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Strahlende Zukunft?
#1
Die Castorbehälter sind wie erwartet in Gorleben angekommen. Der Protest gegen die Atompolitik war überraschend friedlich; die leider "unvermeidbare" Anzahl der Chaoten hat nicht viel zu melden gehabt.

Die Sprecher/innen der Protestbewegung "stellten" der Polizeiführung insgesammt ein recht gutes "Zeugnis" aus, die Gewerkschaft der Polizei beklagte in einem bisher nicht gekannten Ausmass an Ehrlichkeit die unbestreitbare Tatsache, dass die Polizei bei solchen Einsätzen für die Fehler der Politik hinhalten muss.

Der Umweltminister wies darauf hin, dass man die Castorbehälter annehmen muss - weil es sich im Prinzip um die Reste des von uns längst verbrauchten Stroms handelt und wir durch bilaterale Verträge an die Annahme gebunden sind. Die Bürgerinitiativen weisen ebenfalls zu Recht darauf hin, das es soweit garnicht hätte kommen müssen, hätten die vergangenen Regierungen der letzten 40 Jahre sich der Problematik besser angenommen.

Und wie geht's jetzt weiter? Wird Gorleben schon alleine deswegen - ungeeignetes- Endlager, weil da schon ein paar Milliarden drinn "vergraben" wurden und bereits 90 Castorbehälter in einer Lagerhalle vor sich hin stehen? Und - beteidigt sich die Atomindustrie, die Stromkonzerne an den Kosten, die ja gerade erst durch die Laufzeitverlängerung mit reichlichen Milliardengewinnen zu rechnen haben? Und was würde wohl passieren, wenn das eine oder andere AKW die Lebensdauer von 40 Jahren nicht "übelebt" - und das nächste Tschernobyl Biblis oder Brunsbüttel heisst?

Weltweit gibt es kein Endlager für den strahlenden Müll - warum ist man dann nicht so vernünftig und stellt die Atomstromproduktion radikal ein - selbst um des Preises willen, das für begrenzte Zeit eben nur begrenzter Strom zur Verfügung steht?
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#2
Hallo, Thomas,

selbst wenn man sofort begänne, die Atommeiler vom Netz zu nehmen, würden noch von alten Brenngängen, und von denen, die in den nächsten Monaten dann noch anstünden, weiterhin "Abfall" produziert werden.

Wohin damit?!


Auf diese Frage habe ich jedenfalls noch keine Antwort erhalten...

Heute morgen im ARD-Frühstücksfernsehen wurde dazu Frau Künast interviewt, die sich ziemlich gewunden hat, weil sie selbst natürlich auch keine befriedigende Antwort weiss.

Wohin damit?!


Klar, jetzt soll es nach Russland. Super! Genau in das Land, das es mit der Kontrolle all dieser Dinge nie so genau genommen hat... Jaja, das ist wirklich eine perfekte Lösung.

Gruss

DE
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#3
Würde man heute alle AKW's abschalen - müsste man die Brennstäbe da lassen, wo sie sind... ist schizophren, aber Wirklichkeit...!

Solche Brennstäbe müssen für eine Million Jahre sicher aufbewahrt werden.... Und da gibt's nur eine Möglichkeit (nach heutigem Ermessen): In den Weltraum schiessen, Kurs Richtung Sonne... Da müsste man nur sicher sein können, dass die Rakete nicht beim Aufsteigen explodiert... sonst kommt das nächste Problem "geflogen"...:tard:
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#4
Mit dem LHC ein mini-schwarzes Loch erzeugen und rein damit.
Oder Nuklearmaterial den Terroristen überlassen, die haben bestimmt Verwendung dafür.
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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#5
An das LHC hab ich auch schon gedacht - aber wie kriegt man den Castor in die Röhre? Gibt ja weder Strasse noch Gleis da rein....:eusa_naughty:
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#6
Das Dilemma der Menschen die sich ernsthaft mit dem Problem beschäftigen
sieht man recht deutlich in der ZEIT von letzter Woche - auf S. 3 die Überlegung,
dass ein Weiterverwenden der bereits vorhandenen AKW dazu beitragen würde
den globalen Klimawandel zu verlangsamen, irgendwann 30 Seiten später Kurven
die zeigen, 'was die Betriebsverängerung [an radioaktiver Belastung] bringt' und
'wie lange der Abfall strahlt' - durchaus beängstigende Perspektiven...
Vor 45 Jahren war ich im Rahmen meiner Ausbildung beim Heer selbst an einem
Reaktor tätig - damals gab's unter Fachleuten keine Zweifel an der Beherrschbarkeit
der Technik - heute den Politikern den Vorwurf zu machen, dass sie damals nicht
wussten was heute Allen klar ist - nur ein schönes Beispiel dafür, dass gut gemeint
häufig das Gegenteil von gut ist... :icon_rolleyes:
() qilin
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#7
Tja, die Geschichte des Atomstroms ist schon interessant...

Marie Curie starb an radioaktiver Verstrahlung - dass für ihren Tod die seltsame, unerklärliche Strahlung, die durch den geschlossenen Plattenfotoapparat hindurch die Glasplatte belichtete verantwortlich war - wusste damals kein Mensch.

Hitler lies mit "schwerem Wasser" und "Atomspaltung" forschen und experimentieren - ein Glück, ein wahrer Seegen für die Menschheit dass der zweite Weltkrieg beendet war, bevor Hitler die Atombombe hat entwickeln lassen können. Immerhin muss das Hitlerregime ziemlich kurz davor gewesen sein... letztlich zündeten die Amerikaner den "liitle Man" und den "fat Man" - mit den bekannten Folgen für Hiroshima und Nagasaki.

Wie gefährlich die Strahlung nun wirklich war - brachten eigentlich erst die Atombombenexperimente der Amerikaner und der Russen zutage, die "rein experimentell" eigene Soldaten der Streustrahlung aussetzen.... In den sechzigern des letzten Jahrhundert (bis in die achtziger hinein) "lehrte" man, das im Falle eines Atomschlages es ausreicht, wenn man sich unter Bämken und Tischen versteckt, die Arme schützend über den Kopf hält - in der Bundeswehr ist das Lehrbeispiel überliefert:

"Stell'n se sich vor, die Russen zünden eine Bombe. Se ha'm nun 10 Sekunden Zeit vom LKW zu springen, sich in den Graben zu werfen, die Hände über'm Kopp zu verrenken - natürlich in voller Marschausrüstung. Üben se, meine Herren, anders überleben se nich...". Dieser befohlene Schwachsinn brachte einen meiner Freunde, damals Ausbilder beim Bund dazu, seinen Zeitvertrag nicht mehr zu verlängern...

Die behersschbare Kernspaltung erschien die Energieerzeugungsform der Zukunft zu sein. Millionen wurden als Subvention in den Aufbau der AKW's gesteckt - das, womit heute dank Laufzeitverlängerung der Profit gemacht wird, ist zu grossen Teilen aus Steuermitteln schon mal vorfinanziert worden (weiss heute auch kaum ein Mensch). Nur die Sache mit dem radioaktiven Abfall..... da kam dann die Idee des schnellen Brüters auf: Abgebrannte Kernelemente aufbereiten und nochmal nutzen - ein "schöner" Recyclingsgedanke in einer Zeit, in der Recycling aus Altpapier-sammeln zur Taschengeldaufbesserung für Kinder bestand... Dummerweise war die Strahlung dieser Elemente 10mal gefährlicher, und dummerweise lassen sich aus solchen aufgearbeiteten Brennstäben auch gut Atomwaffen herstellen.... Nun ja, Kalkar wurde - übrigends durch militanten Bürgerprotest - Gott sei Dank gestoppt.

Tja, und nun......?
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#8
(09-11-2010, 19:42)Der-Einsiedler schrieb: selbst wenn man sofort begänne, die Atommeiler vom Netz zu nehmen, würden noch von alten Brenngängen, und von denen, die in den nächsten Monaten dann noch anstünden, weiterhin "Abfall" produziert werden.

richtig

atommüll ist da. eine sachgerechte endlagerung (von technischen utopien wie der rückstandslosen transmutation sehe ich jetzt einmal ab) muß gefunden werden, und irgendeine region in d wird ein endlager "ertragen müsen"

die proteste richten sich hier gegen die politisch gewollte und nicht sachlich vorgegebene basta-entscheidung "zugunsten" gorlebens. alles gerede von "ergebnisoffenem probebergbau" bleibst unglaubwürdig, solange alternativen noch nicht mal ins auge gefaßt werden. von den erfahrungen mit der lagerung von atomüll im salz in der asse ganz zu schweigen

und natürlich gegen die tatsache, daß der dem rotgrünen atomkompromiß folgende schwarzgelbe atomkniefall angesichts der bekannten problematik diese noch um ein mengenproblem verschärft

(09-11-2010, 19:42)Der-Einsiedler schrieb: Klar, jetzt soll es nach Russland. Super! Genau in das Land, das es mit der Kontrolle all dieser Dinge nie so genau genommen hat... Jaja, das ist wirklich eine perfekte Lösung.

auch wenn geschlossene verträge das "hergäben", es wäre ein menschenverachtender zynismus, der allen beteuerungen über einen verantwortungsvollen umgang mit den geistern hohn spricht, die wir ("wir" in welcher bedeutung auch immer) nun mal gerufen haben
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
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#9
Theoeretisch gäb's ja wenigstens Lösungen für eine halbwegs sichere Zwischenlagerung: Einschmelzen des Mists in Glas mit Bleizusatz, Umhüllen mit V4A (das ist seewasserfester Edelstahl), das Ganze nochmals mit einem Mantel aus Metallkeramik versehen (gebrannter Ton mit Metallanteilen) - und dann kann man das sogar 40 Jahre im Toten Meer lagern... ohne dass was rostet (siehe Asse).

Abgesehen davon dass das teuer ist - "löst" das nur einen kleinen Teil des Problems. Das grösste Problem ist es, ein sicheres Endlager für eine Million Jahre zu finden....
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#10
(09-11-2010, 22:40)t.logemann schrieb: Hitler lies mit "schwerem Wasser" und "Atomspaltung" forschen und experimentieren - ein Glück, ein wahrer Seegen für die Menschheit dass der zweite Weltkrieg beendet war, bevor Hitler die Atombombe hat entwickeln lassen können. Immerhin muss das Hitlerregime ziemlich kurz davor gewesen sein...

sorry, wenn ich mich da als ingenieur einmische

das ist legende. heisenbergs natururan- reaktoranordnung in haigerloch konnte nie auch nur in die nähe der kritikalität gebracht werden, während fermi bereits seit 1942 im chicago pile plutonium erbrütete. mit einer unkontrollierten kernspaltung (atombombe) hatte das ding nichts zu tun
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#11
...deswegen hab' ich das Wort "Atomspaltung" im Bezug auf Hitler auch in "" gesetzt - das Heisenberg keine kritische Masse erzeugte wusste ich. Aber das der "nur" mit Natururan (in Deutschland) expertimentierte - ist mir neu (man lernt nicht aus...).
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#12
(09-11-2010, 23:39)t.logemann schrieb: ...deswegen hab' ich das Wort "Atomspaltung" im Bezug auf Hitler auch in "" gesetzt

du hast vor allem gesagt, "bevor Hitler die Atombombe hat entwickeln lassen können. Immerhin muss das Hitlerregime ziemlich kurz davor gewesen sein..."

und das ist legende

weder heisenberg noch hitler oder sein regime waren kurz davor, die atombombe zu entwickeln

was nun aber die us natürlich nicht wissen konnten, siehe auch "heisenberg-bohr-mißverständnis"

(09-11-2010, 23:39)t.logemann schrieb: das Heisenberg keine kritische Masse erzeugte wusste ich. Aber das der "nur" mit Natururan (in Deutschland) expertimentierte - ist mir neu (man lernt nicht aus...).

natürlich auch mit schwerem wasser, denn ohne diesen moderator funktioniert ein natururan-raktor nicht
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#13
siehste, mein lieber verstehender Petronius - so kommen Missverständnisse zusammen:

"nur" in meinem Beitrag bezog sich auf's Natururan, nicht aber auf das "schwere Wasser" - das man das als Moderator braucht, ist selbst mir armen kleinem Schlosser klar...:icon_cheesygrin:
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#14
(09-11-2010, 23:22)petronius schrieb:
(09-11-2010, 19:42)Der-Einsiedler schrieb: Klar, jetzt soll es nach Russland. Super! Genau in das Land, das es mit der Kontrolle all dieser Dinge nie so genau genommen hat... Jaja, das ist wirklich eine perfekte Lösung.

auch wenn geschlossene verträge das "hergäben", es wäre ein menschenverachtender zynismus, der allen beteuerungen über einen verantwortungsvollen umgang mit den geistern hohn spricht, die wir ("wir" in welcher bedeutung auch immer) nun mal gerufen haben

Ja, so sehe ich das auch, Petronius.

Nur einfach deshalb, weil ich in letzter Zeit manchmal nicht verstanden worden bin (rein sprachlich): Mein obiger Text war ironisch, um nicht zu sagen zynisch-gallig gemeint...

Schönen Gruss

DE
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#15
(10-11-2010, 00:02)t.logemann schrieb: siehste, mein lieber verstehender Petronius - so kommen Missverständnisse zusammen:

"nur" in meinem Beitrag bezog sich auf's Natururan, nicht aber auf das "schwere Wasser" - das man das als Moderator braucht, ist selbst mir armen kleinem Schlosser klar...:icon_cheesygrin:

und worin soll das mißverständnis bestanden haben?

daß es damals auch anderes als natururan, z.b. angereichertes (wie für moderne leichtwasserreaktoren notwendig) gegeben habe?

aber bevor weitere mißverständnisse aufkommen, will ich mich selber korrigieren:

ohne schweres wasser funktioniert ein wassermoderierter natururan-reaktor nicht. natürlich kann man auch auf wasser als moderator überhaupt verzichten und z.b. graphit dafür hernehmen, wie eben im chicago pile, in den britischen magnox-reaktoren oder den rbmks a ala tschernobyl
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