Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Ahl-i haqq
#1
Ahl-i haqq (Besitzer der Wahrheit)

Islamische ↗Sekte, deren religiöses Bild stark vom ↗Sufismus – verbunden mit einer ↗Reinkarnations- und Seelenwanderungslehre – geprägt ist. Die Religionsgemeinschaft ist vor allem in von Kurden besiedelten Rückzugsgebieten vertreten.

Zentraler Glaube der Ahl-i haqq ist die Annahme von sieben göttlichen Manifestationen.

Am Anfang der Zeit entstieg die Gottheit (Khawandagar) einer Perle (siehe dazu: ↗Manichäismus) und schuf die Welt, mit ↗Ali nahm sie (als zweite Manifestation) menschliche Gestalt an, mit Sultan Sohak (in der vierten Manifestation) wirkte sie in ihrer größten Vollkommenheit als Mensch.

Zu den übrigen Inkarnationen der Gottheit bestehen innerhalb der Religionsgemeinschaft unterschiedliche Ansichten.

Der ↗Islam ist für die Ahl-i haqq Vorstufe zur höchsten Erkenntnis. Der Mensch hat 1001 Wiedergeburten zu durchlaufen, in denen er sich - durch geduldiges, gottgefälliges Ertragen des ihm bestimmten Schicksals - der Gottheit nähert.

Nicht alle Menschen bringen die gleichen Voraussetzungen zur Gotteserkenntnis mit sich. Jene, die aus gelber Erde geschaffen wurden und deren Lebenszyklen gottgefällig durchlaufen, gehen ins ↗Paradies ein, sie werden "die Schönheiten Gottes" schauen. Wer aus schwarzer Erde geschaffen wurde, ist böse geschaffen worden, und kann sich der Gottheit nicht nähern. Unter diesen Bösen befinden sich beispielsweise auch ↗Aisha die Lieblingsfrau ↗Mohammeds, und der Umayyadenkalif und Gegenspieler Alis ↗Mu’awiya.

Zur Endzeit wird nach Vorstellungen der Ahl-i haqq der "Herr der Zeiten" (sahib-i-zaman) erscheinen und das Jüngste Gericht abhalten. Alle Herrscher der Welt werden gerichtet werden, die Guten gehen ins Paradies ein, die schlechten in die Verdammnis.

Die Aufnahme in die Glaubensgemeinschaft der Ahl-i haqq ist mit einem Übergangsritus verbunden. Der Aufnahmewerber benötigt einen "Geistigen Führer" (Pir). Im Zentrum der Aufnahmezeremonien steht eine Muskatnuss, die den Kopf des Aufnahmewerbers symbolisiert. Diese Muskatnuss wird vom Pir zerbrochen und ist ab nun zusammen mit dem in Silber gravierten schiitischen Glaubensbekenntnis an einem Band oder einem Kettchen am Hals zu tragen.


● Zum Inhaltsverzeichnis des Lexikons
MfG B.
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste