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Bahai, kleine Geschichte des Werdens einer (Welt-)Religion
#1
Der Ausgangsbeitrag ist nunmehr im Forenlexikon, Beitrag Baha’i, ergänzt durch eine Anmerkung zu den Mitgliedszahlen und einen Hinweis auf einen Beitrag zu den Vorstellungen von einer Weltsprache, einsehbar.
MfG B.
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#2
Das bedarf natürlich einer Richjtigstellung:

Der Báb muß von Anfang an geahnt haben, wie Seine Landsleute Seine Lehren aufnehmen würden und welches Schicksal Ihn aus den Händen der Mullás erwartete. Aber diese bösen Ahnungen über Seine eigene Person hinderten Ihn nicht daran, Seinen Anspruch klar und offen darzulegen und Seine Sache frei zu verkünden. Die Neuerungen, die Er brachte, waren, obgleich rein religiöser Art, drastisch, die Verkündung der Besonderheit Seiner eigenen Person rief Schrecken und Entsetzen hervor. Er bekannte Sich selbst als den Qá'im, den Hohen Offenbarer, den so lange verheißenen und von der muhammadanischen Welt so sehnlich erwarteten Messias. Dieser Erklärung fügte Er hinzu, Er sei das Tor (das heißt Báb), durch das eine größere Manifestation als Er selbst in den Bereich der Menschen einziehen werde.
Indem Er Sich in die Tradition des Islám stellte und als die Erfüllung seiner Prophezeiungen erschien, geriet Er in Widerspruch zu denen, die über die Bedeutung jener Prophezeiungen und überlieferungen feste und unausrottbare, den Seinen zuwiderlaufende Ideen hatten. Die beiden großen persischen Sekten des Islam, Shí'iten und Sunniten, legten beide dem altehrwürdigen Schriftschatz ihrer Religion zwar lebenswichtige Bedeutsamkeit bei, hielten sich aber nicht an seinen Inhalt oder seine Bedeutung. Die Shi'iten, aus deren Lehren die Bábí-Bewegung hervorging, hielten daran fest, daß nach dem Hinscheiden des großen Propheten Muhammad Ihm eine Reihe von zwölf Imámen nachfolgte. Jeder von ihnen war, so glaubten sie, in besonderer Weise von Gott mit geistigen Fähigkeiten und Kräften ausgestattet und hatte Anspruch auf ungeteilten Gehorsam der Gläubigen. Sie verdankten alle ihre Berufung nicht einer Wahl des Volkes, sondern der Ernennung durch den jeweiligen Vorgänger im Amt. Der zwölfte und letzte dieser erleuchteten Führer war Muhammad, der von den Shí'iten der Imám-Mihdí, Hujjatu'lláh (`Beweis Gottes`), Bagíyyatu'lláh (`Rest Gottes`) und Qá'im-i-Al-i-Muhammad (`Der aus dem Stamme Muhammads hervorgehen wird`) genannt wurde. Er übernahm das Amt des Imám im Jahre 260 der Hedschra, entschwand aber dann plötzlich dem Blick seiner Anhänger und stand mit ihnen nur noch durch einen erwählten Mittler, bekannt als die Pforte, in Verbindung. Vier dieser Pforten folgten nacheinander, jeder von seinem Vorgänger mit der Anerkennung als Imám bedacht. Als aber die Gläubigen den vierten Imám Abu'l-Hasan-Alí baten, vor seinem Tode seinen Nachfolger zu benennen, lehnte er ab. Er sagte, Gott habe einen anderen Plan. Darum hörte mit seinem Tode jede Verbindung zwischen dem Imám und seiner Gemeinde auf. Und dennoch, von einer Schar von Anhängern umgeben, lebt er und wartet an einem geheimnisvollen Ort. Er wird die Verbindung mit seinem Volke nicht wieder aufnehmen, bis er mit Macht hervortritt, um über die ganze Welt hin ein tausendjähriges Reich zu gründen.

Shoghi Effendi : NABIL1
- aus der Einleitung zu Nabils Bericht, den ersten Tagen der Babi- und Baha'i-Religion

