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Islamisches Zinsverbot
#1
Im Bürgerlichen Gesetzbuch steht geschrieben:
(1) Eine Geldschuld ist während des Verzugs zu verzinsen. Der Verzugszinssatz beträgt für das Jahr fünf Prozentpunkte über dem Basiszinssatz.
(2) Bei Rechtsgeschäften, an denen ein Verbraucher nicht beteiligt ist, beträgt der Zinssatz für Entgeltforderungen acht Prozentpunkte über dem Basiszinssatz.
(3) Der Gläubiger kann aus einem anderen Rechtsgrund höhere Zinsen verlangen.
(4) Die Geltendmachung eines weiteren Schadens ist nicht ausgeschlossen.
(§ 288 BGB)

Kaufmann Mohammed – Gottes Segen über Ihn – jedoch prophezeite:
Die Zins verschlingen, stehen nicht anders auf, als einer aufsteht, den Satan mit Wahnsinn geschlagen hat. Dies, weil sie sagen: «Handel ist gleich Zinsnehmen», während Allah doch Handel erlaubt und Zinsnehmen untersagt hat. Wer also eine Ermahnung von seinem Herrn bekommt und dann verzichtet, dem soll das Vergangene verbleiben; und seine Sache ist bei Allah. Die aber rückfällig werden, die sind des Feuers Bewohner; darin müssen sie bleiben. Allah wird den Zins abschaffen und die Mildtätigkeit mehren. Und Allah liebt keinen, der ein hartnäckiger Ungläubiger, ein Erzsünder ist. (Koransure 2,275-276)
(vgl. auch Sure 3,130)

Was sagt Ihr dazu?
#2
Salam Tiger,

das Zinsnehmen ist genauso wie wenn ein Fürst einen unfruchtbaren Baum in seinen Garten pflanzen lässt und von den Gärtnern verlangt, jedes Jahr Früchte an die Äste zu kleben....
#3
(25-12-2010, 13:43)t.logemann schrieb: Salam Tiger,

das Zinsnehmen ist genauso wie wenn ein Fürst einen unfruchtbaren Baum in seinen Garten pflanzen lässt und von den Gärtnern verlangt, jedes Jahr Früchte an die Äste zu kleben....

Salam, lieber t.logemann,
kannst Du mir das Gleichnis erklären?
Symbolisieren der unfruchtbare Baum den Fürsten, der keine Leistung bringt und die Früchte, die man an ihn klebt, das Geld in Form von Zinsen, die er einnimmt? Oder meinst Du was anderes damit?
#4
Dumme Frage eines blutigen Laien, der vom Geldgeschäft
nicht versteht -

Es gibt ja vermutlich auch in islamischen Ländern Banken.
Wenn die Zinsen weder einnehmen noch welche geben -
wie finanzieren sie sich dann - vom Segen Allahs :question:
() qilin
#5
Das Geld selbst - ist ein unfruchtbarer Baum. Aus sich heraus kann Geld keine Früchte tragen; es ist lediglich nein Tauschmittel - so wie man früher Waren gegen Waren getauscht hat, so wird heute mit dem Masstab Geld gegen Ware getauscht.

Nun können sich Waren vermehren - Getreide kann ausgesäät werden und aus einem Saatkorn können 6 oder 12 neue Körner an einem Halm wachsen, eine Schafherde kann sich vermehren, eine Kuh bringt nicht alleine Fleisch, sondern auch Kälbchen und Milch. Durch die "Grundlagen" Getreide, und Viehwirtschaft "vermehren sich" auch die Produkte - Brot, Käse, Johurt, Fleisch etc. Bei Geld alleine - geht das nicht. Wenn Du einen 5 € Schein in den Boden steckst - verrottet der irgendwann, es wächst aber kein zweiter 5 € Schein oder ein Bäumchen mit Centstücken daran...

