Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
moschee am ground zero: versöhnung oder provokation
#1
über das islamische gemeindezentrum, welches unweit von ground zero entstehen soll, hat es viel streit gegeben. die einen empfinden es als provokation (weil islamisten die twin towers zum einsturz gebracht und tausende menschen getötet haben), die initiatoren selbst wünschen sich ein zentrum der versöhnung und toleranz als möglichkeit, auch in den usa als muslim auftreten zu können

Mit ihrem Mann, dem Imam Feisal Abdul Rauf, hat sie (Daisy Khan, anm. petronius )in New York das Cordoba-Institut und die Gesellschaft zur Förderung von Muslimen in Amerika gegründet. Insbesondere seit dem Anschlag vom 11. September 2001 bemühen sich die Organisationen, durch Kongresse und Debatten den Dialog zwischen den Kulturen zu stärken und Muslimen in den USA bei der Integration zu helfen.

Das jüngste Projekt des Cordoba- Instituts ist der Bau eines muslimischen Gemeindezentrums, nur zwei Straßen vom Gelände des ehemaligen World Trade Center in Manhattan entfernt. Der New Yorker Stadtrat gab jetzt den Weg für den Bau frei. Der Plan hatte in den vergangenen Wochen die Gemüter in den USA erhitzt wie ansonsten nur die Hochzeit von Chelsea Clinton. Das Zentrum sei eine Provokation hieß es, eine Geschmacklosigkeit; einige hielten es gar für ein Denkmal für die Terroristen sowie für eine Verhöhnung der Opfer.

Wer sich auch nur einen Moment mit Daisy Khan und ihrem Ehemann beschäftigt, weiß freilich, dass ihnen nichts ferner liegen könnte. Sie beteuern glaubhaft, dass von dem Gemeinde- und Kulturzentrum Impulse gegen den Extremismus und für die Verständigung ausgehen sollen. Wenn das Cordoba-Institut eine Provokation ist, dann, weil es eine sichtbare Präsenz von Menschen muslimischen Glaubens in der Mitte der amerikanischen Gesellschaft fordert


hört sich für mich wie eine sehr gute sache an und deshalb begrüße ich die entscheidung der denkmalschutzbehörde wie auch bloombergs auftreten gegen die hetze der gegner des islamischen gemeindezentrums
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
Zitieren
#2
Ich weiss nicht. Auf den ersten Blick scheint es schon recht geschmacklos eine Moschee am Ground Zero zu bauen. Die Menschen, die Betroffenen, verbinden die Anschläge nunmal mit dem Islam und entsprechenden Attentätern, das ist Fakt, unabhängig davon ob das richtig ist, oder nicht.

Ich glaube ich hätte da anders entschieden.
Zitieren
#3
Und warum kein überkonfessionelles Zentrum? Ich hätte es toll gefunden, wenn Frau Khan und die ihren versucht hätten, mit Juden, Christen, Moslems, Hindi und Atheisten ein GEMEINSAMES Projekt angestossen hätten. Besonders an DIESER Stelle. Das hätte mir imponiert.

Ansonsten sehe ich es so wie Romero: Sehr viele Opfer assoziieren mit ihrem Leid eine islamistische Aktion. Dass sie nicht differenzieren können zwischen Islamistischem und Islamischem kann ich zumindest verstehen, wenn ich es auch nicht gutheisse. Und dass sich durch dieses Projekt auch einige davon verletzt fühlen, verstehe ich auch.

Ich bin unsicher, ob ich das Projekt befürworten oder ablehnen würde...

Schönen Gruss

DE
Zitieren
#4
sicher können viele nicht differenzieren zwischen Islamistischem und Islamischem. gerade deshalb finde ich es gut, dem islamischen in seiner toleranten und weltoffenen variante ein gesicht in der öffentlichkeit zu geben

wie toll das mit den "GEMEINSAMEN Projekten" funktioniert, zeigt ja z.b. das zentrum gegen vertreibungen hier in d... wer alle(s) unter einen hut kriegen will, hat sich in der regel zuviel vorgenommen
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
Zitieren
#5
(05-08-2010, 12:34)petronius schrieb: wer alle(s) unter einen hut kriegen will, hat sich in der regel zuviel vorgenommen

Ja, das ist was dran... Aber wer es schafft, an DEM Ort eine Moschee genehmigt zu bekommen, der könnte auch das schaffen. Das meine ich nicht ironisch.

DE
Zitieren
#6
(05-08-2010, 12:34)petronius schrieb: sicher können viele nicht differenzieren zwischen Islamistischem und Islamischem. gerade deshalb finde ich es gut, dem islamischen in seiner zoleranten und weltoffenen variante ein gesicht in der öffentlichkeit zu geben

Schon, aber für viele sieht das doch so aus (Vermutung):

"Was, erst bomben die alles nieder, und dann vereinnahmen sie da Land auch noch!"

Gerade in den stark christlich geprägten USA. Ein gemeinsames Projekt wäre sicher schwierig geworden, allerdings hätte man diese Mühe angesichts der Symbolkraft - gerade dort - ruhig machen können. In einem überkonfessionellen Bau wird eher noch ein Austausch stattfinden, als in einem spezifisch islamischen Gotteshaus. Ein Durchschnitts-Ami käme doch weniger auf die Idee, diese Moschee zu besuchen, als ein interreligiöses Zentrum, oder was meint ihr dazu?
Zitieren
#7
(05-08-2010, 12:40)Der-Einsiedler schrieb:
(05-08-2010, 12:34)petronius schrieb: wer alle(s) unter einen hut kriegen will, hat sich in der regel zuviel vorgenommen

Ja, das ist was dran... Aber wer es schafft, an DEM Ort eine Moschee genehmigt zu bekommen, der könnte auch das schaffen. Das meine ich nicht ironisch

äh - jein

in den usa herrschen da andere vorstellungen und gesetze als bei uns - grundsätzlich darf jeder bauen, was er will. grade wenns um religiöses geht. die genehmigung bezieht sich in diesem fall auf den abriß des derzeit noch dort stehenden gebäudes, ist also eine formale entscheidung ohne ansehen des neuen bebauungszwecks


aber auch so habe ich da eine andere meinung. mich nervt es z.b. unendlich, in jeder debatte zum nahostkonflikt immer wieder dasselbe argument zu hören: "wenn du die einen kritisierst, hättest du auch die anderen kritisieren müssen", bzw. "aber die anderen machens doch auch"

so kann das ganze aber nicht funktionieren. wenn ich israel oder die hamas kritisiere, darf ich das auch, ohne vorher explizit auf die leichen im kelelr der anderen seite zu verweisen - nur um ja "ausgewogen" rüberzukommen. wenn das thema eine aktion israels (oder der hamas) ist, dann geht es eben nicht um die aktionen der hamas (oder von israel)

und wenn ich den islam präsentieren und repräsentieren will, geht es eben nicht um ein "haus der kulturen", in dem mein anliegen nur noch eines unter vielen ist
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
Zitieren
#8
(05-08-2010, 12:43)Romero schrieb: Schon, aber für viele sieht das doch so aus (Vermutung):

"Was, erst bomben die alles nieder, und dann vereinnahmen sie da Land auch noch!"

richtig!

eine gute gelegenheit, das aufzugreifen und die diskussion in eine stärker differenzierende richtung zu lenken:

Amerikaner als Nachfahren derer, die religiöser Verfolgung entkommen sind, nun die islamische Lehre verfolgen", meint Charles Wolf - auch er hat Angehörige bei den Anschlägen verloren.

Das überzeugt viele Gegner nicht, eine sehr sehr knappe Mehrheit der New Yorker lehnt das Projekt ab, mal mehr, mal weniger deutlich: Um die Morde von 2001 zu feiern, solle eine gigantische 13-stöckige Moschee auf Ground Zero herabschauen, "auf heiligen Boden", hetzte eine radikale Aktionsgruppe in einem Fernsehspot. Die Befürworter ätzen: "Schaut doch mal auf den Stadtplan und schaut mal, wie hoch all die Gebäude sind, die zwischen dem Muslimenzentrum und Ground Zero sind - da kann überhaupt nichts herabschauen."

"Schändlich" nennt Bürgermeister Michael Bloomberg die Hetze der Gegner. Diese Stadt stehe jedem offen, Toleranz und Offenheit, das seien Synonyme für die Vereinigten Staaten und für New York.


http://www.tagesschau.de/ausland/newyork164.html


sorry, habe im eingangsbeitrag den zitatlink vergessen: ://www.fr-online.de/politik/versoehnung-an-ground-zero/-/1472596/4532398/-/index.html

(05-08-2010, 12:43)Romero schrieb: Ein Durchschnitts-Ami käme doch weniger auf die Idee, diese Moschee zu besuchen, als ein interreligiöses Zentrum, oder was meint ihr dazu?

gerade von einem "stark christlich geprägten Durchschnitts-Ami" würde ich mir auch kein ein interesse am islam übersteigendes interreligiöses interesse erwarten
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
Zitieren
#9
(05-08-2010, 12:57)petronius schrieb: und wenn ich den islam präsentieren und repräsentieren will, geht es eben nicht um ein "haus der kulturen", in dem mein anliegen nur noch eines unter vielen ist

