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Kommunikationsquadrat
#1
Der Psychologe Schulz von Thun hat ein Kommunikationsmodell aufgestellt.
Eine Nachricht enthält nach seinem Kommunikationsquadrat vier Botschaften:
-Sache (Daten und Fakten)
-Selbstkundgabe (was der Sprecher von sich selbst kundgibt)
-Beziehung (wie der Sender zum Empfänger steht und was er von ihm hält)
-Appell (was der Sender beim Empfänger erreichen möchte)

Nur so als Denkanstoß, wenn man sich fragt, warum so manche Diskussion so hitzig abläuft. :icon_rolleyes:
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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#2
Ja, IMHO ganz wichtige Aspekte jeder Kommunikation, es ist allerdings in fast allen Fällen nur der erste wirklich offenkundig (umsomehr hier, wo ausschließlich schriftlich, zeitverzögert und mehr oder weniger anonym kommuniziert wird), die anderen nur gefühlsmäßig zu erfassen. Zusätzlich ist noch problematisch, dass z.B. ein Materialist und ein Idealist völlig verschiedener Meinung sind, was denn eigentlich Sache ist. Als Denkanstoß und Diskussionsthema jedenfalls wertvoll; trotzdem bezweifle ich ein wenig, dass der Ansatz praktisch hier viel Ergebnis bringt...
() qilin
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#3
Auch hier Thema verschoben, da auch das Kommunikationsquadrat kein philosophisches, sondern ein soziales Thema ist, da eines aus der Psychologie und Soziologie.
Gruß
Motte

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#4
Dieses Quadrat betrachte ich wirklich eher als Anstoß, denn als Faktum. Im Grunde durchläuft alles was ein mensch kommuniziert dieses Quadrat, aber es ist nicht nachweisbar, sondern eine Sache der Interpretation. ich kann meinen Gegenüber nicht darauf festtackern, dass er mich zb auf der Appellebene beleidigt oder bevormundet hat, dann wird er wohl antworten, dass das ganz anders gemeint sei und das ist ja das Problem und in einem Forum noch weniger gut einzustufen. Man könnte hier viel eher einführen, dass diese Beziehungsebenen erstmal komplett ausgenommen werden müssen und wenn man sie in etwas geschriebenes hineininterpretiert, man den anderen erst danach fragen solte. Aber auch das ist hier wenig durchführbar.
Gruß
Motte

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#5
Das ist hier das Problem des geschriebenen Wortes. Als Beispiel:

Du schriebst das Wörtchen "Appellebene". Korrekt, richtig - als alter "Hesse" kann ich das aber auch als "Appelebene" lesen, mich fragen "hat die sich vertippt - will die mich veräppeln" - und schon ist der grösste Knatsch da....
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#6
Da wird man dann wohl nachfragen müssen, wenn man an einer Diskussion und nicht an einem Streit interessiert ist, denn genau darauf sollte es ja nicht hinaus laufen.
Etwas emotional negativ aufzunehmen bringt mich weder persönlich weiter, noch bringt es die Diskussion weiter. Wer also am Thema wirklich interessiert ist wird nachfragen, um sicher zu gehen, dass derjenige etwas wirklich beleidigend gemeint hat, ob es sich um einen Vertipper handelt, oder ob man selbst etwas nicht richtig verstanden hat.
Wer sich direkt beleidigt zurück zieht oder losschimpft, kann an einer fruchtbaren Diskussion nicht sonderlich interessiert sein. Aufgrund dessen ist Diskussion mit Streitsüchtigen auch von vornherein sinnlos.
Gruß
Motte

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#7
(15-12-2010, 01:08)humanist schrieb: Der Psychologe Schulz von Thun hat ein Kommunikationsmodell aufgestellt.
Eine Nachricht enthält nach seinem Kommunikationsquadrat vier Botschaften:
-Sache (Daten und Fakten)
-Selbstkundgabe (was der Sprecher von sich selbst kundgibt)
-Beziehung (wie der Sender zum Empfänger steht und was er von ihm hält)
-Appell (was der Sender beim Empfänger erreichen möchte)

Nur so als Denkanstoß, wenn man sich fragt, warum so manche Diskussion so hitzig abläuft. :icon_rolleyes:


Ich gehe die einzelnen Punkte mal ein bisschen durch.