Die islamische Wirtschaft basiert auf dem Grundgedanken der Produktvermehrung. Den islamischen Banken ist völlig klar, das Geld sich nicht automatisch vermehrt; andererseits müssen die ja auch ihre Kosten 'reinbringen und wollen ja auch Gewinn haben. Da Muhammad das Zins-nehmen verboten hat, machen islamische Banken das anders: Wenn Du zu einer islamischen Bank gehst und einen Kredit für ein Haus haben willst, dann kauft die Bank das Haus und verkauft es anschliessend mit einem geringen Aufschlag an Dich weiter - wie jeder Händler im Basar, der mit Waren handelt auch. Wenn Dein Haus -sagen wir mal - 100.000 € kostet, verkauft Dir die Bank das Haus für 120.000 €, hat somit 20.000 € Gewinn gemacht ohne deshalb Zinsen zu nehmen.

Völlig anders die nicht-islamischen Banken: Die geben Dir einen Kredit, und der wird für 20 oder 30 Jahre verzinst. Dann zahlst Du monatlich erstmal die Zinsen ab, erst wenn die Zinsen bezahlt sind wird die Grundschuld abgetragen. Und das kann dann dazu führen, dass Du 10 oder 15 Jahre in Deinem Haus wohnst, dann arbeitslos wirst, theoretisch schon 80.000 € zurückgezahlt hast, die Banmk Dir aber sagt: "Davon musst Du 40.000 € an Zinsen wegrechnen - ist unser Gewinn". Du bist arbeitslos, Dein Haus wird von der Bank zwangsversteigert, Du ziehst mit Deiner Familie in's Obdachlosenheim - und darfst wegen der Zinsberechnung Dein Leben lang "Schulden bei der Bank bezahlen", obwohl Dein Haus längst nicht mehr Dir gehört.... Du bist dann der Gärtner, der die Früchte an den unfruchtbaren Baum - die Bank - klebt...
#6
(25-12-2010, 14:11)qilin schrieb: Dumme Frage eines blutigen Laien, der vom Geldgeschäft
nicht versteht -

Es gibt ja vermutlich auch in islamischen Ländern Banken.
Wenn die Zinsen weder einnehmen noch welche geben -
wie finanzieren sie sich dann - vom Segen Allahs :question:

Salam Qilin,
im islamischen Bankwesen (Islamic Banking) gilt das allgemeine Zinsverbot (Riba).
Ich weiß auch nicht, wie diese Banken ihr Geld verdienen. Vielleicht, weil Allah sie mit Erdöl reichgemacht hat, da sie seine Gesetze einhalten.
Wenn Du mir nicht glaubst, kannst Du bei Wikipedia unter dem Begriff "Islamisches Bankwesen" nachlesen, dass islamische Banken keinen Zins einnehmen dürfen.
Leider darf ich den Link von Wikipedia hier nicht einfügen, weil Fremdverlinkungen hier im Forum verboten sind.
Handel ist erlaubt, aber Zinsnehmen und Zinsgewähren sind bei islamischen Banken verboten.
Auch Glücksspiele, Prostitution, Pornografie, Herstellung von Alkohol und Wucher sind verboten.
#7
(25-12-2010, 14:45)the_tiger schrieb: Wenn Du mir nicht glaubst, kannst Du bei Wikipedia unter dem Begriff "Islamisches Bankwesen" nachlesen, dass islamische Banken keinen Zins einnehmen dürfen.
Leider darf ich den Link von Wikipedia hier nicht einfügen, weil Fremdverlinkungen hier im Forum verboten sind.

Das stimmt so nicht - nur anklickbare Links sind unerwünscht; de.wikipedia.org/wiki/Islamisches_Bankwesen kannst Du also z.B. jederzeit hier 'reinstellen, http:// kann JedeR selbst ergänzen...
() qilin
#8
(25-12-2010, 14:15)t.logemann schrieb: Wenn Dein Haus -sagen wir mal - 100.000 € kostet, verkauft Dir die Bank das Haus für 120.000 €, hat somit 20.000 € Gewinn gemacht ohne deshalb Zinsen zu nehmen.

Dann gehört das Haus also der Bank, und ich muss es in Raten abzahlen, wenn ich das richtig verstehe. Wenn ich hier arbeitslos werde und meine Raten nicht bezahlen kann - wo liegt dann der Unterschied zur 'ungläubigen' Bank - bin ich da nicht in genau der gleichen Lage? Eusa_think
() qilin
#9
(25-12-2010, 13:29)the_tiger schrieb: Was sagt Ihr dazu?

auch den christen waren zinsgeschäfte verboten, weshalb man das den juden überlassen hat (und ihnen gleichzeitig die ausübnung eines produzierenden geewrbes untersagt hat)

"entschuldet" haben sich die braven christen durch mehr oder weniger regelmäßige judenpogrome, bei denen dann mit den häusern und menschen auch die schuldscheine verbrannt sind

was sagst du dazu?


der bereich der geldwirtschaft war schon immer ein bevorzugter tummelplatz religiöser scheinheiligkeit
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
#10
(25-12-2010, 15:41)petronius schrieb:
(25-12-2010, 13:29)the_tiger schrieb: Was sagt Ihr dazu?

auch den christen waren zinsgeschäfte verboten, weshalb man das den juden überlassen hat (und ihnen gleichzeitig die ausübnung eines produzierenden geewrbes untersagt hat)

"entschuldet" haben sich die braven christen durch mehr oder weniger regelmäßige judenpogrome, bei denen dann mit den häusern und menschen auch die schuldscheine verbrannt sind

was sagst du dazu?


der bereich der geldwirtschaft war schon immer ein bevorzugter tummelplatz religiöser scheinheiligkeit

Auch im Judentum ist es verboten, von seinem Bruder Zinsen zu nehmen. Im Alten Testament steht nämlich:
Du darfst von deinem Bruder keine Zinsen nehmen: weder Zinsen für Geld noch Zinsen für Getreide noch Zinsen für sonst etwas, wofür man Zinsen nimmt. (Buch Deuteronomium 23,20)

Alle Menschen auf der Welt sind aber miteinander verwandt und wir alle sind Brüder und Schwester.

Mod. Anm. Bion: Durchgehende Fettschrift auf Normalschrift zurückgestellt!
#11
(25-12-2010, 15:51)the_tiger schrieb: Auch im Judentum ist es verboten, von seinem Bruder Zinsen zu nehmen. Im Alten Testament steht nämlich:
Du darfst von deinem Bruder keine Zinsen nehmen: weder Zinsen für Geld noch Zinsen für Getreide noch Zinsen für sonst etwas, wofür man Zinsen nimmt. (Buch Deuteronomium 23,20)

Nicht nur in Dtn 23, 20, sondern u.a. auch in Ex 22, 24, Lev 25, 36 ist das Zinsverbot festgehalten.

(25-12-2010, 15:51)the_tiger schrieb: Alle Menschen auf der Welt sind aber miteinander verwandt und wir alle sind Brüder und Schwester.

Das ist Deine Interpretation.

"Wenn Du Geld verleihst an einem aus meinem Volk…" heißt es in Ex 22, 24, was überwiegend so verstanden wurde (und wird), dass Zinsgeschäfte (nur) unter Juden nicht zulässig sind.
MfG B.
#12
(25-12-2010, 15:18)qilin schrieb:
(25-12-2010, 14:15)t.logemann schrieb: Wenn Dein Haus -sagen wir mal - 100.000 € kostet, verkauft Dir die Bank das Haus für 120.000 €, hat somit 20.000 € Gewinn gemacht ohne deshalb Zinsen zu nehmen.