Der einzige bekanntgewordene Bericht, daß ein Europäer den Báb zu Gesicht bekam, entstand zur Zeit Seiner Verfolgung, als ein in Tabríz wohnender englischer Arzt, Dr. Cormick, von den persischen Behörden zu Ihm gerufen wurde, um Ihn auf Seinen Geisteszustand zu untersuchen. Das Schreiben dieses Arztes an einen Kollegen, der in amerikanischem Auftrag in Persien weilte, wird in Professor E, G. Brownes `Materials for the Study of the Bábi Religion` zitiert. Dieser Arzt schreibt: "Sie fragen mich nach Einzelheiten meines Interviews mit dem Gründer dieser Bábísekte. Es kam nichts Wichtiges heraus bei diesem Gespräch, da der Báb gewahr wurde, daß ich mit zwei anderen persischen Ärzten gescchickt war, ihn zu untersuchen, ob er geistig normal oder eher verrückt war, und zu entscheiden, ob er zu töten war oder nicht. Da er das wußte, war er nicht gewillt, die ihm gestellten Fragen zu beantworten. Auf alle Fragen sah er uns nur sanft an und sang in tiefer, melodischer Stimme, ich nehme an, es waren Hymnen. Zwei andere Siyyids, ihm nahestehende Freunde, die später mit ihm zusammen getötet wurden, waren auch da, zusammen mit einigen Regierungsbeamten. Er würdigte mich erst einer Antwort, als ich sagte, ich sei kein Muselman und wollte gern etwas über seine Religion wissen, der ich mich unter Umständen anschließen wollte. Daraufhin sah er mich eine Weile an und sagte, er hege keinen Zweifel, daß eines Tages alle Europäer zu seiner Religion übertreten würden. Unser Bericht an den Sháh ging selbstverständlich dahin, sein Leben zu erhalten. Einige Zeit darauf wurde er auf Befehl des Amír-Nizám, Mírzá Taqí Khán doch getötet. Auf unseren Bericht hin erhielt er lediglich die Bastonade. Bei dieser Operation schlug ihm ein Scherge absichtlich oder nicht mit dem Prügel, der für seine Füße bestimmt war, übers Gesicht, was eine böse Wunde mit Schwellung hervorrief. Auf die Frage, ob man ihm zur Behandlung einen persischen Wundarzt schicken solle, äußerte er den Wunsch, daß man mich bitten möge, und ich behandelte ihn dann einige Tage lang. Aber bei den nun folgenden Zusammentreffen gelang es mir nie, ihn für ein vertrautes Gespräch zu gewinnen, weil immer einige Amtspersonen zugegen waren, er war ja Gefangener. Er war ein sehr zart und gebrechlich aussehender Mann, ziemlich schmal von Statur und sehr hellhäutig für einen Perser. Seine Stimme war melodisch und weich und hat mich sehr beeindruckt. Als Siyyid war er auch in der Tracht dieser Sekte gekleidet, ebenso seine beiden Gefährten. Sein ganzes Aussehen und Verhalten war sehr dazu angetan, einen für ihn einzunehmen. Über seine Lehre vernahm ich von ihm selbst nichts. Doch man hat den Eindruck, daß seine Religion eine gewisse Nähe zum Christentum hat. Einige armenische Zimmerleute, die in seinem Gefängnis einiges auszubessern hatten, haben ihn in der Bibel lesen gesehen, und er machte auch keinen Hehl daraus, im Gegenteil, er sprach mit ihnen sogar darüber. Den muselmanischen Fanatismus gibt es ganz bestimmt nicht in seiner Religion, wie auch nicht bei den Christen. Auch findet man in ihr nicht die Unterdrückung der Frauen, wie sie heutzutage besteht."

Shoghi Effendi : NABIL1


In `A Traveller's Narrative` (p.34-35) wird Abdu'l-Bahá zitiert mit folgender Erklärung zum moralischen Gesichtspunkt ihrer Handlungsweise:
»Der Minister (Mírzá Taqí Khán) schickte in eigenmächtiger Willkür, ohne dazu Anweisungen erhalten oder Erlaubnis eingeholt zu haben, in alle Richtungen Befehle aus, die Bábí zu strafen und zu züchtigen. Statthalter und Friedensrichter fanden hier einen Vorwand, Reichtümer anzuhäufen, Beamte einen Weg, sich Profit zu verschaffen. Berühmte Gelehrte hetzten von ihren hohen Kanzeln aus zum allgemeinen Angriff. Die Gewalten von religiösem und zivilem Gesetz wetteiferten Hand in Hand, die Bábí auszurotten und zu vertilgen. Nun hatten diese Menschen noch nicht so viel Wissen über die grundlegenden Prinzipien und verborgenen Weisheiten in den Lehren des Báb erworben, wie es richtig und notwendig gewesen wäre, als daß sie ihre Pflichten erkannt hätten. Ihre Begriffe und Vorstellungen stammten noch aus früheren Zeiten, und ihr Benehmen und Verhalten entsprachen altem Brauch. Zudem war ihnen der Weg, mit dem Báb Verbindung aufzunehmen, verschlossen, und die Flamme des Aufruhrs loderte auf allen Seiten. Nach dem Urteil der höchst berühmten Gelehrten hatte die Regierung, und in Wirklichkeit das gemeine Volk, mit unwiderstehlicher Gewalt ein allseitiges Rauben und Beutemachen in Gang gesetzt und war beschäftigt mit Strafen und Foltern, Morden und Plündern, um dieses Feuer zu löschen und diese armen Seelen zu vernichten. An Orten, wo es nur eine kleine Zahl von ihnen gab, fielen sie alle mit verbundenen Händen dem Schwert zum Opfer, in größeren Städten, wo sie zahlreich waren, erhoben sie sich zur Selbstverteidigung nach ihrer guten alten Überzeugung, zumal ihnen nicht möglich war nachzufragen, was ihre Pflicht sei, denn alle Tore waren verschlossen.«