Meines Erachtens kann dieses Kommunikationsquadrat sehr wohl sondieren helfen, was in einer Forumdiskussion abläuft. Es geht hier ja nicht darum, einzelne User konkret zu sezieren, sondern nur jedem User selber bewusst zu machen, dass er - eventuell ungewollt - auf vier Ebenen gleichzeitig kommuniziert.

Es geht hier also rein theoretisch ab. Hoffe ich jedenfalls. Der Thread sollte nicht genutzt werden, um User X endlich mal das um die Ohren zu hauen, was er ihm immer schon mal um die Ohren hauen wollte.

Ich zitier jetzt mal einen kleinen Abschnitt Erläuterung, der auf der Website von Schulz von Thun selber steht - er unterscheidt sich nicht sehr von dem obenstehenden Kommunikationsquadrat, ist aber ein bisschen deutlicher:

Zitat:Wenn ich als Mensch etwas von mir gebe, bin ich auf vierfache Weise wirksam. Jede meiner Äußerungen enthält, ob ich will oder nicht, vier Botschaften gleichzeitig:

* eine Sachinformation (worüber ich informiere) - blau
* eine Selbstkundgabe (was ich von mir zu erkennen gebe) - grün,
* einen Beziehungshinweis (was ich von dir halte und wie ich zu dir stehe) - gelb,
* einen Appell (was ich bei dir erreichen möchte) - rot.

*http://www.schulz-von-thun.de/mod-komquad.html


Ich nehme mal zuerst den zweiten Punkt.
Auch hier im Forum teilt User A den anderen Mitfusern unfreiwillig eine Menge über sich selber mit. ->

gegen wen er sich einschießt, wem er mit Sympathie oder Antipathie begegnet, wem er Fehler eher verzeiht und wem weniger - all dies (und noch viel mehr) spricht Bände über ihn.
Selbst der Versuch, eine bestimmte Rolle im Forum zu spielen, entlarvt sich irgendwann einmal, und auch das sagt viel über ihn aus.

Punkt 3 ist in Foren noch deutlicher das täglich Brot. Ständig zeigt man - oft unfreiwillig - durch Stil und Schreibton, was man von dem anderen hält. Selbst wenn man sich bemüht, sachlich zu sein, kann gerade an dieser bewussten Sachlichkeit erkenntbar sein, dass man sich da zusammenreißt - während der selbe User anderen gegenüber schon mal herzlich oder locker sein kann.

Punkt 4 behandelt das, welche Art Einfluss man auf den anderen nehmen will.
Meines Erachtens hängt das eng mit Punkt 2 und 3 zusammen. Aber das lasse ich erst mal offen.

Punkt 1 ist oft vom Anspruch her der wichtigste: man will eine Information geben, zum Beispiel über eine Erkenntnis, die man gewonnen hat.
Dieser Punkt aber ist gerade in einem Forum von den anderen drei Punkten nicht selten überlagert: man will den anderen mit seiner Erkenntnis ausbooten, man will sich selber als überlegen darstellen, um man will Einfluss oder Macht über den anderen gewinnen.


Soweit ins Unreine. Wie seht Ihr das?
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#8
1.Zunächstmal stellt sich die Frage, ob User "A" auch hier und immer unfreiwillig Informationen über sich selbst preisgibt.

Im Allgemeinen geht man von der "Unfreiwilligkeit" aus, weil im, Allgemeinen bekannt ist, das man - entsprechende Suchmechanismen und Suchkriterien vorausgesetzt - nirgendswo soviel über einen Menschen erfahren kann - wie im Internet. Allerdings kann dieser Nachteil Internets auch zum Vorteil verwandelt werden - in dem durch die freiwillige Preisgabe persönlicher Information der User auch dokumentiert: "Seht her, ich hab nichts (oder nichts mehr) zu verbergen".