Dann gehört das Haus also der Bank, und ich muss es in Raten abzahlen, wenn ich das richtig verstehe. Wenn ich hier arbeitslos werde und meine Raten nicht bezahlen kann - wo liegt dann der Unterschied zur 'ungläubigen' Bank - bin ich da nicht in genau der gleichen Lage? Eusa_think

Nein, da das bisher Gezahlte als Anzahlung gesehen wird, die du, wenn du nicht mehr zahlen kannst, zum größten teil zurückerhältst,..die bank kassiert dann wieder ihr Eigentum-das Haus- ein
Aut viam inveniam aut faciam
#13
@the_tiger:

Ich selbst habe den Koran noch nicht in einem umfassenden Maße studiert; inwiefern gilt die Übertragung des Wortes "Zins" in diesem Zusammenhang als gesichert? (Ich nehme an, daß Du des Arabischen mächtig bist). Mir wurde vor Jahren die Übersetzung Max Hennings als sehr akurat empfohlen.
Ich frage mich allerdings in diesem Kontext, wie genau es die islamischen Banken mit Sure 2, 280 nehmen, ich zitiere:
"Wenn jemand in (Zahlungs-)Schwierigkeit ist, so übt Nachsicht, bis es ihm leichtfällt; schenkt ihr's jedoch als Almosen, so ist's besser für euch, so ihr es wisset."
“I love to play with kids; they’re easy to cheat and fun to beat.” –Fran Lebowitz
#14
(25-12-2010, 17:01)Franziskus schrieb: ... inwiefern gilt die Übertragung des Wortes "Zins" in diesem Zusammenhang als gesichert?...

Mir wurde vor Jahren die Übersetzung Max Hennings als sehr akurat empfohlen.

Ich frage mich allerdings in diesem Kontext, wie genau es die islamischen Banken mit Sure 2, 280 nehmen, ich zitiere:
"Wenn jemand in (Zahlungs-)Schwierigkeit ist, so übt Nachsicht, bis es ihm leichtfällt; schenkt ihr's jedoch als Almosen, so ist's besser für euch, so ihr es wisset."

Hier die Übersetzung von Rudi Paret:

Sure 2, 278-280

278 Ihr Gläubigen! Fürchtet Gott! Und lasst künftig das Zinsnehmen bleiben, wenn (anders) ihr gläubig seid!

279 Wenn ihr (es) nicht tut, dann sei euch Krieg angesagt von Gott und seinem Gesandten! Wenn ihr euch jedoch bekehrt (und auf weiteres Zinsnehmen verzichtet), steht euch euer (ausgeliehenes) Kapital (als Eigentum) zu, so dass weder ihr Unrecht tut (indem ihr Zins nehmt) noch euch Unrecht getan wird (indem man euch um euer Kapital bringt).

280 Und wenn (unter den Schuldnern, die Kapital zurückzahlen müssen) einer ist, der sich in Bedrängnis befindet, dann sei (ihm) Aufschub (gewährt), bis er Erleichterung gefunden hat. Es ist aber besser für euch, ihr gebt (dem, der in Bedrängnis ist) Almosen (indem ihr auf die Rückzahlung überhaupt verzichtet). (Das wird euch einleuchten) wenn (anders) ihr (richtig zu urteilen) wisst.
MfG B.
#15
Sura 2:280 stellt natürlich ein Problem für eine islamische Bank dar: Auf der einen Seite soll die Bank "nachsichtig sein", also die Abzahlraten nach Möglichkeit reduzieren, auf der anderen Seite hat die islamische Bank ja auch Kosten, muss ihre Leute bezahlen.... das kann schon ein regelrechter Spagat sein den man als "islamischer Banker" da macht. Auf der anderen Seite - ich weiss von einem muslimischen Nachbarn, der arbeitslos wurde und bei dem die islamische Bank die "Abzahlungsmiete" für's Haus den Sätzen vom ALG II angepasst hat (was nach dem SGB II auch völlig in Ordnung ist; das abzuzahlende Haus gilt als Altervorsorge).

Man kann sich's recht einfach machen und sagen: "Den möglichen Kreditausfall sichern ja die Ölmillionen" - das ist aber recht kurz gegriffen. Bei uns im christlichen Abendland, also bei den nicht-islamischen Banken, trägt das Ausfallsrisiko letztlich der Steuerzahler..... in beiden Fällen ist das Kreditausfallsrisko "gedeckelt", nur halt aus anderen "Quellen"...


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