23-07-2011, 13:19
(23-07-2011, 13:02)Bion schrieb:Karla (Einsicht vermitteln - Ordnung bewahren, Beitrag 22) schrieb:Die ständige Forderung nach "methodisch sauberer Argumentation" ist auch in meinen Augen pharisäerhaft und hat mit Wissenschaft gar nichts zu tun. Erkenntnisse beginnen nicht mit Methodik.
Die Darstellung von Erkenntnis nimmt in der Geschichte jedweder menschlicher Kultur breiten Raum ein. Die Aussage, dass man Dinge ohne Methode zu erkennen vermag, ist plausibel und nachvollziehbar.
Aber kann man Erkenntnis auch ohne Methode darstellen? Ich meine, nein.
Vom allgemeinen Begriff abgehoben ist der philosophische Begriff der Erkenntnis seit Parmenides und Heraklit dadurch charakterisiert, dass die Erkenntnis durch eine methodisch durchgeführte Reflexion als adäquate oder nichtadäquate Erkenntnis unterschieden und der Wahrheitsanspruch der Erkenntnis mittels dieser Reflexion geprüft wird. Das Ziel dieser Reflexion ist es, einen Weg der Erkenntnis (ἡ ὁδὸς διζήσιος) zu finden, der als Weg der wahren Erkenntnis ausgewiesen werden kann.***
Nochmals die Frage: Kann man Erkenntnis ohne Methode darstellen?
*** (vgl. Hist. Wörterbuch der Philosophie, Bd 2, S. 643)
Puh, schwere Frage.
Sehen wir uns zb. die Gurus in anderen Kulturen an, so finden wir oft dass diese Menschen ihre Erkenntnis nicht auf methodischem Wege bekräftigen, sondern in dem sie Wunder vollbringen, schlaue Sätze sagen oder als Wiedergeburt eines Gottes angesehen werden.
In diesem Zusammenhang (und diese Gurus haben oftmals eine unglaublich hohe Anhängerschaft) scheint es so dass Erkenntnis auch ohne Methode darstellbar ist.
Für mich persönlich benötigt Erkenntnis jedoch schon eine Methodik, so zu sagen etwas dem man folgen kann und der einen erst zu dieser Erkenntnis führt. Eine Art Herleitung und Bekräftigung.