Das stimmt wohl, nur geht es hier ja um einen besonderen Ort.
Ich denke Romero hat recht, dass viele Amerikaner (aber auch in anderen Ländern) dies nicht verstehen werden.
Das Attentat vom 11. September war ja nun mal religös motiviert und wenn nun auch noch ein islamisches Gotteshaus dort in die Nähe kommt, sehen das viele vieleicht wirklich als Provokation und eventuell schadet es dem Islam auch mehr als das es nützt.
Auf der anderen Seite, wenn in diesem Gotteshaus die Anschläge und Gewalttaten öffentlich und eindeutig verurteilt werden würden und dieses Haus als ein Sinnbild des friedlichen Islams verstanden werden würde (dafür müsste natürlich einiges getan werden) könnte es auch eine positive Wirkung auf den Islam haben. Jedoch müsste es Aufgabe dieses Gotteshauses sein, vor allem gegen islamistische Gewalt mobil zu machen bzw. sich eindeutig (und wohl auch immerwieder) davon zu distanzieren. Vieleicht mehr als in anderen Gotteshäusern.
Zitieren
#10
(06-08-2010, 12:44)Gundi schrieb: Das Attentat vom 11. September war ja nun mal religös motiviert

seh ich nicht unbedingt so

(06-08-2010, 12:44)Gundi schrieb: Jedoch müsste es Aufgabe dieses Gotteshauses sein, vor allem gegen islamistische Gewalt mobil zu machen bzw. sich eindeutig (und wohl auch immerwieder) davon zu distanzieren. Vieleicht mehr als in anderen Gotteshäusern.

dann sollten wohl auch in allen kirchen plakate hängen, die sich von kreuzzügen, ketzerverfolgung, zwangsmissionierung und dem irakkrieg distanzieren?

halte ich jetzt nicht für zielführend
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
Zitieren
#11
(06-08-2010, 12:58)petronius schrieb: dann sollten wohl auch in allen kirchen plakate hängen, die sich von kreuzzügen, ketzerverfolgung, zwangsmissionierung und dem irakkrieg distanzieren?

halte ich jetzt nicht für zielführend

Ist es auch nicht, da schwer vergleichbar. Die Kreuzzüge sind lange vorbei, Ketzerverfolgungen auch. "Muslimische Extremisten" und "Terroristen im Namen des Islam" sind nunmal aktuell. Man sollte sich auf eben dieses Aktuelle beziehen - und ja, sich vom Irakkrieg zu distanzieren, wäre keine schlechte Idee gewesen.

Wie Gundi sagte: "Jedoch müsste es Aufgabe dieses Gotteshauses sein, vor allem gegen islamistische Gewalt mobil zu machen bzw. sich eindeutig (und wohl auch immerwieder) davon zu distanzieren. Vieleicht mehr als in anderen Gotteshäusern."

Gewalt aus muslimisch-religiösen Motiven ist nunmal top-aktuell und findet heute in grösserem Ausmass statt, auch wenn natürlich auch christliche Fundis gerne mal ihre Nächstenliebe vergessen.
Zitieren
#12
nun, eine gedenktafel am eingang des künftigen cordoba-zentrums wäre sicher keine schlechte idee und beißt sich ja auch nicht mit den interessen, die das cordoba-institut sich auf die fahnen schreibt
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
Zitieren
#13
Ich denk eine Gedenktafel wird hier nicht ausreichen. Wenn es ihr Anliegen ist "...Impulse gegen den Extremismus und für die Verständigung ..." von diesem Ort auszusenden, bedeutet das wohl eine langfristige, mühevolle Arbeit, auch zum Thema 11. September.
Zitieren
#14
(08-08-2010, 15:05)Gundi schrieb: Ich denk eine Gedenktafel wird hier nicht ausreichen. Wenn es ihr Anliegen ist "...Impulse gegen den Extremismus und für die Verständigung ..." von diesem Ort auszusenden, bedeutet das wohl eine langfristige, mühevolle Arbeit, auch zum Thema 11. September.

sicher

wollen wir hoffen, daß auch die andere seite dazu bereit ist
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
Zitieren


Möglicherweise verwandte Themen…
Thema Verfasser Antworten Ansichten Letzter Beitrag
  Bibel oder Atheismus Sinai 58 18817 17-12-2021, 10:52
Letzter Beitrag: Ulan
  Glauben oder hinterfragten? NoBody 53 23174 24-10-2021, 18:26
Letzter Beitrag: Ulan
  Pluralismus der Religionen oder neue Religion? Haevelin 23 25887 12-05-2020, 19:35
Letzter Beitrag: Davut

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste