin schon angemerkt hat, im Wesentlichen aus Vor-, Entwicklungs- und Wirkungsgeschichte.

Das Judentum wurde im Wesentlichen zur Zeit des Exils und danach geformt. In der Richter- und Königszeit ist auch bei den Israeliten noch Vielgötterei auszumachen. Wer die Bibel aufmerksam liest, kann die entsprechenden Hinweise dazu nicht übersehen.

Das Christentum war ursprünglich eine jüdische Sekte, die sich nach und nach vom Judentum löste. Den ersten Schritt dazu macht Paulus.

Weder zu übersehen noch abzustreiten ist, dass das Christentum durch griechisch-philosophischen Geist mit geformt wurde, dass manichäisches und anderes gnostisches Gedankengut eingeflossen ist und seine Wirkung entfaltet hat.

Die christliche Philosophie ist stark von Platon und Aristoteles beeinflusst, die muslimische übrigens auch.

Die moderne Theologie hat gelernt, damit umzugehen. Muslimischerseits gelingt das ganz hervorragend an der Theologischen Fakultät der Universität Ankara!
MfG B.
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#5
(18-07-2010, 19:45)alwin schrieb: Welcher Muslime macht sich Gedanken um diese Dinge? Jede Religion hat nun mal ihre Vorgeschichte. Warum wird das nicht von vielen Muslimen in ihrer Bedeutung respektiert?

nun... nicht wenige christen reagieren ausgesprochen ungehalten, wenn man sie daran erinnert, von wem die autoren der bibel abgeschrieben haben ähhhh.... ich meine: welche älteren vorstellungen aus anderen kulturkreisen ihrer religion zugrundeliegen
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#6
zu vorislamischem arabischem glaubensleben möchte ich euch folgende (mit mehr als nur einem halben augenzwinkern verfaßte) ausführungen kerstin deckers nicht vorenthalten:

Früher war es so einfach zu wissen, wer man ist: "Die Vorzüglichsten unter den Menschen sind die Araber, unter diesen die Modarstämme, unter diesen die Kejsiten, unter diesen die Sippe der Iasur, unter diesen die Familie Ganijj, und unter den Ganijj bin ich selbst der Vorzüglichste. Also bin ich der Vorzüglichste unter den Menschen." So sprach Abu Rabi in der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts
...
Die Zivilisation ist zuerst und zuletzt eine Unterwerfung des Einzelnen. Das lässt sich kaum besser illustrieren als an der Geschichte des Islam, genauer: an seiner Vorgeschichte. Der Sommer ist eine gute Jahreszeit für Aus- und Abschweifungen aller Art. Wagen wir also die These: Die alten Araber waren das Muttervolk, oder nein, das Vatervolk der Freiheit!

Abu Rabi lebte lange vor Mohammed. Man hat ihm und seinem Volk lange jede religiöse Begabung bestritten. Denn die alten Araber, so lautete der Konsens, seien das irreligiöseste Volk unter der Sonne gewesen. Weshalb es notwendigerweise schwierig wurde, als es eine Religion übergestülpt bekam, die in nichts zu dem passte, was es bisher von sich gewusst und geglaubt hatte. Nein, geglaubt hatte es eben noch nie.

Es war eine Frau, die vor mehr als einhundert Jahren die religiöse Begabung der vorislamischen arabischen Welt bemerkte. Und zwar als Fähigkeit zur Selbstvergottung! Lou Andreas-Salomé erkannte dieses Talent ausdrücklich an: "Die vornehmste Eigenschaft des Verhältnisses zwischen Menschen und Göttern, jene naive Intimität, in der der kraft- und lebensvolle Egoismus des Einzelnen und seines Stammes geheiligt und verklärt erschien, musste zu Gunsten einer Kultur zu Grunde gehen, die zwar die rohesten Formen des Aberglaubens und die engsten Scheidewände zwischen Mensch und Mensch, aber auch die höchste menschliche Selbstherrlichkeit zerbrach, die es vielleicht je auf Erden gegeben hat."
...
Die alten Araber wussten nichts von einem Gebet oder einer Seele. Ist das Gebet nicht seinem innersten Wesen nach Selbstdemütigung? Und dann auch noch, um von einem anderen etwas zu erreichen? So gab es auch kein Wort für diese Neuerung, als Mohammed sie einführen wollte, er musste sie dem Christentum entnehmen. Und was um Himmels Willen sollten sich die alten Araber unter einer Seele vorstellen? Sie brauchten nicht die Seelen ihrer Ahnen verehren, sie trugen ihre Ahnen immer bei sich, nämlich im eigenen Blut; ihr eigener Rang, ihr Ansehen hatten sie ihnen zu verdanken. Die Pflicht zur Blutrache liegt unter diesen Umständen auf der Hand. Das altarabische Wort nasab bedeutete "Aufzählung der ruhmreichen Taten der Ahnen." Das Einzige, was hier anzubeten war, waren demnach sie selbst
...
Die Religionswissenschaft hat immer ein wenig hochmütig auf Mohammed geblickt. Eine derart von den Nachbarn geklaute Religion zu verkünden! Die erste deutsche Intellektuelle sah das ein wenig anders: "Keiner vor ihm hat je eine Offenbarung zu Stande gebracht, die sich so außer allem Zusammenhang mit der Anschauungsweise seines Volkes befunden hätte." 50 Gebete täglich hatte Gott zuerst angeordnet. Auf fünf konnte Mohammed ihn schließlich herunterhandeln, als Moses noch immer Bedenken hatte: Fünf? Würde dieses Volk wirklich so viele schaffen?

Es musste. Schon damals war letztendlich die Globalisierung schuld. So viele Flüchtlinge und entlaufene Sklaven gab es irgendwann in Medina, die hatten keinen Stamm, zu dem sie gehörten und der sie beschützte. Die hatten auch keinerlei Verdienstmöglichkeit, wenn man von der Möglichkeit absah, die Karawanen zu überfallen, die von Mekka kamen. Und sie beschlossen, von dieser Möglichkeit keinesfalls abzusehen. Medina war die erste Stadt, die sich zum Propheten Mohammed bekannte.

Alle Menschen, alle Völker sind gleich, sagt der Islam. Vor allem, nachdem er sie unterworfen hatte. Die Karawanen von Mekka waren nur der Anfang. So schien den Wüstensöhnen ihre neue Religion mit dem so unpassenden Gott gleich viel vertrauter
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#7
petronius schrieb:nun... nicht wenige christen reagieren ausgesprochen ungehalten, wenn man sie daran erinnert, von wem die autoren der bibel abgeschrieben haben ähhhh.... ich meine: welche älteren vorstellungen aus anderen kulturkreisen ihrer religion zugrundeliegen
Das mag sein. Aber wo steht das hier zur Diskussion?

Gruß
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#8
(19-07-2010, 18:55)alwin schrieb:
petronius schrieb:nun... nicht wenige christen reagieren ausgesprochen ungehalten, wenn man sie daran erinnert, von wem die autoren der bibel abgeschrieben haben ähhhh.... ich meine: welche älteren vorstellungen aus anderen kulturkreisen ihrer religion zugrundeliegen
Das mag sein. Aber wo steht das hier zur Diskussion?

ich stelle es nicht zur diskussion, ich erwähne dieses faktum ergänzend, damit niemand den eindruck hat, es handle sich um ein spezifisch islamisches phänomen
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#9
(19-07-2010, 16:34)petronius schrieb: zu vorislamischem arabischem glaubensleben möchte ich euch folgende (mit mehr als nur einem halben augenzwinkern verfaßte) ausführungen kerstin deckers nicht vorenthalten: [...]

Ein guter Text von einer gescheiten Frau!
MfG B.
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#10
@petronius
Deine "Ergänzungen" wurden bereits in sachlicherer Form vorher dargestellt. Es erübrigt sich wohl, darauf noch zu reagieren.

Gruß
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