Shoghi Effendi : NABIL1

+1:1 #35

Zu einer Zeit, da das Licht von Muhammads Glauben verdunkelt war durch die Unwissenheit, den Fanatismus und den Eigensinn streitender Sekten, erschien am östlichen Horizont¹ ein leuchtender Stern göttlicher Führung, Shaykh Ahmad-i-Ahsá'í.² Er sah, wie die Bekenner des Islám die Einheit des Glaubens erschüttert, seine Kraft geschwächt, seinen Sinn entstellt und seinen heiligen Namen geschändet hatten. Seine Seele war von Angst und Sorge erfüllt beim Anblick der Korruption und des Haders, der bei der Shí'áh-Sekte im Islám herrschte. Erleuchtet von dem Licht, das in ihm schien,³ stand er auf und erhob zielbewußt mit unbeirrbarem Seherblick und in äußerster Loslösung Protest wider den Verrat, den diese Unwürdigen an ihrem Glauben begingen. Voll glühenden Eifers und im Bewußtsein der Erhabenheit seiner Berufung rief er nicht nur die Anhänger des shí'itischen Islám, sondern alle muhammadanischen Gläubigen im ganzen Osten leidenschaftlich dazu auf, aus dem Schlummer ihrer Nachlässigkeit aufzuwachen und Ihm den Weg zu bereiten, Ihm, der zur erfüllten Zeit mit Sicherheit offenbar werde und dessen Licht allein die Nebel der Vorurteile und der Unwissenheit, die den Glauben verhüllen, zerstreuen könne. Dem Auftrag einer allmächtigen Vorsehung folgend, ließ er Heim und Familie auf einer der Bahrayn-Inseln im Süden des Persischen Golfes zurück und machte sich auf, die Geheimnisse jener Verse in den Islámischen Schriften zu enthüllen, die das Kommen einer neuen Manifestation voraussagten. Er war sich der Nöte und Gefahren seines Weges wohl bewußt und erkannte auch voll und ganz die überwältigende Verantwortung seiner Aufgabe. In seiner Seele brannte die Überzeugung, daß eine Wiedergenesung dieses verderbten Volkes nicht durch Reformen innerhalb des Islám, und seien sie noch so tiefgreifend, bewirkt werden könne.
-------------------

¹ Geboren im Monat Rajab 1166 d.H. (24. April bis 24. Mai 1753) in der Stadt Ahsá im Bezirk Ahsá, im Nordosten der Arabischen Halbinsel. (A.L.M.Nicolas, Essai Sur le Shaykhisme, I,S.1)

Shoghi Effendi : NABIL1

"Saihis" gab's in Persien nicht. Asmusen meint anscheinend die Shaykh'i, zu denen später auch Sayyid Khazzim gehörte. Mit radikal-sozialrevolutionär hatten diese Mystiker nichts zutun. Vergleichbar mit den frühen Zeugen Jehova's und den Sieben-Tages-Adventisten lehrten sie "das unmittelbare Bevorstehen des Kommens des Qua'im", des "verschwundenen Iman" der der Legende und einigen Hadithen zufolge "den Gesandten nach Muhammad ankündigt".

Später "ging" Baha'u'llah auch nicht einfach "in's Exil" - er wurde verbannt. In Istanbul existiert immer noch das Archiv des osmanischen Reiches, in dem die noch vorhandenen Orginaldokumente des letzten Sultans, Abdul'Aziz, aufbewahrt werden. Darunter befinden sich die Botschaften des persischen Shah bezüglich der Verbannung Baha'u'llah's zunächst nach Bagdad und später nach Konstantinopel - daraus geht eindeutig hervor, das die "Entfernung" Baha'u'llah's als Strafe gedacht war.

Obwohl Baha'u'llah anfangs freundlich aufgenommen wurde, war das Verhältnis zum Sultan aufgrund neidischer Intrigen der Höflinge schnell nicht besonders gut. Der Sultan vetraute seinen Hoflingen, die wiederum fürchteten die Verurteilung von Korruption und Günstlingswirtschaft durch Baha'u'llah, der in Konstantinopel schnell als Mann der Ehre und Aufrichtigkeit galt. Die Intrigen der Höflinge gingen soweit, dass Baha'u'llah schliesslich nach Adrainopel und dann nach Akko (Akka) verbannt wurde - in die schlimmste Gefängnisstadt des osmanischen Reiches. Das Tablet "Brief an des Sohn des Wolfes" von Baha'u'llah schildert die genauen Umstände. Jesper Asmusen hat das Buch sicher nicht gelesen.

Abdul'Baha hinterlies ein Testament - "Wille und Testament". Von Angehörigen der Familie Baha'u'llah's wurde die Richtigkeit des Testamentes offen bestritten - schliesslich ging es um die Führung der Baha'i-Gemeinde, und die wollten einige Familienangehörige nicht in den Händen eines Enkels sehen, der "zu jung sei und auch noch bei den Christen studiert" (Shoghi Effendi studierte seinerzeit in Oxford). Seitens der "ortodoxen Baha'i" unter damaliger Federführung von Ruth White und Herrmann Zimmer kursierte das Gerücht der "Testamentfälschung" bis in die sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts.Nach dem Tod der Gründer dieser Bewegung scheint dieser Zweig der Baha'i-Religion "ausgestorben" zu sein.

Shoghi Effendi hinterlies kein Testament - vermutlich weil er mit seinem plötzlichen Tod (Herzinfarkt) nicht rechnete. Da von Baha'u'llah selbst verfügt wurde, das nur dann ein bevollmächtigter Hüter des Glaubens bestimmt ist, wenn dieser testamentarisch benannt wird, und dieser Hüter nicht zwangsläufig aus den Reihen der "Agsan" oder "Afnan" (Familienangehörigen des Bab und Baha'u'llah's) stammen muss, erhob ein damals hochrangiges Mitglied des Beraterteams den Anspruch der neue Hüter zu sein - er berief sich abweichend von der Baha'i-Lehre auf eine mündliche Aussage Shoghi Effendi's. Da keine schriftliche Anspruchsbestätigung vorlag und auch keine mündlichen Zeugen aufzutreiben waren, wurde der Anspruch auf Führerschaft einer Einzelperson zurück gewiesen und die Leitung des Glaubens in die Hände des damals schon gewählten Universalen Hauses der Gerechtigkeit gelegt.

Der nun ehemalige Baha'i, der den Anspruch auf Führerschaft erhob, gründete daraufhin die Bewegung der "Reform-Baha'i". Diese Bewegung ist heute hauptsächlich in den USA, Kanada und Indien vertreten.
[Durchgehende Fettschrift entfernt bzw. durch Schrägschrift (als Zitate) ersetzt./Ekkard]
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#3
t.logemann schrieb:Das bedarf natürlich einer Richjtigstellung:

...natürlich...

Nun, Literaturhinweise habe ich angegeben. Jeder kann's nachlesen.

Dass es dazu auch bahaiinterne Berichte zur Sache und zu Details gibt, nehme ich als ergänzende Information zur Kenntnis.

t.logemann schrieb:"Saihis" gab's in Persien nicht. Asmusen meint anscheinend die Shaykh'i,…

Nicht von Asmussen, sondern von Lutz Berger kommt die von mir verwendete Bezeichnung (bzw. Schreibweise) dieser Schule.

Eine andere Schreibweise, dieselbe Person (ein nötiges Häkchen unter dem "h" lässt meine Textverarbeitung nicht zu):

Šaih Ahmad al-Ahsa'i = Shaykh Ahmad ibn Zayn ad-Dín ibn Ibráhím al-Ahsá'í,
Arabisch: شيخ أحمد بن زين الدين بن إبراهيم الأحسائي‎

Šaih Ahmad al-Ahsa'i, 1753 - 1826, war der Begründer der im 19. Jh. in Persien und in der Türkei wirkenden schiitischen Šaihis-Schule (Šaihis = Shaykhís).
MfG B.
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#4
Zur Literatur ausserhalb der Baha'i-Religion sei noch einiges angemerkt:

Die wenigsten der bekannten Darstellungen der Baha'i-Religion bemühen sich um Objektivität. Im islamischen, aber auch im christlichen Bereich lässt sich unterschwellig die Tendenz herauslesen, dass diese "neue Religion" schon deshalb "nichts taugt", weil sie der eigenen, über Jahrhunderte hinweg gewachsenen Auslegun g der eigenen Lehre widerspricht. Dabei wird gerne übersehen, dass die jeweils eigene Lehre zu ihrer Zeit in der Interpretation der vorangegangenen Lehre - genauso "widersprach". Auch wenn beispielsweise Jesus völlig richtig den Pharisäern sagte, das er nicht gekommen sei die Thorah abzuschaffen, sondern das Gesetz der Thorah zu erfüllen - so sahen die Pharisäer den Sachverhalt "etwas anders"....

Mit dem gleichen Problem hat selbstverständlich auch die Baha'i-Religion zu kämpfen. Im Islam wird - trotz Kenntnis der Ankündigung weiterer Gesandte Gottes - der Anspruch Baha'u'llah's eben einer der verheissenen Gesandten zu sein, abgelehnt. Und obwohl im Alten und Neuen Testament in Gleichnisform die Wiederkehr der Boten Gottes beschrieben ist, tun sich die christlichen Kirchen schon alleine mit dem Wiederkehranspruch schwer, weil erstens in den letzten hundert Jahren eine ganze Menge Menschen behauptet haben der "wiedergeborene Christus" zu sein (Baha'u'llah hat das nie behauptet) und zweitens sich Christen (ebenso wie Muslime) ihr ganz "eigenes Bild" davon geschaffen haben, wie den "gefälligst" die Wiederkehr des Messias auszusehen habe und was der Messias gefälligst zu tun und zu lassen habe.....


Noch eine technische Anmerkung: Die von mir geposteten Orginalbeiträge aus unseren Schriften können entweder über den Baha'i-Verlag bezogen werden - oder wunschweise auch von mir als pdf bzw. Downloadlink verteilt werden. Soweit mir der Verlag der Baha'i-kritischen Veröffentlichungen bekannt ist, füge ich diese Information natürlich bei - soll keiner sagen können: "... der verschweigt "seine" Kritiker..."
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#5
...und damit auch jeder mitbekommt, das ich auch die Kritiken kenne:

"***.weltverschwoerung.de - ja ja, wir sind die Weltverschwörer...

***.planet-persia.de - hier schreiben durchaus kontrovers junge Muslime und junge Baha'i

***.9-b-19.de - eine etwas andere Baha'i-Seite...

***.sekten-sachsen.de - ...klar, für Alle die es nicht besser verstehen sind wir eine Sekte...

***.bahai-kritik.de - Ein "Ableger" der Seite von F.Ficcia aus der Schweiz - zur Zeit schwer bis gar nicht zu erreichen.

***.religiononline.de - Kritiker, die sowohl unsere Position als auch die Positionen "der Anderen" kennen.

Noch eine Anmerkung: Die Seiten der "Reform-Baha'i" und der "othodoxen Baha'i" (über einen Link bei den Reformbaha'i) stehen auch im Netz - in Englisch. Man sollte aber über ein gutes Antivirenprogramm verfügen, wenn man sich die ansieht. Ich hatte nach informativen Besuchen dieser Seiten ständig auf's Neue mindestens einen Virus nachher auf meinem Rechner....
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#6
t.logemann schrieb:Zur Literatur ausserhalb der Baha'i-Religion sei noch einiges angemerkt:

Die wenigsten der bekannten Darstellungen der Baha'i-Religion bemühen sich um Objektivität.

Das haben wir schon einmal angesprochen.

Wenn sich ehemalige Baihais mit der Geschichte ihrer Religion auseinandersetzen, ist ebenso quellenkritische Distanz zu Behauptetem angezeigt, wie bei der Selbstdarstellung der Religionsgemeinschaft.

t.logemann schrieb:Im Islam wird - trotz Kenntnis der Ankündigung weiterer Gesandte Gottes - der Anspruch Baha'u'llah's eben einer der verheissenen Gesandten zu sein, abgelehnt.

Vielleicht eröffne ich demnächst unter "Siegel der Prophetie" einen Thread dazu.

t.logemann schrieb:Die von mir geposteten Orginalbeiträge aus unseren Schriften können entweder über den Baha'i-Verlag bezogen werden - oder wunschweise auch von mir als pdf bzw. Downloadlink verteilt werden.

Solches bieten alle Religionsgemeinschaften an. Geschichtliche Darstellung aus Sicht der eigenen Religionsgemeinschaft.

Ich habe bewusst auf beides Verzichtet, auf die Darstellung der Bahais und auf jene von ehemaligen (zu Kritikern gewordenen) Mitgliedern.

Grundlagen meines Berichts waren:

Das (schon etwas in die Jahre gekommene) Handbuch der Religionsgeschichte, Herausgegeben von Jes P. Asmussen, Jörgen Laessøe und Carsten Colpe. Alle drei waren bedeutende Religionswissenschafter, C. Colpe ein auch an deutschen Universitäten tätiger, international sehr geschätzter Iranist.

Lutz Bergers "Islamische Theologie". Das Buch ist erst kürzlich (2010) erschienen und bietet im historischen Teil eine gute Übersicht zur Entwicklung der islamischen und anderer von dieser mit beeinflussten Theologien. Die entnommenen historischen Anmerkungen sollten wohl auf dem letzten Stand sein.

Der Autor (L. Berger) ist Professor an der Christian-Albrechts-Universität Kiel. Er lehrt am Seminar für Orientalistik und ist ein guter Kenner der iranischen und türkischen Geschichte.

Schließlich habe ich den Inhalt meiner Darstellung anhand der Einträge zum Babismus und zur Bahai-Religion im Lexikon für Theologie und Kirche überprüft, bevor ich den Beitrag abgesetzt hatte.
MfG B.
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#7
Lieber Bion,

leider stellt es sich manchesmal heraus, das die Einschätzung einer fremden Religion viel zu sehr von der Einschätzung der eigenen Religion geprägt ist. Über "Bebi'smus, Beha'ismus, Baha'ismus" gibt es in der christlichen Kirche eine ganze Menge Abhandlungen - einige sind kritisch aber weitestgehend objektiv, einige berufen sich auf ältere Werke, deren Grundlagen mindestens zweifelhaft sind. Hier darf nicht vergessen werden, das gerade die frühen Gelehrten der Christenheit bei der Abfassung ihrer Berichte und Bemerkungen sowohl Baha'u'llah, als auch Mirza Yaha kannten - und gerade der von uns Baha'i so hoch eingeschätzte Prof. Browne war mehr der Azali-Lehre zugeneigt, als der Baha'i-Lehre.

Natürlich stellt jede Religion erstmal sich selbst in "gutes Licht" und ebenso natürlich lassen die Feinde der Religion kein gutes Haar daran - völlig normal. Hier hilft eigentlich nur eine Rückbesinnung auf ein Wort von Jesus: "...an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen..." - auf die Baha'i-Religion übertragen: "...lernt die Baha'i kennen, lernt die "Reform" - oder die "orthodoxen"-Baha'i kennen, lernt die Ahmadi-Bewegung kennen - und entscheidet dann für euch selbst wer die besseren Früchte hervor bringt oder hervorgebracht hat".

Und ebenso natürlich gibt es Gegensätze zwischen Christentum und Baha'i, zwischen Islam und Baha'i. Die Religionen sind ja auch zu verschiedenen Zeiten von Gott gelenkt in's Leben gerufen worden; sie waren die "göttliche Antwort" sowohl auf die "Nöte der Zeit" in der sie entstanden, als auch Triebfeder für eine weitere zvilisatorische, kulturelle Fortentwicklung ganze Völker. Die Lehren Baha'u'llah's müssen "im Licht der Zeit" betrachtet werden, ebenso wie die Lehre Muhammads zu seiner Zeit oder die Lehre Jeus vor 2000 Jahren. Und so wie die Lebensumstände, die Gesellschaften vor 2000 oder 1400 Jahren unterschiedlich zu heute waren, so sind auch die Religionen - Christentum, Islam, Baha'i unterschiedlich - auf die Bedürfnisse der Zeit zugeschnitten sozusagen.

Bei der Beurteilung der Baha'i-Religion von aussen kommt aber nochj ein weiterer, nicht zu unterschätzender Aspekt hinzu: Angst. Die Baha'i-Religion ist in der uns bekannten Geschichte der Zivilisation die einzigste Religion, die auf die Lehrvermittlung durch Tempeldiener/innen, Priester, Pfarrrer, Rabbi's, Imame und Mullah's verzichtet. Baha'u'llah lehrt dass die Menschheit einen geistigen wie technischen Reifegrad erreicht hat, der es jedem Menschen ermöglicht, sich selbstständig ein Bild von der Lehre der Religion und von dem was er für wahr erachtet, zu machen. Setzt sich diese Lehre durch - werden nicht nur Imame oder Mullah's arbeitslos....- und das schafft schon eine gewisse Angst bei den anderen Religionen.
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#8
(30-09-2010, 05:38)t.logemann schrieb: Zur Literatur ausserhalb der Baha'i-Religion sei noch einiges angemerkt:

Die wenigsten der bekannten Darstellungen der Baha'i-Religion bemühen sich um Objektivität

was (objektivitätsanspruch) für die pro domo sprechenden darstellungen der bahai selber erst recht nicht gelten dürfte

(30-09-2010, 05:38)t.logemann schrieb: Im islamischen, aber auch im christlichen Bereich lässt sich unterschwellig die Tendenz herauslesen, dass diese "neue Religion" schon deshalb "nichts taugt", weil sie der eigenen, über Jahrhunderte hinweg gewachsenen Auslegun g der eigenen Lehre widerspricht

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wer lobt schon die konkurrenz?
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#9
Lieber Bion,

vielleicht habe ich mich nichbt genau genug ausgedrückt - ich hol's nach: Das Problem, das wir Baha'i gelegentlich sehen, ist das - völlig verständlich - jeder Angehörige einer Religion die jeweils andere Religion eben aus seinem eigenen religiösen Blickwinkel beurteilt (das trifft und Baha'i bei der Analyse anderer Religionen selbstverständlich auch). Und da können schon "Verzerrungen" in der Sichtweise auftreten - bestes Beispiel die schon fast berühmte Islamwissenschaftlerin Frau Schimmel: Obwohl es in vielen Bereichen dieser durchaus engagierten Gelehrten zu verdanken ist, dass der Islam als Religion aus der "Schmuddelecke christlicher Betrachtungsweisen" herausgeholt wurde und den eigenständigen Rang erhielt, der ihm im interreligiösen Dialog zusteht - lässt sich doch der christliche, von kirchlichen Dogmen beeinflusste Hintergrund bei Frau Schimmel nicht übersehen. Das selbe Problem heben wir Baha'i zum Beispiel bei der Betrachtungsweise von Hutter - die ist, gemessen an der Zeit und der Auffassung der Zeit, uns betreffend noch nicht mal "schlecht" - sie ist verständlich... aber halt nicht zutreffend.

Die "islamische Theologie" ist natürlich hinsichtlich der Ablehnung eines neuen Offenbarungsanspruches unverzichtbar - aber sie ist nicht "Teil" unseres Glaubens, unserer Religion. Man muss sich - gerade auch als Baha'i - zwar mit dieser Theologie beschäftigen, kann sie aber keinesfalls als "Beurteilungsgrundlage" akzeptiren -ähnlich wie im Christentum auch geht die islamische Theologie nämlich davon aus, das Muhammad der "letzte" der Propheten Gottes sei (bei den Christen ist es halt Jesus...); da ist "kein Platz mehr" für Baha'u'llah oder den Bab.
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#10
t.logemann schrieb:Das selbe Problem heben wir Baha'i zum Beispiel bei der Betrachtungsweise von Hutter - die ist, gemessen an der Zeit und der Auffassung der Zeit, uns betreffend noch nicht mal "schlecht" - sie ist verständlich... aber halt nicht zutreffend.

Objektiv sind sie halt, Hutters Darstellungen.

Nicht alles, was Hutter über die Bahai berichtet, passt ins Konzept eurer Apologeten.

Übrigens:

Was ist das: Eine "Auffassung, die nicht einmal schlecht, aber nicht zutreffend" ist?

Entweder ist etwas schlecht, weil nicht zutreffend oder gut, weil sachlich richtig dargestellt.

Hutter, ein international anerkannter Religionswissenschafter mit Fachgebiet Bahai-Religion, hat mein Vertrauen, eure hausinternen Apologeten eher weniger.

Siehe auch Beitrag 8 (von Petronius).
MfG B.
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#11
Ein Fachwissenschaftler, mein lieber Bion, betrachtet sein Wissenschaftsgebiet nicht durch die "Brille" seiner eigenen Überzeugung - sondern bemüht sich um Objektivität. Er verhält sich wie der chinesische Weise, der nach Verbindendem sucht anstatt das Trennende herauszuheben (natürlich erwähnt man der Objektivität wegen auch das Trennende - das aber zum Masstab der Beurteilung nehmen, wird der jeweils "fremden" Religion kaum gerecht). Hutte hat - ganz der christlichen Irrmeinung, das Jesus "bis auf Weiteres" der einzigste "Gottesweg" war und ist - die apogoletischen Scheuklappen des Christentums eben nicht so abgelegt, wie man das von einem Wissenschaftler hätte erwarten können. Insoweit ist für ihn, für Teile der genauso vorurteilsbeladenen Christenheit Hutter's "Analyse" glaubhaft - für uns Baha'i eben nicht...
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#12
(04-10-2010, 10:27)t.logemann schrieb: Ein Fachwissenschaftler, mein lieber Bion, betrachtet sein Wissenschaftsgebiet nicht durch die "Brille" seiner eigenen Überzeugung - sondern bemüht sich um Objektivität. Er verhält sich wie der chinesische Weise, der nach Verbindendem sucht anstatt das Trennende herauszuheben (natürlich erwähnt man der Objektivität wegen auch das Trennende - das aber zum Masstab der Beurteilung nehmen, wird der jeweils "fremden" Religion kaum gerecht). Hutte hat - ganz der christlichen Irrmeinung, das Jesus "bis auf Weiteres" der einzigste "Gottesweg" war und ist - die apogoletischen Scheuklappen des Christentums eben nicht so abgelegt, wie man das von einem Wissenschaftler hätte erwarten können. Insoweit ist für ihn, für Teile der genauso vorurteilsbeladenen Christenheit Hutter's "Analyse" glaubhaft - für uns Baha'i eben nicht...

Hier kommt wahrscheinlich auch genau das inst Spiel, was ich bei "Fremd im Buddhismus" thematisiert habe und was Ekkard zuletzt in jenem thread, was asiatische Lehren betrifft, sehr gut zusammengefasst hat:

Ich denke, wer hier in Mitteleuropa seine Sozialisation erlebt hat, hat dermaßen viel von der hellenistischen Weltsicht mitbekommen, dass er oder sie den asiatischen Lehren gegenüber kaum mit der gebotenen Aufgeschossenheit gegenüber steht.

Auch bei den Religionswissenschaftlern, auch denen, die sich sehr bemühen, ist das so. Das habe ich in vielen Diskussionen über ganz verschiedene Themen durchaus so erfahren. Wenn es dann um Veröffentlichungen geht, wo mal erst der Gegenüber nicht zu Worte kommt, ist das naturgemäß verstärkt.

Der von mir sehr hochgeschätzte englische Religionswissenschaftler Robert C. Zaehner ist dafür ein Beispiel.

Sein Hintergrund war eher gleichgültiges Aufwachsen in der anglikanischen Version des Christentums, dann als Jugendlicher ein mystisches Erlebnis - nicht näher spezifiziert aber wohl in der Form eines Gotteserlebnisses, wenn man vom weiteren Verlauf seines Lebens urteilen will - nach entsprechendem Studium in Oxford jahrelange Arbeit über die alt-persische Religion ( seine Veröffentlichungen darüber sind wohl noch immer Standardwerke) und dann Berufung auf einen Lehrstuhl mit Schwerpunkt mystische Religionen in Oxford.

Er hat sich sehr gut und sehr schnell darin eingearbeitet und Bemühen um Verstehen und auf Verständnis-basierte Objektivität ist klar erkenntlich - m. E. ist ihm das besser gelungen als irgendjemand Anderem.

Jedoch ist klar zu erkennen - und er sagt das ganz ehrlich immer selbst - dass er echten Zugang nur zu den mystischen Religionen hat, die sich um das Streben nach Gott und um Gott als das "Gegenüber" bemühen. Zu der Mystik, wie sie z. B. die Advaita betrifft, konnte er keinen echten Zugang finden.

Das ist besonders klar in seinem Buch "Mystik, sakral und profan" zu erkennen, in der er sich ausführlich mit dem Zen auseinandersetzt, der zu der Zeit, als er es geschrieben hat, im Westen sehr im Vordergrund der Auseinandersetzungen innerhalb der Gesellschaft stand.

Das Buch kann man jedem empfehlen, der sich für solche Aspekte interessiert. Heute, wo die Besorgnis gerade über den Zen eher in den Hintergrund getreten ist, ist dies ganz besonders aufschlussreich.

Von mir persönlich weiß ich, dass ich wahrscheinlich trotz aller Bemühungen, nie die Lehren des Christentums in einer Veröffentlichung so erörtern könnte, dass sie für Christen nachvollziehbar wären - weil ich sie selbst nicht nachvollziehen kann.
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#13
"Nicht schlecht, aber auch nicht zutreffend" heisst, lieber Bion: nicht objektiv genug, aber auch kein "Verriss"...
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#14
(04-10-2010, 14:32)t.logemann schrieb: "Nicht schlecht, aber auch nicht zutreffend" heisst, lieber Bion: nicht objektiv genug, aber auch kein "Verriss"...

Das solltest Du einem renommierten Religionswissenschafter und ausgewiesenen Bahai-Experten nicht unterstellen.

Hutters Darstellungen sind mit Sicherheit besser fundiert und (weil unabhängig) objektiver als die deinen.
MfG B.
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#15
Zitat:Abdul-Baha hinterließ kein Testament.