Eine solche Ebene müsste eigentlich die Kommunikation entspannen - sollte man meinen. Das dies nicht oder nicht immer der Fall ist, könnte daran liegen dass den Mitusern "soviel Ehrlichkeit" schon alleine deshalb "fragwürdig" erscheint, weil sie sich durch diese individuelle Ehrlichkeit nicht in die Rolle "gedrängt" sehen wollen, selbst ehrlicher bezüglich der eigenen Persönlichkeit bzw. des Einbringens der eigenen Persönlichkeit zu sein.

Völlig ausser Acht bleibt dabei die Wechselwirkung zu Punkt 4 - und die Frage, ob die bewusste Preisgabe persönlicher Information nun "Appell" ist - oder einer Grundhaltung der diskutierenden Persönlichkjeit ohne jeglichen Appellcharakter ist.

2. Die Frage nach Sympathie und Antipathie lässt sich nicht vom subjektiven, individuellen Hintergrunds des Users trennen. Denn die eigenen Erfahrungen, sowohl im "realen Leben" als auch in der "virtuellen Welt" sind der einzigste Masstab der über Sympathie oder Antipathie gegenüber anderen Positionen entscheidet. Die sachbezogene Diskussion kann dann u.U. Sympathie oder Antipathie verstärken - alleine durch Satzbau, Wortwahl und Stil der geschriebenen Beiträge. Letztlich führt das dann dazu, das man die Beiträge eines anderen Users entweder nur deswegen anklickt, weil man diesen User besonders sympathisch findet, oder aber weil man die "Gelegenheit" nutzen will, dem als unsympathisch empfundenen User "mal wieder richtig eins überzubraten". Beide Mechanismen können für ein Forum "tödlich" sein; bei "Friede, Freude, Butterkuchen" besteht irgendwann kein echter Kommunikationsbedarf, weil man sich "im Prinzip" durch die empfundene gegenseitige Sympathie "eh einig" ist, bei "andauernden Streitgesprächen" ist man der ständigen Streiterei irgendwann mal müde. Nur sehr selten treffen sich mehrheitlich in einem Forum Persönlichkeiten, die zwar unterschiedlicher Meinung sind, diese auch in der Diskussion offenlegen, sich aber gleichzeitig -vielleicht gerade wegen der Unterschiedlichkeit und der Art der Offenlegung - mit Respekt und Freundschaft behandeln.

3. Soziologisch gesehen ist der Mensch ein Herdentier. Und wie das in Herden so üblich ist, gibt's ein "Alphatier" dass "den Ton angibt". Alle anderen Mitglieder der Herde haben sich diesem Alphatier unterzuordnen - oder werden aus der Herde ausgeschlossen. Trotz der unzweifelhaft erworbenen positiven soziologischen Errungenschaften - Stichwort Demokratie - die die "Menschenherde" von einer Herde Elefanten, Rinder, Schafe oder einer Pavianherde unterscheidet, bewahrheitet sich eine alte, bittere Erkenntnis auch in der "menschlichen Forumsherde": Gib den Menschen Macht - und Du siehst wie sie sind.

Die "Macht" kann dabei vielfältig ausgeübt werden; es kann die Macht der Sprache sein, es kann die Macht der Organisationsform sein, es kann die Macht der Polemik und der -auch subtilen- Manipulation sein. Diese Macht kann sowohl gezielt, beabsichtigt ausgeübt werden, wie auch unbeabsichtigt, ungewollt. Unabhängig der persönlichen Intension beeinflusst sie jedoch Punkt 3, die Beziehung zwischen Diskussionspartnern.
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#9
(18-12-2010, 22:04)Karla schrieb: Auch hier im Forum teilt User A den anderen Mitfusern unfreiwillig eine Menge über sich selber mit. ->

gegen wen er sich einschießt, wem er mit Sympathie oder Antipathie begegnet, wem er Fehler eher verzeiht und wem weniger - all dies (und noch viel mehr) spricht Bände über ihn.
Selbst der Versuch, eine bestimmte Rolle im Forum zu spielen, entlarvt sich irgendwann einmal, und auch das sagt viel über ihn aus.

Punkt 3 ist in Foren noch deutlicher das täglich Brot. Ständig zeigt man - oft unfreiwillig - durch Stil und Schreibton, was man von dem anderen hält. Selbst wenn man sich bemüht, sachlich zu sein, kann gerade an dieser bewussten Sachlichkeit erkenntbar sein, dass man sich da zusammenreißt - während der selbe User anderen gegenüber schon mal herzlich oder locker sein kann.

Punkt 4 behandelt das, welche Art Einfluss man auf den anderen nehmen will.
Meines Erachtens hängt das eng mit Punkt 2 und 3 zusammen. Aber das lasse ich erst mal offen.

Punkt 1 ist oft vom Anspruch her der wichtigste: man will eine Information geben, zum Beispiel über eine Erkenntnis, die man gewonnen hat.
Dieser Punkt aber ist gerade in einem Forum von den anderen drei Punkten nicht selten überlagert: man will den anderen mit seiner Erkenntnis ausbooten, man will sich selber als überlegen darstellen, um man will Einfluss oder Macht über den anderen gewinnen.


Soweit ins Unreine. Wie seht Ihr das?

ich seh das so, daß einem das (was andere meinen, über einen selbst zu erkennen) entweder wurscht ist oder man vor lauter bedenkenträgerei am besten gar nix mehr sagt, um sich schlaflose nächte ("was denken die anderen wohl über mich?") und magengeschwüre zu ersparen
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#10
....oder man "stellt sich auf die Hinterfüsse und sagt: Ich lass' mir doch von Euch meine Individualität nicht zerstören...."
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#11
(19-12-2010, 16:28)petronius schrieb: ich seh das so, daß einem das (was andere meinen, über einen selbst zu erkennen) entweder wurscht ist oder man vor lauter bedenkenträgerei am besten gar nix mehr sagt, um sich schlaflose nächte ("was denken die anderen wohl über mich?") und magengeschwüre zu ersparen


Ich denke, das Kommunkationsquadrat soll dazu dienen, die Kommunkation in dem Sinne zu verbessern, dass man lernt, den anderen besser zu verstehen.
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#12
(19-12-2010, 20:48)Karla schrieb: Ich denke, das Kommunkationsquadrat soll dazu dienen, die Kommunkation in dem Sinne zu verbessern, dass man lernt, den anderen besser zu verstehen.

und dazu soll man darauf lauern, daß, und darüber spekulieren, wie sich der andere dadurch unfreiwillig entblößt, "gegen wen er er sich einschießt, wem er mit Sympathie oder Antipathie begegnet, wem er Fehler eher verzeiht und wem weniger" usw.?

ich weiß nicht, ob solches mißtrauen der kommunikation und dem gegenseitigen verstehen wirklich dienlich ist
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#13
(20-12-2010, 00:35)petronius schrieb: ich weiß nicht, ob solches mißtrauen der kommunikation und dem gegenseitigen verstehen wirklich dienlich ist


Seltsam, wie Du das missverstehst. Es geht darum - um es mal etwas grob zusammenzufassen - die eigenen Scheuklappen zu erkennen, die einen daran hindern, den anderen zu verstehen.
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#14
das kann dann aber schon tiefenpsychologischen Charakter annehmen - [i]wenn[i] jemand in seiner Kindheit beispielsweise in der Klosterschule geqäult wurde und im Erwachsenenalter dann - völlig verständlich - alles was mit Religion auch nur im entferntesten Sinne zutun hat, bewusst oder unbewusst negiert.

Da hilft dann auch kein Kommunikationsquadrat mehr um Scheuklappen abzubauen...
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#15
(20-12-2010, 01:32)t.logemann schrieb: Da hilft dann auch kein Kommunikationsquadrat mehr um Scheuklappen abzubauen...


Wenn man sich selber überhaupt nicht mehr kritisch sehen kann, seine eigenen vieldimensionalen Prozesse nicht wahrnehmen kann, dann hilft freilich auch das beste Buch über Kommunkation nicht, denke ich auch.

Aber sollte man deshalb diesen Thread hier löschen?
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