Das stimmt so nicht. Was nach seinem Hinscheiden nicht ganz klar war, ob es sich nicht um eine Fälschung handelt von dem darin Begünstigtem.

Zitat:Vergleichbar mit den frühen Zeugen Jehova's und den Sieben-Tages-Adventisten lehrten sie "das unmittelbare Bevorstehen des Kommens des Qua'im", des "verschwundenen Iman" der der Legende und einigen Hadithen zufolge "den Gesandten nach Muhammad ankündigt".

Also als STA widerspreche ich da: Mit irgendwelchen islamischen Vorstellungen haben wir nichts am Hut.

Über die Lehre der Schaichiyya wissen Bahai in der Regel nichts und es interessiert sie auch nicht. Fakt ist, dass die Schaichiyya eine schiitische Bewegung ist die es bis heute gibt. Bis heute haben Bahai kein vollständiges Buch der Schaichiyya und des Babismus übersetzt.

Zitat:Später "ging" Baha'u'llah auch nicht einfach "in's Exil" - er wurde verbannt. In Istanbul existiert immer noch das Archiv des osmanischen Reiches, in dem die noch vorhandenen Orginaldokumente des letzten Sultans, Abdul'Aziz, aufbewahrt werden. Darunter befinden sich die Botschaften des persischen Shah bezüglich der Verbannung Baha'u'llah's zunächst nach Bagdad und später nach Konstantinopel - daraus geht eindeutig hervor, das die "Entfernung" Baha'u'llah's als Strafe gedacht war.

Das Exil war die Strafe für in Ungnade gefallene Adlige in solchen Gesellschaften. Ein normaler Untertan wäre hingerichtet worden. Letztlich schütze ihn sein Stand und Geld. Bis ans Lebensende.

Zitat:Obwohl Baha'u'llah anfangs freundlich aufgenommen wurde, war das Verhältnis zum Sultan aufgrund neidischer Intrigen der Höflinge schnell nicht besonders gut. Der Sultan vetraute seinen Hoflingen, die wiederum fürchteten die Verurteilung von Korruption und Günstlingswirtschaft durch Baha'u'llah, der in Konstantinopel schnell als Mann der Ehre und Aufrichtigkeit galt. Die Intrigen der Höflinge gingen soweit, dass Baha'u'llah schliesslich nach Adrainopel und dann nach Akko (Akka) verbannt wurde - in die schlimmste Gefängnisstadt des osmanischen Reiches. Das Tablet "Brief an des Sohn des Wolfes" von Baha'u'llah schildert die genauen Umstände. Jesper Asmusen hat das Buch sicher nicht gelesen.

Nicht die Intrigen, sondern das Weigern von Husain Ali den Anweisungen der osmanischen Regierung Folge zu leisten (z.B. Vorladungen zu folgen) und die gegenseitigen Mordanschläge zwischen Bahai und Babi.

Die Schönigung gewisser Umstände nennt man bei den Bahai Hikmat.

Zitat:Shoghi Effendi hinterlies kein Testament - vermutlich weil er mit seinem plötzlichen Tod (Herzinfarkt) nicht rechnete. Da von Baha'u'llah selbst verfügt wurde, das nur dann ein bevollmächtigter Hüter des Glaubens bestimmt ist, wenn dieser testamentarisch benannt wird, und dieser Hüter nicht zwangsläufig aus den Reihen der "Agsan" oder "Afnan" (Familienangehörigen des Bab und Baha'u'llah's) stammen muss, erhob ein damals hochrangiges Mitglied des Beraterteams den Anspruch der neue Hüter zu sein - er berief sich abweichend von der Baha'i-Lehre auf eine mündliche Aussage Shoghi Effendi's. Da keine schriftliche Anspruchsbestätigung vorlag und auch keine mündlichen Zeugen aufzutreiben waren, wurde der Anspruch auf Führerschaft einer Einzelperson zurück gewiesen und die Leitung des Glaubens in die Hände des damals schon gewählten Universalen Hauses der Gerechtigkeit gelegt.

Es war ein Grippe und Husain Ali verordnete eigentlich jedem seiner Anhänger ein Testament zu haben. Und das Universale Haus der Gerechtigkeit war zum Ableben von Shoghi Rabbani auch noch nicht gewählt, sondern erst Jahre später.

Allgemein war das alles sehr verwirrend für viele Bahai, selbst für den engen Kreis um Shoghi Rabbani herum. Aber heute wird so getan als ob alles klar gewesen sei. Das Problem trat in der Geschichte des Babismus von Anfang an auf und reicht bis heute. Nur gibt es seit über hundert Jahren keine Meuchelmorde mehr deshalb.

Zitat:Der nun ehemalige Baha'i, der den Anspruch auf Führerschaft erhob, gründete daraufhin die Bewegung der "Reform-Baha'i". Diese Bewegung ist heute hauptsächlich in den USA, Kanada und Indien vertreten.

Orthodoxe Bahai nennen die sich. Die Reform Bahai sind eine Abspaltung die den autoritären Führungsstil nicht mehr ertragen haben.
Setzt alles daran, durch die enge Tür einzutreten! Denn das sage ich euch: Viele werden versuchen einzutreten, und es wird ihnen nicht gelingen. (Lk 13,24)
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